Symptome der Wechseljahre: Alles zu Beschwerden und Begleiterscheinungen
Hormonumstellung hat zahlreiche Auswirkungen
Wenn die weiblichen Hormone Östradiol und Progesteron immer weniger werden, können weitreichende Symptome die Folge sein. Welche Beschwerden auftreten, ist individuell sehr verschieden.
Von: PhytoDoc-Redaktion
Wechseljahres-Beschwerden im Überblick
Bei den meisten Menschen, ja Menschen, also auch Männern, nicht nur Frauen, begibt es sich um das Alter von 50 Jahren herum, dass merkwürdige Dämonen den Körper befallen. Was keine Krankheit ist, kann sich dennoch häufig wie eine anfühlen:
Die Betroffenen quälen nächtliche Unruhe, Herzrasen und -stechen, Blutdruckschwankungen und -spitzen, Hitzewallungen, Nervosität, Reizbarkeit, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Schwellungen im Gesicht, im Bauchbereich (typisch die Beobachtung des „aufgetriebenen Leibes“), an Händen und Füßen, Gewichtszunahme, Schweißausbrüche aus dem Nichts , Ängste, Stimmungsschwankungen, Depressionen, Schwindel, Erschöpfung, verminderter Antrieb, reduziertes Interesse an oder Schmerzen beim Sex, trockene Scheide, Scheidenpilz, Entzündungen von Blase und Harnröhre, dünnere Haare, brüchige Nägel, Neigung zu Gelenkschmerzen und Arthrose.
Die beschriebenen Symptome treten bei Frauen in erster Linie durch Mangel an Östradiol und Progesteron auf, aber auch viele andere Hormone und Hormonsysteme spielen dabei eine Rolle, die durch die Wechseljahre (Fachbegriff Klimakterium) beeinflusst werden. Es handelt sich z. B. um Melatonin, um Serotonin, um das menschliche Wachstumshormon (STH = SomatoTropes Hormon oder HGH), um DHEA-S (ein Hormon der Nebenniere, Ausgangspunkt vieler andere Hormone), Pregnenolon, Östron, Testosteron (ja, auch bei Frauen!), natürlich die Schilddrüse, die Nebenschilddrüsen und die Steuerzentralen des Hormonsystems, nämlich der Hypothalamus und die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse).
Warum der Körper verrückt spielt, wird verständlich, wenn man die mannigfachen Aufgaben der Hormone – die ja dann fehlen – bedenkt. Die „Wohlfühl-Hormone" Östradiol und Progesteron sind für verschiedenste immens wichtige Körperprozesse zuständig.
- Östrogen regt allgemein die Zellregeneration an, wirkt auf die Gelenke, die Knochenfestigung, die Bildung elastischer Fasern in der Haut.
- Progesteron: Führt zur Entspannung der Gefäße, der glatten Muskulatur (Darm, Blase) und fördert Schlaf und Entspannung, macht zufrieden.
Wie viele leiden unter den Wechseljahren?
Für etwa 30 % der Frauen sind die Wechseljahre ohne Beschwerden, ein weiteres Drittel leidet unter starken Symptomen, die behandelt werden müssen. Das restliche Drittel der Frauen empfindet leichte Wechseljahrs-Beschwerden.
Diese Symptome der Wechseljahre sind typisch
Im folgenden schauen wir uns die Beschwerden oder Organsysteme an, die besonders betroffen sind.
Zyklusstörungen: Wenn die Regel ohne Regel ist
Recht lästig kann es werden, wenn man sich auf den Eintritt der Blutung nicht mehr verlassen kann. Etwa drei bis sieben Jahre vor der letzten Regelblutung (Menopause) kündigt sich die erste Phase der Wechseljahre an – mit Zyklusstörungen. Das heißt die Regel verkürzt sich, während die Blutungen meist stärker werden.
Es kommt zu Zwischenblutungen oder zum Ausfall der Regel. Manchmal häufen sich auch die Regelbeschwerden oder prämenstruelle Beschwerden wie Reizbarkeit, Migräne und Wassereinlagerungen.
Häufigste Anzeichen: vasomotorische Beschwerden
Besonders typische klimakterische Symptome sind Hitzewallungen, Schwindel und Schweißausbrüche. Sie dauern nur einige Minuten, danach folgt manchmal Kältegefühl und Frösteln. Herzbeschwerden wie Herzklopfen und Herzrhythmusstörungen können eine Herzerkrankung vortäuschen. Symptomatisch kann auch eine vorübergehende Zunahme des Blutdrucks bzw. starke Schwankungen des Blutdrucks sein. Treten diese Erscheinungen nachts auf, ist der Schlaf oft erheblich gestört. Die Schlafstörungen führen wiederum zu Müdigkeit und Stimmungsschwankungen.
Aber auch ohne Wechseljahresbeschwerden kommt es im Alter oft zu Schlafstörungen und die Gesamtschlafdauer nimmt ab. Diese Änderung des Schlafverhaltens wird von Frauen und Männern gleichermaßen berichtet.
Schuld daran ist die Störung der Blutgefäßreaktion
Als Vasomotorik bezeichnet man die durch Zusammenziehen und Erschlaffung bedingte Veränderung der Blutgefäße, salopp gesagt die "Bewegungen" der Gefäße. In den Wechseljahren kommt es zu vasomotorischen Störungen, die die oben beschriebenen Wechseljahrs-Probleme verursachen.
Symptome der Wechseljahre: Warum kommt es zu Hitzewallungen?
Die Hitzewallung stellt eine überschießende Antwort auf den Mangel an Östrogenen dar.
Scheidentrockenheit und Schmerzen beim Sex
Durch den Mangel an Östrogen kann die Genitalschleimhaut nicht mehr ausreichend befeuchtet werden – eine Scheidentrockenheit ist die Folge. Da insgesamt die Haut, insbesondere die Schleimhäute, dünner werden und die Elastizität abnimmt, kommt es häufiger zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Hier kann eine Feuchtcreme, die Östrogen enthält, Linderung verschaffen. Halten Sie aber Rücksprache mit Ihrem Arzt, es sollte keine Selbstmedikation erfolgen.
Auch psychische Beschwerden können symptomatisch sein
Manchmal empfinden die betroffenen Frauen eine „Stimmungslabilität“ sowie eine depressive Verstimmung. Es bestehen häufig Zustände der Reizbarkeit, Nervosität oder Anspannung. Andere verspüren eine abnehmende Belastbarkeit, Interesseverlust, Selbstwertprobleme oder Antriebslosigkeit.
Große Studien zeigten ein 2- bis 4-fach höheres Risiko für depressive Verstimmungen während der Perinemopause und ein höheres Risiko für den Beginn einer Depression als außerhalb dieser Phase [1].
Probleme mit der Verdauung & dem Gewicht
Auch die Funktion der Schilddrüse und der Nebennierenrinde ändert sich. Das beeinflusst die Verdauung und den gesamten Stoffwechsel sowie den Wasserhaushalt. Eine Gewichtszunahme sowie Wassereinlagerungen können die Folge sein. Das macht sich als prämenstruelle Beschwerden, geschwollene Brüste oder einem „geblähtem“ Bauch bemerkbar. Schwellungen am Körper sind recht häufig und doch unter Patienten und Ärzten nicht so gut als Symptome des biologischen Wechsels der Hormonspiegel bekannt.
Bei manchen Frauen wird der Darm empfindlich, so dass manchmal bestimmte Lebensmittel nicht mehr vertragen werden.
Daneben beginnen sich unter dem Einfluss der Hormonumstellung bestimmte Organe zurückzubilden, besonders die Gebärmutter wird kleiner und das Fett wandert von der Brust in der Spätphase allmählich in den Bauch.
Wechseljahres-Symptome: Warum nehme ich nicht ab?
„Obwohl ich gar nicht mehr esse, habe ich in den Wechseljahren zugenommen“. So oder ähnlich klingen viele Frauen, die sich wundern, dass sich auf einmal mehr Pfunde auf der Hüfte niederschlagen.
Doch genau hier liegt das Problem, denn der Grundumsatz, also die Energiemenge, die der Körper benötigt, um alle seine Lebensfunktionen aufrecht zu erhalten, ist in den Wechseljahren um circa ein Drittel geringer als früher. Dies liegt – mal wieder – am massiven Verlust der anabolen Hormone wie Estradiol, Progesteron, aber, auch bei Frauen, Testosteron und DHEA-S.
Denn diese steuern unter anderem den Muskelaufbau, bei einem Mangel an den benötigten Hormonen kommt es zum Verlust der Muskelmasse. Da Muskeln einen großen Part im Stoffwechsel spielen und diese im Alter weniger werden, erklärt sich der geringere Grundumsatz.
Da der Appetit leider gleich groß bleibt, reichen schon täglich 100 Kalorien mehr, um in einem Jahr knapp 40.000 Kalorien zu viel gegessen zu haben. Treibt man das Rechenspiel weiter, dann befinden sich schon innerhalb nur eines Jahres 5,7 Kilo zu viel auf den Hüften (Ein Kilogramm Fett entspricht 7.000 Kilokalorien).
Neben dem Grundumsatz verringert sich zusätzlich noch der Leistungsumsatz. Das ist jene Energie, die wir für körperliche Aktivitäten wie Sport aber auch Treppen steigen oder Gassi gehen mit dem Hund verbrauchen. Im Alter werden all diese Tätigkeiten leicht zurückgefahren oder entfallen ganz.
Mit mehr Bewegung und Sport gegensteuern
Hat man dieses Prinzip erst einmal verinnerlicht, wird auch schnell klar, wie man den ungeliebten Kilos zu Leibe rücken kann – mit mehr Bewegung und einem regelmäßigem Sportprogramm.
Da energiedichte Nahrung (wie Fett, Zucker, Protein) und häufige süße Zwischenmahlzeiten nicht nur das Auftreten von Wechseljahres-Beschwerden verstärken, sondern auch zum Gewichthalten nicht geeignet sind, liegt der Fokus auf einer gesunden Ernährung mit viel Gemüse, Fisch und hochwertigem Fleisch. Von einer Diät raten wir ab, da diese nur kurzfristig Erfolg bringt.
Östrogenmangel trifft auch die Blase
Daneben kann es in den Wechseljahren zu Beschwerden im Bereich der harnableitenden Organe kommen, wie Harnwegsinfekte, unfreiwilliger Harnabgang (Harninkontinenz) und häufiges Wasserlassen.
Störungen des Stoffwechsels:
Besonders gefürchtet ist die Osteoporose. Da Östrogen mitverantwortlich für den Knochenstoffwechsel ist, verliert er nach der Menopause zunehmend an Festigkeit. Sollte die Menopause besonders früh eintreten (42 bis 47 Jahre), ist das Risiko hierfür erhöht.
Unerwünschter Haarwuchs
Zwar nimmt das Progesteron ab (später das Östrogen), die männlichen Hormone werden aber weiter produziert. Dies kann in Form einer Oberlippen- und Gesichtsbehaarung sichtbar werden. Die Produktion von Testosteron (die ebenfalls in den Eierstöcken der Frau erfolgt) bleibt bis ins hohe Alter erhalten. Testosteron ist auch bei Frauen wichtig für den Muskel- und Knochenaufbau.
Arztsuche: Therapeuten mit Schwerpunkt Wechseljahre finden
Symptome ade dank richtiger Behandlung
Zum Glück gibt es eine ganze Palette an hilfreichen Therapien. Bei den Heilpflanzen stehen Ihnen Traubensilberkerze und Johanniskraut zur Seite, aber auch die Hormontherapie ist mittlerweile rehabilitiert – wenn sie korrekt erfolgt und der Arzt die Hormonspiegel während der Therapie regelmäßig kontrolliert.
Und dann sind da noch die Faktoren, die Sie selbst in der Hand haben
- regelmäßige Bewegung
- angepasste Ernährung
- richtiger Umgang mit Stress.
Quellen/Weitere Informationen
- Mann Corinna et al.: Auf gutem Weg durch die Wechseljahre, MMW Fortschritte der Medizin 2019.3/161.