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Vegetarier und vegane Ernährung: Fleischlos (un)gesund?

Frau beißt in Möhre
© ipag - Fotolia.com

Vegetarismus auf dem Vormarsch

Auf tierische Nahrungsbestandteile zu verzichten, liegt im Trend. Doch wie ist das aus gesundheitlicher Sicht zu bewerten?

Von: Johannes W. Steinbach

Jeder Zehnte isst kein Fleisch

Kommt Ihnen das bekannt vor? Das Gebiss eines Erwachsenen besteht normalerweise aus 32 Zähnen. Im vorderen Bereich liegen die Schneide- und Eckzähne zum Abreißen der Fleischstücke, im hinteren Bereich die Backenzähne zum Zermalmen pflanzlicher Nahrungsbestandteile (sowie ggf. die Weisheitszähne). Zumindest viele ältere Leser dürften das noch so im Biologie-Unterricht gelernt haben.

Eine Interpretation, die zugegebenermaßen in die Jahre gekommen ist und so längst nicht mehr bei allen Schülern auf Zustimmung treffen dürfte. Nachvollziehbare Gründe für einen Fleischverzicht liefern schließlich nicht zuletzt die Medien in regelmäßigen Abständen. Stellvertretend nur folgende Stichworte: Gammelfleisch, Massentierhaltung, Antibiotika-Einsatz und, und, und.

Als Folge davon isst und trinkt mittlerweile rund jeder zehnte Deutsche vegetarisch bzw. vegan. So ernährten sich laut mehreren Studien bereits 2012 zwischen acht und neun Prozent unserer Bevölkerung (82,3 Mio. Menschen) vegetarisch, während es im gleichen Zeitraum zudem rund 700.000 Veganer gab: Tendenz steigend. Auch der Umsatz vegetarischer Teilfertiggerichte im deutschen Lebensmitteleinzelhandel hatte sich bis dahin seit 2008 nahezu verdreifacht. Zahlen, die aufhorchen lassen.

Fleischlose Ernährungsformen

Doch der Reihe nach: Was genau ist eigentlich noch mal der Unterschied zwischen vegetarisch und vegan? Und welche anderen ganz oder teilweise auf tierische Lebensmittel-Bestandteile verzichtende Ernährungsweisen gibt es sonst noch? Ein Situationsbericht ohne Anspruch auf Vollständigkeit, da sich in diesem Bereich derzeit viel bewegt, immer mehr Mischformen der verschiedenen Ernährungsmodelle entstehen und nicht nur die Nahrung, sondern die gesamte Lebensführung und ein gehöriger Schuss Ideologie mit ins Thema hineinspielen:

„Vegetarier“ ist gewissermaßen ein Überbegriff für alle Menschen, die auf bestimmte bzw. alle tierischen Lebensmittel verzichten. Zu den vegetarischen Ernährungstypen zählen der Ovo-Lacto-Vegetarier, auf dessen Speiseplan neben den obligatorischen pflanzlichen Lebensmitteln zwar auch die namensgebenden Eier (Ovo) und Milchprodukte (Lacto) stehen, der jedoch keinerlei Substanzen vom toten Tier verzehrt. Des Weiteren gibt es den Lacto-Vegetarier, der zusätzlich auf Eier verzichtet und den Veganer, der sich ausschließlich von pflanzlichen Lebensmitteln ernährt und keinerlei tierische Produkte als Nahrungsmittel akzeptiert.

Im Gegensatz zu früheren Jahren gelten diese Ernährungsmodelle heute überwiegend als eher empfehlenswert (in absteigender Reihenfolge). Auch, wenn die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Bonn, nach wie vor darauf hinweist, dass vegane Ernährung auf Dauer nur für gesunde Erwachsene geeignet ist und es bei Veganern ohne detaillierte Kenntnisse bzgl. Nährstoffen usw. leicht zu Mangelzuständen kommen kann.

Vitamin B12

In diesem Zusammenhang ist vor allem immer wieder vom Vitamin B12 die Rede, das vor allem in Fleisch, insbesondere Innereien, vorkommt. Gemäß den DGE-Empfehlungen liegt der Tagesbedarf für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene bei etwa drei Mikrogramm, während er in Schwangerschaft und Stillzeit auf bis zu vier Mikrogramm steigen kann.

Im menschlichen Organismus erfüllt Vitamin B12 indes lebensnotwendige Aufgaben bzw. trägt zu deren Gelingen bei: Bildung roter Blutkörperchen (Erythrozyten), Zellwachstum und -teilung, Erbsubstanz- und Nervenfaserhüllen-Bildung usw. Vergessen werden sollte dabei aber nicht, dass Vitamin B12 zumindest in mittlerer Konzentration u. a. auch in Milch, Eiern, Käse und Sauerkraut vorkommt sowie zusätzlich in Form von Nahrungsergänzungsmitteln aufgenommen werden kann.

Auch die Injektion entsprechender Vitamin-B12-Präparate gehört zum gängigen Repertoire zahlreicher Arzt- und Heilpraktikerpraxen. Die Verabreichung solcher verschreibungsfreier Produkte gilt als risikoarm, da es sich bei Vitamin B12 um ein wasserlösliches Vitamin handelt, das im Falle einer Überkonzentration via Schweiß, Urin usw. ausgeschieden wird.

Welche Vitamin B12-Mangeltests gibt es?

Um bzgl. der persönlichen Vitamin-B12-Versorgung ganz auf Nummer sicher zu gehen, setzen zahlreiche Veganer außerdem auf diverse Labortests, die wir hier einmal stark verkürzt vorstellen möchten:

Serumtest: Dabei wird der Gesamt-B12-Spiegel im Blut gemessen. Die Aussagekraft ist jedoch eher gering, da zu viele Parameter unberücksichtigt bleiben.

Holo-TC-Test: Messung des bioverfügbaren (an Transcobalamin gebundenen) Vitamin B12 im Blut. Der Test gilt als frühester Marker einer beginnenden Unterversorgung, lässt aber immer noch keine 100-prozentig sichere Mangel-Diagnose zu.

Homocystein-Test: Ermittelt wird der Homocystein-Spiegel im Blut, der allein jedoch ebenfalls nicht genügend Aussagekraft liefert.

Sowohl Serum-, als auch Holo-TC- und Homocystein-Test können nur beim Hausarzt durchgeführt werden.

MMA-Urintest: Er misst den Methylmalonsäure-Spiegel im Urin und besitzt eine vergleichsweise hohe Aussagekraft bzgl. eines tatsächlich bestehenden zellulären Mangels. Den MMA-Urin-Test bieten verschiedene Labors u. a. im Internet an. Das bedeutet, dass eine Urinprobe an das Labor gesendet wird und man die Ergebnisse anschließend zugeschickt bekommt.

Gemeinsamer Haken all dieser Tests indes ist, dass ein Vitamin-B12-Mangel in mehreren Stadien verläuft, und es den Universal-Test schlechthin, der in jedem Stadium verlässliche Ergebnisse liefert, leider (noch) nicht gibt. Dazu kommt, dass erste unspezifische Mangelsymptome wie verminderte Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, Appetitlosigkeit und Stimmungstiefs bereits auftreten können, bevor überhaupt irgendein Test anschlägt.

Exotische Ernährungsformen

Neben den bereits vorgestellten Ernährungsweisen gibt es weitere, weniger verbreitete vegetarische bzw. überwiegend vegetarische Sonderformen, die der Vollständigkeit halber erwähnt werden sollen:

Frutarier: Noch strenger als Veganer achten sie nicht nur darauf, dass wegen ihnen keine Tiere leiden müssen, sondern eben auch keine Pflanzen. Konkret bedeutet das, dass Frutarier nur solche pflanzlichen Produkte zu sich nehmen, die die Pflanze nicht schädigen – sprich Fallobst, Nüsse und Samen.

Rohköstler: Sie essen ausschließlich ungekochte und nicht verarbeitete Lebensmittel, darunter Früchte, Gemüse, Nüsse, Samenfrüchte sowie gesprosstes Getreide und Hülsenfrüchte.

Makrobiotiker: Auf dem Speiseplan stehen in erster Linie Getreide, Hülsenfrüchte und Gemüse, in zweiter Linie Nüsse, Früchte und Samen. Zugrunde liegt ein Ernährungsmodell von Mischo Kushi, wonach die Beschaffenheit von Körper, Geist und Seele durch die Nahrung beeinflusst wird.

Im Gegensatz zu den in diesem Artikel erstgenannten, hierzulande wesentlich weiter verbreiteten vegetarischen Ernährungsweisen ist von diesen „Exoten“ aus gesundheitlicher Sicht allerdings eindeutig abzuraten. Die Gefahr von Mangelzuständen, nicht nur bezüglich Vitamin B12, ist auf Grund der gravierenden Lebensmittel-Selektion nicht zu übersehen und sollte nicht unterschätzt werden.

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