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Die Erkrankung verstehen: Grippe

Wissenswertes zur Grippe

Grippe und Erkältung sind unterschiedliche Erkrankungen. Zwar werden beide durch Viren ausgelöst, es sind jedoch verschiedene Virengruppen am Werk. Daher sind die Symptome bei genauerem Blick auch nicht gleich.

Definition

Das steckt dahinter

Typisch für Grippe sind Fieber, starke Abgeschlagenheit und trockener Husten. Verglichen mit einer einfachen Erkältung ist man bei Grippe schwer krank.

Die echte Grippe (auch Influenza genannt) wird durch Influenza-Viren ausgelöst. Man benennt sie nach den wichtigsten Proteinen auf der viralen Oberfläche, z. B. „H5N1“ oder „H1N1“. Das H steht für Hämagglutinin. Es vermittelt die Anheftung an die Zielzelle sowie das Eindringen des Virus in die Zelle nach dem Prinzip eines Klettverschlusses. In der Zelle setzt dann eine heftige Vermehrung ein. Die Viren verlassen sie, sobald sie ausgereift sind. Aber sie würden weiterhin an der Zelloberfläche kleben, wenn da nicht ein Stoff „N“ wäre, der sie befreit. Das N bezeichnet die „Neuraminidase“, ein Enzym, das die Haftpunkte einfach abschneidet.

Was ist eine Pandemie?

Besonders in der kalten Jahreszeit breiten sich die Grippe-Erkrankungen in saisonalen Epidemien aus. Durch die heftige Reisetätigkeit werden weltweite Pandemien immer wahrscheinlicher.

Eine Variante des Schweinegrippevirus (H1N1 Subtyp) ist schon einmal als "Spanische Grippe" 1918 um die Welt gegangen. Sie löste eine Pandemie aus. Durch den Weltkrieg und den Winter waren die Menschen in einen schlechten körperlichen Zustand und sehr geschwächt. Daher fielen dem Influenzavirus weltweit schätzungsweise zwischen 20 und 50 Millionen Menschen zum Opfer.

Die als „Pandemie“ bezeichnete Schweinegrippe war keine „echte“ Pandemie, da das Kriterium „hohe Anzahl von Todesopfern und Schwerkranken“ zum Glück nicht zutraf. So mag diese Grippe eine gute Übung für einen kommenden Ernstfall gewesen sein, denn die Produktion und Verteilung von ausreichend Impfstoff ist kein einfaches Problem.

Häufigkeit

Während der jährlichen Grippewelle werden schätzungsweise 5–20 % der Bevölkerung infiziert.

Erkältungen und Influenza sind die häufigsten Ursachen für Krankschreibungen und damit ein wichtiger „Wirtschaftsfaktor“. Die Erkältungs- und Grippewellen in Deutschland verursachen jedes Jahr zwischen 1 und 5 Millionen zusätzliche Arztkonsultationen und durchschnittlich 8.000 bis 11.000 zusätzliche Todesfälle (die meisten durch Influenza). Die Todesfälle beschränken sich fast ausschließlich auf die höheren Lebensalter oder chronisch kranke Menschen. In den allermeisten Fällen ist Influenza nur unangenehm, nicht aber tödlich.

Ursachen

Ursache für Grippe sind bestimmte Influenzaviren, die sich beständig verändern. Sie springen von Zelle zu Zelle, Individuum zu Individuum, überspringen mitunter auch die Artgrenze und entwickeln sich in anderen Tieren – wie Vögeln, Affen und Schweinen – weiter. Dann entsteht häufig ein neuer Grippevirus, der gefährlich ist, weil er dem menschlichen Immunsystem noch nicht bekannt ist. Bestenfalls besteht eine Teilimmunität, wenn bereits ein ähnlicher Virenstamm grassierte.

Der Weg zu Ihrer Nase

Gelangt eine größere Anzahl von Influenzavirus-Partikeln auf die Schleimhaut, löst das praktisch bei jedem Menschen eine Virusgrippe aus – es sei denn er hatte bereits Kontakt mit dem identischen Influenzavirustyp.

Infektionswege sind die Tröpfcheninfektion durch kleinste fliegende Teilchen in der Luft (sogenannte Aerosole), häufiger der direkte Haut-/Schleimhautkontakt (z. B. Türgriff oder Hand mit anschließendem Nasen oder Mundkontakt). Neuerdings wird die Übertragung von Influenza (und Norovirus) durch Trinken nicht erhitzten Leitungswassers diskutiert, wenn es sich nicht um Tiefenwasser sondern um Uferfiltrat handelt.

Eine sinkende Durchblutung reduziert bei kalter Witterung die Abwehrkraft in Haut und Schleimhaut, die trockene Heizungsluft fördert Schleimhautrisse. So erfolgt eine Infektion mit Influenzaviren in diesen Zeiten wesentlich häufiger. Die Kälte alleine ist aber weder bei Erkältung noch bei Grippe die Ursache.

Besonders zum Ende der kalten Jahreszeit, ist der Körper durch eine schlechtere Versorgung mit Vitaminen generell etwas geschwächt. Lichtmangel bedingt außerdem einen Abfall von immunanregendem Vitamin D und schwächt zusätzlich.

Achtung: Das Licht der Wintersonne ist in Ordnung. Zu intensive künstliche UV-Strahlung oder Höhenstrahlung schwächt die Abwehr!

Prävention

Impfung

Eine Grippeimpfung ist ein kleines Glücksspiel. Da sich die Grippeerreger ständig ändern, braucht man jede Saison eine neue Impfung. Die Forscher müssen daher das richtige Virus identifizieren. Mitunter ist es ein Wettlauf mit der Zeit, ausreichende Impfstoffmengen herzustellen. Bei Grippevarianten wie H5N1 ist die Produktion zusätzlich kompliziert, weil der Virus die Hühnerzellen, die zur Zucht verwendet werden, tötet. Damit ist die Virusausbeute für den Impfstoff gering und es werden andere Virustypen zugemischt.

Allen Problemen zum Trotz:

Impfungen gegen Grippe wirken und sind der kosteneffektivste Schutz, den man hat. Die Universität Edinburgh hat eine Studie veröffentlicht, die eindeutig zeigt, dass von den an Grippe Erkrankten 85 % nicht geimpft waren. Komplikationen, die zu einer Einweisung ins Krankenhaus führten, wurden durch die Impfung auf 19,5 % reduziert. Diese Vorbeugung wirkt also nachweislich.

Die Impfantwort des Körpers ist bei alten Menschen zwar schwächer als bei jungen, wer sich aber jährlich wieder impfen lässt, kann auch einen guten Gesamtschutz gegen Influenza erreichen.

Wer soll sich impfen lassen?

Für alle Menschen mit angeschlagener Gesundheit und schwacher Konstitution empfiehlt die ständige Impfkommission (STIKO) eine Grippeimpfung. Das betrifft:

  • ältere Menschen ab 60 Jahren, vor allem Personen in Alters- und Pflegeheimen.
  • Personen, die einen Herzinfarkt hatten oder unter instabiler Angina pectoris leiden. Klinikeinweisungen und Todesfälle können durch die Grippeimpfung halbiert werden. Der Grippeschutz reduziert auch das Risiko für einen Schlaganfall!
  • kleine Kinder im Alter von sechs Monaten, wenn sie zu früh geboren wurden oder an bestimmten chronischen Erkrankungen leiden. Säuglinge profitieren auch, wenn die Kontaktpersonen gegen Grippe geimpft sind!
  • schwangere Frauen ab dem 2. Trimenon und Frauen, die im letzten Monat entbunden haben.
  • Personen mit Immundefekten oder Immunsuppression, auch Personen ohne Milz, bei Erkrankungen von Milz oder des Knochenmarks, Sichelzellanämie und anderen Bluterkrankungen oder HIV.
  • Patienten mit chronischen neurologischen Krankheiten, z. B. Multiple Sklerose
  • chronisch Kranke mit Diabetes oder anderen Stoffwechselerkrankungen
  • Patienten mit Lungenerkrankungen wie Asthma, obstruktiver Lungenerkrankung („chronic obstructive pulmonary disease“, COPD). Auch Raucher haben ein höheres Risiko, an Grippe zu erkranken!
  • Personen mit chronischen Leber- oder Nierenkrankheiten
  • Berufsgruppen mit Publikumsverkehr
  • Berufsgruppen, die mit Wildvögeln oder Geflügel zu tun haben.

Die Grippeimpfung sollte zu Beginn der Kältesaison im Oktober, spätestens im November, stattfinden. Sie beginnt in der Regel nach 14 Tagen zu wirken.

Wechselbad gegen Kälte

Zur Abhärtung bei Infektneigung sind Gesunden (!) wechselwarme Anwendungen nach körperlicher Aktivität besonders zu empfehlen (wechselwarme Fußbäder oder Duschen, Sauna, Kneippsche Anwendungen). Bewegung und Sport im Freien sind die optimale Vorbeugung vor Infektionskrankheiten. Das bewirkt, dass der Körper mit dem Temperaturwechsel zwischen drinnen und draußen schneller zu Recht kommt. Man leidet dann schlicht weniger unter der Kälte.

Mit Kranken auf engem Raum?

Auch hier kann man was tun: Ein Luftbefeuchter muss her. Die Luftfeuchte sollte mindestens 45 % betragen. Nicht durch Husten und Niesen, schon durch einfaches Atmen entstehen virustragende Flugpartikel (Aerosole) mit Grippeviren. In feuchter Luft werden die Virenpartikel schneller inaktiviert, das zeigen Untersuchungen. Die Infektiosität der Grippeviren sinkt nach einer Stunde bei 43 % Luftfeuchte auf 14,6 % und 22,2 %. Nicht zu vergessen: Die feuchte Luft hält auch den Schleimhautschutz intakt, so dass die Influenzaviren nicht so leicht eindringen können. Eine Umrüstung lohnt sich demnach in zweierlei Hinsicht. Wer noch mehr Schutz braucht, kann eine Atemmaske tragen. Der andere Infektionsweg – über Berührungen und infizierte Gegenstände – lässt sich durch Desinfektionsmittel in den Griff bekommen.

Verlauf und Komplikationen

Verlauf

Normalerweise beträgt die Latenzzeit von der Influenza bis zu den ersten Symptomen (Inkubationszeit) mindestens 24 Stunden. Die Inkubationszeit bei H1N1 liegt zwischen 1 und 2, in Ausnahmefällen zwischen 4 und 5 Tagen. Die Symptome treten also nicht direkt nach einer Ansteckung auf.

Das Fieber sinkt in der Regel 2-3 Tage, dauert aber bis zu sieben Tagen. Der Husten zieht sich über mehrere Wochen hin. Auch das Gefühl der Abgeschlagenheit begleitet Betroffene nach einer echten Influenza für einige Wochen. Übrigens: wer schon einmal Grippe hatte, leidet weniger. Der Körper hat dann einen gewissen immunologischen Vorsprung.

Wie lange ist man ansteckend?

Im Allgemeinen geht man davon aus, dass ein Grippekranker 3–5 Tage ab Auftreten der ersten Symptome ansteckend ist. Je nach Virus und Person dauert die Ansteckungsgefahr bis zu 7 Tagen an. Besonders bei kleinen Kindern nimmt man an, dass sie Viren länger als Erwachsene ausscheiden.

Eine Ausscheidung vor Symptombeginn ist möglich. Die Grippe durch H1N1 kann vermutlich bereits einen Tag vor Symptombeginn übertragen werden!

Komplikationen

Von Komplikationen bei einer Grippeerkrankung sind meist nur bestimmte Personenkreise betroffen (kleine Kinder unter 1 Jahr, ältere Menschen über 65 Jahre und Patienten mit chronischen Vorerkrankungen). Das macht weiterführende Maßnahmen, wie einen Krankenhausaufenthalt oder eine Antibiotikatherapie, notwendig.

Die Komplikationen können durch eine sich ausbreitende Infektion des Influenzavirus selbst auftreten oder durch weitere Infektionen, die sich auf Grund der geschwächten Abwehr breit machen. Das Überleben der Betroffenen hängt von der Konstitution und von Faktoren wie bestehenden Erkrankungen, hygienischen Verhältnissen, Ernährung, insbesondere Versorgung mit Vitaminen und Vitalstoffen ab.

Früh- und Spätkomplikationen bei Influenza sind häufig bakterielle oder virale Zusatzinfektionen. Es kann dann zu einer Mittelohrentzündung (Otitis media), Nebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Husten (Bronchitis), Lungenentzündung (Pneumonie) durch Viren oder Bakterien (meist Streptococcus pneumoniae, Staphylococcus aureus oder auch Haemophilus influenzae), Hirn- und Hirnhautentzündung (Enzephalitis, Meningitis) kommen. Auch Herz(muskel)erkrankungen (Myokarditis) kommen als Komplikation der Grippe vor.

Steigt das Fieber rasch an, besteht vor allem bei (Klein-)Kindern zwischen zwei und sieben Jahren die Gefahr eines Fieberkrampfes.

Formen

Da Influenzaviren sehr flexibel sind und sich ständig verändern, gibt es viele verschiedene Grippeformen. Die sog. „Vogelgrippe“ ist eine Infektion durch den Influenzavirus der Subgruppe H5N1 mit hoher Sterblichkeit. Die „Schweinegrippe“ wird durch H1N1 verursacht und verläuft nicht so schwer wie die saisonale Influenza im Durchschnitt.

Befürchtet wird eine weltweite Pandemie oder dass das Virus eine höhere Ansteckungsfähigkeit für den Menschen entwickeln könnte und seine Aggressivität (Virulenz) steigern sollte. In der Saison 2007/08 traten Influenzaviren des Typs H1N1 auf, die sich – wie sich herausstellte – im Winter 2008/09 fast völlig resistent gegen das Grippemittel (Verkürzung Oseltamivir (Tamiflu)) waren.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

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