Stadium II
In den meisten Fällen kommt es erst Wochen bis Monate nach der Infektion zu einer Streuung über das Blut und Lymphsystem in den Körper mit den genannten Allgemeinsymptomen. Ebenso kommt es unter Umständen zu Müdigkeit, Konzentrationsproblemen, Schwindel, Herzrasen, Gewichtsabnahme, Haarausfall. Wenn der Erreger dieses Stadium erreicht hat, folgen häufig ganz unterschiedliche organische Beschwerden:
Nerven (Neuroborreliose):
- schmerzhafte Nervenentzündung (Meningo-Radikulo-Neuritis Bannwarth): starke (nächtliche) Nervenschmerzen, oft in Bezug zur Bissstelle, oft an Armen und Beinen. Der Ort der Schmerzen kann wechseln. Es folgen unter Umständen weitere Symptome:
- Hirnnervenausfälle (Hirnnervenparesen) mit schlaffen Lähmungen, Gesichtslähmungen, Mimikveränderungen, Sensibilitätsstörungen (Hitze-, Kältegefühl, Kribbeln). Beeinträchtigungen der Augen, des Gehörs und Riechvermögens werden ebenfalls berichtet.
- Gehirnentzündung (lymphozytäre Meningitis)
Hauterscheinungen:
- Viele wandernde Hautrötungen (multiple Erythemata migrantia) mit und ohne Allgemeinsymptomen.
- Lymphozytome an vielen Orten
Herzentzündungen (Myokarditis), anfallsartige Herzrhythmusstörungen.
Gelenkbeschwerden „Lyme Arthritis“ mit Gelenkschwellungen. Betroffen ist anfangs das nächstliegende Gelenk.
Lymphknotenschwellungen oder knotige Hauterscheinungen.
Stadium III
Monate bis Jahre nach dem Biss tritt das chronische Stadium ein, falls einige Erreger versteckt im Körper überlebt haben. Die Infektion kann dann immer wieder aufflammen. Es folgen diverse Entzündungen:
Gelenke: Gelenkentzündungen sind schmerzhafte Erscheinungen, die bei den Krankheitsepisoden in verschiedenen Gelenken auftreten (Lyme Arthritis). Alternativ betroffen sind auch die Muskeln (Myositis) und Weichteile.
Gefäßentzündungen: Auch Gefäßentzündungen sind die Folge (Vaskulitiden). Wenn sich dabei die kleinen Gefäße verschließen, steht die Gewebeversorgung oder Nervenversorgung auf dem Spiel, auch das unterhält Schmerzen und eine Anfälligkeit der Bereiche für diverse Schäden.
Haut: An der Haut können unterschiedliche Symptome auftreten. Bereiche schwellen an, erwärmen sich und nehmen eine blaurote Färbung an, sind dabei aber schmerzlos (chronische plasmazelluläre Borrelien- Dermatitis). Die Haut wird bei Mangelversorgung zunehmend haarlos, dünn und transparent (Acrodermatitis chronica atrophicans). Dazu treten nervliche Erscheinungen auf (Polyneuropathie: nächtliche Schmerzen, Prickeln).
Knochen: Borreliose kann zu Osteoporose führen, vermutlich ebenfalls eine Folge der gestörten Versorgungssituation.
Herz: Auch im Herzmuskel können die Erreger siedeln. Das führt zu einer Lyme-Karditis mit Schädigung des Herzmuskels.
Nerven: Selten kommt es zu einer chronischen Neuroborreliose mit diversen Nervensymptomen:
- Rückenmarksentzündung Myelitis mit Störungen der Blasenentleerung und dem Gang.
- Gehirnentzündung (Encephalitis) mit Kopf- und Nackenschmerzen, Verwirrung, Sprachstörungen, Halluzinationen, Lähmungen oder Koordinationsstörungen, epileptische Anfälle.
- Hirnhautentzündung (Meningitis): Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheu, Kopfschmerzen, Gesichtslähmung.
- periphere Polyneuritis zusammen mit den Hautschäden (Acrodermatitis chronica atrophicans).
- mitunter auch unspezifische psychiatrische Symptome wie Depressionen, Angstzustände und Schlaflosigkeit.
Insgesamt ist Borreliose eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Es liegt auf der Hand, dass diese Infektion schwer festzustellen ist.