Das steckt dahinter
Die Lyme-Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die über Zecken (Holzbock, Ixodes ricinus) übertragen wird. Bei uns gibt es vier verschiedene Borrelienarten. Ob sie alle identische Krankheitszeichen auslösen, muss noch genauer untersucht werden. Vermutlich erregen einige Arten eher Nervensymptome, andere eher Hauterscheinungen. Wohl bleibt die Infektion meist still: In einigen Gebieten Deutschlands haben erhebliche Teile der Bevölkerung Antikörper gegen Borrelien im Blut (in Nordbaden z.B. 17 %), meist ohne schwerwiegende Symptome.
Der Weg zur Mahlzeit
Zecken lauern in Büschen, Laub und Gräsern auf ihre Opfer, in der Regel Mäuse und Vögel, aber auch andere Säugetiere. Sie werden durch Wärme, Atemluft (CO2), Vibration und Schweißgeruch (Ammoniak, Butter- und Milchsäure) angezogen. Haben sie ihr Ziel erreicht, wandern sie zur nächsten geschützten Stelle mit weicher, gut durchbluteter Haut (häufig Kniekehlen, Leiste, Achseln, Genitalbereich, Haaransatz). Dort angelangt schneiden sie mit ihren Kieferklauen eine Öffnung in die Haut und saugen mit ihrem hakenbesetzten Rüssel das Blut. Zusätzlich kleben sich Zecken mit einem Sekret auf die Haut. Ihr Speichel enthält Stoffe, die die Blutgerinnung hemmen sowie eine Entzündung und Schmerz unterdrücken. Mit zunehmender Füllung scheiden sie die nahrhaften Anteile ab und spritzen das Wasser zurück in die Wunde. Erst bei diesem Prozess werden die meisten Erreger übertragen. Man vermutet außerdem, dass es durch Drücken und Reizen des Insekts vermehrt zu Infektionen kommt, das hat aber der Tierversuch bisher nicht belegt.
Zecken im Vormarsch: Mild und feucht
Besonders nach milden Wintern gibt es sie in großer Zahl: die Zecken. Ab etwa 8 °C werden sie bereits aktiv. Durch den Klimawandel findet der Holzbock immer bessere Bedingungen, er breitet sich nach Norden und in größere Höhenlagen aus. Außerdem wird er bedingt durch die steigenden Temperaturen immer früher aktiv. So wurden bereits im Januar Infektionen mit FSME beobachtet. Aber Zecken leiden unter Trockenheit. So dezimieren lange Trockenphasen im Sommer die Population. Das schafft hoffentlich einen gewissen Ausgleich.
Häufigkeit
Borreliose gehört zu den in Europa am häufigsten durch Zecken übertragenen Infektionen. In Deutschland haben je nach Region 5-25 % der Personen Antikörper im Blut. In den meisten Fällen scheint also der Körper mit der Herausforderung durchaus umgehen zu können. Komplikationen kommen in Europa seltener vor als in Amerika.
Je nach Gebiet sind etwa 5-35 % der Zecken Träger dieser Bakterien (im Durchschnitt 15 %). Auch werden nicht bei jedem Biss die Erreger übertragen. Dazu liegen verschiedene Schätzungen vor:
- Etwa 1,5-6 % der Bisse enden mit einer Infektion und Körperreaktion (die jedoch meist unauffällig ist).
- Rechnet man nur die infizierten Zecken, sind die Werte höher: Sie übertragen zu etwa 22-27 % der Fälle die Borrelien auf den Menschen. Je länger eine Zecke saugt, umso mehr steigt die Gefahr einer Infektion. Borreliose wird kaum bei einer Saugzeit unter 12 h übertragen, nach 3 Tagen ist die Infektionsrate im Tierversuch über 90 %.
- Man rechnet in Europa mit etwa einem chronischen Verlauf pro 20 Infektionen.
- Wenn die Diagnose rechtzeitig gestellt wird, hilft in den meisten Fällen die antibiotische Behandlung weitere Beschwerden zu vermeiden.