Mineralwasser oder Leitungswasser: Was ist besser?
500 Mineralwässer gibt es in Deutschland
Was ist das Besondere am Mineralwasser und ist Leitungswasser nicht genauso gut? Wir haben nachgeforscht. Plus: Mehr Pepp ins Wasserglas – einfache und köstliche Rezeptideen mit Wassermelone & Co.
Von: Heidemarie Wolter
Fakten für Wasserliebhaber: Das sollten Sie wissen
In Deutschland gibt es rund 500 Mineralwässer und 35 Heilwässer. Das ist weltweit einzigartig. Der Grund ist unser Klima, welches nicht immer für Begeisterung sorgt: Während sich einige über den „ständigen“ Regen ärgern, freuen sich andere über die regelmäßigen Niederschläge. Diese sorgen nämlich dafür, dass die Mineralwasserquellen immer wieder aufgefüllt werden [2, 5].
Auch die geologische Vielfalt Deutschlands tut ihr Übriges, um den Mineralwasserreichtum zu fördern. Niederschlagswasser sickert, je nach Region, durch die verschiedensten Boden- und Gesteinsschichten. Dadurch wird es gefiltert und so auch auf natürliche Weise gereinigt. Außerdem nimmt das Wasser auf seinem Weg, je nach Beschaffenheit des Bodens, verschiedene Mineralstoffe und Spurenelemente in jeweils unterschiedlicher Konzentration auf. Deswegen hat jedes Mineralwasser neben seiner charakteristischen Zusammensetzung auch einen besonderen, einzigartigen Geschmack [2].
Wasser ist nicht gleich Wasser
Wer an einer Wasserverköstigung teilnimmt, wird erstaunt feststellen, dass jedes Mineralwasser einen eigenen Geschmack hat. Das liegt an den unterschiedlichen Gesteinsschichten, die das Wasser auf seiner Reise in das Erdinnere durchläuft. Diese unterscheiden sich von Region zu Region, weswegen diese unglaubliche Fülle an Mineralwässern in Deutschland zustande kommt [2, 5]. Doch durch was genau entstehen diese Unterschiede?
Vulkangestein und Kohlensäure
In Regionen mit früherer vulkanischer Aktivität, z. B. der Eifel, findet man oft Mineralwässer, die bereits natürlich mit Kohlensäure angereichert sind. Das liegt an dem Kohlenstoffdioxid, welches durch das Abkühlen und Erstarren des Magmas freigesetzt und im Wasser als Kohlensäure gebunden wurde.
In diesen Regionen sickert das Wasser außerdem durch basaltischen Boden, in welchem die Kohlensäure z. T. zu Hydrogencarbonat neutralisiert wird. Dadurch erhält das Wasser einen leicht salzigen Geschmack. Dieses Hydrogencarbonat „hilft“ dem Wasser zusätzlich, Calcium und Magnesium aus dem umliegenden Gestein zu lösen und zu binden. Durch Calcium erhält das Wasser einen erdig-trockenen, durch Magnesium dagegen einen leicht metallischen Geschmack [2].
Süß, bitter, salzig – Mineralwässer im Geschmackstest
In Regionen, in denen viel Gips oder Gips-ähnliche Stoffe abgelagert wurden, wie z. B. in Norddeutschland, gelangt viel Sulfat ins Wasser. Sulfate sind Schwefelverbindungen, die dem Wasser einen leicht süßlichen oder manchmal auch bitteren Geschmack verleihen.
Auch der Mineralstoff Chlorid, der sich leicht mit Natrium zu Natriumchlorid oder Kalium zu Kaliumchlorid verbindet, kann in ein Mineralwasser gelangen, wenn das Wasser seinen Weg durch Steinsalzlager nimmt. Diese Wässer haben einen leicht salzigen Geschmack.
Dann gibt es noch Regionen, die vorrangig aus Sand- und Kiesablagerungen gebildet wurden, z. B. das Allgäu. Hier finden sich nur leicht mineralisierte Mineralwässer, die einen sehr milden Geschmack aufweisen [2].
Kohlensäure und Mineralstoffe – gibt es etwas zu beachten?
Mit Blubber oder ohne? Die Kohlensäure
Neben den verschiedenen Geschmacksrichtungen, die jedes Mineralwasser aufweist, gibt es auch Unterschiede im Kohlensäuregehalt. Von „Classic“ über „Medium“ bis zu „Still“. Alles ist im Handel vertreten und oftmals wird diskutiert, welches Wasser denn nun besser sei.
Dabei gibt es hier kein Richtig oder Falsch. Einer mag sein Wasser mit richtig viel Kohlensäure versetzt, ein anderer dagegen verträgt das nicht. Daher ist es empfehlenswert, sich das Wasser auszusuchen, welches einem am besten schmeckt und einem auch bekommt (denn schließlich will man es ja trinken und nicht nur Zuhause herumstehen haben…) [5].
Mineralstoffe aus der Flasche
Auch kommen immer wieder Meldungen, dass man Mineralstoffe über Mineralwässer aufnehmen und dabei seinen Tagesbedarf decken kann.
Das ist nur bedingt korrekt. Fakt ist, dass der Mensch lebensnotwendige Mineralstoffe vor allem über das Essen aufnimmt. In keinem der in Deutschland erhältlichen Mineralwässer sind die Mengen an Mineralstoffen enthalten, die man braucht, um seinen Tagesbedarf zu decken. Zum Beispiel liegt der Tagesbedarf eines Erwachsenen von Kalium bei 2000 Milligramm. Das Mineralwasser mit dem höchsten Kaliumgehalt kommt dagegen gerade auf 10 Milligramm pro Liter [1, 2, 5].
Spezielles Wasser für spezielle Fälle
Für einige Menschen kann es jedoch durchaus sinnvoll sein, sich das Wasser nach dem Mineralstoffgehalt auszusuchen: Ein Wasser, welches einen hohen Kalziumgehalt hat, kann z. B. Menschen mit Laktoseintoleranz dabei unterstützen, ihren Tagesbedarf zu decken.
Auch wer Mineralwasser für die Zubereitung von Babynahrung verwendet, sollte auf die darin enthaltenen Mineralstoffe achten. Nieren von Babys können noch keine zu großen Mengen an Mineralstoffen verarbeiten. Deswegen gibt es für die Zubereitung von Säuglingsnahrung spezielle Mineralwässer, die zu diesem Zweck mineralstoffarm sind [2].
Mineralwasser oder Leitungswasser – Was ist besser?
Eine Frage des Geschmacks
Vor allem bei den stillen Mineralwässern kommt es immer wieder zu Diskussionen, ob man nicht genauso gut Leitungswasser trinken könnte. Auch hier ist es wieder eine Frage des Geschmacks. Wem das Trinkwasser aus dem Hahn nicht schmeckt, kann es nicht wechseln. Da ist ein Wasser aus der Flasche dann eine gute Alternative. Allerdings entfällt bei Leitungswasser natürlich das lästige Kistenschleppen…[2]. Der Verband Deutscher Mineralbrunnen wird allerdings auch nicht müde darauf hinzuweisen, dass Leitungswasser im Gegensatz zu Mineralwasser mit einer Vielzahl von Verfahren und chemischen Hilfsstoffen aufbereitet werden darf.
Wer auf Mineralwasser zurückgreift, steht auch letztendlich immer vor der Frage: Glas oder Plastik? Weiterführende Informationen zu dieser Thematik finden Sie in einem gesonderten Beitrag.
Schadstoffe im Wasser
Aktuelle Untersuchungen aus dem letzten Jahr belegen, dass sowohl Mineralwasser als auch Leitungswasser nicht frei von Schadstoffen sind. Ob nun Nitrat, Arzneimittelrückstände oder auch Pflanzenschutzmittel – alle diese Substanzen sind in Spuren sowohl im Leitungswasser als auch im Mineralwasser vorhanden.
Jedoch sind die gefundenen Mengen bei sämtlichen getesteten Substanzen so gering, dass sie keine gesundheitlichen Risiken bergen sollen und somit auch bedenkenlos getrunken werden können [2, 5].
Wann ist ein Wasser ein Wasser? – Die Wasserverordnung
Nur ein Mineralwasser, welches die vom MTVO (Mineral- und Tafelwasserverordnung) strengen Voraussetzungen erfüllt, darf sich „natürliches Mineralwasser“ nennen. Auch die Abfüllung ist nach Hygiene-, Qualitäts- und Sicherheitsbestimmungen der MTVO geregelt.
Jedoch unterliegt unser Leitungswasser ebenfalls strengen, mehrmals täglich durchgeführten Kontrollen. Es gibt dabei auch deutlich mehr Vorschriften als bei den Mineralwässern: Beispielsweise werden Pestizide und Uran nur im Leitungswasser kontrolliert, nicht im Mineralwasser [3].
Vor und nach dem Hausanschluss
Beim Leitungswasser ist zudem auf folgendes zu achten: Bis zum Hausanschluss ist der jeweilige Wasserversorger, der wiederum mit den Gesundheitsämtern zusammenarbeitet, für die Kontrolle und die Qualität des Trinkwassers verantwortlich. Der Weg vom Hausanschluss bis zum entsprechenden Wasserhahn liegt dagegen in der Verantwortung des Eigentümers des Gebäudes. Wenn Sie sich also nicht sicher sind, aus welchem Material die Rohrleitungen im Haus bestehen (v. a. alte Bleileitungen sind sehr bedenklich), sollten Sie lieber auf Mineralwasser ausweichen [5].
Alles wird teurer – auch unser Leitungswasser?
Im Juni 2017 schlug das Umweltbundesamt Alarm. Allerdings nicht wegen möglicher Gefahren beim Genuss von Leitungswasser, sondern davor, dass Trinkwasser eventuell teurer werden könnte.
Durch unseren Lebensstil und der damit verbundenen intensiven Tierhaltung, aber auch durch den Einsatz von Mineraldünger für den Obst- und Gemüseanbau gelangt vor allem sehr viel Nitrat ins Grundwasser. Die Reinigung des Wassers von diesem Schadstoff könnte bei weiter ansteigenden Nitratmengen die Reinigungsleistung der bislang eingesetzten Filter übersteigen, so dass die Anschaffung von teureren Aufbereitungsanlagen notwendig werden könnte. Dadurch würden dann auch die Trinkwasserkosten um bis zu 45 Prozent ansteigen [4].
Die Menge macht’s
Wie viel trinken ist gesund?
Auch darüber hört man so einiges. Fakt ist, dass der Mensch, je nach Alter, Geschlecht und Konstitution zu 50 bis 80 Prozent aus Wasser besteht. Für sämtliche Körperzellen als auch für die wichtigsten Körperflüssigkeiten wie Blut, Lymphe und Verdauungssäfte, ist Wasser der zentrale Bestandteil.
Generell verlieren wir im Laufe des Tages etwa 2,5 Liter Flüssigkeit (im Sommer und bei sportlichen Aktivitäten ist es mehr), welche ersetzt werden sollten. Jedoch ist es nicht nötig, sich diese Menge komplett übers Trinken wieder zuzufügen. 1,5 bis 2 Liter sollten als Getränk zu sich genommen werden, den Rest nimmt man automatisch über Speisen zu sich [1, 2].
Kaffee, Tee, Wasser – ist alles gleich gut?
Zuallererst ist es natürlich Wasser (wobei es auf den jeweiligen Geschmack ankommt, ob man zu Leitungswasser oder doch eher zu Mineralwasser greift). Daneben gelten auch ungesüßte Kräuter- und Früchtetees und verdünnte Frucht- und Gemüsesäfte als Getränk.
Kaffee wirkt entgegen der landläufigen Meinung nicht entwässernd
Koffeinhaltige Getränke können daher durchaus in die tägliche Flüssigkeitsbilanz miteinbezogen werden, Kaffee kann allerdings, vor allem im Sommer, wegen des enthaltenen Koffeins eine kreislaufbelastende Wirkung haben. Ebenso Schwarztee. Von Limonaden wird, aufgrund des hohen Zuckergehaltes, eher abgeraten. Milch und Kakao, vor allem bei Kindern beliebt, sind ebenfalls keine geeigneten Durstlöscher, sondern zählen aufgrund ihrer Inhaltsstoffe als Mahlzeit.
Das heißt jetzt natürlich nicht, dass Sie keinen Kaffee mehr trinken oder Ihrem Sprössling seinen Kakao wegnehmen sollen. Selbstverständlich kann man weiterhin zu diesen Getränken greifen, jedoch sollten diese nicht zum Durstlöschen getrunken werden.
Und damit Ihnen Wasser trinken richtig Spaß macht, haben wir hier noch einige Rezepte für Sie zusammengestellt.
Rezept-Ideen: Erfrischende Sommergetränke für mehr Pepp im Wasserglas
Wer Wasser pur nicht so gern trinken mag, kann seinem Wasser selber einige „Inhaltsstoffe“ hinzufügen. Der Klassiker sind Zitrone oder Limetten. Wunderbar eignen sich aber auch verschiedenste Kräuter oder auch Beeren, um dem Wasser einen eigenen, besonderen Geschmack zu verleihen.
Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Probieren Sie einfach aus und experimentieren Sie nach Lust und Laune.
Hier meine vier Lieblingsrezepte (für zwei Gläser à 200 ml):