Softdrinks nicht als Durstlöscher geeignet
Softdrinks bei Jugendlichen hoch im Kurs
Verschiedene Studien haben inzwischen den Einfluss von Softdrinks auf Ernährung und Gesundheit untersucht. Was ist dran an den Behauptungen?
84% aller Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren trinken Softdrinks. Darunter sind alkoholfreie Erfrischungsgetränke zu verstehen, zu denen vor allem Limonaden aber auch Eistees, Energiedrinks, isotonische Getränke, Malzbier bzw. alkoholfreies Bier, Wellnessgetränke, aromatisiertes Wasser und Frühstücksdrinks zählen. Jungen konsumieren davon in allen Altersklassen mengenmäßig mehr als Mädchen – beinahe dreimal so viel (mit 250 ml pro Tag versus 86 ml pro Tag). Die tägliche Energiezufuhr durch Softdrinks lag bei den Jungen insgesamt mit 189 kcal über der der Mädchen mit 101 kcal. Das sind die Ergebnisse der EsKiMo (Ernährungsstudie als KiGGS-Modul) von 2007, einer Teilstudie des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) des Robert-Koch-Institutes.
Auch der aktuelle Ernährungsbericht 2008, der alle vier Jahre von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) herausgegeben wird, bezieht sich bei der Analyse des Trinkverhaltens von Jugendlichen auf die Daten von EsKiMo: Positiv zu bewerten ist zunächst, dass die vom Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) empfohlenen Getränkemengen in allen Altersgruppen deutlich überschritten und Trink- und Mineralwasser mengenmäßig das wichtigste Getränk waren (46% bei den Jungen, 51% bei den Mädchen). Jedoch standen Softdrinks in Form von Limonaden und Brausen bei den Jungen gleich an zweiter Stelle (25% der Getränkemenge) und bei den Mädchen an dritter (17%). Obst- und Gemüsesäfte folgten bei den Jungen auf Platz drei (19%), bei den Mädchen auf Platz zwei (21%).
Weiche Knochen durch Softdrinks?
Jugendliche, die ihren Durst häufig mit Softdrinks löschen, haben im Schnitt weniger mineralhaltige – und damit weniger stabile – Knochen. Das zeigt eine aktuelle Studie des FKE. Die publizierten Daten stammen aus der DONALD-Studie (DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) des Instituts. Seit 1985 erfassen Forscher darin die Ernährungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen. Bei einer Vielzahl von Teilnehmern ermittelten sie darüber hinaus computertomographisch den Knochenmineralgehalt. Dieser wurde nun erstmalig in Bezug zum Softdrink-Konsum gesetzt.
„Je mehr derartige Limonaden Jugendliche zu sich nehmen, desto geringer der Mineralgehalt ihrer Knochen“, so Studienleiter Professor Dr. Thomas Remer. Ein hoher Softdrink-Konsum sei wahrscheinlich Ausdruck einer generell unausgewogenen Ernährung. Eine weitere Studie des FKE bestätigt das: Wer auf zuckersüße Limonaden stehe, bevorzuge eine insgesamt kohlenhydratreichere und eiweißärmere Kost. Aus Sicht der Arbeitsgruppe können die Folgen gravierend sein: „Mit dem, was wir in jungen Jahren essen und trinken, bestimmen wir bis ins hohe Alter die Stabilität unserer Knochen mit“, betonen die Forscher. Eine gesunde Ernährung in der Jugend sei daher die beste Osteoporose-Vorbeugung.
Softdrinks und ihre gewichtigen Folgen
Weiche Knochen scheinen jedoch nicht die einzigen negativen Folgen eines häufigen Softdrink-Konsums zu sein. In den USA konnte beobachtet werden, dass der Verzehr dieser Getränke parallel zu den steigenden Übergewichtsraten anstieg. Studien haben daher den Einfluss von Softdrinks auf die Entstehung von Übergewicht untersucht. So weisen auch die Ergebnisse der DONALD-Studie darauf hin, dass möglicherweise nicht allein die Softdrinks, sondern der Verzehr von Softdrinks und (Frucht-)Säften insgesamt das Körpergewicht beeinflussen könnte. Als einen möglichen Grund nennen die Forscher, dass zuckerhaltige Getränke - trotz der enthaltenen Kalorien - den Hunger nicht so sehr zu stillen scheinen wie feste Nahrung. Die aufgenommenen Kalorien werden beim Essen also nicht wieder eingespart. Die Wissenschaftler empfehlen daher, bei Hunger zu Obst zu greifen und den Durst mit Wasser zu löschen.
Trinkempfehlungen für Jugendliche
Getränke sind ein wesentlicher Bestandteil der Ernährung. Sie liefern Wasser, Mikro- und Makronährstoffe sowie bioaktive Substanzen. Wasser ist für den Menschen lebensnotwendig. Unter besonderen Umständen wie z. B. an heißen Tagen oder beim Sport kann der Wasserbedarf auf mehr als das Doppelte ansteigen. Als ideale Getränke gelten Mineralwasser oder auch Trinkwasser aus der Leitung. Gut geeignet sind auch ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees (aus Teebeuteln oder losen Teemischungen). Reine Fruchtsäfte werden zwar zu 100% aus Früchten hergestellt und enthalten damit Vitamine und Mineralstoffe. Sie liefern aber auch je nach Frucht bis zu 10% fruchteigenen Zucker und damit Energie. Reine Fruchtsäfte sollten daher zum Durstlöschen lieber als Schorle getrunken werden. Verdünnen Sie dazu den Fruchtsaft mit der doppelten Menge Wasser. Milch wird nicht als ein Getränk eingestuft, sondern als nährstoffreiches Lebensmittel und wird daher nicht in den Getränkeempfehlungen des FKE berücksichtigt.
Folgende Getränkemengen empfiehlt das FKE für Kinder und Jugendliche:
Alter | Empfohlene Getränkemenge (ml/Tag) für Mädchen | Empfohlene Getränkemenge (ml/Tag) für Jungen |
10 bis 12 Jahre | 1000 | 1000 |
13 bis 14 Jahre | 1200 | 1300 |
15 bis 18 Jahre | 1400 | 1500 |
(Quelle: FKE)
Fazit
Ein häufiger Konsum von Softdrinks kann sich ungünstig auf die Gesundheit von Jugendlichen auswirken. Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung, in der zuckerhaltige Getränke keinen Stellenwert einnehmen, ist bereits ein wichtiger Schritt zur Vorbeugung von Osteoporose und Übergewicht. Softdrinks sollten daher nur gelegentlich und nicht als Durstlöscher getrunken werden!
Weitere Informationen:
- Weiche Knochen dank Softdrinks? Pressemitteilung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität vom 08.12.2008:
- Kohler S, Kleiser C, Richter A, et al.: Trinkverhalten von Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse aus der EsKiMo. Ernährung 1, 444-450, 2007.
- Auch Fruchtsäfte sind Dickmacher Pressemitteilung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität vom 01.09.2008
- Ernährungsbericht 2008 Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): . Druck Center Meckenheim 2008
- Forschungsinstitut für Kinderernährung (Hrsg.): optimiX. Empfehlungen für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen. 5. überarb. Aufl., Dortmund 2005