Botanik: Aussehen und Herkunft
Granatapfel – ist kein Apfel
Die Pflanze gehört zu den Weiderichgewächsen (Lythraceae ); früher wurde der Granatapfel als eigene Familie der Punicaceae abgetrennt. Er wächst als Strauch oder kleiner Baum (1,5 bis 5 m Höhe) und hat kleine steife, harte Blätter sowie prächtige orangerote Trichterblüten an den Zweigspitzen.
Die apfelförmige Frucht mit der lederartigen Schale enthält in unregelmäßigen, häutigen Kammern zahlreiche Samen. Ihre saftige und rote Außenschicht ist essbar.
Granatapfelsaft wird pharmazeutisch zu Konzentraten und Extrakt en verarbeitet. Die gerbstoff- und alkaloidreichen Schalen des Granatapfels (Granati pericarpium) oder die Rinde von Stamm und Wurzel (Granatrinde – Granati cortex) werden nur noch selten genutzt.
Ein Cocktail für die Gesundheit
© O. W. Thomé
Bei uns kennt man den Granatapfel meist in Form von Sirups und Likören: unter dem Namen „Grenadine“ wird er häufig für alkoholische Mischgetränke verwendet. Weniger bekannt sind die positiven Eigenschaften des Safts für die Gesundheit.
Der Granatapfel wird heute im westlichen bis mittleren Asien, in Süd-Afrika, Süd-Amerika, Australien und im Mittelmeergebiet kultiviert. Er kommt ursprünglich vermutlich aus Zentralasien, wahrscheinlich Persien. Im Mittelmeergebiet wird der Granatapfel noch häufig als Obst und Arzneipflanze angebaut
Der Granatapfel hat Tradition
Er ist eine alte Kulturpflanze mit mythischer Bedeutung. Wegen seiner vielen Kerne galt der Granatapfel als ein Symbol der Fruchtbarkeit, die rote Blüte war das Sinnbild der feurigen Liebe, der blutrote Saft ein Symbol für den Tod. Man sprach ihm auch eine aphrodisierende Wirkung zu. Der antike griechische Mythos von Persephone manifestiert die Symbolhaftigkeit des Granatapfels und verbindet ihn mit dem Zyklus des Lebens und der Erde, dem Vergehen und dem Erblühen. So ist er fester Bestandteil der europäischen Ikonographie bildender Künste.
Im Mittelalter galt der Granatapfel im europäischen Kulturraum als Symbol der gebärenden Jungfrau Maria, sowie als Evas Apfel und Symbol des ewigen Lebens. Ursprünglich wurde der Granatapfel aufgrund seiner verdauungsfördernden Wirkung und seiner Hilfe bei verdorbenem Magen bekannt.
Gewinnung
Granatapfelsaft: Der Granatapfel wird zur Gewinnung des Safts zerkleinert und ausgepresst. Eventuell wird der Saft zur Klärung mit Pectinase behandelt. Nach dem Filtern erfolgt eine Erhitzung (Pasteurisation) zur Haltbarmachung. Unter Umständen wird der Saft konzentriert.
Granatapfelextrakt: Verwendet werden die Rückstände nach dem Auspressen des Saftes. Sie werden zerrieben, von den Samen befreit und anschließend mit Wasser extrahiert. Dann lässt man die Rückstände absetzen und isoliert den wässrigen Extrakt . Dieser Extrakt wird mit dem Enzym Pektinase geklärt, filtriert und pasteurisiert. Anschließend wird er erwärmt und konzentriert. Diese Rohlösung von Polyphenol en wird daraufhin weiter aufgereinigt und entbittert und nochmals gereinigt. Schließlich wird der Extrakt bei 60 °C getrocknet.
Granatapfelrinden-Fluidextrakt: Das Rohmaterial erhält man durch Abschälen der Rinde, der Wurzel oder Granatapfelfrucht.
Dann wird die Granatapfelrinde grob gepulvert und mit einer alkoholischen Lösung extrahiert (59 Volumenprozent Alkohol). Der Extrakt wird darauf konzentriert und man erhält schließlich eine braunrote Flüssigkeit mit herbem, adstringierend em Geschmack.
Granatapfel zum Färben und Würzen
Aus der Schale und dem Saft des Granatapfels wurden in früheren Zeiten Farbstoffe gewonnen: Aus der Frucht oder Fruchtschale erhält man die Farben Gelb über Braun bis Pechschwarz. Sie wurde zum Färben von Wolle verwendet. Mit dem Wurzelextrakt und einer Eisenbeize können tief dunkelblaue Farbtöne erzielt werden.
Zahlreiche Varietäten unterscheidet man anhand ihres Säuregehalts in süße, süßsaure und saure Varietäten. Vor allem in der nordindischen und iranischen Küche wird die Süße und Säure zum Würzen von Gerichten verwendet.
Heilwirkung vom Granatapfel
Anti-arteriosklerotische Wirkung
In Tierversuchen konnte eine anti-arteriosklerotische Wirkung für einen Fruchtschalenextrakt festgestellt werden. Außerdem wird ihm auch eine schützende Wirkung auf das gesamte kardiovaskulär e System nachgesagt. Studien lieferten bereits Hinweise, dass dies auch für die Anwendung am Menschen gilt. Eine Langzeitstudie am Menschen (mit ca. 10 Personen pro Gruppe) zeigt, dass der Saft des Granatapfels eventuell gegen das Fortschreiten von Arteriosklerose wirkt und sogar eine Reduktion der Verengung an der Halsschlagader bewirken könnte (in diesem Versuch bis zu 30 %).
Oxidativer Stress ist ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung von Arteriosklerose (insbesondere die Oxidation von LDL). Die oxidativen Eigenschaften des Bluts sanken in mehreren Studien deutlich gegenüber der Kontrollgruppe ohne Granatapfelsaft. Der maximale Effekt wurde nach einem Jahr der Anwendung von Granatapfelsaft beobachtet. Eine weitere Ausdehnung der Behandlung auf 3 Jahre konnte den erreichten Zustand vollständig erhalten, hatte aber nur geringe zusätzliche Effekte.
Gerbstoffe des Granatapfels wirken gegen Viren und Bakterien
Auch wenn es derzeit noch an größeren Humanstudien fehlt, die die antivirale Aktivität von Heilpflanzen bei Covid-19 eindeutig belegen, ist aus der Grundlagenforschung bekannt, dass "alle Heilpflanzen mit hohem Gerbstoffanteil antiviral wirken", so Prof. Dr. Michael Wink , Heilpflanzen-Experte und langjähriger Direktor am Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie der Universität Heidelberg.
Daher können Granatapfel-Extrakt e einen Schutz der Schleimhäute im Hals- und Rachen-Raum bieten. Hier liegt die übliche Eintrittspforte von Viren, die dann gleich zu Beginn unschädlich gemacht werden können.
So funktioniert's: Die Gerbstoffe binden an die Proteine von eindringenden Viren (die so genannten Spikes auf der Außenhülle), inaktivieren sie dadurch und verhindern so das Andocken und die Vermehrung in unseren Zellen. "Man kann sich das dann wie einen „molekularen Kleister“ vorstellen", so Wink.
Haidari et al [7] konnten zeigen, dass der Gerbstoff Punicalagin die Replikation der Grippevirus-RNA hemmte und damit die Vermehrung und sogar Grippeviren abtötete.
Könnte Granatapfel auch gegen Corona helfen?
Laut einer Studie der Medizinischen Fakultät der Universität Jeditepe in Istanbul (Türkei) konnte in-vivo bei Covid-19 infizierten Patienten gezeigt werden, dass Lutschpastillen mit Granatapfel in Kombination mit Süßholz , Ingwer und Kurkuma die Virus last in der Speichelprobe um 90 % reduzieren konnten [3]. In der Studie wurden vier verschiedene viruzide Wirkstoffe untersucht, die alle wirksam waren. Die Lutschpastillen mit Granatapfel hatten allerdings die längste viruzidale Wirkung (mehr als 3 Stunden), aufgrund der verlangsamten Freisetzung der Inhaltstoffe.
Die Autoren stellen zur Diskussion, dass eine geringere Virus konzentration im Mund die Infektiosität bei den meisten Patienten verringern könnte und damit möglicherweise auch eine Verbreitung der Viren im Körper reduzieren könnte. Auf jeden Fall ein vielversprechender Ansatz im Kampf gegen Corona.
Granatapfel gegen Zahnbelag
Für zahlreiche Inhaltsstoffe (Tannine, Ellagitannine and Phenolsäuren) wurden antimikrobiell e Eigenschaften gegen Bakterien, Pilze, Amöben (Entamoeba histolytica) und den Malaria erreger Plasmodium falciparum beschrieben. Eine Studie mit 60 Teilnehmern erreichte mit einem alkoholischen Trockenextrakt aus Granatapfel eine Reduktion der Zahl an lebensfähigen Bakterien im Zahnbelag um 84 %.
Diabetes
Diabetes hat auf den Körper vielseitige Auswirkungen. Unter anderem ist es mit einem erhöhten oxidativen Stress und vermehrter Entwicklung von Arteriosklerose und Durchblutungsstörungen verbunden. Eine Studie an 10 Patienten mit einer milden Form von Diabetes (nicht insulinabhängig) für drei Monate reduzierte die Merkmale für einen oxidativen Stress und erhöhte die Kapazität des Körpers, auf diesen Stress neutralisierend zu reagieren. Auf der anderen Seite hatte der Konsum des Saftes (50 ml, Gesamtgehalt an Zucker 10 %) keine negative Wirkung auf den Zuckerspiegel im Blut.
Degenerative Erkrankungen
Für eine präventive Wirkung gegen degenerative Alterserkrankungen wie Alzheimer , Augen-, Gelenks-, und Gefäßerkrankungen, Makuladegeneration, Katarakt und anderem gibt es daher durchaus positive Argumente. Antioxidative Lebensmittel haben vermutlich auch positive Effekte bei Lebererkrankungen und der Prävention von Krebs (siehe unten).
Bluthochdruck
Der Granatapfelsaft gilt als blutdrucksenkend. Dies wurde auch in experimentellen Studien untersucht. Die erreichten Werte waren allerdings niedrig und lagen bei täglichem Konsum zwischen 5-10 % (systolischer Blutdruck).
Cholesterin
Eine cholesterinsenkende Wirkung von Granatapfelsaft wurde immer wieder untersucht. Die Werte waren auch bei längeren Studien sehr gering. Allerdings kann der Saft des Granatapfels die Oxidation von LDL- Cholesterin zu gefäßschädigenden Verbindungen verringern.
Granatapfel und Krebs
Der Granatapfel wirkt möglicherweise auch gegen Krebs. Diese Aussage stützt sich auf die antioxidativ en und antientzündlichen Eigenschaften des Granatapfels sowie die Wirkung auf die Hormonproduktion (Östrogen ). Einige Tierversuche, Laborversuche und eine klinische Studie mit Granatapfelsaft bestätigen die Vermutung.
In einer Studie an Männern mit Prostata krebs reagierten jedoch nicht alle Patienten auf das Präparat. Nur in 4 von 46 Fällen sank der Spiegel von Krebsantigen PSA im Blut um 50 % während der Studienzeit. In der Regel war aber ein verlangsamtes Vorschreiten der Erkrankung zu verzeichnen – im Vergleich zu der Zeit vor Beginn der Behandlung.
Es ist anzunehmen, dass die Wirkung am ehesten durch eine Verlangsamung des Krebswachstums zu beschreiben ist (zytostatisch). Diese Wirkung kommt eventuell durch die antioxidativ en und antientzündlichen Eigenschaften des Saftes zustande. Ob die verzeichnete Wirkung tatsächlich Folgen für das Überleben der Patienten hat, ist aber noch nicht bekannt.
Der Wissensstand ist derzeit für ernsthafte Therapiehoffnungen leider noch zu gering. Für die Prävention von Krebserkrankungen ist jedoch der Saft mit seinem hohen Gehalt an Polyphenol en, Gerbstoffen und anderen Antioxidantien viel versprechend.
Traditionelle Anwendungen der Rinde
Die Wirkung gegen Würmer war schon im Altertum bekannt. Abkochungen der Wurzelrinde (gelegentlich mit Stammrinde, Blättern oder jungen Früchten) dienten bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts als Mittel gegen Bandwürmer. Laborversuche haben diese Wirkung bestätigt: Die Extrakt e oder isolierten Inhaltsstoffe, insbesondere die enthaltenden Alkaloide (beispielsweise Pelletierin), lähmen und/oder töten parasitische Würmer. Bei uns ist die Anwendung des Granatapfels bei diesen Indikationen nicht gebräuchlich.
Zu beachten gilt außerdem: Die Alkaloide der Granatapfelrinde können im Darm aufgenommen werden und in hohen Konzentrationen zu unerwünschten Nebenwirkungen im Nervensystem führen.
Die Wirkung der Rinde gegen Durchfall beruht auf dem hohen Gerbstoffgehalt.
Der Granatapfel wird in den jeweiligen Ursprungsländern auch zur äußerlichen Behandlung von Hämorrhoiden , als Gurgelmittel bei Halsschmerzen und zur Behandlung von Zahnfleischproblemen angewendet.
Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Granatapfel aus Erfahrung helfen kann
Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel
Granatapfel-Saftprodukte gibt es als Kapseln zum Einnehmen, Granatapfelextrakte sind außerdem in Hautpflegeartikeln enthalten. Dabei wird eine schützende (antioxidativ e) sowie entzündungshemmende Eigenschaft beworben.
Dosierung
Granatapfelrindenfluidextrakt:
Mittlere Dosis: gegen Bandwürmer werden 20 g des Extrakt s (EB 6 ) eingesetzt.
Granatapfelsaft
Die klinische Studie über Granatapfelsaft bei Prostata krebs setzte 180-240 ml des Fruchtsaftes (mit einem Gehalt von 280–570 mg/l Polyphenol en) ein. Wegen der besseren Bioverfügbarkeit soll der Saft außerhalb der Mahlzeiten getrunken werden. Den gleichzeitigen Konsum von Milch sollte man vermeiden.
Aufbewahrung
Dank der derben Schale lässt sich der Granatapfel bis zu einem halben Jahr gekühlt lagern.
Rezepte mit Granatapfel
Geröstetes Gemüse mit Granatapfelkernen (für 4 Personen)
800 g kleine Kartoffeln 600 g Rosenkohl 4 EL Olivenöl 1 TL Chiliflocken 1 TL grobes Meersalz Pfeffer 1 Granatapfel (ca. 450 g) 75 g Hasel- oder Walnusskerne 3 EL Ahornsirup oder Honig
Kartoffeln und Rosenkohl säubern und halbieren, mit Öl, Chili, Salz und Pfeffer vermengen. Dann auf ein Blech oder in eine Auflaufform geben und bei 200° Umluft ca. 25 – 35 Minuten rösten. Nüsse hacken und mit Ahornsirup/Honig vermengen und etwa 10 Minuten vor dem Ende der Garzeit über das Gemüse geben. Granatapfelkerne über das fertige Blech geben und servieren. Dazu passt ein Joghurt-Minze Dip.
Wirkstoffe
Flavonoide: Anthocyane, Proanthocyanidine Flavonole: QuercetinFlavanole: Catechine und Epicatechine Tannine: Gallo- bzw. Ellagitannine (bis zu 28 %, hauptsächlich Punicalin und Punicalagin) Mineralien
Fruchtschalen:
Wurzeln, Rinde, Blätter und junge Früchte:
Alkaloide: Piperidinalkaloide wie Pelletierin (= Isopelletierin) und N -Methylisopelletierin, Homotropanalkaloid (Pseudopelletierin)