Keine Angst vor „erhöhten“ Cholesterinwerten
Cholesterinwerte: Das sollten Sie wissen
Ich berichte hier aus Erfahrungen meiner täglichen Praxis, denn ich muss immer wieder feststellen, dass Patienten einen Schrecken bekommen, wenn man im Blut einen über 200 mg/dl erhöhten Cholesterinspiegel misst.
Diese einmalige Messung des Cholesterinspiegels sollte nicht zu ängstlichen Überreaktionen führen, denn es ist bekannt, dass der Cholesterinspiegel tageszeitlichen Schwankungen unterworfen und außerdem als Stressfaktor zu betrachten ist (allein der Besuch beim Arzt kann schon genug Stress sein), der sofort wieder sinkt, wenn die Stress Ursache für den Körper (Bewegungsmangel, Ernährungsfehler, Lärm, optische Überreizungen, Wassermangel, psychische Belastungen etc.) weggefallen ist.
Im Besonderen sollte uns auch bewusst werden, dass jedes Individuum auf die Umwelteinflüsse biologisch sinnvoll und korrekt reagiert, damit wir den Alltag möglichst gut bewältigen und unser Überleben in der Gruppe, oder „im Rudel“ den aktuellen Erfordernissen angepasst sicherstellen.
Die klinischen Symptome, die wir Ärzte messen, werden von uns häufig missverstanden und wir nehmen mit unserer voreiligen Symptomtherapie dem Individuum so die Möglichkeit optimal auf die Umweltsituationen zu reagieren. Das gilt auch für die Cholesterinerhöhungen. Von den erheblichen Nebenwirkungen der chemischen Medikamente ganz zu schweigen. Es sind nämlich nicht die Symptome zu behandeln, sondern die Ursachen herauszufinden und ggf. korrigierend einzugreifen.
Was ist Cholesterin? Wofür brauchen wir es?
Wichtige Funktionen des Cholesterins im menschlichen Organismus:
Cholesterin, wie nach heutiger Wissenschaft bekannt und belegt, ist eines der wichtigsten Substanzen, das uns organisch, geistig und körperlich dazu befähigt in Extremsituationen optimal reagieren und funktionieren zu können. Der Säugetierorganismus, als Krone der Schöpfung, ist deshalb sogar in der Lage dieses Cholesterin aus den pflanzlichen Nahrungsbestandteilen selber herzustellen, etwa 1000 mg/Tag.
Cholesterin ist eingebaut in die Doppellipidschicht der Zellwandmembranen und hat dort eine wichtige Pförtnerfunktion für Substanzen, die in die Zelle gelangen sollen.
Dazu reguliert und steuert es die Zellteilung, die ja mit einer Einschnürung und Abschnürung der Zellwände beginnt. Es gibt Hinweise, dass ein Mangel an Cholesterin hier zu Störung in der Zellteilung führt, was wir auch als Entartung kennen.
Die arteriosklerotische Veränderung der Gefäße, die wir als Spätfolge mit Herzinfarkt, Hirnschlag etc. verbinden, wird nicht verursacht durch erhöhtes Cholesterinim Blut, sondern die Cholesterinmoleküle, die man histologisch im Narbengewebe der Gefäßinnenhaut (Intima) beobachten kann (histologisch nur 1 % Gewebeanteil), haben dort eine Reparatur- und Abdichtungsfunktion!
Cholesterineinlagerung ist demnach nicht Ursache sondern Folge und genialer körperlicher Reparaturzustand! Hier 2 Beispiele:
- Ursachen für Arteriosklerose sind nach aktuellem Wissenstand z. B. chronische erhöhte Insulinspiegel im Blut (raffinierte Zucker- und Auszugsmehlernährung, „Kohlenhydratmast“), die eine Dauerentzündung der Gefäßinnenhautverursachen (Dr. med. Peter Heilmeyer, Chefarzt, Überruhklinik, Isny-Bolsternang) und dort Narben mit „Cholesterinkitt“ hinterlassen. Über die Jahre führt das zu Durchblutungsstörungen an den verschiedensten Organen, u. a. auch an den Gelenken (Dr. med. Karl-Heinz Frank, Arbeitsmedizin, BauBG, Karlsruhe), was wir in der Orthopädie als Arthrosen (Hüftarthrose, Kniearthrose, Wirbelsäulenspondylose) sehen. Von wegen „altersbedingter Verschleiß“, sondern Fehler in der Lebensführung durch Wissensmangel!
- Weitere wissenschaftlich nachgewiesene Ursachen für Veränderungen der Intima der Gefäße kennen wir an den Herzkranzgefäßen durch den „psycho-biologischen Konflikt des Revierverlustes“, der im Akutfall vom Großhirn gesteuert (!) die Intima dort abbaut, so zu einem größeren Querschnitt der Herzkranzgefäße führt, damit die Herzdurchblutung und Herzleistung verbessert und das Individuum (z. B. den aus dem Revier vertriebenen Hirsch, oder den arbeitslos gewordenen Manager) so in die Lage versetzt, dieses Revier mit besserer körperlicher Leistungsfähigkeit wieder zurückzuerobern. Da beim Tier diese Phasen des Revierverlustes nur Stunden oder Tage andauern, beim Menschen aber oft Monate und Jahre, sind bei letzterem die Reparaturverläufe nicht nur dramatischer und langwieriger, sondern auch die in der Gefäß Intima sichtbaren Narben mit Cholesterineinlagerungen deutlicher.
Cholesterin verleiht den roten Blutkörperchen durch seinen Einbau in deren Zellwände eine so hohe Elastizität, dass es (wenn nicht durch Körperübersäuerung und zu hohes Hb (Hämoglobin = roter Blutfarbstoff) wegen Eiweißüberernährung daran gehindert) seine runde Form in „Zeppelinform“ ändern und durch alle Gefäßengen hindurchschlüpfen kann. So ist immer eine optimale Durchblutung aller Organe und Gewebe gewährleistet.
Cholesterin ist Ausgangsstoff der wichtigsten Hormone, nämlich
- der Sexualhormone Testosteron, Östrogen und Gestagen. Alle 3 sind Garanten für Lebenslust und Lebensfreude, genauso natürlich auch für die Fortpflanzung und alle dazugehörigen Körperfunktionen,
- des Stresshormons Cortisol, welches u.a. dem Blutzucker erhöht und über die Veränderung des Kalium-Blutspiegels die Herzleistungsfähigkeit steigert,
- des Nebennierenrindenhormons Aldosteron, das den Mineralien- und Wasserhaushalt regelt und für die Höhe des Blutdruckes verantwortlich ist,
- des Knochenstoffwechselhormons Cholecalciferol, das wir auch als Vitamin D3 kennen und dafür sorgt, dass der Knochen mit Mineralien versorgt wird und stabil bleibt.
Cholesterin ist darüber hinaus Ausgangssubstanz zur Verdauung der Fette. Es ist nämlich Bestandteil der Gallensäuren, wird zusammen mit der Gallensäure in den Dünndarm abgegeben, sobald der vorverdaute Mageninhalt in den Dünndarm weitergeleitet wurde. Nur mit den Gallensäuren, die die Fette emulgieren, können diese hochwertigen Nahrungsbestandteile (hochwertige Fette wie Rohmilch-Butter und kaltgepresste Öle sind nicht Dickmacher (!), sondern gehören zu den wichtigsten Lebensmitteln des Menschen) im Darm resorbiert werden.
Cholesterinwerte im Zusammenhang bewerten
Nach heutigem Stand der Wissenschaft gilt für den Cholesterinwert der gesunden Bevölkerung weltweit ein Wert von 250 mg/dl als normal, 20 % der gesunden Bevölkerung haben sogar Werte von 250 – 350 mg/dl und bedürfen keiner medikamentösen Therapie!
Wenn Cholesterinwerte gemessen werden, sollte man sie immer im Zusammenhang mit dem übrigen Werten des Blutbildes, auch mit dem HDL und dem LDL, zusammen betrachten, die Stressfaktoren (Bewegungsmangel, falsche Ernährung, Wassermangel, Salzmangel, psychischer Stress, Lärmbelästigung, etc.) mit erfragen und die Therapie danach ausrichten. Auf rein medikamentöse Therapie kann dann in einigen Fällen verzichtet werden oder ist nur zeitlich begrenzt notwendig.
Nach meiner Erkenntnis aus der täglichen Praxis, reduzieren sich Werte schnell, wenn der Betroffene sich regelmäßig am Tageslicht oder der Sonne ausdauernd und mit niedrigen Puls- und Lactatwerten bewegt, seinem Köper regelmäßig gutes Wasser und hochwertige Mineralien zukommen lässt, sich gesund ernährt, das Broca-Gewicht (Höhe in cm minus 100) oder besser noch das Idealgewicht (Broca-Gewicht minus 10 %) ohne krampfhaftes Fasten hält, möglichst wenig chemische Gifte aufnimmt, nicht allzu viel Angst vor dem Genuss einer Zigarette oder eines guten Glases Wein oder Bier zu passender Gelegenheit hat und einen menschlichen Umgang pflegt, wo er Nöte und Sorgen aussprechen kann, denn allein durch die Mitteilung löst sich oft der innere Druck und der Cholesterinwert sinkt.
Und auch jetzt zu Ostern sind Eier durchaus erlaubt und sollten ohne schlechtes Gewissen verzehrt werden. Dabei allerdings nicht übertreiben und den Genuss nicht vergessen.
Der Autor
Dr. med. Andreas Thum ist Facharzt für Orthopädie, Präventions-, Sport und Ernährungsmedizin mit Praxis in Wangen/Allgäu. Seine Schwerpunkte: Nachhaltige Heilwege bei Arthrose und Rheuma, Osteoporose, Bluthochdruck und Cholesterinstörungen.
* Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag und gibt die Sichtweise von Dr. med. Thum wider. Diese weicht von den Erkenntnissen der PhytoDoc-Redaktion ab.