Sind Bio-Lebensmittel gesünder?
Studien zu Bio-Lebensmitteln
Immer wieder ist zu lesen, dass Bio-Lebensmittel keinen gesundheitlichen Mehrwert haben. Eine 5-jährige Studie beweist das Gegenteil.
Von: Dr. Andrea Flemmer
Bio is(s)t gesünder
Immer wieder fühlen sich bestimmte Journalisten und auch Wissenschaftler aufgefordert über die Bio-Branche und ihre Produkte – die Bio-Lebensmittel – herzuziehen. Man behauptet, dass „Bio“ weder gesünder noch umweltfreundlicher sei. Die Gründe für diese „Ergüsse“ sind bei der vorhandenen Beweislage kaum verständlich: ist es tatsächlich Unwissenheit? Will man uns von gesundem Leben abhalten? Oder welche Gründe gibt es wohl sonst – entgegen aller Beweislage – zu behaupten, dass Bio-Lebensmittel nicht gesünder sind?
Aber zu welchem Ergebnis kommen seriöse, wissenschaftliche Untersuchungen?
175 Studien zu Bio- und konventionellem Anbau durchleuchtet
„Produkte, wie man sie im Supermarkt, im Gemüsegeschäft kauft, wurden niemals hinsichtlich gesundheitlicher Risiken untersucht“, so nachzulesen in der Studie von Dr. Alberta Velimirov vom Ludwig-Boltzmann-Institut in Österreich und dem Risikoforscher Werner Müller [7]. Sie überprüften 175 Studien, in denen konventionelle und Bio-Lebensmittel miteinander verglichen wurden. Auch andere Institutionen, wie zum Beispiel das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BGVV) sowie die Senatsarbeitsgruppe der Bundesforschungsanstalten [6] führten intensive Literatur-Studien zur Bewertung von Lebensmitteln aus unterschiedlichen Produktionsverfahren durch. Folgendes fand man heraus:
- Bereits 1940 gab es eine Untersuchung in Neuseeland zum Gesundheitszustand von Schülern in einem Schülerheim. Nach der dreijährigen Testphase mit fast ausschließlicher Ernährung mit Biolebensmitteln stellte man unter anderem fest, dass sie sich schneller von Krankheiten erholten, weniger Hautprobleme und gesündere Zähne hatten.
- Eine neuere schwedische Untersuchung an Waldorfschülern zeigte eine geringere Wahrscheinlichkeit, eine Allergie zu bekommen, was zumindest zum Teil auf eine Ernährung mit biologisch-dynamisch (entsprechend demeter-Lebensmitteln) erzeugten Nahrungsmitteln zurückgeführt wird.
- Die Anzahl der Spermien war bei biologisch ernährten Männern etwa doppelt so hoch.
- Im Rahmen einer Klosterstudie des Demeter Forschungsrings wurde eine Gruppe von Menschen untersucht, die gemeinsam verpflegt werden und die in einer zeitlich begrenzten Phase von konventionellen auf biologisch-dynamischen Lebensmitteln übergingen. Das Ergebnis war, dass dadurch z. B. der Blutdruck sank und der Immunstatus auf geringeren Stress hindeutete.
- In der alternativen Krebstherapie verwendet man oft Biolebensmittel, um Schadstoff-Rückstände zu vermeiden.
- Eine Studie aus den Niederlanden bewies, dass bei Kleinkindern eine Ernährung mit biologischen Milchprodukten das Risiko für Ekzeme um 36 % verringert.
- Ein weiterer wissenschaftlicher Nachweis für die gesundheitliche Wirkung von Bio-Lebensmitteln gelang schwedischen Forschern: Werden zu menschlichen Krebszellkulturen biologische Erdbeerextrakte hinzugefügt, so kommt es zu einer effektiveren Hemmung des Zellwachstums als mit Auszügen konventionell erzeugter Früchte.
Man weiß, dass artgerechte Haltung die Tiere gesund erhält, dies ihr Immunsystem sowie ihre Belastbarkeit und Fruchtbarkeit fördert. Für uns ist darüber hinaus wichtig, dass Medikamentenrückstände so gut wie unmöglich sind, dass durch die geringere Stressbelastung der Tiere eine bessere Fleischqualität entsteht. Dazu kommt ein höherer Gehalt an den wertvollen Omega-3-Fettsäuren, die bei Bio-Fleisch zum Teil Werte von Fisch erreichen.
Bio-Lebensmittel enthalten nur ein Zehntel der für konventionelle Lebensmittel zugelassenen Zusatzstoffe. Sie dürfen weder bestrahlt noch gentechnisch verändert werden. Auch war die Fütterung von Tier- bzw. Kadavermehl im Bioanbau noch nie zugelassen. Deshalb war die Gefahr der Übertragung der Rinderseuche BSE von Bio-Tieren auf den Menschen nie gegeben.
Endlich ist es sicher: Bio ist gesünder!
Alle Argumente, dass Bio-Lebensmittel gesünder sind, reichten Skeptikern bislang nicht aus. Aber jetzt ist genau das bewiesen: Dies zeigte eine fünfjährige Studie [5], die 12 Mio. Britische Pfund und 12,4 Millionen Euro der EU gekostet hatte:
Es handelt sich um das bisher größte Forschungsprojekt zu den Vorteilen von ökologischem Landbau und Biolebensmitteln, die im April 2009 abgeschlossen war. Mit Hilfe der Studie "Quality Low Input Food" (QLIF) wurde zum Beispiel gezeigt, dass Bio-Obst und -Gemüse über 40 % mehr Antioxidantien aufweist als konventionelles Obst und Gemüse.
Der Koordinator der Studie, Professor Carlo Leifert von der britischen Universität Newcastle betonte, dass die Unterschiede so deutlich seien, dass auch Leute, die nicht die empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse täglich essen, bei biologischer Ernährung genügend wichtige Inhaltsstoffe zu sich nehmen.
Noch auffälliger als in Obst und Gemüse fanden die Wissenschaftler den Gehalt von Antioxidantien in der Milch. Stammte sie von biologisch gehaltenen Kühen, so enthielt sie 90 % mehr Antioxidantien und gesunde Fettsäuren. Hohe Anteile an Getreide und Mais in der Fütterung – wie dies in der konventionellen Landwirtschaft üblich ist - steigern zwar die Milchleistung, reduzieren jedoch die Qualität.
Die Sunday Times behauptete aufgrund der Ergebnisse der Studie sogar, dass der Genuss von Bio-Lebensmitteln das Leben verlängern kann!
Was untersuchte die Studie genau?
Für die Studie wurde auf ökologischen und nicht-ökologischen Anbauflächen in ganz Europa Vieh aufgezogen. Außerdem baute man Obst und Gemüse wie Kohl, Salat, Karotten, Kartoffeln und Weizen an. Anschließend haben die Forscher Faktoren wie Geschmack und Nährwert verglichen. Die ökologische Bewirtschaftung erhöhte bei zahlreichen pflanzlichen Erzeugnissen die Gehalte an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen nicht nur von Antioxidantien, sondern auch von Vitaminen und anderen bioaktiven Stoffen (sekundäre Pflanzenstoffe) zum Teil um 100 Prozent! Als Ursache für die erhöhten Konzentrationen der gesunden Inhaltsstoffe wurde organische Düngung und der Verzicht auf chemische Schädlingsbekämpfung entdeckt.
In Großbritannien darf man sogar mit „Bio = gesünder“ werben!
Die eigentlich gar nicht so erstaunlichen Beweise aus Großbritannien stammen aus einem Land, das als einziges in der Europäischen Union Bio-Lebensmittel mit ihren gesundheitsfördernden Vorzügen und Zusatzwerten deklarieren darf.
Vertreter der Soil Association (Biobauern-Vereinigung Großbritannien) setzte dies gemeinsam mit der ASA (Advertising Standards Authority) und CPA (Committee on Advertising Practice) durch. Diese Werbemaßnahmen beziehen sich auf 22 Aussagen. Sie betreffen z.B. den höheren Gehalt an Vitaminen, essentiellen (d. h. lebensnotwendigen) Aminosäuren und wertvollen Mineralstoffen sowie gesundheitsförderliche Aspekte in Zusammenhang mit dem konsequenten Verzicht auf chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel als auch das Verbot von prophylaktisch eingesetzten Antibiotika.
Die Aussagen müssen dem genau genehmigten Wortlaut entsprechen und dürfen in Werbespots, auf Werbeprospekten und als Absatzförderung auf Produktbeschriftungen, bei Preiswettbewerben oder Sonderangeboten verwendet werden. Auch der Hinweis darauf, dass für Bio-Lebensmittel nur etwa ein Zehntel der innerhalb der Europäischen Union zugelassenen Zusatzstoffe verwendet werden dürfen, incl. der Erwähnung, dass mittels biologischer Lebensmittel mögliche allergene Zusatzstoffe vermieden werden können, ist bei der Bewerbung in Großbritannien zulässig. Es wird Zeit, dass bei der augenblicklichen Beweislage dies endlich auch in Deutschland möglich wird! Denn all diese Daten zeigen: