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ADHS: Nicht jeder „Zappel-Philipp“ ist betroffen

Kleiner Junge rauft sich die Haare.
© Markus Bormann - Fotolia.com

Vorsicht vor vorschnellen AD(H)S-Diagnosen

ADS-Diagnosen werden bei Kindern leider vielfach zu häufig gestellt. Und die Therapie sollte keinesfalls nur aus Medikamenten bestehen!

Von: Johannes W. Steinbach

Unruhe und Konzentrationsschwäche

Viele Eltern kennen das: Sie wollen in Ruhe essen, ihr Kind sitzt mit am Tisch, rutscht unruhig auf seinem Stuhl hin und her, fuchtelt dabei ständig mit Händen und Füßen, wirft ein Glas nach dem anderen um usw. und so fort. In der Schule kann es sich nicht konzentrieren, den Erklärungen des Lehrers nicht folgen. Die Folge: Hausaufgaben werden gar nicht oder nur unzureichend erledigt, das Kind droht den Anschluss zu verlieren. Wird es auf sein „Fehlverhalten“ angesprochen, reagiert es einfach nicht, hört scheinbar erst gar nicht zu. Für Eltern, Lehrer und Mitschüler nervtötend und stressig – ohne Frage!

Genau hinschauen!

Doch auch wenn solche Verhaltensmuster durchaus Indizien einer Aufmerksamkeits-Defizit-Störung (ADS) bzw. einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) sein können, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Denn hierzulande werden entsprechende Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen leider vielfach zu häufig und vorschnell gestellt. So lautet zumindest das Fazit einer Studie der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Basel. So sei die Zahl der Fälle in der klinischen Praxis zwischen 1989 und 2001 um fast 400 Prozent gestiegen, kritisieren die Wissenschaftler: Die Ausgabe von ADHS-Medikamenten habe sich von 1993 bis 2003 gar verneunfacht. Auch die Dosierungen seien kontinuierlich erhöht worden.

Einer der Gründe dafür dürfte sicherlich darin liegen, dass die Diagnosestellung kompliziert ist, außerdem viel Zeit und therapeutisches Fingerspitzengefühl erfordert. Einen eindeutigen Bluttest o. Ä. gibt es nicht. Eine fundierte klinische Diagnose durch einen Kinder- und Jugend-Psychiater bzw. Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten ist unerlässlich. Dabei sind auch Differentialdiagnosen (zum Beispiel Schilddrüsenüberfunktion) und eventuelle begleitende Krankheiten (zum Beispiel Störung des Sozialverhaltens) zu beachten. Eine korrekte Diagnosestellung erfolgt zu guter Letzt entweder anhand des Klassifikationsschemas nach ICD-10 der World Health Organization (WHO) oder DSM IV der American Psychiatric Association (APA). Dort sind jeweils eine ganze Reihe von Symptomen aufgeführt, von denen eine bestimmte Anzahl über die Dauer exakt definierter Zeiträume vorliegen muss. Erst dann spricht man tatsächlich von ADS bzw. ADHS.

Therapeuten mit Schwerpunkt AD(H)S finden

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Unterschied ADS und ADHS

Grob unterteilt besteht der Hauptunterschied zwischen ADS und ADHS darin, dass ADS eine unter Kindern weit verbreitete psychische Auffälligkeit ist, die zu deutlich reduzierter Aufmerksamkeit führt. Bei ADHS spricht man dagegen von einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS), bei der gesteigerte Impulsivität und Hyperaktivität hinzukommen. Jungen sind generell häufiger betroffen als Mädchen. Die Symptome können indes bis ins Erwachsenenalter hinein fortbestehen. Die landläufige Einschätzung, nach der AD(H)S häufig als reines Kinderleiden angesehen wird, ist demnach falsch. Das bedeutet natürlich auch, dass die Erkrankung in manchen Fällen erst im Erwachsenenalter diagnostiziert wird.

Doch auch wenn eine hieb- und stichfeste Diagnose vorliegt, sollte man nicht vorschnell allein auf den Einsatz nebenwirkungsstarker Psychopharmaka wie Methylphenidat usw. vertrauen. Schließlich geht es darum, den/die Betroffene(n) optimal zu behandeln und nicht einfach ruhigzustellen, damit die Umwelt aufatmen kann. Deshalb sollten weitere Therapieansätze in Betracht gezogen werden. Aus dem Bereich der Naturheilkunde kämen etwa folgende Maßnahmen infrage, die sich zum Teil sehr gut kombinieren lassen:

  • Ordnungstherapie: Dabei werden alltägliche Abläufe zugunsten eines gesundheitsorientierteren Lebensstils umstrukturiert – unter Berücksichtigung stressreduzierender Verfahren (etwa Autogenes Training oder progressive Muskelentspannung), regelmäßiger Bewegung im Freien sowie phosphat- und zuckerarmer Ernährung. Im Besonderen sollte auch die Reizflut – ausgelöst durch Fernsehen, Computerspiele usw. – reduziert werden, der viele Kinder und Jugendliche heute ausgesetzt sind. Sinn und Zweck: die Aktivierung der Selbstheilungskräfte.
  • Darmsanierung: Aus naturheilkundlicher Sicht kommt dem Darm eine zentrale Bedeutung zu, die über die reine Verdauungsaufgabe hinaus geht. So gilt eine gesunde Darmflora als Basis eines jeden intakten Immunsystems, ohne die die körpereigenen Selbstheilungskräfte nicht aktiv werden können. Bei der Darmsanierung geht es deshalb darum, den Darm mit den richtigen Keimen zu besiedeln, etwa E. coli Stamm Nissle 1917. Dabei kann es zwar anfangs zu Blähungen o. Ä. kommen, weshalb entsprechende Präparate zum Teil „eingeschlichen“, sprich in aufsteigender Dosis verordnet werden. Langfristig kann die Schaffung eines optimalen Bakterien-Milieus aber oftmals verblüffende Erfolge erzielen.
  • Phytotherapie: Der Einsatz von Johanniskraut-, Baldrianwurzel- und/oder Passionsblumenkraut kann gute Dienste leisten; entweder in Form einer separaten Gabe oder aber durch Anwendung entsprechender Kombinationspräparate, Tees usw.
  • Homöopathie: Als Einzelmittel der Wahl kämen je nach Patient(inn)en-Persönlichkeit, Lebensalter, Geschlecht, Symptomen, Lebenssituation usw. etwa infrage: Avena sativa, Valeriana, Ignatia, Calcium phosphoricum, Acidum phosphoricum, Panax Ginseng, Stramonium, Anacardium, Zincum Valerianicum, Nux Vomica, Bryonia, Phosphorus, Lycopodium, Allium sativum und einige andere mehr.

Die genaue Auswahl eines individuell geeigneten Arzneimittels sollte man jedoch auf jeden Fall einem phytotherapeutisch bzw. homöopathisch erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker überlassen. Sonst besteht die Gefahr, sich zu verzetteln und eventuell mehr verkehrt als gut zu machen.

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