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Hanföl

Die Hanfpflanze ist ein traditioneller Allrounder: Nahrungsmittel, Textilie, Heilpflanze.
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Hanf: Weit mehr als nur ein Rauschmittel

Das Hanföl ist ein Lebensmittel. Es enthält Omega-3-Fettsäuren und schützt daher vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Hanf: Das Wichtigste im Überblick

Hanf ist eine vielseitige Pflanze, die vor allem früher intensiv genutzt wurde, war sie doch ein wichtiger Produzent von Fasern für Seile und Segel. Weltweit erlebt man heute ein Revival der Pflanze, denn sie kommt auch als Lebensmittel und Öllieferant in Frage. Hanf ist ein Biomasse- und Faserproduzent. Dabei ist Hanf unschlagbar umweltfreundlich weil nachwachsend und resistent. Bisher wenig Beachtung fand das ernährungsphysiologische Potential der Pflanze. Nicht nur die Samen („Hanfnüsse“) ergeben ein hochwertiges Lebensmittel, auch das Hanföl hat das Zeug zum funktionellen Lebensmittel. Selbstverständlich werden Hanfnüsse und das Hanföl nur aus THC-freien Nutzhanfsorten gewonnen. Das Hanföl kann die unausgewogene Fettsäurezusammensetzung einer modern westeuropäischen Diät ausgleichen und einen Beitrag gegen entsprechende Zivilisationserkrankungen leisten.

Wie gut hilft Hanföl?

Bekannt und berüchtigt ist Hanf für die psychoaktive Wirkung der Harze. Der Inhaltsstoff THC (Tetrahydrocannabinol) löst im Gehirn Euphorie aus, verbunden mit einer Erschlaffung der Muskulatur und einer Senkung des Blutdrucks. Wegen diverser medizinischer Effekte kommt Hanf als Medikament in Frage. Therapeutisch eingesetzt werden Cannabis- oder THC-haltige Medikamente gegen Krämpfe, vor allem nervenbedingte Schmerzen, bei Depressionen, Kachexie und Brechreiz. Auch eine Anwendung bei entzündlichen Darmerkrankungen, Multiple Sklerose und Epilepsie steht zur Diskussion. Die Verschreibung cannabishaltiger Medikamente wird jedoch sehr strikt gehandhabt. Hanfharze haben nämlich unangenehme Nebenwirkungen.

Hanf wird besser gegessen, nicht geraucht

Auf Grund seiner Fettzusammensetzung ist Hanföl ein sinnvoller Nahrungsbestandteil. Zur Vorbeugung von Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen und zu hohen Fettwerten sind die Fettsäuren aus Hanföl eine nachweislich wirksame Komponente. Vermutet wird außerdem ein Nutzen in der Prävention von Schlaganfällen sowie zur Hemmung von Krebs. Es dürfte auch zur Linderung entzündlicher Neigungen sinnvoll sein.

Cannabis in der Medizin? Noch ein unsicherer Kandidat

Traditionell seit der Antike verwendet wird Hanf z.B. bei Schmerzen, Rheuma und Asthma. Aktuelle Einsatzgebiete sind heute überwiegend bei durch Chemotherapie bedingter Übelkeit, ferner gegen Depressionen und Appetitmangel bei AIDS-Patienten und zum Senken des Augeninnendrucks beim Glaukom (grünem Star).

In Deutschland ist Cannabis nur „zur Herstellung von Zubereitungen zu medizinischen Zwecken“ verkehrsfähig, entsprechende cannabishaltige Fertigarzneimittel (Phytopharmaka) sind verschreibungsfähig. Umstritten aber ist der medizinische Einsatz der Hanfprodukte, denn das Risiko-Nutzenverhältnis ist bis dato nicht geklärt:

Sowohl das Rauchen von Cannabis als auch Cannabis-/THC-haltige Medikamente sind in der Vergangenheit in einigen Studien getestet worden. Wenn sich auch Wirkungen zeigten, verzeichnete man teilweise erhebliche Nebenwirkungen, die zu zahlreichen Therapieabbrüchen führte. Problematisch war auch das sehr heterogene Abschneiden der Studien. THC und Cannabis kommen daher für eine reguläre Therapie bei Krankheiten wie Multipler Sklerose, Darmerkrankungen, Epilepsie und Schmerzstörungen nicht in Frage. Lediglich in bestimmten Fällen, die mit keiner verfügbaren Therapie behandelt werden können (Beispiele: therapieassoziierte Übelkeit bei Krebs und AIDS, extreme Abmagerung) kommen THC-haltige Präparate als letzte Wahl in Frage. Bei Asthma, Angsterkrankungen und Grünem Star sind wirksame Alternativen vorhanden, Hanfprodukte werden hier nicht verordnet.

Erstattung Cannabis-/THC-haltiger Medikamente

Die Kosten des Medikaments Dronabinol sind erheblich und belaufen sich von 300 bis zu 1500 € pro Monat für einen Patienten und werden nur in Sonderfällen erstattet: Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2005 werden bei einer “lebensbedrohlichen oder regelmäßig tödlichen Erkrankung” die Kosten einer Behandlung mit cannabishaltigen Zubereitungen erstattet, wenn “eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf Heilung oder auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf besteht.” Das umfasst aber nicht das Rauchen von Marihuana, sondern lediglich den Gebrauch von THC-haltigen Medikamenten (Dronabinol). Pflanzliche Cannabisprodukte („Medizinal-Cannabis-Blüten“ oder „Medizinalhanf“) sind seit dem neuen Cannabis-Gesetz vom 10. März 2017  von allen Ärzten auf einem speziellen Rezept verschreibungsfähig.

Hanföl dagegen ist frei verkäuflich und in einigen Drogerien und Naturkostläden erhältlich.

Demnächst: entschärftes Rauschmittel

In Zukunft möchte man nach dem Bauplan der Hanf-Cannabinoide Stoffe ohne berauschende Wirkung herstellen. Derzeit werden die unterschiedlichsten Stoffvarianten auf diverse Einsatzmöglichkeiten getestet (Schädelhirntrauma, Demenz, Suchtkrankheiten, Appetitzügler, Psychosen und andere Gehirnkrankheiten, Autoimmunerkrankungen, Entzündungen und Schmerztherapie). Cannabinoide könnten in Zukunft Bedeutung als nerven- und gehirnschützende Medikamente erlangen.

Hanf wird als Heilpflanze die Forschung weiter beschäftigen. Die Hoffnungen sind beträchtlich, bis jetzt gibt es aber noch keine entsprechenden Zulassungen.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit

THC/Cannabis: Eingeschränkte Anwendungen (insbesondere USA und Niederlande) nach klinischen Studien

  • Übelkeit, Erbrechen, Abmagerung, Depressionen (während der Krebs- oder HIV-Therapie, Zulassung für Marinol in den USA beim Wasting-Syndrom)
  • Adjuvant in der Schmerztherapie, wenn Opiate nicht ausreichend wirken
  • Neuropathische Schmerzen bei Multipler Sklerose (Zulassung für das Fertigarzneimittel Saltivex in Kanada)
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde

Heilwirkung von Hanföl

Hanf als Nahrungsmittel

Testsieger Hanföl

Von der ernährungsphysiologischen Seite her enthält das Hanföl ein optimales Spektrum an Fettsäuren:

  • Der menschliche Körper kann nicht alle Fettsäuren selbst herstellen, sie müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Dazu zählen Omega-6-Fettsäuren (wie zum Beispiel Linolsäure oder Gamma-Linolensäure) und die Omega-3-Fettsäuren. Beide Gruppen sind im Hanföl enthalten.
  • Bei optimaler Ernährung sollte ein Drittel der angenommenen Fettmenge aus mehrfach ungesättigten, essenziellen Fettsäuren bestehen. Ein Verhältnis von Linolsäure (Omega-6) zu alfa-Linolensäure (Omega-3-Fettsäuren) von 5:1 wäre nach Empfehlung der DGE optimal. Bei typisch deutscher Ernährung ist das Verhältnis jedoch zu Omega-6 Fettsäuren verschoben (7-10:1). Hanfsamenöl kann das ausgleichen, denn die Verteilung liegt hier mit einem Verhältnis von 3:1 besser als gefordert. Somit kann der Bedarf trotz typisch deutscher Kost eher erreicht werden.
  • Auch die Menge an gesättigten Fettsäuren liegt mit 10 % in Hanföl sehr niedrig. Laut DGE sollen nicht mehr als 10 % der aufgenommenen Energie in Form von gesättigten Fetten erfolgen (das entspräche einem Drittel der täglich genossenen Fettmenge).
  • In der modernen Ernährung sind immer mehr Trans-Fettsäuren enthalten, die zu erhöhten Cholesterinwerten führen. Ungesättigte Cis-Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen, wie dem Hanföl, können den Effekt abmildern.

Eine optimale Zufuhr von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren – aus Quellen wie Hanföl – veranlasst eine ganze Reihe an positiven gesundheitlichen Effekten:

  • Hemmung der Entzündungsneigung
  • Verminderte Gerinnungsneigung im Blut
  • Reduktion von hohen Cholesterinwerten
  • Antioxidative Eigenschaften
  • Stärkung der Zellmembranen

In der Folge wirkt eine ausgeglichene „Fettbilanz“ nachweislich positiv auf den Verlauf typischer Alterserkrankungen:

  • Erniedrigung des Bluthochdrucks (Beweise überzeugend)
  • Reduktion des Risikos von Herz-Kreislauferkrankungen (überzeugend)
  • Senkung zu hoher Blutfettwerte (überzeugend)
  • verminderte Gefahr von Schlaganfällen (möglich)
  • Hemmung von Krebs und Tumorwachstum (einige Hinweise; noch zu wenig klinische Belege)
  • Besserung von Gelenkentzündungen (einige Hinweise, erste klinische Studien)

Entzündungen - Thrombosen

Die entzündliche Neigung im Körper hat drastische Folgen im Körper. So neigen die Aderwände zu entzündlichen Veränderungen (Arteriosklerose) mit dramatischen Folgen für die Blutgerinnung (Thrombosen, Embolien). Die Folgen sind schwerwiegend, lösen sie doch Schlaganfälle, Herzinfarkte und andere Durchblutungsstörungen aus. Entzündliche Prozesse sind an zahlreichen Erkrankungen beteiligt (Arthritis, Asthma, Darmerkrankungen).

Während aus Linolsäure mehr entzündliche Botenstoffe (Serie-2- Prostaglandine) hergestellt werden, liefert alfa-Linolensäure den Grundstoff für antientzündliche Botenstoffe (Serie-1 und 3 Prostaglandine). Für einen ausgeglichenen Stoffwechsel sind daher beide Varianten notwendig. In tierischen Quellen und vielen anderen pflanzlichen Ölen sind die Omega-3-Varianten zu knapp bemessen. Wie Fischöl, Leinöl, Perillaöl und Rapsöl ist daher Hanföl ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung. Hanföl enthält daneben noch Spuren anderer Verbindungen wie Terpene, Canabidiol und Salicylate, die zusätzlich das Entzündungsgeschehen beruhigen.

Hanfsamen

Während tierische Eiweißquellen „vollwertiges“ Protein enthalten, sind pflanzliche Quellen häufig im Aminosäurespektrum nicht ganz ausgeglichen: Bohnen enthalten z.B. zu wenig Methionin, Mais zu wenig Lysin. Eine Analyse der Speicherstoffe des Hanfsamens ergab, dass die Hanfsamen-Proteine tierischem Protein schon sehr nahe kommen, alle neun lebenswichtigen Aminosäuren und auch die semiessenziellen Aminosäuren in optimalem Verhältnis enthalten sind. Dabei ist das Protein leicht verdaulich.

Hanföl

Darunter versteht man das aus den ölreichen Samen gepresste Speicheröl. Es gilt als Nahrungsmittel und ist nicht zu verwechseln mit einem öligen Extrakt des Harzes = Haschischöl (auch Haschöl oder THC-Öl) oder aus der Pflanze destillierten ätherischen Ölen.

Das Speiseöl aus Hanf ist THC-frei. Die zu Nahrungsmitteln verarbeiteten Hanfsorten enthalten darüber hinaus kaum berauschende Bestandteile (höchstens 0,3 % THC). Die Spuren, die beim Aufarbeitungsprozess in das Öl gelangen, werden durch die Prozessierung der Nahrungsmittel weiter verringert.

Hanföl gegen hohe Fettwerte

Phytosterole vermindern im Darm die Aufnahme von Cholesterin, wenn sie gleichzeitig präsent sind. Bei erheblichen Mengen im Grammbereich sind Effekte sichtbar, bei kleineren Mengen im Größenbereich von 150 mg sind die erreichten Effekte umstritten. Hier wird Hanföl vermutlich kaum wirksam werden.

Dafür kommt Hanföl zur begleitenden diätetischen Behandlung von benigner Prostatahyperplasie (BPH) in Frage. Denn da liegen gute Hinweise auf einen Nutzen sitosterolhaltiger Heilpflanzen (siehe auch Sabalpalme, Brennessel, Kürbis) vor.

Antioxidativ – der Kampf gegen den Zahn der Zeit

Im normalen Stoffwechsel der Zelle und durch Schadstoffe entstehen in der Zelle freie Radikale, die Schaden an den Verbindungen anrichten. Die Folge sind Zell- und Gewebeschäden. Viele Strukturen können repariert werden, Schäden an der DNA sind aber dauerhaft (Blogbeiträge "Oxidativer Stress"). Im Laufe der Zeit häufen sich diese Schäden an, so kommt es zu Krankheiten (Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen) sowie zur Beschleunigung von Alterungsprozessen.

Viele pflanzliche Inhaltsstoffe sind in der Lage, diese reaktiven Verbindungen abzufangen. Bei einem Vergleich von pflanzlichen Ölen fiel das antioxidative Potential von Hanfsamen- und Kürbiskernöl mit Abstand am höchsten aus. Im Rennen waren Sojabohnen-, Sonnenblumen-, Raps-, Maiskeim-, Traubenkern- und Reiskeimöl.

Verantwortlich hierfür sind phenolische Verbindungen im Hanföl sowie die Tocopherole.

THC: Berauschendes aus dem Hanf

Während im Öl kaum Cannabinoide enthalten sind, zählt man im Harz des Hanfs ca. 70 Cannabinoide mit unterschiedlicher Wirkung. Sie kommen überwiegend in den harzreichen weiblichen Hanfpflanzen vor und werden als Hasch geraucht. Weniger Harz ist in Marihuana, den getrockneten Blütenteilen der weiblichen Hanfpflanzen. Am besten untersucht von diesen Verbindungen ist das berauschende THC (trans-Δ9-Tetrahydrocannabinol), doch nicht alle Vertreter der Gruppe weisen diese problematische Eigenschaft auf.

Warum wirkt das Harz aus Hanf so vielseitig?

Die Cannabinoide sind keine einzigartige Entwicklung der Hanfpflanze. Der menschliche Körper hat eigene Cannabinoide, die so genannten „Endocannabinoide“, die den Hanf-Verbindungen sehr ähnlich sind. Die Cannabinoide aus dem Hanf benutzen ganz einfach die Bindungsstellen für die körpereigenen Verbindungen. Die Vorgänge, die davon gesteuert werden, sind weitgreifend und betreffen Bereiche wie die Spannung in den Gefäßen (Blutdruck), Appetit, Schmerzwahrnehmung, Gedächtnisfunktion, Temperaturregulation, Stimmung, Psyche und Bewegungssteuerung.

Welche Wirkung in welchem Organ zum Tragen kommt, hängt davon ab, ob das jeweilige Cannabinoid aktiviert oder hemmt, bzw. an welchen Rezeptor es bindet, der Körper hat zwei davon: Während die psychoaktiven Effekte über den Rezeptor CB1 im Gehirn ausgelöst werden, lässt sich das Immunsystem über CB2 in den Zellen des Immunsystems ansteuern. Dazu kommt noch, dass die Hanfpflanze einen ganzen Satz an unterschiedlichen Cannabinoiden produziert. Die vielschichtige Wirkung verwundert den Fachmann daher nicht.

Immunsystem

Cannabinoide aus Hanf sind interessante Kandidaten gerade bei Krankheiten, die durch das Immunstem verursacht oder zumindest beeinflusst werden. Eine Reihe von Versuchen im Reagenzglas liefern unzählige Fakten für veränderte Reaktionen der Immunzellen.

Doch aus dem Verhalten dieser „Teilsysteme“ lässt sich ein Effekt auf das „gesamte Immunsystem“ nicht ableiten.

Fazit: Eine klinisch signifikante Unterdrückung des gesamten Immunsystems lässt sich am Menschen nicht nachweisen, man spricht eher von einer situationsabhängigen Immunmodulation. Ausgenommen sind die Lungen von Marihuana-Rauchern. Hier ist eine deutliche Unterdrückung durch die Hanf-Cannabinoide nachweisbar, mit entsprechender Gefahr für Ausbreitung von Infektionen und Tumoren.

Schmerzen mit Hanf behandeln?

Die schmerzlindernde Wirkung von Hanfharz ist seit langem bekannt und nicht gänzlich aus der Mode: Alleine wirkt Cannabis nur schwach, vergleichbar mit dem schwachen Opiat Codein. Cannabinoide könnten dennoch in Zukunft bei der Behandlung von therapieresistenten chronischen Schmerzen eine Bedeutung erlangen. So kann die Wirkung von Opiaten verstärkt werden. Relevant ist dies für den Fall, dass die Opiatwirkung durch Gewöhnung nicht mehr anschlägt.

Doch das Urteil in entsprechenden Schmerzstudien ist nicht einhellig positiv. So hatte die Therapie bei nur etwa der Hälfte der Patienten mit brennenden und stechenden Schmerzen angeschlagen. Bei der anderen Hälfte der Patienten war die Wirkung nicht ausreichend oder die Nebenwirkungen überstiegen das tolerierbare Maß. Nicht gewirkt hatte die Therapie außerdem bei postoperativen Schmerzen. Nach Abwägung der Vor- und Nachteile sind Cannabinoide zum augenblicklichen Zeitpunkt nur für Ausnahmefälle sinnvoll, nicht aber für eine breite klinische Alltagsanwendung geeignet.

Fazit: Geeignete Einsatzgebiete sind in Ausnahmefällen therapieresistente Tumorschmerzen oder nicht behandelbarer Juckreiz, spastische Störungen sowie neuropathische Schmerzen. Entsprechend dem Wirkprinzip dürften Cannabinoide überwiegend bei Entzündungsschmerzen sowie neuropathischen Schmerzen wirken, Schmerzen bei mechanischen Verletzungen oder akuten Verbrennungen dürften weniger ansprechen.

Übelkeit

Das natürliche Endocannabinoidsystem im Darm ist maßgeblich an der Regulation der Nahrungsaufnahme, der Verdauung, von Übelkeit und Erbrechen beteiligt, beeinflusst aber auch die Entzündungstendenz im Darm. Deswegen können die Cannabinoide aus dem Hanf auch hier therapeutisch ansetzen:

Während der Therapie von Krebs und HIV leiden die Patienten unter schweren Nebenwirkungen wie Übelkeit und Appetitverlust. Durch diese Beschwerden nehmen die Reserven des ohnehin bereits geschwächten Patienten noch weiter ab. Viele Patienten greifen daher zu den bekannten Hanfprodukten. Das ist in einigen Fällen – nach einer erfolglosen Therapie mit Antiemetika – auch legal möglich und zwar durch Medikamente. Ebenso ist der Erfolg von Cannabis bei Krebspatienten gegen Übelkeit und zur Steigerung des Appetits durch klinische Studien belegt. Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin hat außerdem festgestellt, dass die stimmungsaufhellende Wirkung bei Patienten mit schweren unheilbaren Erkrankungen und vielfachen Beschwerden durchaus die Lebensqualität verbessern kann. Das Medikament wird aber nicht von jedem Patient vertragen. Auch konnte bisher nicht gezeigt werden, dass die Patienten an Gewicht zunahmen. Problematisch in diesem Zusammenhang ist auch die Darmträgheit.

Fazit: Cannabinoide sind nur eine Reserveoption für den Fall, dass andere Maßnahmen nicht ansprechen.

Entzündliche Darmerkrankungen: kann Hanf die Entzündung beruhigen?

Zum Thema gibt es neben episodischen Berichten neuerdings auch mehrere kleine klinische Studien. Rauchen von Cannabis bewirkte bei 10 von 11 Patienten eine signifikante Besserung des Zustands, bei 5 von 11 sogar eine Beschwerdefreiheit und das, obwohl die Gruppe auf bisherige Therapieversuche nicht angesprochen hatte. Die begleitende Steroidtherapie konnte aber nur in 3 Fällen abgesetzt werden.

Eine größere Erhebung der University von Calgary in Kanada (313 Patienten) ergab jedoch, dass bei Cannabis-Konsumenten vermehrt Komplikationen auftraten, die einen Krankenhausaufenthalt oder eine Operation erforderten.

Fazit: Wegen dieser Problematik kann Cannabis-Konsum zur Therapie nicht empfohlen werden.

Multiple Sklerose

MS ist eine degenerative Nervenerkrankung mit einem autoimmunen Angriff auf die Nervenhüllen. Bei diesem Prozess werden auch degenerativ wirkende Sauerstoff- und Stickstoffverbindungen freigesetzt, die ebenfalls Schaden anrichten. So gibt es zahlreiche mögliche Angriffspunkte für die Verbindungen aus dem Hanf.

Offensichtlich wird der Verlauf der Krankheit durch Cannabis nicht beeinflusst, wohl aber die Ausprägung der Symptome. Nach Studien berichten 90% der Patienten, die Marihuana konsumierten von einer Besserung der spastischen Beschwerden, des Schmerzes, des Zitterns und der depressiven Symptome. Desgleichen gibt es bei oral eingenommenen Cannabinoiden Erfolge zu berichten, auch bei einer Mischung aus psychoaktivem THC mit inaktivem CBD. Doch hat nicht jede Studie positive Ergebnisse gebracht, es sprach auch nicht jeder Patient an. Problematisch auch die Quantifizierung der Spastik und die Unterscheidung subjektiver und objektiver Besserung. Als Nebenwirkungen wurden Benommenheit, Schläfrigkeit, Desorientiertheit, Konzentrationsstörungen, Schwindel mit Gleichgewichtsstörungen, Übelkeit, Harnwegsinfekte, Kopfschmerzen und Mundtrockenheit berichtet.

Fazit: Wegen ermutigender Teilerfolge wird es vermutlich weitere Untersuchungen geben. Bisher fehlen genauere Erhebungen zu den Langzeiteffekten vor allem mit größeren Probandenzahlen. Zur Behandlung der Erkrankung ist Cannabis nicht geeignet.

Nervenschutz durch Hanfprodukte?

Zahlreiche Versuche im Reagenzglas bescheinigen den Cannabinoiden aus dem Hanf nervenschützende Aktivitäten. Das macht eine Anwendung nicht nur bei MS sondern auch bei Alzheimer interessant, sowie für den Nervenschutz bei Schädel-Hirn-Trauma und Schlaganfall (zerebrale Ischämie). Erste Vorversuche mit dem synthetischen Cannabinoid (HU-211) waren bereits erfolgreich.

Auch für die Anwendung bei diversen anderen hyperkinetischen Bewegungsstörungen – wie sie bei Chorea Huntington, Tourette-Syndrom und Parkinson (L-Dopa-induzierte Dyskinesien) auftreten – stehen Cannabinoide auf dem Prüfstand.

Fazit: Es gibt ganz reale Hoffnungen. Gerade erst werden die Grundlagen in der Forschung gelegt, für eine Anwendung ist es zu früh.

Epilepsie

THC ist ein sehr zweischneidiges Schwert bei der Behandlung von Epilepsie, denn einige Formen lassen sich bessern, andere hingegen werden dadurch schlimmer. Besonders beim THC-Entzug kommt es zu Anfällen.

Davon zu unterscheiden ist das nicht berauschende Cannabinoid „Cannabidiol“. Hier lassen die Studien folgern, dass es sich überwiegend antikonvulsiv verhält und darüber hinaus in vielen Fällen die Wirkung von Epilepsiemedikamenten verstärkt. Dabei stellt sich nicht bei jedem Patienten eine Besserung ein.

In einer Fallkontrollstudie mit Hanfliebhabern übte der Marihuana-Gebrauch eine schützende Wirkung aus, dabei gaben aber 90 % der Patienten an, keinen Zusammenhang zwischen dem Rauchen von Cannabis und den Anfällen bemerkt zu haben.

Fazit: Insgesamt ist die Situation bei Epilepsie nicht so weit geklärt, dass ein gezieltes Eingreifen mit einem Cannabinoid oder anderen Hanfprodukten möglich wäre.

Krebstherapie

Während der Chemotherapie leiden die meisten Krebspatienten erheblich unter Appetitverlust und Übelkeit. Das konnte in einer experimentellen Studie durch THC (trans-Δ9-tetrahydrocannabinol) gebessert werden, es normalisierte sich außerdem das Geschmacks- und Geruchsempfinden. Positiv hatte sich der Einsatz von Cannabis auch auf Entspannung und Schlaf ausgewirkt. Des Weiteren gibt es ermutigende Untersuchungen von Cannabis bei Tumorschmerzen. Leider liegen bisher nur kleinere Studien vor, so dass Wirkung und Nebenwirkungen statistisch zu wenig abgesichert sind. Manche Patienten setzen sich jedoch darüber hinweg und greifen auf eigene Gefahr zur Hanfzigarette. Ganz unproblematisch ist das nicht:

Seit 30 Jahren ist die Tatsache bekannt, dass Cannabinoide eine direkte Wirkung auf einen Tumor ausüben, da Krebszellen sehr häufig den Cannabinoid-Rezeptor produzieren. Allerdings ist es schwierig vorherzusagen, ob die Wirkung die Zellteilung fördert oder hemmt, das hängt vom jeweiligen Tumor ab. Das wiederum macht einen systematischen Einsatz in der Krebstherapie unberechenbar.

Fazit: Nicht anwenden ohne ausführliche Information durch den behandelnden Arzt.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Hanföl

Beim Hanfsamenöl sollte man auf kaltgepresstes Öl achten, auch wenn diese Öle wegen der geringeren Ausbeute teurer sind.

Hanf kann Cadmium, Nickel und Zink aus verseuchten Böden im Pflanzenkörper (geringer in den Samen) anreichern. Nahrungsmittel mit Hanf sollten daher aus kontrolliertem Anbau stammen.

Dosierung

Hanföl aus den Samen:

3-5 Teelöffel Hanföl pro Tag für die Zufuhr von Omega-3-ungesättigten Fettsäuren.

Medikamente aus Hanf: Verschreibung und Erstattung

In Deutschland sind Medizinal-Cannabisblüten („Marihuana“) per behördlicher Ausnahmegenehmigung in Apotheken erhältlich. Der Vorteil von Extrakten aus der Hanfpflanze (Nabiximol oder das Mundspray Sativex) ist aber ein verbindlich eingestellter Wirkstoffgehalt. Synthetisch hergestelltes THC (Dronabinol) ist in Deutschland nicht auf dem Markt, kann aber über die internationale Apotheke bestellt werden. Gehandelt wird aber der THC-Abkömmling (Nabilon). Die Patienten geben allerdings an, dass die Präparate mit reinem und künstlichem THC eben nicht mit der als Marihuana gerauchten natürlichen Cannabinoidmischung vergleichbar sind.

Erstattung Cannabis-/THC-haltiger Medikamente

Die Kosten des Medikaments Dronabinol sind erheblich und belaufen sich von 300 bis zu 1500€ pro Monat für einen Patienten und werden nur in Sonderfällen erstattet: Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2005, werden bei einer “lebensbedrohlichen oder regelmäßig tödlichen Erkrankung” die Kosten einer Behandlung mit cannabishaltigen Zubereitungen erstattet, wenn “eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf Heilung oder auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf besteht.” Das umfasst aber nicht das Rauchen von Marihuana, sondern lediglich den Gebrauch von THC-haltigen Medikamenten (Dronabinol). Pflanzliche Cannabisprodukte („Medizinal-Cannabis-Blüten“ oder „Medizinalhanf“) sind nur mit besonderer Ausnahmegenehmigung von der Bundesopiumstelle erlaubt.

Orales Tetrahydrocannabinol (experimentell):

Krebstherapie: 1 x 2,5 mg/Tag bis zu 20 mg/Tag

Schmerztherapie: 15–20 mg

Multiple-Sklerose-Therapie: 2,5 bis 25 mg in drei oder mehreren Dosen

Alzheimer: 2 x 2,5 mg/Tag

Mit der Dosierung sollte langsam mit 2,5 mg/Tag begonnen werden, danach wird die Menge alle drei Tage gesteigert, bis zur Enddosis.

Orales Cannabidiol (experimentell):

Epilepsie (Grand-Mal-Anfälle): 200–300 mg Cannabidiol

gerauchte Cannabisprodukte:

z.B. bei MS und Morbus Crohn

Beim Rauchen sollte nicht mehr als 3-5 mg THC inhaliert werden. Dabei sollte mit dem individuellen Wirkungseintritt reguliert werden.

Aufbewahrung - Handhabung

Hanfsamen: Intakte Hanfnüsse können lange gelagert werden.

Hanföl: Durch den hohen Gehalt an mehrfachungesättigten Fettsäuren ist Hanföl sehr empfindlich für Oxidation. Es sollte nach dem Öffnen baldigst (spätestens innerhalb von 2 Monaten) aufgebraucht werden. Oxidierte Formen der Linolsäure sind gesundheitsschädlich und fördern arteriosklerotische Veränderungen. Frisches Hanföl schmeckt nussig, verdorbenes hat einen stark ranzigen Eigengeschmack (nach Leinfarben). Auch Licht schadet dem Öl, dann färbt sich das grüne Öl gelblich. Hanföl wird daher meist in kleinen dunklen Flaschen verkauft.

Zum Frittieren eignet sich das Hanfsamenöl nicht, da die ungesättigten Fettsäuren durch Oxidation unter Bildung von Peroxiden zerstört werden. Das Öl eignet sich daher vorzugsweise für kalte Speisen wie Salate. Beim Anbraten sollte man bei eher niedrigen Temperaturen bleiben und darauf achten, dass ausreichend Flüssigkeit in der Pfanne ist. Das Gleiche gilt für das Rösten der Samen oder beim Backen mit dem Hanfsamenmehl.

Hanfextrakt: Der Cannabisextrakt Sativex muss im Kühlschrank gelagert werden.

Wirkstoffe

  • Ätherisches Öl, Terpene: α-Pinen, Myrcen, α-Terpinolen, β-Caryophyllen,
  • phenolische Terpenoide: mehr als 60 verschiedene Cannabinoide. Für die psychotrope Wirkung ist nur Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) verantwortlich, daneben Δ8-THC, Cannabinol, Cannabidiol und Cannabicyclol. Der THC-Gehalt in Marihuana liegt ca. bei 1 %, in Haschisch etwa bei 5 %.
  • Harze und Flavonoide

Speicherstoffe in den Hanfsamen

  • Hanfprotein (20-25 %) mit allen essenziellen Aminosäuren
  • Fette (25-35 %): überwiegend ungesättigte Fettsäuren wie Linolsäure (8:2 N-6, 55 g/100 g) und α-Linolensäure (18:3 N-3, 20 g/100 g); daneben Ölsäure, Stearidonsäure (N-3, ca. 0,4 und 1,5 g/100 g) und γ-Linolensäure (N-6) 0,34 bis 6,8 g/100 g
  • Phytosterine (3,6 bis 6,7 g/kg): unter anderem β-Sitosterol (Menge sehr stark abhängig von der Sorte)
  • Ballaststoffe (10-15 %)
  • Kohlenhydrate (20-30 %)
  • Mineralien und Spurenelemente: Kalzium (144-955 mg/100 g Hanfsamen), Magnesium (237-694 mg/100 g Hanfsamen), Kalium (463-2821 mg/100 g Hanfsamen), Eisen (1133-2400 mg/kg Hanfsamen), Mangan (63-110 mg/kg Hanfsamen) und Zink (42-94 mg/ kg Hanfsamen)
  • Phenole: p-Hydroxybenzoe-, Vanillin-, Caffee-, p-Coumarin-, Ferula und Sinapinsäure
  • Vitamin E Komplex: γ-Tocopherole (76 g/100 g), α-Tocopherole (2 bis 11 mg/100 g) und Tocotrienole. Da nur α-Tocopherol in Vitamin E umgesetzt werden kann, ist die Vitamin E-Wirkung gering.

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