Symptome und Diagnose bei Diabetes
Diabetes erkennen
Da sich die Symptome beim Typ-2-Diabetes meistens sehr langsam entwickeln, wird eine Zuckerkrankheit mitunter nicht gleich entdeckt. Das deutlichste Symptom ist meist vermehrter Durst, doch können auch die Spätsymptome auffällig werden. Lassen Sie beim kleinsten Verdacht sofort Ihre Blutzuckerwerte beim Arzt kontrollieren!
Von: PhytoDoc-Redaktion
Die häufigsten Symptome bei Diabetes:
Folgende Symptome treten bei Diabetes auf, wenn der Blutzuckerspiegel zu hoch ist und es so zur Stoffwechselentgleisung kommt.
- starkes Durstgefühl
- vermehrter Harndrang
- schlechte Wundheilung
- Juckreiz
- Müdigkeit und Schwächegefühl
- erhöhte Infektanfälligkeit
- Wadenkrämpfe
Zusätzlich noch typisch für Diabetes Typ 1
- Gewichtsabnahme
- Heißhunger
- Alarmsignal Ketoazidose mit Azetongeruch der Atemluft (Notarzt rufen, im Extremfall droht diabetisches Koma)
Spätfolgen, wenn Diabetes Typ 2 nicht behandelt wurde (> Folgeerkrankungen)
- Sehstörungen
- Potenzstörungen
- Nervenschäden
- diabetische Nierenerkrankung
Wie kommt es zu diesen Symptomen bei Diabetes mellitus?
So hängen vermehrter Harndrang und starker Durst zusammen
Zu den ersten Hauptsymptomen gehört ein vermehrter Harndrang (Polyurie). Dieser entsteht dadurch, dass der Körper das Zuviel an Zucker im Blut über die Niere loswerden will und vermehrt Urin produziert. Hinzu kommt, dass der Zucker Wasser an sich bindet, wodurch Patienten große Harnmengen ausscheiden, besonders häufig in der Nacht. Mit dem Wasser werden auch die darin gelösten Mineralien wie zum Beispiel Magnesium verstärkt ausgeschieden, so dass es zu Wadenkrämpfen kommen kann.
Diese erhöhte Harnausscheidung führt zu starkem Durst
Da der Körper viel Wasser verliert, leiden die Betroffenen unter sehr starkem Durst. Viele Diabetiker denken, die vielen Toilettengänge seien ganz normal, da sie ja so viel trinken. Es ist aber genau umgekehrt und die Ursache ist der erhöhte Blutzucker und der damit verbundene erhöhte Harndrang. Das Durstgefühl ist die Folge des Flüssigkeitsverlustes und nicht die Ursache.
Juckreiz durch Flüssigkeitsverlust der Haut
Was viele Diabetiker plagt, ist die trockene Haut, verbunden mit Juckreiz und gestörter Wundheilung. Der oben beschriebene Flüssigkeitsverlust führt zur Austrocknung der Haut und zu einer verzögerten Wundheilung. Im Verlauf der Krankheit, sofern es bereits zu einer Nervenbeteiligung gekommen ist, ist die Aktivität der Talg - und Schweißdrüsen eventuell zusätzlich gestört, was die Hautsymptomatik verstärkt.
Höhere Anfälligkeit für Infekte
Erhöhter Blutzucker zusammen mit trockener Haut und Schleimhaut kann auch dazu führen, dass die Betroffenen ein geschwächtes Immunsystem haben und eine vermehrte Anfälligkeit für Erkältungen, Pilzinfektionen und Blasenentzündungen zeigen.
Diabetes-Symptom: Ständige Müdigkeit und Kraftlosigkeit
Ein weiteres Anzeichen im Zusammenhang mit dem erhöhten Blutzucker ist, dass sich die Betroffenen schlapp und müde fühlen. Der Grund dafür ist Folgender: alle Zellen benötigen Zucker zur Energiegewinnung. Wenn aber Insulinmangel vorherrscht, wird nicht genügend Zucker zur Zelle transportiert und fehlt dann eben für die Energiegewinnung. Die Betroffenen leiden an ständiger Müdigkeit, sie sind schlapp und kraftlos. Gerade unser Gehirn braucht viel Zucker – wenn dieser aber fehlt, kann dieses Organ nicht mehr hundertprozentig seiner Arbeit nachgehen. Dies kann zu Konzentrationsschwäche bis hin zu Bewusstseinsstörungen führen.
Typische Symptome bei Diabetes Typ 1
Häufig kommt es bei Typ-1-Zuckerpatienten zu ungewolltem Gewichtsverlust. Die Betroffenen ernähren sich ganz normal, nehmen aber trotzdem ab. Warum? Wenn nicht genügend Insulin vorhanden ist, können die Zellen nur sehr wenig Zucker aufnehmen. Als Alternative ist der Körper auf der Suche nach einer anderen Energiequelle. Er greift deshalb Fett-, Eiweiß- und Muskelmasse an, um für Energie zu sorgen.
Typische Symptome bei Schwangerschaftsdiabetes
Die oben beschriebenen Symptome eines Diabetes mellitus wie starker Durst und vermehrtes Wasserlassen sind beim Schwangerschaftsdiabetes oft nur sehr milde ausgeprägt. Da sich im Körper der werdenden Mutter sowieso so viel verändert hat, werden diese Beschwerden außerdem nicht besonders wahrgenommen. Anzeichen wie häufige Blasenentzündungen oder Scheideninfektionen durch Pilze können aber auf einen Schwangerschaftsdiabetes hindeuten. Bei Verdacht konsultieren Sie auf jeden Fall Ihre Frauenärztin.
Komplikationen durch Unter- oder Überzucker
Symptome bei Unterzucker
Eine häufige akute Komplikation ist die Unterzuckerung, in der Fachsprache Hypoglykämie genannt. Dies ist vor allem bei Patienten der Fall, die Insulin spritzen oder Sulfonylharnstoffe einnehmen. Sinkt der Blutzucker auf Werte unter 70 mg, kommt es zu Anzeichen wie Schwitzen, Herzjagen und Blässe um den Mund herum. Sinkt der Wert noch weiter, leiden die Betroffenen an Kopfschmerzen, Sprachstörungen, Sehstörungen und Konzentrationsmangel. Hier sind schnelle Kohlenhydrate, zum Beispiel in Form von Traubenzucker (Glukose), gefordert. Leider nehmen die Patienten nicht immer gleich die Unterzuckerungszeichen wahr.
Symptome bei Überzuckerung (Ketoazidose)
Als akute Komplikation ist nicht nur die Unterzuckerung, sondern auch die Überzuckerung (Hyperglykämie) möglich. Dies betrifft vor allem Diabetes-Typ-1-Patienten. Bei längerem absolutem Insulinmangel herrscht auch ein starker Energiemangel in den Körperzellen vor. Auf der Suche nach anderen Energiequellen beginnt der Körper seine Fettreserven abzubauen, die er bis zur Stufe der Ketonkörper aufspaltet.
Dieser Keton-Überschuss bringt den Säure-Basen-Haushalt massiv durcheinander und führt zu einer Übersäuerung, bis zu dem bedrohlichen Zustand der Ketoazidose, die im schlimmsten Fall in ein diabetisches Koma führt. Die Ketonkörper enthalten Azeton, das im Urin, aber auch über die Atemluft ausgeschieden wird. Der Azetongeruch des Atems ähnelt Nagellack oder fauligen Äpfeln.
Dieser Atemgeruch ist ein absolutes Warnzeichen für ein beginnendes diabetisches Koma. Es sollte sofort ein Notarzt gerufen werden.
Weniger eindeutig bei einer Ketoazidose sind Symptome wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, die entstehen, weil das Bauchfell durch die Übersäuerung stark gereizt ist.
Insulinpumpentherapie zur Gefahrenvorbeugung
Die Insulintherapie mithilfe einer Insulinpumpe ist eine gute Möglichkeit Komplikationen wie Unter- und Überzuckerung und die Gefahr einer Ketoazidose und eines diabetischen Komas zu minimieren. Die Pumpe gibt an den Körper ständig Insulin ab und bei Bedarf kann der Patient noch zusätzlich von außen weiteres Insulin „anfordern“.
Weitere Behandlung und Ernährungstipps bei Diabetes mellitus
Ganz egal, ob Typ-1 oder Typ-2 der Zuckerkrankheit vorliegen, der behandelnde Arzt wird dem Patienten individuelle Ernährungstipps mitgeben. Ganz allgemein gilt: Die Ernährung von Diabetikern sollte vollwertig, gesund und reich an Gemüse sein. Hin und wieder ist sogar Schlemmen erlaubt. Bei Typ-2-Diabetes ist außerdem die Behandlung von Adipositas vordringlich, dabei hilft neben der Ernährung auch Bewegung und Sport. Im weiteren Verlauf der Therapie kommen auch orale Antidiabetika zum Einsatz.
Spätsymptome durch Folgeerkrankungen
Bestehen erhöhte Blutzuckerwerte schon über einen längeren Zeitraum hinweg, sind irreversible Schädigungen der Blutgefäße, Nerven und auch Organe die Folge. Da eine unbehandelte Zuckerkrankheit langsam, über Jahre hinweg und völlig unbemerkt fortschreitet, sind Folgeschäden bereits zum Zeitpunkt der Diagnose vorhanden.
Dazu gehören:
- Nervenschäden (diabetische Polyneuropathie). Sie äußert sich durch Probleme mit dem Schmerz- und/oder Temperaturempfinden. Es können aber auch chronische Schmerzen, Lähmungen und/oder Missempfindungen sein. Auch Wadenkrämpfe, die aus heiterem Himmel ganz plötzlich einsetzen, sind möglich.
- Diabetischer Fuß: Der diabetische Fuß gehört ebenso zu den Folgen einer Nervenschädigung in Verbindung mit ständig erhöhtem Zuckerspiegel. Das Schmerzempfinden ist vermindert, kleinere Verletzungen an den Füßen bleiben unbemerkt. Wunden entstehen, die schlecht heilen und sich entzünden. Durch die Durchblutungsstörungen, die meistens gleichzeitig mit den Nervenschäden bestehen, können sich diese Hautläsionen dann relativ unbemerkt bis in die Tiefe des Gewebes ausbreiten. In schweren Fällen ist manchmal eine Amputation des Fußes unerlässlich.
Sehstörungen: Die chronische Erhöhung des Blutzuckers kann die Gefäße der Netzhaut im Auge schädigen. Zunächst unbemerkt, doch wenn größere Veränderungen an der Netzhaut eingetreten sind, führt dies zu ersten Problemen. Die davon Betroffenen haben Schwierigkeiten beim Lesen, die Farben werden anderes gesehen, Bilder sind verschwommen. Diese Schädigung (diabetische Retinopathie) kann bis zu einem völligen Sehverlust führen.
Wann zum Arzt
Bei auffälligem Durst und übermäßigem Wasserlassen sollte man sich gründlich durchchecken lassen. Im Prinzip ist schon Übergewicht ein Grund für einen jährlichen Arztbesuch. Der Hausarzt kann feststellen, wie groß das persönliche Diabetesrisiko ist.
Wurde bereits eine Blutzuckerkrankheit diagnostiziert, sind regelmäßige Besuche nötig, vor allem dann, wenn sich die Beschwerden verändern oder neue hinzukommen.
Unsere Empfehlungen:
- Einmal im Jahr sollte man beim Neurologen und Augenarzt abklären lassen, ob sich Spätschäden ankündigen (periphere Nerven, Netzhautgefäße).
- Nierenwerte im Blut (Kreatinin) und Urin (Albumin) sollten regelmäßig kontrolliert werden.
- Über die Herzleistung (Belastungs-EKG) überwacht man mögliche koronare Durchblutungsstörungen („Koronare Herzerkrankung“ = KHK), was das Herzinfarktrisiko erhöht und Herzinsuffizienz (Herzschwäche), die frühestmöglich behandelt werden muss, um Komplikationen zu vermeiden.
- Diabetiker sollten bei jeder schwereren Infektion (Haut, Blasenentzündung, Erkältung) mit Antibiotika behandelt werden.
- Schließen Sie die Lücken in Ihrem Impfpass. Diabetes macht infektionsanfällig.
- Nehmen Sie die Termine bei Krebsfrüherkennung wahr.
Diagnose von Diabetes mellitus
Genaue Bestimmung des Blutzuckers im Labor
Wenn die Blut- oder Urinprobe einen Anfangsverdacht geliefert hat, untersucht man die Schwere und Art der Stoffwechselentgleisung.
Diagnose Diabetes mellitus Typ II gilt als gesichert, wenn
- der Nüchternblutzucker zweimal unabhängig von einander über 126 mg/dl bzw. über 7,0 mmol/l ist
- beim Zuckerbelastungstest (oGTT) der Zuckerwert nach 2 Stunden über 200 mg/dl liegt.
- der Langzeitblutzucker (HbA1c) über 6,5 Prozent liegt.
Um bei Grenzwerten zwischen 100 und 125 mg/dl Nüchternblutzucker die Diagnose abzusichern, erfolgt ein Zuckerbelastungstest, der orale Glukosetoleranztest (oGTT).
Diagnose von Diabetes mellitus Typ 1
Bei Typ-1-Diabetes greift der Körper die eigenen Zellen an und zerstört die Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse durch das Immunsystem. Dann enthält das Blut entsprechende zerstörerische Antikörper. Zur Diagnose von Diabetes Typ 1 bestimmt man deren Konzentration im Blut (z. B. Insulin-Autoantikörper (IAA), Inselzell-Antikörper (ICA).
Oraler Glukosetoleranz-Test: Wie funktioniert er?
Der orale Glukosetoleranz-Test (oGTT) ist ein probates Mittel, um festzustellen, wie der Körper mit einer größeren Menge Zucker umgehen kann. Es wird geprüft, ob mithilfe des Hormons Insulin der Blutzucker ausreichend schnell in die Körperzellen geschleust wird oder ob es hier Defizite gibt und somit der Blutzuckerspiegel nach einer definierten Zeit zu hoch ist.
Der Patient oder die Patientin sucht nüchtern am Morgen, nach einer Nahrungskarenz von mindestens 10 Stunden, die Arztpraxis auf. Dort nimmt er oder sie 250 ml Wasser mit 75 Gramm Traubenzucker zu sich. Vor dem Trinken und danach, im Abstand von ein und zwei Stunden, wird Blut abgenommen und der Blutzucker bestimmt. Übersteigt der Nüchternblutzuckerwert 126 mg/dl, beziehungsweise 7,0 mmol /l und/oder wird nach zwei Stunden der Wert von über 200 mg/dl, beziehungsweise 11,1 mmol/l gemessen, so spricht dies für das Vorliegen einer Zuckerkrankheit.
Was sagt der Langzeitblutzucker (HbA1C) aus?
Ein weiterer wichtiger Wert ist der Langzeitblutzucker. Dieser wird auch Blutzucker-Gedächtniswert genannt. Er zeigt die durchschnittliche Höhe des Blutzuckerspiegels der zurückliegenden vier bis sechs Wochen an und ist ein Messwert, ob die Patienten richtig eingestellt sind. Der HbA1C sollte stets unter 6,5 Prozent liegen.
Quellen/Weitere Informationen
- Bundesärztekammer: Nationale Versorgungsleitlinie: Therapie des Typ-2-Diabetes. 1. Auflage, Version 4, Stand: August 2013, Zuletzt geändert: November 2014. AWMF-Register: Nr.: nvl-001g und regelmäßige Stellungnahmen des Arbeitskreises Diabetes der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin, Leiter des Ak: Til Uebel)
- Einecke D: Auf dem Weg zu einer halben Milliarde Diabetes-Patienten. Jahreskongress der International Diabetes Federation (IDF), 1.–4.12.2013, Melbourne; IDF Diabetes Atlas, 6. Auflage, 2013
- Fichtl B.: Druckstellen oft nicht erkannt Der vergessene Fuß. Der Hausarzt 2011/20
- Scherbaum WA und Scherbaum CR: Diabetesnotfälle. Rettung aus Hyper- & Hypoglykämie. CME 2014/9
- Schmiedel V und Augustin M; Das große Praxisbuch der Naturheilkunde, Gondrom Verlag, Bindlach, 2004