Frühjahrsmüdigkeit: Wieso? Weshalb? Was hilft?
Müdigkeit statt Frühlingsgefühle?
In Deutschland erleben rund 50 Prozent die Frühjahrsmüdigkeit als körperlichen Kraftakt. Zwei Naturmediziner geben Tipps, wie Sie fit in den Frühling starten.
Von: Corinna Heyer
Warum wir uns im Frühjahr schlapp fühlen
Typische Symptome der Frühjahrsmüdigkeit sind Kreislaufbeschwerden, Antriebslosigkeit und ein übergroßes Schlafbedürfnis. Dr. Vinzenz Mansmann, Naturmediziner erläutert: "Verantwortlich ist das Wetter. Der Winter hat arg an unserer Immunabwehr gezerrt. Jetzt, wo es endlich besser zu werden scheint, muss der Körper erst wieder auftanken. Dann folgen die Wetterkapriolen von März bis Mai – mal ist es Winter, dann wieder Sommer. Der ständige Wechsel belastet unseren Organismus. Gerade, wenn es schön warm wird, weiten sich die Blutgefäße, mit dem Ergebnis, dass der Blutdruck absinkt und wir müde werden.
Ein weiterer Grund für unsere Schlappheit: mehr Licht
Tag für Tag wird es später dunkel und morgens früher hell. Am Tag unter vermehrter Sonneneinstrahlung wird das Glückshormon Serotonin gebildet, dafür schüttet der Körper abends mehr vom Schlafhormon Melatonin aus. Denn je früher es am Morgen hell wird, desto höher ist abends der Melatoninspiegel, da das Tageslicht den Melatoninabbau tagsüber hemmt. Wir werden dann abends ziemlich plötzlich müde, geben dem Impuls aber leider zu selten nach, da der Fernseher, Smartphones, der PC oder ein spannendes Buch lockt. Besonders der "Blue Screen" von Smartphones und manchen PCs hat wachmachende, melatoninhemmende Wirkung (wie blauer heller Himmel). Dann verpassen wir den Punkt, an dem entspannende Faktoren wie Melatonin (und Adenosin u.a.) uns optimal in den Schlaf gleiten lassen würden. Ergo: die Schlafqualität ist schlechter und es entsteht ein Schlafdefizit.
Dann gibt es noch einen weiteren "Übeltäter", der aber eigentlich nichts dafür kann, sondern nur auf die Ernährungssünden der Wintertage reagiert.
Frühjahrsmüdigkeit: Leber hat ihren Tiefpunkt
Gemeint ist unser hochempfindliches Organ, die Leber. Sie hat im Jahreszyklus im Frühjahr und Herbst ihren Tiefpunkt. Die Gründe sind vielfältig, mehr dazu im separaten Artikel: Ursachen und Kräutertee für die frühjahrsmüde Leber.
Für die natürliche Entgiftung der Leber empfiehlt der Experte:
- Vitamin B und C für Leber und allgemeine Abwehrsteigerung
- Kurzurlaube: Sonne und die Jodluft am Meer regen die Leber an
- 1-2 Mal wöchentlich Sport und regelmäßige Saunagänge
- Entschlackungskur für die Leber: mit Löwenzahn und Löwenzahnsalat, Brennnesselspitzen (einfach über die Wiesen laufen und die Stängel der gelben Löwenzahnblüten abbeißen und essen. Schmeckt zwar bitter, ist aber für die Leber sehr gesund.)
- spezieller Kräutertee regeneriert die Leber.
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Was hilft bei Frühjahrsmüdgkeit?
Richtig essen macht fit
Essen Sie leichte Kost: Viel Obst und Gemüse oder auch gedünsteten Fisch und kurzgebratenes Fleisch. Denken Sie dabei auch an Omega-3-Fettsäuren. Diese sind gut bei Schlafstörungen und können helfen, einen erholsamen Schlaf zu bekommen. Darüber hinaus wirken sie sich positiv auf Herz und Kreislauf aus.
Rezept-Tipp gegen die Frühjahrsmüdigkeit
Wildkräutersalat - frischer Energiespender (mit Vitamin C und Omega-3 Fettsäuren)
- 100 g Wildkräuter (vom Markt oder selbst sammeln)
- 150 g Babyspinat
- 2 EL Kresse
- 1 Kugel Mozzarella
- 1 rosa Grapefruit
- 1TL Senf
- 2 EL Öl, am besten aus Omega-3-Fettsäuren, z. B. Walnussöl, Leinöl, Algenöl (Nahrungsergänzungsmittel in höherer Konzentration)
- Salz und Pfeffer
Die Grapefruit filetieren und ca. 2 TL Saft für die Salatsauce abzweigen.
Die Wildkräuter, den Babyspinat und die Kresse waschen, große Blätter in Stücke schneiden.
2 TL Grapefruitsaft mit Senf, Salz, Pfeffer und Öl sehr gut miteinander verrühren.
Den Salat auf Tellern anrichten und mit den Grapefruitfilets belegen. Den Mozzarella in kleine Stücke reißen und auf den Salat geben. Anschließend alles mit der Soße beträufeln.
Und sonst noch?
Akzeptieren Sie, dass der Körper nach den langen Wintermonaten nicht sofort auf Hochtouren laufen kann. Kleine Pausen, wenn wir uns schlapp fühlen und auch ein kurzes Nickerchen am Mittag könnten schon helfen. Studien belegen: Nach einem kurzen Mittagsschlaf steigt die Aufmerksamkeit wieder an. Power-Napping aber nicht länger als 30 Minuten!
Für Nachteulen empfiehlt es sich, das Schlafzimmer abzudunkeln, damit am Morgen das Schlafhormon Melatonin noch ein bisschen wirken kann.
Weitere Tipps bei Frühjahrsmüdigkeit von Dr. Musselmann
Man kann auch aktiv vorbeugend etwas gegen das alljährliche Unwohlsein tun. Dr. Berthold Musselmann, Arzt für Naturheilkunde in Wiesloch, empfiehlt zuerst einmal, die Kost umzustellen. Dr. Musselmann erläutert: „Im Winter essen wir eher zu fett und zu viele Kohlenhydrate – damals bei den Jägern und Sammlern war das sinnvoll. Unser Immunsystem braucht heutzutage aber unbedingt Unterstützung, besonders die Vitamine B und C, die der Körper nicht lange speichern kann. Außerdem leicht verdauliche und hochwertige Proteine wie Kartoffel und Ei, Mais und Bohnen, Soja, Milchprodukte – und das am besten gut über den Tag verteilt."
Ein regelmäßiger Tagesablauf ist wichtig
Also nicht: „Ich ruhe mich jetzt mal richtig aus“, sondern: immer wieder kleine Pausen und die Einschlaf-/Aufstehzeit langsam aber stetig der Tageshelligkeit entsprechend verschieben. Denken Sie auch an andere wichtige Faktoren wie Spurenelemente und Vitamin D. Diese kann Ihr Arzt für Naturheilverfahren im Blut analysieren und überprüfen und nachsehen, „wie viel der Winter noch übrig gelassen hat.“
Kreislauf ankurbeln
Der Saunagang ist nicht nur gut für die Durchblutung, sondern stärkt auch jetzt im Frühjahr das arg ausgelaugte Immunsystem, genauso wie kalt-warme Wechselduschen und Kneipp’sche Anwendungen.
Unser Organismus ruft nach Licht und frischer Luft
Um den Kreislauf in Schwung zu bringen, helfen schon ein paar gymnastische Übung am Morgen. Auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkauf sollte man das Auto lieber stehen lassen und zu Fuß gehen oder das Fahrrad benutzen. Oder gehen Sie raus und machen einen schönen Spaziergang durch die Natur. Frische Luft tut gut und ist gesund!
Achtung: Hinter 2 % der Müdigkeitspatienten stecken aber auch schwerer wiegende Erkrankungen. Wenn Ihre Müdigkeit also bleibt: Lassen Sie sich bei Ihrem Hausarzt/Naturheilkundler durchchecken.