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Taigawurzel

Die Früchte der Taigawurzel sind rund und mit kleinen Stacheln versehen.
© C. Heyer/PhytoDoc

Erschöpfung und Stress überwinden mit der Taigawurzel

Taigawurzel wirkt als sogenanntes Adaptogen. Die Hauptanwendungsgebiete sind Erschöpfung, abnehmende physische und geistige Fähigkeiten und die Unterstützung der Genesung.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Taigawurzel: Das Wichtigste im Überblick

In der russischen Volksmedizin hat die Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus), auch als Sibirischer Ginseng bekannt, bereits eine lange Tradition. Sie hat eine positive Wirkung auf das Immunsystem, steigert die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit und wird daher auch bei Müdigkeit und Schwächezuständen angewendet. Kein Wunder, dass das natürliche „Doping-Mittel“ auch bei der Olympiade 1984 von russischen Sportlern eingesetzt wurde. Die Taigawurzel wirkt als sogenanntes Adaptogen und unterstützt den Körper dabei, besser mit Stresssituationen umzugehen.

Sie stammt aus Nordostasien, wächst dort vor allem in Sibirien und wird in großem Stil angebaut.

Zur Anwendung stehen Pulver, zerkleinertes Material für Teeaufgüsse sowie wässrig-alkoholische Auszüge aus der Taigawurzel zur Verfügung.

Obwohl die Taigawurzel gut verträglich ist, sollten folgende Gegenanzeigen bei der Einnahme beachtet werden.

Wobei hilft Taigawurzel?

Die Wirkungen der Taigawurzel wurden intensiv untersucht. Es gibt rund 1.000 Arbeiten zu diesem Thema, die meist aus der russischen Fachliteratur stammen. Bei den klinischen Studien bemängelte die WHO das häufige Fehlen von Kontrollen.

Noch am besten belegt sind bisher folgende Eigenschaften der Taigawurzel:

  • die immunmodulierenden bzw. immunstabilisierenden, Rekonvaleszenz-fördernden Wirkungen
  • die Steigerung der Anpassungsreaktion auf Stressoren
  • die Leistungssteigerung und die verminderte Ermüdung

Anwendungsgebiete

Die Hauptanwendungsgebiete sind Erschöpfung und Stress, abnehmende physische und geistige Fähigkeiten und die Unterstützung der Genesung.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete (Indikationen) sind drei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Abwehrschwäche, immunsteigernd (Studie ohne Kontrollen, Tierversuche Laborversuche)
  • Appetitlosigkeit
  • Auszehrung, krankhafte Abmagerung
Bisher keine Beweise zur Wirksamkeit, aber Potenzial
  • Niedriger Blutdruck (Studie ohne Kontrollen)
  • Gewebeschutz gegen Gifte, radioaktive Strahlung, Sauerstoffmangel (Tierversuche)
  • Harnverhaltung, entwässernd (Volksmedizin)
  • Hypercholesterinämie (Studie ohne Kontrollen)
  • Impotenz (Volksmedizin)
  • Knochenbrüche (Volksmedizin)
  • Krebstherapie (Tierversuche)
  • Leber-, Milz und Nierenerkrankungen (traditionelle chinesische Medizin)
  • Leistenbrüche (Volksmedizin)
  • Magen-Darmbeschwerden, Blähungen (Volksmedizin)
  • Mundtrockenheit (Volksmedizin)
  • Nervenschwäche (Volksmedizin)
  • Ödeme (Volksmedizin)
  • rheumatische Erkrankungen (Volksmedizin)
  • Schlafstörungen (traditionelle chinesische Medizin)
  • Schmerzen und Kraftlosigkeit im Hüft- und Kniebereich (traditionelle chinesische Medizin)
  • Viren der oberen Atemwege (Influenza A, Rhinoviren, Respiratory-Syncytal-Virus; Laborversuche)

Botanik: Aussehen und Herkunft

Die Borstige Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus) ist eine strauchartige Pflanze aus der Familie der Efeugewächse (Araliaceae). Die Heilpflanze besitzt stachelige Triebe, gefingerte Blätter und unscheinbare Blüten, die in Dolden stehen. Die lateinische Bezeichnung senticosus (dornenreich) bezieht sich auf die verholzten Stachelborsten am Stängel, die der Heilpflanze ein abweisendes Aussehen verleihen.

Die männlichen Blüten sind blauviolett, die weiblichen Blüten gelblich gefärbt. Daraus entwickeln sich kleine schwarze Beeren. Taigawurzel stammt aus Nordostasien, in Russland gibt es bereits seit einigen Jahren große Anpflanzungen. Man verwendet sowohl die getrockneten Wurzeln als auch die unterirdischen Sprossabschnitte. Sie werden auch unter der pharmazeutischen Bezeichnung Eleutherococci radix geführt.

Taigawurzel (auch Sibirischer Ginseng genannt) ist übrigens nicht mit Ginseng (Panax ginseng) zu verwechseln, der nach seiner Herkunft als Chinesischer, Koreanischer oder Japanischer Ginseng bezeichnet wird. Es handelt sich hier um unterschiedliche Pflanzen. Zwar ist die Wirkung der beiden Pflanzen ähnlich, die Inhaltsstoffe sind aber unterschiedlich. Der Ginseng hat eine allgemeinere Wirkung als die Taigawurzel, letztere unterstützt zusätzlich das Immunsystem.

Verwandte Arten

Taigawurzel wird gelegentlich mit verwandten Pflanzen aus der Gattung Aralia verwechselt, wie die Amerikanische Narde (Aralia racemosa), die Nackstängelige Aralie (A. nudicaulis) und der Herkuleskeule (A. spinosa). Diese Pflanzen werden ebenfalls in der traditionellen Medizin eingesetzt.

Gewinnung

Die getrocknete Wurzel der Taigawurzel wird pulverisiert und mit einer alkoholischen Lösung extrahiert. Der Extrakt wird direkt verwendet oder durch schonende Eindampfung konzentriert. Üblich ist ein 33 % iger Extrakt. Nach einem Zusatz von geeigneten Trägerstoffen wird das Konzentrat durch Sprühtrocknung zu einem Trockenextrakt aufgearbeitet.

Heilwirkung der Taigawurzel

Taigawurzel wirkt als sogenanntes Adaptogen. Darunter versteht man ein Therapeutikum, das in der Lage ist, die Widerstandskraft des Körpers gegen verschiedene Stressoren wie etwa psychischen Stress, UV-Strahlung, Krankheiten, Operationen, Schadstoffe oder jahreszeitlichen Wechsel zu stärken. Wichtiger Wirkstoff ist das Eleutherosid.

Stress

Generell wird die Stressantwort in drei Phasen eingeteilt: die Alarmphase, die Phase des Widerstands gegen den Störfaktor, auf die eine anschließende Erschöpfungsphase folgt, wenn die Reservekräfte verbraucht sind. Adaptogene wie der Sibirische Ginseng vermindern den Stress in der Alarmphase und verzögern das Einsetzen der Erschöpfungsphase.

Vorbeugende Wirkung

Daten aus Tierversuchen deuten darauf hin, dass die Schäden durch Durchblutungsstörungen, wie sie etwa bei Schlaganfällen oder Herzinfarkten auftreten, mit Taigawurzel geringer ausfallen. Auch die schädigende Wirkung von giftigen Stoffen (wie Alkohol, Antibiotika und Krebsmedikamenten) soll durch die Pflanze gemindert werden. Eine erhöhte Widerstandskraft gegen Krebs wird ebenfalls diskutiert. In Laborversuchen konnte zudem eine Hemmung der Vermehrung bestimmter Viren (RNA-Viren) festgestellt werden, welche die oberen Atmungsorgane und die Nase befallen.

Taigawurzel & Eierstockkrebs

Eine fixe Kombination mit Eleutherococcus als Hauptbestandteil erhöhte die Zahl von T-Zellen (T-Lymphozyten) in einer Studie an 28 Patienten mit Ovarialkarzinom des Stadium III-IV.

T-Zellen spielen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von entarteten Zellen, also Krebszellen.

Nachdem zuvor eine Chemotherapie mit Cisplatin und Cyclophosphamid abgeschlossen war, erhielten die Patienten vier Wochen lang die pflanzliche Kombination. Im Vergleich zur Kontrollgruppe stiegen die mittleren Spiegel von Immunglobulin G und Immunglobulin M (beides wichtige Antikörper in der Immunabwehr) [4]. Die Studienergebnisse zeigten, dass durch Einsatz von Taigawurzel das durch Chemotherapie beeinträchtigte Immunsystem von Patientinnen mit Eierstockkrebs verbessert werden kann.

Nebenwirkungen von Taigawurzel

Es sind keine Nebenwirkungen bekannt, wohl aber einige wenige Gegenanzeigen.

Gegenanzeigen

Bei Allergien gegen Pflanzen aus der Familie der Efeugewächse soll der Sibirische Ginseng nicht verwendet werden.

Taigawurzel & Bluthochdruck

Für Patienten mit Bluthochdruck gilt die Heilpflanze als unsicher.

Was ist mit Schwangerschaft und Stillzeit?

Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollen Präparate mit Eleutherococcus nicht eingenommen werden, da keine Studien und Daten dazu vorliegen.

Wechselwirkungen

Es liegen keine Daten zu Wechselwirkungen vor.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Der Sibirische Ginseng ist als Pulver, zerkleinertes Material für Teeaufgüsse sowie als wässrig-alkoholischer Auszug verfügbar.

Dosierung

Die Tagesdosis beträgt 2 bis 3 g der getrockneten Wurzel oder bis zu 80 Tropfen des alkoholischen Auszugs (40 % Alkohol (V/V), Fluidextrakt mit 1 g Ginseng pro 1 ml Extrakt). Bitte beachten Sie auch die Angaben des Herstellers.

Innerlich:

Vom alkoholischen Flüssigextrakt werden in der Regel 20 bis 40 Tropfen zwei- bis dreimal täglich vor dem Essen verabreicht.

Vom Trockenextrakt werden 65-195 mg eingenommen.

Bei anderen Zubereitungen verwendet man Mengen, die 2-3 g der Wurzel entsprechen.

Auch eine kurmäßige Einnahme ist möglich. Die Kur dauert 25 bis 30 Tage, darauf folgt eine Pause von ein- bis zwei Wochen. Diese Abfolge wird zwei- bis dreimal wiederholt.

Einnahmedauer von Taigawurzel

Aufgrund fehlender Langzeitstudien sollte Eleutherococcus nicht länger als 3 Monate eingenommen werden. Eine erneute Anwendung sollte nach circa 2 Monaten erfolgen.

Wirkstoffe der Taigawurzel

Wurzel und Rhizome enthalten eine Vielzahl von Wirkstoffen, den so genannten Eleutherosiden (eine irreführende Bezeichnung, da die Gruppe chemisch heterogen ist) [5].

  • Triterpene und Triterpensaponine (Eleutheroside I–M),
  • Lignane und ihre Glykoside (z. B. Sesamin, Liriodendrin und Syringaresinol),
  • Cumarine (Isofraxidin),
  • Phytosterine (β-Sitosterol, Daucosterol)
  • Polysaccharide

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Blaschek W. et al. (Hrsg.): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, Springer-Verlag Heidelberg, 2004
  2. Glatthaar-Saalmüller B. et al.: Antiviral activity of an extract derived from roots of Eleutherococcus senticosus. Antiviral Res., 50 (3), 223-8,2001
  3. Hänsel, R., Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage, Springer Verlag, Heidelberg, 2007
  4. Kormosh N, Laktionov K, Antoshechkina M. Effect of a combination of extract from several plants on cell-mediated and humoral immunity of patients with advanced ovarian cancer. Phytotherapy research : PTR. May 2006;20(5):424-425.
  5. Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 3. Auflage, Urban & Fischer Verlag München-Jena, 2007
  6. Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2015
  7. WHO: WHO monographs on selected medicinal plants, Vol.2, AITBS Publishers & Distributors (Regd.), India, Delhi, 2005
  8. Wichtl, M. (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka, 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2002
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