Definition
Das steckt dahinter
Baustelle Knochen – der Materialstoffwechsel
Ganz klar, das Grundmaterial des Knochens - das Kalzium - kommt aus der Nahrung. Es wird im Darm aufgenommen und landet im Blut. Von dort aus kann es zum Einbau in den Knochen genutzt werden oder sofort über die Niere im Harn landen. An jeder dieser Stationen kann etwas schief laufen. Um Osteoporose zu verstehen muss man verfolgen, wie sich Aufnahme und Abgabe gestalten. Es liegt auf der Hand, dass bei tiefgreifenden Störungen der Darmfunktion zu wenig aufgenommen wird. Bei gewissen Nierenstörungen (Hypercalciurie) dagegen wird zu viel wertvolles Kalzium über die Niere ausgeschieden. Und der entschiedenste Punkt: das Vitamin D. Es ist beim Kalziumeinbau unabdingbar.
Woher kommt das Vitamin D?
Vitamin D aus der Nahrung reicht nur für die Hälfte des Bedarfs. Da muss der Körper selbst aktiv produzieren. Vitamin D kann der menschliche Körper zwar herstellen, doch braucht er für einen Reaktionsschritt eine entscheidende Hilfe: die Energie des Sonnenlichts. An einem warmen Sommertag in südlichen Ländern reichen 20 Minuten Sonne schon aus, um den Bedarf für einen Tag zu decken. Anders sieht es in nördlichen Breiten im Winter aus: Hier ist das Licht zu schwach, abgesehen davon, dass niemand im Winter gerne blanke Haut zeigen will. Auch das kann der Körper abfedern. Für diese Fälle speichert der Körper das wertvolle Sonnenvitamin. Drei Monate lang reichen die Speicher, dann ist Zeit für Nachschub. Im Norden Europas ist aber bis zu sechs Monate lang Ebbe in der Vitamin-D-Produktion durch die Sonne.
Jenseits von Afrika: Vitamin D-Mangelgebiet
Bei moderner Lebensweise in geschlossenen Räumen kann es besonders leicht zu Vitamin D-Mangel kommen, insbesondere bei älteren Menschen. So dürften bei weit mehr als der Hälfte der Senioren die Vitaminspiegel zu tief liegen. Reifere Haut kann auch nicht mehr so viel Vitamin D herstellen. Daher gewinnt die Vitamin D-Versorgung über die Nahrung eine höhere Bedeutung. Aber auch die Aufnahmekapazität des Darms sinkt im Alter. Wenn dann auch die knochenstärkenden Sexualhormone fallen, zehren viele Faktoren an der Knochenfestigkeit.
Kalzium: Schwankende Aufnahme
Der zweite im Bunde ist das Kalzium. Es macht das gummi-artige organische Knochengitter erst fest. Wenn es fehlt, biegen sich die Knochen. Das macht nicht nur Schmerzen, O-Beine und ein Buckel entstellen. Lebenslang braucht man daher dieses wichtige Mineral. Der einzige Zufuhrweg ist der Darm. Einige Tipps muss man für die optimale Aufnahme von Kalzium berücksichtigen.
Osteoporose-Formen bei älteren Menschen (Primäre-Osteoporose)
Wie sich die Osteoporose im Alter entwickelt, ist individuell verschieden:
-Bei Frauen findet man meist die Typ-I-Osteoporose. Hier greift der Körper den Knochen selbst an. Während der Knochenaufbau schwach ist oder stagniert, steigt der Knochenabbau an („fast-loser“-O.). Die Therapie wird hier den Abbau mit Antiresorptiva stoppen.
-Für Männer typisch ist die Typ-II-Osteoporose: Hier mangelt es generell an Aktivität. Auf- und Abbau des Knochens halten sich zwar die Waage, sind aber für den Erhalt des Knochens zu niedrig. Bei der „slow-loser“-Osteoporose muss der Aufbau stimuliert werden.
Osteoporose in Schlepptau anderer Ursachen
Unter „sekundärer Osteoporose“ versteht man eine Abnahme der Knochendichte durch bestimmte Erkrankungen. Die Osteoporose entwickelt sich beispielsweise als Folge von Verdauungsstörungen, Medikamenteneinnahme oder Bettlägerigkeit. Die Therapie versucht dann schwerpunktmäßig, die jeweilige Ursache zu stoppen.
Ursachen
Das Knochengerüst wird ständig umgebaut. Dabei halten sich abbauende und aufbauende Prozesse im Idealfall die Waage. Solange dieses Gleichgewicht nicht gestört wird, bleiben die Knochen stabil. Probleme bekommen aber viele ältere Menschen:
Im Alter wird der Knochenabbau stärker
Bei vielen älteren Frauen entsteht Osteoporose durch den Östrogenmangel in/nach den Wechseljahren. Die knochenaufbauenden Zellen (Osteoblasten) sind von diesem Hormon abhängig. Nimmt ihre Aktivität wegen des Hormonmangels ab, überwiegt der Knochenabbau durch die knochenabbauenden Zellen, die Osteoklasten („high turnover“-Osteoporose).
Eingeschlafener Knochenstoffwechsel
Bei alten Menschen jenseits des 70. Lebensjahres ist der Knochenumsatz generell verlangsamt. Zwar erfolgt neben dem Abbau auch ein Aufbau, doch sind die Aktivitäten zu schwach. Auch dies kann zu Osteoporose führen. Von dieser Art der „low turnover“-Osteoporose sind überwiegend Männer betroffen.
Bekomme ich im Alter Osteoporose?
Diese Frage werden sich wohl viele gesundheitsbewusste Menschen stellen. Es gibt tatsächlich eine Reihe von Kriterien. Fest stehen nur die genetische Veranlagung und das Alter. Daneben kennt man zahlreiche Risikofaktoren für Osteoporose:
Osteoporose-Risiko Lebensweise:
Dies sind die Faktoren, die Sie in der eigenen Hand haben:
- Bewegungsmangel, Muskelabbau verschiedener Ursache
- Lebensweise in geschlossenen Räumen (wenig Sonnenkontakt)
- Mangelernährung (auch vergangene Hungerzustände mit einem BMI unter 20)
- Fehlernährung (zu viel tierische Fette und Eiweiß, keine Pflanzenkost)
- Genussgifte: Alkohol, Nikotin, Koffein
- Vitamin-D- und Kalziummangel
- Zu viel Kochsalz und Phosphat in der Nahrung
Osteoporotische Veranlagung:
Wer zur Osteoporose neigt, ist auch in den Genen festgelegt. Häufig entwickelt sich Osteoporose bei Menschen mit folgenden Eigenschaften:
- rotblonder Typ
- zarter Körperbau (asthenische Konstitution)
- bei Frauen: späte erste Regel (Menarche), frühe letzte Regel (Menopause vor dem 47. Lebensjahr)
- übermäßige Kalziumausscheidung durch die Niere (Hypercalciurie)
- hohes Alter
Riskante Vorerkrankungen:
Diverse Erkrankungen begünstigen Osteoporose. Darunter zählen:
- entzündliche/degenerative Darmerkrankungen mit Malabsorptionssyndrom
- chronische Erkrankungen der Haut, der Nieren und der Leber (diese Organe sind an der Aktivierung des Vitamins D´s beteiligt)
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Störung der Hormone: Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus), Nebennierenüberfunktion (M. Cushing), hypophysärer Hyperkortisolismus (selten), Entfernung der Gebärmutter in jungen Jahren
- Schmerzstörungen und Schonung (Arthrose, Arthritis, Fibromyalgie)
- Paget-Krankheit (führt allmählich zu einer Verdickung der Knochen)
- Rachitis (Vitamin-D-Mangel, meist in der Kindheit, heute selten)
- häufige Frakturen in der Vorgeschichte (kann Hinweis auf angeboren verringerte Knochenmasse sein)
- HIV-Infektion
- Krebs, Strahlentherapie und Chemotherapie, sowie der Testosteronentzug (hormonablative Therapie, HALT) beim Mann oder Östrogenentzug (Aromatasehemmer) bei der Frau
- Arteriosklerose, Demenz
Osteoporose durch Medikamente
Verschiedene Medikamente greifen direkt oder indirekt auf den Knochenstoffwechsel ein:
Prävention
Das beste Verfahren gegen Osteoporose: frühzeitige konsequente Prävention, der beste Ratschlag: immer in Bewegung bleiben und gesund ernähren. Die wichtigsten Maßnahmen gegen Osteoporose ist eine geregelter Stoffwechsel, eine Versorgung mit Nährstoffen, Mineralien und Vitaminen, sowie körperliche Aktivität und Sonnenlicht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt als Vorbeugung für alle älteren (> 65 Jahren) eine tägliche Zufuhr von 800 IE Vitamin D. Davon profitiert nicht nur die Kalziumversorgung, auch die Muskelkraft verbessert sich, so dass begleitend auch die Sturzgefahr sinkt.
Umsicht bei der Medikamentenwahl
Gerade ältere Menschen nehmen viele Medikamente gleichzeitig ein. Leider fördert so mancher Wirkstoff die Knochenentkalkung. Daneben belastet die Chemie Darm- und Darmflora. Darmstörungen sind bei alten Menschen keine Seltenheit. Ein Arzt wird sich also die eingenommen Medikamente genau unter die Lupe nehmen. Nach Abwägung von Nutzen und Risiko kann die Einnahme angepasst werden.
Bahnfrei für alte Menschen...
Ältere Menschen bewegen sich weniger sicher und stürzen leichter. Bei Osteoporose ist jeder Sturz gefährlich, führt er doch oft zu Brüchen und Bettlägerigkeit mit weiterer rasanter Knochenentkalkung – ein Teufelskreis. Darum sorgt man im Vorfeld besser dafür, dass keine Falle in der eigenen Wohnung wartet. Wer nachts raus muss, braucht gute Beleuchtung, freie Bahn und eventuell Haltegriffe. Auch im Straßenverkehr lauern Gefahren. Eine gute Brille und ein Hörgerät erleichtern die Orientierung.
Verlauf und Komplikationen
Wie schnell entwickelt sich eine Osteoporose?
Wer mit einer guten Knochendichte in die Wechseljahre startet, kann damit rechnen, in den nächsten 15 Jahren keine Osteoporose zu bekommen. Anders sieht es aus, wenn Frauen und in geringeren Maße Männer über 50 bereits eine verminderte Mineralisation aufweisen. Dann bekommen 30 bis 60% der Frauen und 3-6% der Männer innerhalb von 15 Jahren Osteoporose.
Verlauf der Osteoporose
Die Krankheit beginnt schleichend und äußert sich mich verschiedenen Beschwerden am Bewegungsapparat. Augenscheinlich sind die Verformungen der Wirbelsäule. Erkannt wird die Krankheit meist erst, wenn ein Knochenbruch bei einer vergleichsweise geringen Belastung aufgetreten ist. Dabei wäre Osteoporose in Frühstadium heilbar. Später ist immerhin das Risiko für Knochenbrüche reduzierbar.
Verlauf unter Medikamenten verlangsamt
Wer Medikamente gegen Osteoporose nimmt, sollte nicht zu viel erwarten. Oftmals ist auch dann keine Steigerung der Knochendichte auszumachen. Die ursprüngliche Knochenstärke kann meist nicht wieder hergestellt werden. Aber kein weiterer Verlust an Knochendichte ist bereits ein Therapieerfolg. Die Dauer der Therapie beträgt viele Jahre und richtet sich nach der Situation und dem Medikament.
Komplikationen
Osteoporose ist immer dann besonders schwerwiegend, wenn man bestimmte Risikofaktoren nicht oder nur schwierig abstellen kann. Wenn beispielsweise ein Knochenbruch zu vollständiger körperlicher Inaktivität geführt hat oder wenn dauerhaft Kortison-Präparate eingesetzt werden müssen.
Bestehen durch die Krankheit chronische Schmerzen, folgt oft eine eingeschränkte Beweglichkeit. Das schränkt nicht nur die Lebensqualität ein, sondern führt oft auch zu Schlafstörungen und Inaktivität, die in einem Teufelskreis erneut die Knochendichte verringern kann.
Ein Bruch eines Wirbelkörpers kann zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule, Haltungsschäden und einer Einschränkung der Atmung führen. Dann besteht eine erhöhte Gefahr für Lungenerkrankungen und eine geringere körperliche Leistungsfähigkeit. Auch Thrombosen, weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere Krankheiten in Zusammenhang mit Bewegungsmangel sind dann häufiger.
Wie sich die Osteoporose im Alter entwickelt, ist individuell verschieden:
- Bei Frauen findet man meist die Typ-I-Osteoporose. Hier greift der Körper die Knochen selbst an. Während der Knochenaufbau schwach ist oder stagniert, steigt der Knochenabbau an (fast-loser-O.). Die Therapie wird hier den Abbau mit Antiresorptiva stoppen.
- Für Männer typisch ist die Typ-II-Osteoporose: Hier mangelt es generell an Aktivität. Auf- und Abbau des Knochens halten sich zwar die Waage, sind aber für den Erhalt des Knochens zu niedrig (slow-loser-O.). Dann muss der Aufbau stimuliert werden.
Osteoporose im Schlepptau anderer Ursachen
Unter „sekundärer Osteoporose“ versteht man eine Abnahme der Knochendichte durch bestimmte Erkrankungen. Die Osteoporose entwickelt sich beispielsweise als Folge von Verdauungsstörungen, Medikamenteneinnahme oder Bettlägerigkeit. Die Therapie versucht dann schwerpunktmäßig die jeweilige Ursache zu stoppen.
Häufigkeit
Osteoporose ist eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Durch die Überalterung der Bevölkerung wird in Zukunft mit einer weiteren Zunahme der Betroffenen gerechnet.
Mit fünf Millionen Osteoporose-Patienten allein in Deutschland handelt es sich um ein weit verbreitetes Problem. Betroffen sind vor allem Frauen. Etwa 25 % von ihnen erkranken nach den Wechseljahren. Jenseits des 70. Lebensjahrs sind beide Geschlechter betroffen. Etwa 50 % der alten Menschen über 70 müssen mit verschieden stark ausgeprägten Stadien der Osteoporose zurechtkommen.
Pro Jahr rechnet man mit etwa 65.000 Schenkelhalsbrüchen, die auf die Entkalkung zurückgehen. Viele der Patienten bleiben danach dauerhaft auf Hilfe angewiesen. Das schränkt die Lebensqualität ganz entscheidend ein, da ein Stück Selbstständigkeit verloren geht. Daher lohnt sich eine frühe Prävention ganz besonders.