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Die Erkrankung verstehen: Stress

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Was ist Stress?

Die Natur hat vorgesehen, dass „Stress“ den Körper für Ausnahmesituationen fit macht.

Definition

Das steckt dahinter

Aufmerksamkeit, Herzschlag und Zuckerspiegel steigen in Stresssituationen an - man macht sich für körperliche Leistung bereit. Diese Fähigkeit erhöhte im Laufe der Evolution die Überlebenswahrscheinlichkeit in kritischen Situationen. Kurzzeitige Stresszeiten werden von gesunden Menschen sehr gut toleriert. Ein gewisses Maß an Herausforderungen im Sinne von „Stress“ ist sogar lebensnotwendig. Menschen können an völliger Reizverarmung (Deprivation) sterben. Nach Stress sollte aber eine Phase der Regeneration die Speicher an Stresshormonen und Reserven wieder auffüllen. Lange anhaltender Stress erschöpft die körperlichen Möglichkeiten und macht krank.

Stress ist, was der Körper daraus macht

Was als „Stress“ empfunden wird und wie viel man davon verträgt, ist höchst unterschiedlich. Was der Eine sucht, macht den Anderen platt. Es gibt Menschen, wie etwa Extremsportler, die regelrecht süchtig nach Stresssituationen sind. Besonders die Entspannung und das gehobene Selbstgefühl danach werden durch die „Glückshormone“ intensiviert. Dabei nehmen manche sogar erhebliche gesundheitliche Risiken in Kauf.

Körperliche Hochleistung

Den eigentlichen Stress für den Körper stellen die Anpassungsreaktionen an die Gegebenheiten dar. Sie bedeuten eine außerordentliche Kraftanstrengung für die körperliche Regulationsfähigkeit. Das betrifft Hormon- und Nervensystem, Stoffwechsel, Muskeln, Lunge, Haut, Gefäß- und Immunsystem, eigentlich den gesamten Organismus.

Die Folge sind eine Fülle psychosomatischer Reaktionen: Stress erhöht den Blutdruck und Puls und stört das Verdauungssystem (Durchfall, Bauchschmerzen und Reizdarm). Schlaf, Laune und Appetit leiden und das Angsterleben steigt. Zahlreiche Stresserkrankungen sind bekannt. Sie reichen von Schmerzstörungen, Muskelanspannung und -krämpfen bis zu Tinnitus und Schwindel.

Am Besten gegen Stress wirkt immer noch die Prävention! Wenn man also an sich Folgen einer Stresseinwirkung bemerkt, sollte man selbst aktiv werden!

Häufigkeit

Stress empfindet jeder, sogar Kinder und alte Menschen. Die Hauptlast liegt oft auf den Berufstätigen mit Mehrfachbelastungen. Man schätzt, dass in der EU etwa 28 % aller Berufstätigen krankmachendem Stress ausgesetzt sind. Durchschnittlich fällt jeder Arbeitnehmer pro Jahr 4 Tage wegen einer arbeitsbedingten Stresserkrankung aus.

Ursachen

Stressoren sind so unterschiedlich wie die Menschen und ihre Biographien. Zahlreiche Faktoren üben Stress aus: das kann starker Lärm, chemische Substanzen, Hunger oder Krankheit sein. In unserer Kultur versteht man unter Stress meist Leistungsdruck und Überforderung. Aber auch eine mangelnde Wertschätzung, Konflikte, Unzufriedenheit und Fremdbestimmung, Partnerschaftsprobleme, Mobbing und Angst vor Arbeitslosigkeit … können zum Stressor werden.

Aber das alleine ist noch keine ausreichende Erklärung. Oft macht erst die Einstellung des Betroffenen, seine Vorerfahrungen, Veranlagungen und Vorerkrankungen aus einem Umstand Stress. Beispielsweise wenn der Betroffene aufgrund seiner Sozialisation immer den Erwartungen entsprechen will, ein niedriges Selbstvertrauen hat und eigene Bedürfnisse zu stark zurückstellt.

Verlauf und Komplikationen

Verlauf

Eine Stresserkrankung entsteht erst dann, wenn nach der stressenden Situation über lange Zeiten keine Gelegenheit zur Regeration besteht. Es kommt dann zu akuten Stresssymptomen und einem erhöhten Stresshormonspiegel. Das kann oft über Jahre hinweg andauern, wenn die Alarmsymptome des Körpers übergangen werden. Aber irgendwann sind die Speicher erschöpft und es kommt zu Stresserkrankungen, oft mit schwerwiegenden, manchmal irreversiblen Folgen.

Komplikationen

Durch Stress entstehen häufig körperliche Erkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen, Asthma und Verdauungsbeschwerden. Es gibt einen fließenden Übergang zwischen chronischem Stress, Burnout und Depression.

Bei Burnout ist die Leistungsgrenze überschritten. Der Körper und das Gehirn „machen dicht“ und selbst wenn der Betroffene noch Leistung bringen will, er kann es nicht mehr, denn das Gehirn wird schon bei geringen Belastungen von Stresshormonen überschwemmt oder/und es sind kaum noch Reserven für Stresssituationen vorhanden. Es dauert Monate, bis der Betroffene sich erholt und es bleiben häufig Spätschäden in Form von schneller Erschöpfbarkeit, Chronischer Müdigkeit und einer erniedrigten Belastungsgrenze.

Dauerhafte Ausweglosigkeit führt oftmals auch zu schweren Depressionen.

Ein intensives Stresserlebnis mit Todesangst, intensiver Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen kann dauerhaft krank machen. Es ist heute als „postraumatisches Belastungssyndrom“ (PTBS) bekannt.

Formen

Stress ist nicht gleich Stress. Je nachdem, wie stark er ist und wie lange er andauert unterscheidet man verschiedene Stressintensitäten.

  1. Geringfügiger Stress – also Stress ohne Angstreaktion – wird häufig stimulierend erlebt, weswegen man ihn auch als „Eustress“ bezeichnet. Man ist dafür gewappnet und kann ihn leicht bewältigen. Körperlich kommt es zu keinem erhöhten Kortisolspiegel. Er löst sogar eine vorübergehende positive Stimulation des Immunsystems aus bis hin zum „Flow-Erlebnis“.
  2. Dauert der Stress länger an, ist damit ein gesteigertes psychologisches Angstniveau verbunden, es kommt zu körperlichen Angstreaktionen (wie Schwitzen, Herzrasen). Der Körper kann die Stresssituation aber noch erfolgreich bewältigen. Es ist aber bereits eine messbare Reaktion im hormonellen Regelsystem zu verfolgen.
  3. Chronischer Stress zeigt ein deutlich ausgeprägtes Angstniveau. Er löst einen erhöhten Kortisolspiegel aus, zumindest solange der Körper nicht erschöpft ist, dann nämlich sinkt das Kortisol. Dieser „Disstress“ unterdrückt das Immunsystem und ist für den Körper nicht mehr kompensierbar. Es kommt zu Stresserkrankung.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

Literatur

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  10. Schmiedel, V., Augustin, M.: Das große Praxisbuch der Naturheilkunde, Gondrom Verlag, Bindlach, 2004
  11. Schmiedel, V., Augustin, M.: Leitfaden Naturheilkunde, 5. Auflage, Elsevier Verlag, München, 2008
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