Das steckt dahinter
Man kann nur Vermutungen darüber anstellen. Am bekanntesten ist die Theorie, dass die Übelkeit dabei hilft, den Embryo vor giftigen Nahrungsmitteln zu schützen. Viele Pflanzen produzieren stark schmeckende giftige Inhaltsstoffe und signalisieren damit jedem Fraßfeind unmissverständlich, dass sie ungenießbar sind. In der Tat sind manche Gewürze in hohen Mengen durchaus giftig (wie Zimt, Nelken, Muskatnuss). Daneben entstehen auch beim Verderben von Lebensmitteln durch Bakterien deutlich wahrnehmbare Produkte. Alkohol und Milchsäure sind die bekanntesten auf einer langen Liste. So sind Produkte mit geringem Eigengeschmack eher frisch und selten schädlich. Auch statistisch gesehen haben Frauen mit Schwangerschaftsübelkeit in der Frühschwangerschaft einen Vorteil: Sie erleiden tatsächlich weniger Fehlgeburten. So dürfte das Kind von der Schwangerschaftsübelkeit profitieren.
Wie viele Frauen nutzen die Phytotherapie?
Je nach Land ist die Phytotherapie in der Schwangerschaft mehr oder weniger verbreitet. Eine amerikanische sowie eine kanadische Untersuchung beziffert die Rate der Heilpflanzen-Nutzerinnen auf ca. 10 %, eine englische auf etwa 27 %. Autoren aus den Vereinigten Arabischen Emirate haben die Situation im mittleren Osten ausgewertet und geben 22.3-82.3 % zu Protokoll. Auch die Zahlen aus Süditalien sind mit 81 % sehr hoch. In der Bevölkerung ist also das Wissen um die Nutzung teilweise noch weit verbreitet. Trotz dieser hohen Vertrauensrate liegen kaum Untersuchungen zur Sicherheit vor. Neuerdings wurden zahlreiche Frauen aus den Geburtsregistern zur Heilpflanzennutzung befragt. Schwere Folgen wurden bei den traditionellen Schwangerschafts-Heilpflanzen nicht berichtet, doch bei genauerem Hinsehen ergeben sich doch möglicherweise Zusammenhänge: Ein intensiver Einsatz könnte mit geringem Geburtsgewicht, Entwicklungsverzögerung und vorzeitige Geburt verbunden sein. Was noch genau abzuklären wäre, ist die Frage ob diese Veränderungen durch die Phytotherapie oder durch die Beschwerden (weswegen die Phytotherapie angewendet wurde) ausgelöst werden.
Das sind die häufigsten genutzten Heilpflanzen: Kamille, Ingwer, Grüner Tee, Pfefferminze, Fenchel.
Formen
Je nach der Schwere der Symptome unterscheidet man:
- Würgen und Übelkeit ohne Erbrechen.
- Leichte Schwangerschaftsübelkeit: morgendliche Übelkeit, gelegentliche Übelkeit und seltenes Erbrechen.
- Emesis gravidarum: schwangerschaftsbedingtes Erbrechen, jedoch ohne Krankheitsgefühl und Beeinträchtigung des Wohlbefindens.
- Hyperemesis gravidarum (Frühgestose) ist mit 1-2 % Häufigkeit zum Glück recht selten. Hier steigert sich das Erbrechen auf mehr als fünf Episoden am Tag, begleitend verlieren die Frauen an Gewicht (mehr als 5 %), da die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit erschwert ist.
Häufigkeit
Schwangerschaftsübelkeit ist eine recht häufige Erscheinung. Die meisten (50-90 %) aller Frauen sind mehr oder weniger schwer davon betroffen. Beim überwiegenden Teil (80 %) lindern sich die Beschwerden nach 3 bis 5 Monaten. Bei 20 % bestehen die Beschwerden in der gesamten Schwangerschaft.