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Löwenzahn

Die gelbe Blüte des Löwenzahns ist zu Unrecht den meisten nur als Unkraut bekannt.
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Löwenzahn - der europäische Ginseng

Durch die Bitterstoffe regt Löwenzahn den Stoffwechsel an und hilft bei Verdauungsstörungen. Und im Frühjahr empfiehlt sich eine Entgiftungskur mit Frischpflanzenpresssaft, um den gesamten Organismus zu stärken. Da muss sich der Löwenzahn nicht hinter dem asiatischen Ginseng verstecken und gilt daher zu Recht als europäischer Ginseng.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Löwenzahn: Das Wichtigste im Überblick

So mancher Gartenbesitzer ärgert sich über den Löwenzahn (Taraxacum officinale), der sich auf dem Rasenstück ausgebreitet hat. Als Unkraut wird er dann bezeichnet, jedoch wissen viele nicht, dass sich hinter dem Löwenzahn eine wunderbare Heilpflanze verbirgt, die positiven Einfluss auf sämtliche Verdauungsorgane hat. 

Die Bitterstoffe helfen bei Verdauungsbeschwerden, indem sie den Appetit anregen und den Fettstoffwechsel verbessern. So kann Löwenzahn auch bei Blähungen, Verstopfung und Magenbeschwerden helfen. Zudem hat er eine harntreibende Wirkung und wird daher bei Durchspültherapien gerne empfohlen. Äußerlich angewendet soll die Pflanze laut Volksmedizin Hautbeschwerden lindern. 

Löwenzahn ist in den unterschiedlichsten Formen erhältlich. Die getrockneten Blätter und Wurzeln werden als Tee verkauft. Zusätzlich sind Tinkturen, Liquidextrakte erhältlich. Im Frühjahr empfiehlt sich eine Entgiftungskur mit Frischpflanzenpresssaft. Löwenzahn ist zumeist gut verträglich und besitzt kaum Nebenwirkungen.

Wobei hilft Löwenzahn?

Löwenzahn ist eine traditionelle Heilpflanze, klinische Studien gibt es bisher keine. Er wird zur Förderung der Harnbildung bei einer Durchspültherapie und bei verschiedenen Verdauungsstörungen eingesetzt. Durch die Bitterstoffe ist Löwenzahn appetitanregend und hilft bei Verdauungsstörungen. 

Zur Förderung der Rekonvaleszenz und Leistungsfähigkeit kann man regelmäßig Löwenzahn und Brennnessel verzehren. Besonders im Frühjahr empfiehlt sich eine Entgiftungskur mit Frischpflanzenpresssaft, um den gesamten Organismus zu stärken. Da muss sich der Löwenzahn nicht hinter dem asiatischen Ginseng verstecken und gilt daher zu Recht als europäischer Ginseng.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • Appetitlosigkeit
  • dyspeptische Beschwerden wie Völlegefühl und Blähungen
  • Entwässerung, Anregung der Harnbildung
  • Störungen des Gallenflusses
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Blasen- und Nierenerkrankungen, Durchspültherapie
  • Grieß- und Steinbildung, Vorbeugung
  • Haut, trockene (Sebostase)
  • Leber- und Gallenblasenbeschwerden (nicht Gallenverschluss!)
  • Rheuma und Gicht, „Blutreinigung“

Botanik: Aussehen und Verbreitung

Der Gewöhnliche Löwenzahn (Taraxacum officinale) ist eine mehrjährige Rosettenpflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Auf gedüngten Wiesen ist der Löwenzahn im Frühjahr oft aspektbildend. Er hat eine bis zu 50 cm lange Pfahlwurzel. 

Namensgebend sind die langen zackigen Blätter, die an die Zähne eines Löwen erinnern. Während die Blätter häufig dicht am Boden liegen, sind die blattlosen Blütenstängel aufrecht. Sie sind hohl und tragen am Ende eine gelbe Sammelblüte mit unzähligen kleinen Zungenblüten. Die Früchte (Pappus) segeln mit dem Wind oft weite Strecken mit ihren Fallschirmen. Während der Wachstumsphase scheiden alle Pflanzenteile bei Verletzung einen bitteren Milchsaft aus.

Gewöhnlicher Löwenzahn ist eine formenreiche Sammelgruppe mit bisher 150 bekannten Kleinarten. Die genaue Bestimmung erfordert Spezialliteratur.

Der Löwenzahn war ursprünglich auf der nördlichen Halbkugel heimisch, mittlerweile ist die robuste Pflanze als „Unkraut“ weltweit verbreitet

Traditionelle Anwendung

Früher hat man den Löwenzahn (inulinreiche Wurzeln) geröstet und als Kaffee-Ersatz verwendet oder die oberirdischen Teile im zeitigen Frühjahr als vitaminreichen Salat eingesetzt. Heute hat man ihn als kulinarische Besonderheit wiederentdeckt und er wird als Salatpflanze vermehrt angebaut. Wegen der harntreibenden Wirkung wurde der Löwenzahn mancherorts »Bettseecher« (=Bettnässer), andernorts „piss-en-lit“ genannt.

Verwendet werden die frischen oder getrockneten Blätter, Wurzeln oder beides (Taraxaci radix cum herba). Der Löwenzahn für Fertigpräparate stammt vorwiegend aus Osteuropa.

Gewinnung

Die Blätter werden vor der Blüte geerntet und getrocknet. Die Wurzel sammelt man für gewöhnlich im Herbst, wenn der Inulingehalt hoch ist.

Heilwirkung von Löwenzahn

Die Bitterstoffe des Löwenzahns regen den Appetit und Stoffwechsel an. Er fördert den Gallenfluss und die Fettverdauung. Traditionell wird er als appetitanregendes Tonikum gehandelt und auch bei Völlegefühl, Blähungen, Verstopfung, Magen-, Leber- und Gallenblasenbeschwerden eingesetzt. Als Stärkungsmittel ist er mit dem Ginseng vergleichbar. Die gallenflussfördernde Eigenschaft geht vermutlich auf die bitteren Sesqui- und Triterpene zurück.

Daneben wirkt Löwenzahn krampflösend und entzündungshemmend. Er schützt im Tierversuch vor der Bildung von Magengeschwüren.

Durchspültherapie

Das Kraut des Löwenzahns wurde hauptsächlich als harntreibendes Mittel verwendet. Zur Durchspültherapie nahm man ihn als "Blutreinigungsmittel" gegen Rheuma und Gicht, sowie bei Nieren- und Blasenleiden, Grieß- und Steinbildung.

Versuche am Menschen zeigen tatsächlich eine Steigerung der Harnbildung durch Löwenzahnextrakt.

Diabetes

Der wässrige Extrakt aus der getrockneten Wurzel und ein alkoholischer Extrakt aus der ganzen Pflanze zeigte im Tierversuch eine blutzuckersenkende Wirkung.

Haut

Äußerlich findet Löwenzahn Anwendung bei Ekzemen und anderen Hautbeschwerden. Zwar ist er nur wenig antibakteriell wirksam, doch war in Tierversuchen eine schmerzlindernde und antientzündliche Wirkung zu verzeichnen.

Press-Säfte aus dem Kraut sollen nach traditionellen Vorstellungen Warzen vertreiben, untersucht ist dies jedoch nicht.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Löwenzahn

Löwenzahn regt den Gallenfluss an. Nicht anwenden, wenn der Abfluss der Gallensäfte gestört ist:

  • Darmverschluss
  • Entzündung und Verschluss der Gallenwege
  • Eiteransammlung in der Gallenblase (Gallenblasenempyem)
  • Gallensteine

Bei Gallensteinleiden und schweren Leberfunktionsstörungen soll Löwenzahn nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt angewendet werden.

Wie alle Bitterstoffe kann Löwenzahn Magenbeschwerden durch eine Übersäuerung auslösen.

Häufiger Kontakt mit dem Milchsaft kann bei empfindlichen Personen zu Kontaktdermatitis führen.

Wegen der harntreibenden Wirkung sollten Präparate mit Löwenzahn nicht abends eingenommen werden.

Wechselwirkungen

Im Tierversuch reduzierte ein wässriger Extrakt aus der Pflanze den Blutspiegel von Ciprofloxacin (Antibiotikum).

Andere Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind bisher nicht bekannt geworden.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Löwenzahn wird in folgenden Formen angewendet: getrocknete Blätter und Wurzeln als Tee, Tinkturen, Liquidextrakt und Frischpflanzenpresssaft. Der Saft aus dem Löwenzahn ist vermutlich am wirksamsten.

Löwenzahnsaft selbst herstellen

Herr Professor Dr. Schilcher erklärt, wie man den Saft  aus Löwenzahn auch selbst herstellen kann: Eigentlich braucht man dazu eine Graspresse. Da man solch ein Gerät wohl eher nicht in einem herkömmlichen Haushalt findet, kann man als Alternative auch einen guten Entsafter verwenden. Einfach Löwenzahnblätter zerkleinern und in den Entsafter geben.

Professor Dr. Schilcher empfiehlt während der Kur 3 bis 4 x täglich jeweils vor den Mahlzeiten 10 ml einzunehmen. Der Frischpflanzenpresssaft sollte immer im Verhältnis 1:5 zum Beispiel mit Wasser, Apfelsaft oder Milch verdünnt werden. Beim handelsüblichen Presssaft hat man den Vorteil, dass man die Kur 2 bis 3 Mal im Jahr wiederholen kann.

Frühjahrskur mit Löwenzahn

Für die Frühjahrskur wird Löwenzahn mit anderen Heilpflanzen vermischt und als Tee getrunken. Die Teemischung wird aus folgendermaßen zusammengestellt:

1-2 Teelöffel der Mischung werden mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergossen. 10 Minuten ziehen lassen und abseihen. Den Tee kurmäßig über 3-4 Wochen hinweg 1-3 täglich trinken.

Löwenzahn als Genuss auf dem Teller

Löwenzahn findet nicht nur als Heilpflanze ihren Einsatz, Herr Professor Dr. Schilcher betont auch den kulinarischen Nutzen der Pflanze. Sein Rezept für einen würzigen und aromatischen Wildkräutersalat, der allerdings keinen therapeutischen Effekt besitzt,  setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen:

  • 50 Teile junge Löwenzahnblätter,
  • 35 Teile junge Brennnesselblätter,
  • 5 Teile junge Gierschblätter,
  • 5 Teile Brunnenkresseblätter,
  • 3 Teile junge Wiesensauerampferblätter
  • und einige Blättchen Scharbockskraut,

jeweils vor der Blüte gesammelt.

Dosierung bei Produkten mit Löwenzahn

Zubereitungen aus Löwenzahn sollen für 4 bis 6 Wochen angewendet werden.

  • Tee aus Blättern: 4–10 g Kraut als Aufguss auf 1 Tasse Wasser
  • Tee aus Wurzel: 1,5 g auf eine Teetasse Wasser, Aufguss oder Abkochung
  • Tinktur: 10-15 Tropfen, 3 x täglich
  • Frischpflanzenpresssaft: 20 ml 3 x täglich
  • Liquidextrakt (1:1 in 25% Alkohol): 4-10 ml 3 x täglich

Trocken aufbewahren. Vor Licht und Hitze schützen.

Wirkstoffe des Löwenzahns

  • Terpene: Triterpene: Taraxasterol und Derivate; Tetraterpene: Carotinoide, Xanthophylle
  • Sesquiterpenlactone: Tetrahydroridentin B, Taraxacolid-β-D-glucosid und andere
  • Phytosterole: Sitosterol, Stigmasterol
  • Flavonoide: Apigenin-Glucoside, Quercetin, Luteolin und andere
  • Phenolcarbonsäure: Taraxacosid, Kaffee-, Cumar-, Ferulasäure und andere
  • Cumarine: Scopoletin, Aesculetin, Cichoriin, Umbelliferon
  • Mineralstoffe: Kalium (bis zu 4,5%)
  • Kohlenhydrate: Inulin (bis zu 40% im Herbst), Schleim, Fructose (bis zu 18% im Frühjahr)

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Blaschek W. et al. (Hrsg.): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, Springer-Verlag Heidelberg, 2004
  2. Clare, B.A. et al.: The diuretic effect in human subjects of an extract of Taraxacum officinale folium over a single day. Abstract, J Altern Complement Med., 15(8):929-34, 2009
  3. Hänsel, R., Sticher, O.: Pharmakognosie – Phytopharmazie, 8. Auflage, Springer Verlag, Heidelberg, 2007
  4. Jeon, H.J. et al.: Anti-inflammatory activity of Taraxacum officinale. Abstract, J Ethnopharmacol. 4; 115(1):82-8, 2008
  5. Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 3. Auflage, Urban & Fischer München 2010
  6. Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2015
  7. WHO: WHO monographs on selected medicinal plants, Vol.3, WHO Press, World Health Organization, Geneva, 2007
  8. Wichtl, M. (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka, 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2002
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