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Die Erkrankung verstehen: Laktoseintoleranz

Natürlich laktoseintolerant!

Von der Natur vorgesehen ist die Laktoseintoleranz bei allen erwachsenen Individuen. Nur ganz kleine Säugetiere brauchen die Muttermilch. In der „natürlichen“ Erwachsenen-Nahrung aus Pflanzen, Fisch und Fleisch kommt keine Laktose vor. Von Natur aus wird diese Eigenschaft daher ökonomisch korrekt abgeschaltet.

Definition

Das steckt dahinter

Laktosetoleranz: Siegeszug einer Mutation

Die Laktosetoleranz ist zufällig entstanden. Eine Mutation im Erbgut sorgte dafür, dass der erwachsene Mensch in der Lage ist Milch zu verdauen. In der Population verbreitete sich diese Eigenschaft schnell, denn in sonnenarmen Regionen der Erde war die Milchwirtschaft die Lösung für das Überleben zur unwirtlichen Winterzeit. In Europa, Nordamerika und Australien können die meisten weißen Menschen Milch vertragen. Drastisch anders ist es in Südamerika, Afrika, Indien und Asien. Etwa 75 % der erwachsenen Weltbevölkerung sind laktoseintolerant. Der ursprüngliche Normalzustand ist also eine Milch- bzw. Laktoseintoleranz! Laktoseintoleranz ist keine Krankheit sondern eine Folge der „modernen“ Ernährung.

Was passiert mit der Laktose?

Im Normalfall gibt der Dünndarm Enzyme ab, welche die Laktose spalten. Die Produkte Glucose und Laktose werden dann zügig aufgenommen. Wenn der Zucker aber nicht gespalten wird, bindet er das Wasser im Darminhalt. Auch aus dem Gewebe zieht er das Wasser in den Darm. Die Stuhlbeschaffenheit ist daher weich bis flüssig, je nach Menge der Laktose. Das bleibt aber nicht das einzige Problem. Für viele Bakterien ist Laktose ein willkommener Snack. Sie beginnen zügig mit dem Abbau, dabei fallen aber Gärungsgase an, die dann die unangenehmen Symptome erzeugen. Auch die säurereichen Endprodukte reizen den Darm. Er beschleunigt seine Bewegung (Peristaltik) und versucht die Nahrung schnell wieder los zu werden. So fühlt sich Laktoseintoleranz mitunter an wie eine Darminfektion.

Formen

Laktoseintoleranz gibt es in verschieden schwerer Ausprägung. Während einige Menschen ohne Probleme einen oder mehrere Schlucke Milch trinken können, reagieren andere schon bei sehr kleinen Mengen. Aber nicht jede Milchunverträglichkeit ist auch eine Laktoseintoleranz. Da gibt es feine Unterschiede.

Man kennt neben der

  1. dauerhaften Laktoseintoleranz durch genetische Gründe auch eine vorübergehende Unverträglichkeit durch Darmkrankheiten.
  2. Von der Milchzuckerunverträglichkeit muss man die Milchproteinunverträglichkeit oder Kuhmilchallergie unterscheiden. Allergiker reagieren auf kleinste Spuren von Milchprotein. Eine Allergie heilt nicht mehr aus.
  3. Schwache Laktoseverwertung und fehlende Galaktoseverwertung (Galaktosämie) haben für die Betroffenen sehr unterschiedliche Folgen:

Sonderfall Galaktosämie

Die Unfähigkeit den Milchzucker Galaktose zu verwerten nennt man Galaktosämie. Diese Erbkrankheit tritt bei Säuglingen beim ersten Milchkonsum in Erscheinung. Wenn eine Galaktosämie bei Säuglingen nicht schnell entdeckt wird, drohen Schäden an Nerven, Motorik sowie schwere Entwicklungsstörungen. Darum werden alle neu geborenen Kinder routinemäßig darauf untersucht (Guthrie-Test). Betroffene müssen sich ein Leben lang an eine laktosefreie und galaktosearme Diät halten.

Häufigkeit

Die Wahrscheinlichkeit für eine Laktoseintoleranz ist je nach geographischer Herkunft unterschiedlich. So ist ein deutliches Nord-Südgefälle bei der Laktoseintoleranz zu erkennen. In Nordeuropa trifft es weit weniger Menschen (0-20 %) als in südlichen (bis zu 100 %), weiße Menschen seltener als Farbige.

  • Deutschland 15 %
  • Norditalien 41 %
  • Süditalien 52 %
  • Sizilien 71 %
  • Nordafrika 60-80 %
  • Südafrika 80-100 %
  • weiße Amerikaner 12 %
  • Afroamerikaner 80 %

Da die Laktostoleranz dominant vererbt wird, dürfte in Zukunft die Zahl der laktoseintoleranten Personen abnehmen. Damit ist aber diese Eigenschaft noch lange nicht verschwunden, denn viele Menschen tragen dann versteckt beide Genversionen, so dass auch immer wieder laktoseintolerante Nachkommen geboren werden. Laktoseintoleranz wird auch in Zukunft ein Dauerthema bleiben.

Ursachen

Dauerhafte Laktoseintoleranz: eine Frage der Gene

Die klassische Laktoseintoleranz entsteht, da das Gen für das Enzym Laktase während des Heranwachsens im Zeitraum vom 5. Lebensjahr bis zur Pubertät abgeschaltet wird. Während kleine Kinder Milch unproblematisch vertragen, ist das im Erwachsenenalter nicht immer der Fall. Laktoseintoleranz ist eigentlich der ursprüngliche Zustand.

Vorübergehende Laktoseintoleranz

Immer wenn der Dünndarm angegriffen ist, droht oft eine vorübergehende Milchunverträglichkeit:

  • Bei Darminfektionen mit Durchfall ist die Kontaktzeit durch die beschleunigte Darmpassage zu kurz, um die gesamte Laktose aufzuspalten.
  • Ist die Darmschleimhaut außerdem entzündet, ist sie meist vorübergehend nicht in der Lage, ausreichend Enzyme zur Verfügung zu stellen (Darminfektion, Morbus Whipple, Morbus Crohn).
  • Auch nach einer antibiotischen Behandlung kann eine Verschiebung der Darmflora stattfinden (wie etwa eine Dysbiose durch Candida oder Clostridien). Darauf folgen unter Umständen immer wieder aufflammende Durchfälle mit Milchunverträglichkeit.
  • Auch die Bestrahlung und Chemotherapie im Rahmen einer Tumortherapie belastet den Darm mitunter erheblich.
  • Daneben schädigen oft Medikamente den Darm, gerade wenn viele Präparate nebeneinander eingenommen werden.

Nur in einigen Situationen - bei dauerhaften Darmerkrankungen - besteht unter Umständen eine dauerhafte Milchunverträglichkeit.

  • Magen- oder Dünndarmoperationen, wenn große Stücke entfernt wurden.
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen mit Dünndarmbefall (Morbus Crohn). Nur wenn der entzündliche Bereich abklingt oder sich verschiebt, ändert sich auch die Milchverträglichkeit.
  • Auch andere Lebensmittelunverträglichkeiten können Laktoseintoleranz auslösen. So vertragen viele Menschen mit Glutenunverträglichkeit auch keine Milch, insbesondere wenn der Darm gerade durch Weizenprodukte gereizt ist. Eine Glutenkarenz kann sich auf die Milchunverträglichkeit positiv auswirken.

Prävention

Gegen die Erscheinung „Laktoseintoleranz“ vorbeugen kann man natürlich nicht. Dazu wäre eine Gentherapie nötig. Machen Sie sich klar, dass Ihre Gene den eigentlichen „Normalfall“ darstellen, Genetiker nennen diesen Zustand „Wild-Typ“. Darauf kann man doch stolz sein, oder nicht?

Verlauf und Komplikationen

Die natürliche Form der Laktoseintoleranz besteht für das gesamte Erwachsenenleben. Säuglinge und Kleinkinder sind nicht betroffen. Bei Laktoseintoleranz durch Erkrankungen des Darms besteht die Unverträglichkeit nur bis zur Ausheilung der Grunderkrankung.

Komplikationen

Wenn die Laktoseintoleranz zu lang anhaltendem Durchfall führt, verliert der Körper Wasser und Mineralien. Außerdem werden unter Umständen die Aufnahme von Vitaminen und Spurenelementen beeinträchtigt. Das macht müde und schlapp. Der Köper einen entwickelt Vitamin-Mangel und Hautstörungen stellen sich ein. Die Beschwerden beeinträchtigen die Lebensqualität oft schwer.

Die Betroffenen haben oft einen langen Weg durch das Medizinsystem hinter sich, manchmal unangenehme Untersuchungen und Verlegenheitsdiagnosen, wenn behandelnde Ärzte nicht an Milchzuckerunverträglichkeit gedacht haben. Teilweise gehen Ärzte von psychosomatischen Erkrankungen oder gar hypochondrischen Ursachen aus - dem Patient hilft das wenig. Oft vergehen Jahre, bis mit einer einfachen Ernährungs- oder Enzymtherapie die Beschwerden dauerhaft verschwinden.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

Literatur

  1. Bayerisches Staatsministerium der Justiz und für Verbraucherschutz/ Ernährung/Lebensmittel/Milchzucker, Homepage, Stand Juli 2011
  2. Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung – DCCV – e.V.; Homepage, Stand Juli 2011
  3. Ehrlich C: Milch wieder unbeschwert genießen. Deutsche Heilpraktiker–Zeitschrift 2015; 10(02): 24–30, DOI: 10.1055/s–0035–1549137
  4. Hubbauer P: Homöopathie repertorium–online.de, Milchunverträglichkeit; Homepage, Stand August 2015
  5. Kasper, H: Ernährungsmedizin und Diätik, 11. Auflage, Urban und Fischer Verlag, München, 2009
  6. Kopf R.: Laktoseintoleranz – Milchzuckerunverträglichkeit behandeln mit Homöopathie und Schüsslersalzen (Biochemie) Ein homöopathischer und biochemischer Ratgeber. BookRix, 4.6.2015
  7. Savaiano DA: Lactose digestion from yogurt: mechanism and relevance. Am J Clin Nutr. 2014 May;99(5 Suppl):1251S–5S. doi: 10.3945/ajcn.113.073023. Epub 2014 Apr 2.
  8. Shaukat A et al: Systematic review: effective management strategies for lactose intolerance. Ann Intern Med. 2010 Jun 15;152(12):797–803. doi: 10.7326/0003–4819–152–12–201006150–00241. Epub 2010 Apr 19
  9. Winchenbach A, Prüfung der Essentialität lebender Keime für die Förderung der intestinalen Laktosehydrolyse durch die mikrobielle ß–Galactosidase fermentierter Milchprodukte am Model des gnotobiotischen Göttinger Minischweins, Dissertation, FB Veterinärmedizin, FU Berlin, 03.07.1998.
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