Was Sie vom Arzt erwarten können
Liegt die Temperatur über 38,3 °C, spricht man von Fieber.
Am sichersten ist eine mehrfache Messung der Temperatur rektal, vor allem bei Kindern unter sechs Jahren. Dazu sollte man die Thermometerspitze fetten! Bei richtiger Handhabung und Mehrfachmessung ist auch die Messung
- im Ohr (intraaurikulär, Fieber etwa 0,5 °C höher als rektal),
- unter der Zunge (sublingual, Fieber etwa 0,5 °C tiefer als rektal), und
- unter der Achsel (axillär, Fieber etwa 0,5 °C tiefer als rektal) praktikabel.
Wenn man mehrmals hintereinander Fieber misst, weichen die Werte häufig etwas voneinander ab. Am Nachmittag und Abend ist die Körpertemperatur in der Regel höher, morgens niedriger. Auch körperliche Aktivität und ein heißes Bad lassen die Werte klettern.
Ziel der ärztlichen Diagnose ist es, die Ursache des Fiebers abzuklären. Die meisten der 300 Diagnosen sind sehr selten. Am häufigsten liegt eine Infektion vor. Grippe und Erkältung sind die Spitzenreiter unter den Fieberursachen. Meist deuten die Begleiterscheinungen wie Husten, Halsschmerzen, Schnupfen deutlich darauf hin. Daneben sind Darmgrippe, Harnwegsinfekt und Mittelohrentzündung bei Kindern oft mit Fieber verbunden. Diese „einfachen“ Ursachen sind leicht zu erkennen, in anderen Fällen muss der Arzt genauer nachforschen.
Fieber unbekannter Ursache (FUO)
Wenn das Fieber länger als drei Tage dauert, nicht sinkt oder immer wieder auftritt, ist die Diagnostik komplizierter. Der Arzt wird genauer befragen, gründlich körperlich untersuchen, Blutwerte bestimmen, eine Urinkultur im Labor anlegen lassen und andere Regionen gezielt untersuchen, um Infektionsherde abzuklären.
Auch Lunge, Harnwege oder Herzbeutel werden bei Verdacht untersucht. Bei Gicht und rheumatischen Erkrankungen kennzeichnend sind Gelenkschmerzen oder Muskelschmerzen. Gefürchtet – besonders bei Kindern und älteren Menschen – sind Blinddarmentzündungen (Bauchschmerzen) und Gehirnhautentzündung (Meningitis). Ein Harnwegsinfekt lässt sich relativ einfach erkennen.
Wenn das Fieber länger als eine Woche dauert, ist eine Infektion unwahrscheinlich. Dann geht man von einer entzündlichen Fieberursache aus. Der Arzt wird die gesamte Haut- und Schleimhaut nach Ausschlag, Entzündungen und Knötchen untersuchen und nach geschwollenen Lymphdrüsen tasten.
Folgende Fragen liefern häufig eine heiße Spur:
- Wie lange dauert das Fieber schon? Trat es schon öfter auf?
- Hat sich in Ihrem Leben etwas geändert? Haben Sie Haustiere, besondere Hobbies?
- In Zusammenhang mit welchen Symptomen trat das Fieber auf (Ausschläge)? Hatten Sie eventuell kürzlich eine Impfung?
- Waren Sie im Ausland?
- Welcher Impfschutz liegt vor (bei Kindern): Haemophilus influenzae Typ B, Pneumokokken, Meningokokken?
- Sind Ihnen Infektionen bekannt (Zähne, Tuberkulose, Borrelliose, Herpes-simplex)? Waren Sie im Ausland (Malaria, Leishmaniose, Bilharziose) oder leiden andere Personen in Ihrem Umfeld an Fieber? Hatten Sie eine Verletzung (auch Tierbiss, Zeckenbiss, Insektenstich)?
- Haben Sie Allergien?
- Leiden Sie unter chronischen Erkrankungen?
- Haben Sie einen neuen Sexualpartner?
- Welche Medikamente (eventuell auch Drogen) nehmen Sie ein?
- Hatten Sie in der letzten Zeit öfter Fieber? Ist Ihre Abwehr schwach oder unterdrückt (Immunsuppression, Autoimmunerkrankung, Allergie, HIV?)
- Gibt es in Ihrer Familie ein erbliches „periodisches Fiebersyndrom“?
Wenn die Ursache des Fiebers nicht gefunden werden kann, werden eventuell Gewebeproben (Biopsien) genommen, um TBC, Hepatitis, Entzündung der Gefäße (Vaskulitis) oder andere Bindegewebserkrankung (Sarkoidose) auszuschließen. Auch eine Biopsie der Lymphknoten und des Knochenmarks kann bei ungeklärtem Fieber notwendig sein.