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Die Erkrankung verstehen: Borreliose

Infektion durch Zecken

Zecken übertragen weltweit etwa 170 verschiedene Mikroorganismen (Viren, Bakterien und Parasiten). In Mitteleuropa sind es meist Borrelien (Bakterien) oder Viren (FSME).

Definition

Das steckt dahinter

Die Lyme-Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die über Zecken (Holzbock, Ixodes ricinus) übertragen wird. Bei uns gibt es vier verschiedene Borrelienarten. Ob sie alle identische Krankheitszeichen auslösen, muss noch genauer untersucht werden. Vermutlich erregen einige Arten eher Nervensymptome, andere eher Hauterscheinungen. Wohl bleibt die Infektion meist still: In einigen Gebieten Deutschlands haben erhebliche Teile der Bevölkerung Antikörper gegen Borrelien im Blut (in Nordbaden z.B. 17 %), meist ohne schwerwiegende Symptome.

Der Weg zur Mahlzeit

Zecken lauern in Büschen, Laub und Gräsern auf ihre Opfer, in der Regel Mäuse und Vögel, aber auch andere Säugetiere. Sie werden durch Wärme, Atemluft (CO2), Vibration und Schweißgeruch (Ammoniak, Butter- und Milchsäure) angezogen. Haben sie ihr Ziel erreicht, wandern sie zur nächsten geschützten Stelle mit weicher, gut durchbluteter Haut (häufig Kniekehlen, Leiste, Achseln, Genitalbereich, Haaransatz). Dort angelangt schneiden sie mit ihren Kieferklauen eine Öffnung in die Haut und saugen mit ihrem hakenbesetzten Rüssel das Blut. Zusätzlich kleben sich Zecken mit einem Sekret auf die Haut. Ihr Speichel enthält Stoffe, die die Blutgerinnung hemmen sowie eine Entzündung und Schmerz unterdrücken. Mit zunehmender Füllung scheiden sie die nahrhaften Anteile ab und spritzen das Wasser zurück in die Wunde. Erst bei diesem Prozess werden die meisten Erreger übertragen. Man vermutet außerdem, dass es durch Drücken und Reizen des Insekts vermehrt zu Infektionen kommt, das hat aber der Tierversuch bisher nicht belegt.

Zecken im Vormarsch: Mild und feucht

Besonders nach milden Wintern gibt es sie in großer Zahl: die Zecken. Ab etwa 8 °C werden sie bereits aktiv. Durch den Klimawandel findet der Holzbock immer bessere Bedingungen, er breitet sich nach Norden und in größere Höhenlagen aus. Außerdem wird er bedingt durch die steigenden Temperaturen immer früher aktiv. So wurden bereits im Januar Infektionen mit FSME beobachtet. Aber Zecken leiden unter Trockenheit. So dezimieren lange Trockenphasen im Sommer die Population. Das schafft hoffentlich einen gewissen Ausgleich.

Häufigkeit

Borreliose gehört zu den in Europa am häufigsten durch Zecken übertragenen Infektionen. In Deutschland haben je nach Region 5-25 % der Personen Antikörper im Blut. In den meisten Fällen scheint also der Körper mit der Herausforderung durchaus umgehen zu können. Komplikationen kommen in Europa seltener vor als in Amerika.

Je nach Gebiet sind etwa 5-35 % der Zecken Träger dieser Bakterien (im Durchschnitt 15 %). Auch werden nicht bei jedem Biss die Erreger übertragen. Dazu liegen verschiedene Schätzungen vor:

  • Etwa 1,5-6 % der Bisse enden mit einer Infektion und Körperreaktion (die jedoch meist unauffällig ist).
  • Rechnet man nur die infizierten Zecken, sind die Werte höher: Sie übertragen zu etwa 22-27 % der Fälle die Borrelien auf den Menschen. Je länger eine Zecke saugt, umso mehr steigt die Gefahr einer Infektion. Borreliose wird kaum bei einer Saugzeit unter 12 h übertragen, nach 3 Tagen ist die Infektionsrate im Tierversuch über 90 %.
  • Man rechnet in Europa mit etwa einem chronischen Verlauf pro 20 Infektionen.
  • Wenn die Diagnose rechtzeitig gestellt wird, hilft in den meisten Fällen die antibiotische Behandlung weitere Beschwerden zu vermeiden.

Ursachen

Es hat einige Zeit gedauert, bis die Borrelien als Erreger diverser Beschwerden nach Zeckenbissen und als Ursache einer Infektionserkrankung identifiziert waren.

Der Name Lyme-Borreliose bezieht sich auf den Ort Lyme in den USA, in dessen Umgebung rätselhafte Fälle von Gelenkbeschwerden aufgetreten sind. Auf Grund von privaten Anstrengungen und Dokumentationen wurde die Erscheinung nach langem Suchen auf Bakterieninfektionen zurückgeführt.

Ursache für Borreliose ist eine schwelende Infektion durch Bakterien der Art Borrelia. In Mitteleuropa sind es die Arten B. burgdorferi, B. garinii, B. afzelii und B. spielmanii.

Prävention

Die Gefahrenzone:
  • Meiden Sie in Zeckengebieten hohes Gras, Laub und Gebüsch. Zecken müssen sich vor Austrocknung schützen und bleiben in der Nähe einer feuchten Umgebung. Trockene und periodisch heiße Orte (wie Sportplätze) sind in der Regel zeckenfreie Zone.
  • Faustregel: Überall wo wilde Tiere Zugang haben (Mäuse, Ratten, Hasen, Wild), halten sich Zecken auf. Auch Haustiere wie Schafe, Hühner und Pferde bringen immer wieder Zecken mit. In einem abgeschlossenen Garten ist die Gefahr durch Zecken in der Regel gering.
  • Katzen und Hunde sollten regelmäßig auf Zecken untersucht werden. Unangenehm, aber hier kann man sich in der richtigen Zeckenentfernung üben.

Vorbeugen:

  • Insektensprays schrecken Zecken gut ab. Ein hundertprozentiger Schutz ist es aber nicht. Sie müssen je nach Marke nach 2-4 h erneut angewendet werden!
  • Der Körper sollte mit Kleidung bedeckt sein, die Hose wird besser in die Socken gesteckt.
  • Bei heller und ungemusterter Kleidung erkennt man die schwarzen Krabbeltiere am schnellsten.
  • Nach dem Ausflug in Zeckengebiete duscht man und untersucht die Haut vollständig (vor allem auch alle Falten wie Achselhöhlen, Nabel etc.).
  • Auch in der getragenen Kleidung können die Zecken weiterhin lauern. Sie sollte durchsucht werden, denn Zecken überstehen offensichtlich eine Wäsche in der Maschine. Nur bei -20 °C in der Gefriertruhe oder im Wäschetrockner nehmen die Zecken ernsthaften Schaden.

Schaden begrenzen

  • Hat sich die Zecke schon festgesetzt, sollte sie umgehend fachmännisch entfernt werden. Tierversuche lassen vermuten, dass es selten zu einer Infektion kommt, wenn Zecken innerhalb von 24 h entfernt werden. Am besten man fasst das Tier mit einer Pinzette (oder einer Zeckenzange, Zeckenkarte oder einem anderen Spezialwerkzeug) hinter dem Kopf und zieht leicht daran, so dass sich die Haut anhebt. Anschließend wird die Stelle desinfiziert.
  • Die Zecke sollte nicht mit Klebstoff, Benzin, Öl oder Alkohol oder Ähnlichem behandelt werden.
  • Eine vorbeugende Antibiotikabehandlung wird in der Regel nicht praktiziert, da eben meist keine Erreger übertragen werden. Es kann aber eine Gabe von Antibiotika erwogen werden, wenn bestimmte Risikofaktoren ins Spiel kommen (z.B. bei Vorerkrankungen, wenn die Zecke länger als 24 h gesaugt hat oder wenn gleich eine Vielzahl von Zecken zugeschlagen haben). Empfohlen wird dann einmalig 200 mg Doxycyclin nach dem Zeckenstich, die Wirksamkeit liegt bei 87 %.

Dokumentieren

  • Dokumentieren sollte man Datum, Zeit und Einstichstelle (z.B. mit einer Kugelschreibermarkierung und einem Foto).
  • Wenig sinnvoll ist es, die Zecke für eine Laboranalyse aufzuheben (auch für den Nachweis einer Berufskrankheit hat sie keine ausreichende Beweiskraft). Die Kasse erstattet die Untersuchung außerdem nicht, weil eine positive Zecke nicht auf eine Infektion des Menschen schließen lässt. Bei einem positiven Laborbefund überwacht man lediglich intensiver. Nur wegen eines positiven Befundes im Zeckenorganismus wird in der Regel nicht antibiotisch behandelt.

Verlauf und Komplikationen

Verlauf

Am deutlichsten sichtbar ist eine Infektion an der lokalisierten Reaktion in der Haut, die aber nicht in jedem Fall auftritt. Meist erreicht der Körper aus eigenen Kräften die Elimination des Erregers. Besonders gefährlich wird es, wenn die Borrelien streuen (disseminierte Reaktion) oder sich vor dem Immunsystem verstecken. Das leitet den chronischen Verlauf ein. Einige überlebende Erreger greifen wiederholt an und nach beschwerdearmen Zeiten folgen symptomatische Episoden.

Warum einige Menschen so gut mit der Krankheit klar kommen, andere nicht, wird derzeit untersucht. Übrigens ist bei Kindern häufiger ein günstigerer Verlauf zu beobachten, als bei Erwachsenen.

Komplikationen

Eine Auswertung im Raum Würzburg ergab folgende Risiken:

Frühe Komplikationen:

  • Erythema migrans als einziges Symptom der Infektion bei 89 %,
  • Erythema migrans mit einem weiteren organischen Symptom bei 3 %,
  • ein Lymphozytom bei 2 % der Infizierten.

Stadium II

  • frühe Neuroborreliose in 3 %,
  • eine Schädigung des Herzens (Karditis) in weniger als 1 % der Fälle.

Stadium III

  • Lyme-Arthritis in 5 %,
  • eine Acrodermatitis in 1 %,
  • chronische Neuroborreliose in 0% der Fälle (in dieser Studie nicht aufgetreten).

Postinfektiöses Syndrom (Post Lyme disease)

Umstritten sind bestimmte Spätfolgen von Borreliose, wenn etwa einzelne Beschwerden nach der antibiotischen Behandlung fort bestehen. Diskutiert wird auch Müdigkeit („Chronic Fatigue“) oder Fibromyalgie als Folge der Borreliose. Dennoch treten diese Symptome nicht häufiger als nach einer anderen Erkrankung auf.

Nur einige dieser Spätschäden sind einer professionellen Therapie zugänglich.

  • Autoimmunreaktionen: Bei bestimmten, dafür anfälligen Patienten, ist das Immunsystem zu aktiv. Man dämpft hier die Entzündung, ähnlich wie bei Rheumapatienten.
  • Postinfektiöse Nervenschmerzen (Neuropathien) werden ähnlich wie Herpes zoster behandelt.
  • Veränderungen an den Strukturen, z.B. an Haut und den Gelenken bleiben häufig dauerhaft. Entzündliche Reaktionen schädigen den Knorpel oft langfristig.

In sehr seltenen Fällen kann die Arthritis auch durch eine Autoimmunreaktion unterhalten werden. Die Ursache ist, dass bestimmte Antikörper, die gegen Teile des Bakteriums entstehen, mitunter gegen eigene Proteine reagieren (Kreuzreaktion). So kann auch die Schilddrüse angegriffen werden. Des Weiteren diskutiert man eine Autoimmunreaktion gegen Nerven- und Bindegewebe.

Formen

Je nachdem, auf welche Organe sich die Infektion ausbreitet, unterscheidet man:

  • Haut: Erythrema mirgrans, Lymphozytom
  • Nerven: Neuroborreliose
  • Gelenke: Lyme-Borreliose

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

Literatur

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