Ernährung
Juckpulver im Kaffee?
Juckreiz bei Neurodermitis spricht manchmal gut auf eine Ernährungsumstellung an, insbesondere wenn Reizstoffe gemieden werden. Dazu gehören nicht nur die üblichen Verdächtigen Koffein, Alkohol und Nikotin sondern oft ganz „harmlose“ Nahrungsmittel wie Zitrusfrüchte, Käse und scharfe Gewürze. Bezüglich der Verträglichkeit von Nahrungsmitteln sind die Menschen jedoch sehr unterschiedlich, sodass jeder einzelne selbst prüfen muss, was ihm bekommt.
Rotierende Ernährung
Wichtig zu wissen: nicht jede Allergie zeigt sofort Symptome. Es gibt Allergien vom Spättyp, hier lässt die Reaktion Stunden bis zu 3 Tage auf sich warten. In diesen Fällen führt man ein Ernährungstagebuch bei einer Rotationsdiät. Das bedeutet, dass man Nahrungsmittel, die man gegessen hat, die nächsten drei Tage meidet. Hat man einen Verdächtigen gefasst, lässt man ihn für eine Weile weg. Wer zu 100 % sicher sein will, macht dann mutig einen Testverzehr trotz der infolgedessen auftretenden Symptome.
Achtung:
- Nicht sinnvoll ist es bei Neurodermitis auf einen bloßen Verdacht hin die Ernährung einzuschränken. Das führt zu einseitigen Ernährungsgewohnheiten.
- In vielen Fällen ist der Arzt bei Dermatitis mit einem Allergietest behilflich. Hier werden jedoch nur die häufigsten Allergene (Milchprodukte, Huhn, Meerestiere, Zitrusfrüchte, Weizen) überprüft.
Fast Food auf der Anklagebank
Fast-Food bei Kindern und Jugendlichen verschlimmert die Hautproblematik, das ist mit Studien dingfest gemacht worden. Täglich frisches Obst und Gemüse lassen das Ekzem dagegen zurückgehen. Erfahrungen lehren, dass eine säurearme Kost mit wenig Zucker und Weizenmehl die Entzündungsneigung reduziert. Kritisch unter die Lupe zu nehmen sind außerdem zu viel Fleisch, Eier und Milch. Vollwertkost „wäre“ am gesündesten. Wenigstens ein Mal am Tag sollte man sich das „gönnen“.
Bei Übergewichtigen mit Neurodermitis bringt Heilfasten oft eine entscheidende Wendung, das besagen entsprechende Studien. Man sollte dann umso mehr darauf achten, dass trotz des Fastens ausreichend Vitamine und Mineralien aufgenommen werden!
Diese Milch macht´s: Pferdemilch
Eine vom Bundesforschungsministerium geförderte Studie stellt fest, dass Stutenmilch bei 30 % der Geplagten zu einer deutlichen Besserung führte. Konsumiert wurde 20 ml Stutenmilch pro Tag für 12 Wochen. Größere Untersuchungen an einem breiteren Bevölkerungsdurchschnitt müssen folgen.
Naturheilverfahren bei Neurodermitis
Badespaß als Therapie?
„Ab in den Urlaub“ heißt es, um die Abheilung der roten Flecken zu begünstigen (mindestens 1 Monat). Der Urlaubsort ist aber vorgegeben: Sinnvoll ist nämlich weder Hitze noch Abenteuer noch Dauerparty. Ruhe und „mildes Reizklima“ empfiehlt der Dermatologe heute (Gebirgs- oder Meeresklima). Durch Wind und Regen ist diese Umgebung relativ arm an Alltags-Allergenen, ferner bekommt ein kühles Klima mit einer hohen Luftfeuchtigkeit sowie Baden in Salzwasser den Patienten mit Neurodermitis besonders gut. Die Thalasso-Therapie kombiniert verschiedene Aspekte von Klimatherapie, Bäderheilkunde (Balneotherapie), Trinkkuren und Lichttherapie. Bewährt hat sich auch Abhärtung mit wechselwarmen Anwendungen (warme Bäder, kaltes See- oder Meerwasser, Kneipptherapie, Hydrotherapie).
Die Badezusätze sollten bei atopischer Dermatitis sorgfältig ausgewählt werden. Sie sollten rückfettende Bestandteile enthalten (wie Weizenkeimöl). Milchmolke-, Haferstroh- oder Teerölbäder lindern den Juckreiz.
Sonne auf Rezept: Phototherapie
Einige Ekzem-Patienten profitieren auch von einer Behandlung mit Sonnenlicht oder speziellen UV-Lampen (Schmalband-UVB-Phototherapie, UVA1-Phototherapie). Wegen möglicher Nebenwirkungen wie Rötungen und Sonnenbrand, Verstärkung der Hauttrockenheit oder erhöhtem Auftreten von Virusinfektionen (wie z.B. Herpes simplex) sollte die Lichttherapie von einem erfahrenen Dermatologen begleitet werden. Er wird auch darauf achten, dass während der UV-Behandlung bestimmte Wirkstoffe nicht zum Einsatz kommen (wie Immunmodulatoren: Calcineurininhibitoren). Auch Teerprodukte erhöhen die Lichtempfindlichkeit.
Die Anti-Frusttherapie: Psychotherapie
Jeder Patient mit Neurodermitis macht früher oder später Bekanntschaft mit dem Gefühl, entstellt zu sein. Gerade seelische Konflikte und Persönlichkeitsprobleme vermindern die Lebensqualität erheblich. In diesem Fall kann eine stationäre Behandlung mit ambulant weitergeführter Psychotherapie nötig sein. Insbesondere Stress in der Arbeitswelt und der Partnerschaft der Patienten kann immer wieder ein Aufflammen des Ekzems auslösen. Hier kann eine Psychotherapie, Gesprächstherapie oder Verhaltenstherapie zur Stabilisierung beitragen.
Bei Kindern ist darauf zu achten, dass sie sich trotz Neurodermitis noch gesund entwickeln können. Das ist nicht einfach, wenn sie sich auf ihre Krankheit „reduziert“ erleben. Auch gesunde Geschwisterkinder leiden unter der Erkrankung und so manches Kind hat sich bisweilen aus Trotz blutig gekratzt. Nicht nur Umsicht, auch ein neutraler Blick von Außen bringt manchmal Licht in die psychischen Verwicklungen.
Entspannen statt kämpfen: Entspannungsverfahren
Der Körper lenkt bei Juckreiz automatisch die Aufmerksamkeit auf eine Stelle. Man kratzt automatisch und kann nur schwer wieder davon lassen. Im Kampf gegen Parasiten war das eine sinnvolle Strategie, bei Neurodermitis ist sie nicht nützlich, zumal der Auslöser dadurch nicht verschwindet. Wer es schafft, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, hat zumindest zeitweise Ruhe davor. Diese Fähigkeit ist auch trainierbar: Verfahren zur Entspannung, Hypnose und Autosuggestion, Autogenes Training und Biofeedback können hier einen nachweisbaren Beitrag liefern. Überhaupt ist jede Form des Ausgleichs bei Neurodermitis schon wegen der psychischen Harmonisierung willkommen – und Sie dürfen wählen, ganz wie es Ihnen gefällt: Yoga, QiGong, Progressive Entspannung nach Jacobsen, Meditation, Atemtherapie, Tiefenmuskelentspannung, Fußreflexzonenmassage…. Es kann auch ein Hobby sein, das Sie ausfüllt!
Stechen gegen Juckreiz: TCM/Akupunktur
Die chinesische Medizin begreift Neurodermitis als Allgemeinerkrankung. Die Haut ist dabei nicht der Täter, sondern das Opfer einer Störung im Infekt- und Entzündungsverhalten. Die TCM-Therapie behandelt je nach Krankheitsgeschichte mit individuell komponierten Bestandteilen aus der Natur- und Phytotherapieapotheke. In der Akutbehandlung des Schubes ist auch Akupunktur eine Lösung: Eine neuere Studie aus dem Jahr 2012 zeigt einen signifikanten Effekt gegen den Juckreiz. Präventiv eingesetzt mindert es auch die Entstehung von Hautrötungen.
Die Versöhnung mit dem Reiz: Desensibilisieren
Wer Allergien hat, muss die Auslöser meiden. In einigen Fällen, in denen Stoff praktisch allgegenwärtig ist, rät man zu einer Desensibilisierung: Man konfrontiert den Körper so lange mit kleinsten Allergenmengen, bis er darauf nicht mehr anspricht. Eine Hausstaubmilben-Allergie ist so ein Fall. Es hat sich in Studien gezeigt, dass besonders starke Fälle mit atopischem Ekzem (in Kombination mit Heuschnupfen und Asthma) gut darauf ansprechen.
Bluten statt Kratzen: die Eigenbluttherapie
Die Verfechter schwören darauf, die Kritiker bemängeln fehlende Studien. Bei der Eigenbluttherapie wird aus der Vene Blut entnommen und in den Muskel gespritzt. Dabei möchte man erreichen, dass der Körper eine „aktuelle Bewertung“ vornimmt und die Entscheidung überprüft, was „gut und böse“ ist. Das Stichwort heißt auch hier Toleranzentwicklung. Wie gut dies in der Praxis bei Neurodermitis funktioniert, darüber streiten sich - wie gesagt - die Experten noch.
Enzymtherapie
Pflanzliche und tierische Enzyme werden bei oraler Aufnahme zu einem kleinen Teil auch ins Blut transportiert. Dort sollen sie die Zersetzung von entzündlichen Botenstoffen stimulieren. Für einige Schwellungs- und Entzündungszustände ist das bereits gezeigt worden, für das atopische Ekzem fehlen die Untersuchungen zur Enzymtherapie noch.
Reinigen und Umstimmen
Ursache vieler Hauterkrankungen kann eine Stoffwechselstörung sein. Traditionelle Heiler behandeln Neurodermitis daher oft auch über den Stoffwechsel: Vorrang haben dabei
- Darmsanierung
- Ausleitung: Abführen, Entwässern, Blutreinigen (Tees)
- Anregung des Leberstoffwechsels (Tees)
- Reizkörpertherapie und Ausleitende Verfahren
Stoffwechseltees enthalten Bestandteile wie Sennesblätter, Kümmel, Fenchel, Kamille, Bittersüßstängel, Brennnesselblätter, Löwenzahnwurzel, Sandsegge.
Traditionell: Schmieröl
Teer und Schieferöle gehören zu den ältesten Wirkstoffen gegen Neurodermitis. Sie hemmen hauptsächlich die Entzündung, mildern aber auch den Juckreiz und verhindern, dass sich die Haut verdickt. Teer-Produkte sind auch als Shampoo, Creme oder Salbe verfügbar.
Unangenehm ist allerdings die oft schwarze Farbe, die schon so manches Kleidungsstück ruiniert hat und deren strenger Geruch. Aber: Teer ist wirksam, doch nicht für Dauertherapie oder empfindliche Haut geeignet. Der Genitalbereich und die Leisten sollten nicht damit behandelt werden.
Alternatives: Lizenz zum Ausprobieren
Viele Patienten sind von der konventionellen Ekzem-Therapie enttäuscht und suchen in alternativen Methoden Hilfe. Natürlich probiert man dabei auch verschiedene Dinge aus, auch wenig untersuchte Verfahren (wie die Kinesiologie). Da die Krankheit eine hohe Spontanheilung zeigt, kann man hinterher nicht genau sagen, ob die Heilwirkung von der Therapie ausging. Aufgrund der psychischen Mitverursachung der Krankheit kann die seelische Entlastung durch eine vertrauensvollen Kontakt oder dem Zutrauen in die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten eine positive Wendung bringen. Hier sollte man darauf achten, dass kein Schaden entsteht, insbesondere sollte man genau prüfen in welche Hände man sich begibt. Bei einer Verschlechterung oder Infektion des Ekzems sollte man nicht zu lange warten bevor man professionelle Hilfe sucht.
Naturheilverfahren, die bei Neurodermitis helfen können
Schulmedizin
Die konventionelle Therapie behandelt im Wesentlichen die Symptome von Neurodermitis:
- Juckreiz
- Infektionen
- Rötung, Entzündung
- Pflege der Haut
Juckreiz
Eventuell können Beruhigungsmittel gegen den Juckreiz, halbfette oder fette, kortison- oder teerhaltigen Salben eingesetzt werden. Für eine Dauertherapie eignen sich diese aber nicht. Bewährt haben sich auch Antihistaminika (Creme, Tabletten). Sie hemmen die Freisetzung des (juck-)reizenden Botenstoffs (Histamin).
Infektionen
Bei Dermatitis ist die Hautbarriere gestört, sodass Angreifer leichter eindringen können. Oberflächliche bakterielle Infektionen zeigen sich durch Pusteln. Sie werden durch entsprechende Antibiotika behandelt. Im Kopfbereich kann sich auf der geschädigten Haut auch Herpes ausbreiten, er wird mit Aciclovir in Schach gehalten.
Entzündung
Die symptomatische Behandlung besteht in der Gabe von Antihistaminika und Kortisonpräparaten. Sie können aber schwerwiegende Nebenwirkungen haben (Magen-Darm-Beschwerden, Schwächegefühl, Muskelschmerzen/-schwäche, Appetitsteigerung, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Nervosität, Akne, Infektanfälligkeit, Verschlimmerung eines Diabetes mellitus und verzögerte Wundheilung). Daher sind alle Therapien, die den Kortisoneinsatz verringern können, die ideale Zusatzbehandlung (Phytotherapie, Naturheilverfahren).
Neue Strategien
Eine weitere Wirkstoffgruppe stellen die Calcineurininhibitoren dar (z.B. Tacrolimus), die wie das Kortison die Aktivierung des Immunsystems unterdrücken. Neben der Hoffnung, den Einsatz von Kortisonpräparaten reduzieren zu können, bringen Calcineurininhibitoren eine Reihe anderer Nebenwirkungen mit sich, insbesondere wirken sie stark hemmend auf das Immunsystem, so stark, dass Impfungen parallel zur Therapie nicht mehr anschlagen können.
Für ganz schwere Neurodermitis-Fälle nimmt man den Stoff Ciclosporin oder Azathioprin, der eigentlich die Abstoßung von transplantierten Organen unterdrücken soll. Hier wird das Immunsystem effektiv ausgeschaltet. Seltener nimmt man das Anti-Krebsmittel Methotrexat zu Hilfe, es hemmt Zellteilung und damit auch das Immunsystem.
Immunmodulatoren sind Medikamente, die gewisse Gefahren bergen. Bei vorliegenden Virusinfektionen (Herpes zoster, Herpes simplex (Eczema herpeticatum), Windpocken) oder Eitererregern (Staphylococcus aureus) dürfen sie nicht angewandt werden, sonst kann sich der Körper nicht wehren. Auch bei der Krebsabwehr kann das unterdrückte Immunsystem nicht effektiv werden. Die Medikamente werden daher nur in bestimmten Situationen eingesetzt.
Die Forschung verfolgt zurzeit neue Therapieansätze. Zum Beispiel versucht man, spezifisch die problematischen (IgE)-Antikörper auszuschalten. Entsprechende Verfahren sind aber erst in der Erprobungsphase.