Runter vom Sofa! Hier lauert Gefahr für die Gesundheit: Diabetes, Übergewicht
Fett ist mehr als ein ästhetisches Problem
Nach Erhebungen der Sporthochschule Köln sitzen Deutsche durchschnittlich 7 Stunden am Tag. Diese einschneidende Lebensstiländerung hat dramatische Folgen für die Gesundheit – vor allem im Alter.
„Das Sofa ist ein gefährlicher Ort“
So pointiert kommentiert der Sportmediziner Prof. Dr. Jürgen Steinacker den neuen Lebensstil. Gemeint ist hier natürlich nicht die Verletzungsgefahr im Wohnzimmer, sondern die mangelnde Bewegung. Ähnlich wie Überlastung einen Knochen brechen lässt, führt die Überlastung des Stoffwechsels zu drastischen Schäden. Zuerst ist es nur das Übergewicht, später folgen Insulinresistenz, Bluthochdruck („metabolisches Syndrom“), Diabetes Typ 2 und andere Zivilisationserkrankungen. Bei Vielsitzern steigt die Gefahr für Diabetes um 90 %, daneben drohen Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen. Wer auf seinem Sitzkonto mehr als 8 Stunden pro Tag verbucht, hat rein rechnerisch ein 30 % höheres Todesrisiko.
Nach Erhebungen der Sporthochschule Köln sitzen Deutsche durchschnittlich 7 Stunden am Tag, Vielsitzer bringen es auf 11 Stunden. Dabei hat die Evolution den Menschen als Langstrecken-Geher entwickelt. Diese einschneidende Lebensstiländerung hat dramatische Folgen: Fett ist eben mehr als ein ästhetisches Problem.
Über die Aktivität von Faulheits-Fett
Fettzellen sind nicht inaktiv, wie man meinen möchte. Sie geben zahlreiche Hormone ab, man fasst sie unter „Adipokinen“ zusammen. Sie sind der eigentliche Auslöser von Stoffwechselerkrankungen. Übergewicht führt zu einem mangelnden Ansprechen auf das Blutzuckerhormon Insulin, bis hin zu der verstärkten Entzündungsneigung. Latente Entzündungen und hoher Blutzucker wiederum schädigen Herz- und Gefäße, Nerven und Gehirn. Arteriosklerose, Thrombosen, Herzinfarkte sowie Demenz können die Folgen sein. Dabei gibt es durchaus positive Adipokine, wie das Leptin zum Beispiel. Es führt im Tierversuch zu einer Appetitabnahme. Bei übergewichtigen Menschen funktioniert das jedoch nur in Ausnahmefällen, denn die meisten entwickeln eine Leptinresistenz. So wird deutlich, dass bei Übergewicht zahlreiche Aspekte der Stoffwechselregulation nicht mehr funktionieren.
Die Lösung dieser Problematik wäre vergleichsweise einfach …
Bewegung als Medizin
Was das Fettgewebe tut, kann der Muskel auch: Er greift in den Stoffwechsel ein und gibt hormonaktive Substanzen ab (Myokine). Dabei wird der Zucker im Blut verbraucht und zusätzlich die Empfindlichkeit für Insulin erhöht. Es ist also genau der gegenläufige Prozess, der bei Übergewicht abläuft. So wird auch der schädliche Zucker wieder das, was er im Grunde ist: Eine wertvolle Energieeinheit.
Mehr noch: Wenn der Körper den Zucker verbrannt hat, nimmt er sich als nächstes das Fett vor. Es fallen also die Triglyceridwerte im Blut. Um das Cholesterin zu mobilisieren steigt das „gute Cholesterin“ HDL an. Die Partikel bringen Cholesterin zur Leber, wo es zur Ausscheidung in die Galle transportiert wird.
Auch der Blutdruck normalisiert sich.
Daneben steigt die Muskelmasse und man hat auch im Alltag deutlich mehr Schwung und Kondition. Gute Voraussetzungen für weitere Aktivitäten. So könnte etwas Disziplin eine Eigendynamik entwickeln.
Mit Wenig viel erreichen …
Es sind bereits kleine Änderungen, die nachweislich eine positive Wirkung haben.
- Ab 2 Stunden Spazierengehen pro Woche sinkt das Herzkreislaufrisiko. Optimal wären Einheiten von 30–60 min für drei–bis viermal pro Woche.
- Die aktivsten Diabetiker versterben verglichen mit den inaktivsten nur halb so häufig an Herzkrankheiten, alle Krankheiten zusammengenommen kommt man auf 38 % weniger Todesfälle.
- Sport und Lebensstiländerung wirken effektiver als Tabletten (Metformin).
- Während bei Medikamenten das Körpergewicht meist noch zunimmt, fällt es unter sportlicher Aktivität.
Alles Sport oder was?
Leichte Ausdauereinheiten zur Fettverbrennung sollten idealerweise mit Krafttraining ergänzt werden, das sorgt für die Muskelmasse. Viele Menschen hegen jedoch leise Vorurteile gegenüber Sport. Aber: was spricht gegen ein bewegtes Hobby? Spazierengehen, Radfahren, Gartenarbeit …, bereits intensive Haushaltsarbeiten liefern den gewünschten Effekt. Ihr Körper ist dabei sehr kooperativ: ganze 72 Stunden lang kann die Wirkung einer anstrengenden Aktivität anhalten. Wie kooperativ sind Sie?