Die Erkrankung verstehen: Geschwollene Beine
Definition
Das steckt dahinter
Wenn das Wasser nicht ablaufen kann…
Bei verschiedenen Erkrankungen versagt dieses System: zum Beispiel wenn die Venenwände geschädigt sind. Dann staut sich Blut in den Adern, es sickert sehr viel Flüssigkeit aus den Gefäßen und sammelt sich im Bindegewebe an. Es bilden sich geschwollene Beine. Um das Wasser wieder abzupumpen, müsste das Lymphsystem verstärkt arbeiten, doch nicht immer kann es auf Dauer die Schwäche des Venensystems ausgleichen, insbesondere wenn das Lymphsystem auch selbst zu schwach oder behindert ist. In diesem Fall hilft nur eine Dauertherapie gegen das Beinödem.
Häufigkeit
Typisch Frau, das BeinödemDicke Beine durch Ansammlung von Gewebsflüssigkeit sind eine sehr häufige Erscheinung, die nicht nur alte Menschen trifft. Frauen leiden häufiger darunter als Männer, da die Hormone (insbesondere Östrogen) zu einem schwächeren Bindegewebe führen. Das begünstigt, insbesondere während der Schwangerschaft, die Entstehung von Krampfadern und dicken Beinen. Etwa ein Drittel der Bevölkerung erkrankt im Laufe des Lebens an einer Venenschwäche. Das Krankheitsbild wird auch als chronisch venöse Insuffizienz (CVI) bezeichnet.
Ursachen
Harmlos bis krankhaft
Leichte Ödeme sind häufig harmlos. Sie entstehen nach längerem Sitzen oder Stehen. Bei Frauen kommt es vor der Menstruation, in der Schwangerschaft oder zu Beginn der Wechseljahre häufig zu Wassereinlagerungen. Daneben neigen dicke Menschen mit bewegungsarmer Lebensweise zum Phleb- und Lipödem.
Wenn die Ödeme dauerhaft bestehen, steckt meist eine Krankheit dahinter. Die eigentlichen Ursachen sind dabei recht vielfältig:
- Bei Krampfadern chronisch venöser Insuffizienz und Thrombosen liegt in den Venen und Kapillaren ein hoher Druck vor, so dass Wasser ins Gewebe austritt. Typischerweise sind beide Beine unterschiedlich betroffen.
- Auch Arteriosklerose führt manchmal zu Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe, weil es durch eine schlechtere Durchblutung und Sauerstoffversorgung zu Gefäßschäden und letztlich mangelnder Gewebeversorgung kommt.
- Nur in seltenen Fällen liegt eine erbliche Fehlanlage des Lymphsystems vor (primäres Lymphödem). Wenn die Lymphe nicht abgepumpt werden kann, kommt es zunächst zu weichen Schwellungen, die später verhärten.
- Bettlägerigkeit/Inaktivität behindert den Füssigkeitstransport. Es kann sich ein Inaktivitätsödem bilden.
- Verschiedene Medikamente stören den Wasserhaushalt und führen zu Wassereinlagerungen.
- Bei einem schwachen Herz kann das Blut nicht ausreichend in Bewegung gehalten werden. Ist die linke Herzkammer betroffen, kommt es zu einem Lungenödem, bei Schwäche der rechten Hauptkammer zu Ödemen in den tieferen Körperbereichen. Meist schwellen die Beine an, bei Bettlägerigen auch die Region um das Kreuzbein.
Abgesehen davon werden Ödeme durch verschieden organische Erkrankungen ausgelöst. Sie entstehen dann an ganz unterschiedlichen Körperbereichen. Typischer Weise sind diese Ödeme symmetrisch, also auf beiden Körperseiten gleich angelegt.
- Nierenschaden: Nephrotisches Syndrom oder „Eiweißverlust-Niere“. Die Ödeme betreffen meist erst besonders weiches Bindegewebe (um die Augen und im Gesicht), erst später sammelt sich das Wasser auch im Bauch- und Brustraum. Eine Schädigung der Leber mit Leberzirrhose führt zu ähnlichen Ödemen.
- Auch Schwellungen bei Allergien treten häufig im Gesicht auf, sie können sich auf Atmungsorgane ausweiten (Angio-Ödem oder Quincke-Ödem).
- Darmerkrankungen mit Mangelernährung, Hungerzustände und Magersucht führen häufig zu Wasseransammlungen im Bauchraum.
- Das Eiweißmangelödem tritt nur auf, wenn der Körper nicht ausreichend mit Eiweiß versorgt werden kann (Mangelernährung, Darmerkrankungen, große Wunden, Krebs, Anorexie, Eiweißverlust über Darm oder Niere).
- Begleitend zu Entzündungen (wie Wundrose) und Verletzungen bilden sich Ödeme um die jeweils betroffenen Stellen (traumatische Ödeme), genau wie beim toxischen Ödem (Schlangenbiss, Wespen- oder Bienenstich).
- Besonders schwierig ist die Behandlung, wenn das Lymphsystem durch Krebs oder eine Krebsbehandlung (Operation mit Lymphknotenentfernung oder Bestrahlung) geschädigt ist. Auch andere Ursachen hemmen den Lymphfluss: Infektionen, Parasiten, Thrombosen.
- Sehr selten werden Ödeme durch Hormonstörungen verursacht (Hyperaldosteronismus, Hypothyreose, Hyperkortisolismus).
Prävention
- Eiskalt abgeschreckt: Betreiben Sie außerdem Vorsorge gegen Krampfadern und dicke Beine mit kalten Wassergüssen. Die Gefäße reagieren automatisch auf den Kaltreiz und beginnen zu arbeiten.
- Das schönste im Leben sind die Pausen? Für Dauersitzer gilt: regelmäßig Pausen machen. Leichte Bewegung aktiviert die Muskelpumpe. Auch bei langem Stehen tut Bewegung gut. Auch die Schreibtischgymnastik begleitet Sie ganz unauffällig…
- Planen ist das halbe Leben: Steht Ihnen ein anstrengender Tag bevor? Stehen? Sitzen? Reisen? Dann ziehen sie die Stützstrümpfe über. Zum Frühstück gibt es schon Entwässerungstee.
- Weniger Fett, weniger Wasser: Abnehmen: Übergewichtige Menschen kämpfen häufig mit geschwollenen Beinen. Eine langsame und nachhaltige Reduktion hilft Ihnen!
- Risiko Schwangerschaft: Viele Frauen leiden in der Schwangerschaft unter Krampfadern, vor allem in der zweiten Hälfte. Es empfiehlt sich auch hier schwache Stützstrümpfe („Klasse I“) zu tragen um geschwollene Beine im Vorfeld zu vermeiden – der Schönheit und Gesundheit zu Liebe…
Verlauf und Komplikationen
Verlauf
Ödeme bilden sich meist in belastenden Situation nach langem Stehen oder Sitzen, in Wärme und nach einem langen Tag. Sie beginnen in der Knöchelregion und können in extremen Fällen bis zur Hüfte ansteigen. Leichte Beinödeme sind häufig morgens verschwunden. Generell können sich Ödeme ohne Folgen zurückbilden, sofern die Ursachen behoben sind.
Wenn die Grunderkrankung - wie etwa Erkrankung der Gefäße – fortschreitet, bestehen Ödeme dauerhaft. Über Monate hinweg verhärten sich die Ödeme und werden chronisch.
Durch die Spannung des Gewebes kommt es zu Schmerzen. Das Wasser und die sich bildenden Verhärtungen verhindern die Versorgung der Zellen, es folgen Haut und Gewebeschäden.
Komplikationen
Ohne entsprechende Behandlung und Pflege entwickeln sich aus kleineren Schäden offenen Stellen (Gangrän, Ulcus cruris und Nekrosen). Diese Wunden haben wegen der Minderdurchblutung eine schlechte Heilungstendenz. In seltenen Fällen muss operiert werden, meist kann aber eine Amputation vermieden werden.
Bei Venenleiden drohen Thrombosen, da die Blutströmung verlangsamt ist. Dann wird das Gefäß durch ein Blutgerinnsel verstopft und das Gewebe von der Vene nicht mehr ordnungsgemäß entsorgt. Das Gebiet unterhalb des Verschlusses schwillt an und das Blut muss sich andere Wege suchen, so dass andere Venen überlastet werden. Notgedrungen bilden sich andernorts häufig Krampfadern. In seltenen Fällen platzen Krampfadern, was gelegentlich mit großem Blutverlust verbunden ist.
Sollte sich der Thrombus von der Venenwand ablösen, kann er in der Lunge eine Embolie, im Gehirn einen Schlaganfall oder (selten) im Herz einen Herzinfarkt auslösen. Bei einer Thrombophlebitis entzündet sich eine oberflächliche Vene nach einem derartigen Verschluss. Kennzeichen sind eine geschwollene Rötung sowie Schmerzen.
Wegen der riskanten Folgen ist es ratsam bei Wasser in den Beinen und Venenschwäche konsequent zu behandeln.
Formen
Ödeme haben viele Ursachen. Man unterscheidet verschiedene Forman an Hand bestimmter Kriterien:
Umfang des Ödems
- am ganzen Körper (generalisiert)
- in bestimmten Bereichen (lokal)
Ödeme durch direkte Gefäßschäden
- Venen: Phlebödem
- Arterien: ischämisches Ödem
- Lymphsystem: Lymphödem
Indirekte Ödeme durch
- Organschäden (wie Herz, Leber, Niere, Darm)
- hormonelle Störungen
- Verletzungen
- Allergien
- Toxine oder Medikamente
Ödembestandteile
- eiweißarme Gewebsflüssigkeit (aus den Adern)
- eiweißreiche Gewebsflüssigkeit (aus der Lymphe)
- Fett (Lipödem – hier nicht behandelt)
- Schleim (Myxödem – hier nicht behandelt)
Quellen/Weitere Informationen
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