Verlauf und Komplikationen
Die allergische Reaktion verläuft immer nach demselben Prinzip:
- Die Antikörper im Augenschleim reagieren mit dem Antigen, das von Immunzellen wahrgenommen wird. Daraufhin schütten Immunzellen (Mastzellen) entzündliche Botenstoffe aus (z.B. Histamin). Das ist der Punkt, an dem viele Medikamente eingreifen: die Antihistaminika.
- Diese Reaktion ruft sofort das gesamte Immunsystem auf den Plan: Die Gefäße weiten sich, die Durchblutung steigt und das Gewebe rötet sich. Adern werden durchlässig für Flüssigkeit und Immunzellen. Die Entzündung meldet sich mit Brennen, Jucken und Überhitzung des Auges.
- Bei einigen chronischen Formen erfolgt bei chronischer Entzündung ein Gewebeumbau am inneren Augenlid. Es entstehen Auswüchse („Riesenpapillen“).
Komplikationen
Die saisonale oder ganzjährige allergische Konjunktivitis ist zwar lästig, aber vergleichsweise harmlos, denn weder die Sicht noch das Augenlicht sind ernstlich bedroht. Dennoch ergeben sich mitunter ernste Komplikationen:
Im Verlauf der Allergie besteht nach Jahren ein höheres Risiko, dass sich aus brennenden Augen und Heuschnupfen asthmatische Beschwerden entwickeln. In der Medizin ist der Vorgang auch als „Etagenwechsel“ bekannt, da sich die Krankheit praktisch nach unten ausbreitet.
Außerdem kann sich die Allergie auf andere ähnliche Allergene ausweiten oder sogar eine Nahrungsmittelallergie hinzukommen, so dass am Ende verschieden Allergien nebeneinander bestehen.
Bei Keratokonjunktivitis vernalis kommt es zusätzlich zu Wucherungen.
Besondere Gefahr besteht auch für Patienten mit Neurodermitis: Hier drohen Infektionen mit Eiterbakterien oder Herpes-Viren. Bei Atopikern besteht auch vermehrt Gefahr für das Augenlicht. Es entwickeln sich auch häufiger grauer Star (Katarakt) oder Hornhautschäden.
Kompliziert verläuft auch die Erkrankung bei Trägern von Kontaktlinsen oder Glasaugen. Durch den beständigen Kontakt mit künstlichen Oberflächen wird die Schleimhaut zusätzlich gereizt. Das löst palpillenartige Wucherungen aus (gigantopapilläre Konjunktivitis). In seltenen Fällen entwickelt sich daraus Krebs.