Behandlung bei Burnout: Psychotherapie, Heilpflanzen & Hausmittel
Die richtige Behandlung von Burnout finden
Burnout ist eine ganzheitliche Erkrankung mit einer komplexen Symptomatik, deren Behandlung immer individuell sein muss. Meist erfordert sie eine Kombination aus Psychotherapie und medikamentöser Therapie, in erster Linie mit pflanzlichen Medikamenten. Vitalstoffbehandlung, Entspannungsverfahren und verschiedene Hausmittel können eine gute Ergänzung sein.
Von: Inge Behrens
Burnout: Wege aus der Krise
„Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas jemals passieren würde“ ist ein typischer Satz von Burnout-Patienten, die nach lang andauerndem Stress in die Erschöpfung und Depression geraten sind. Die kleinste Anstrengung ist ihnen zu viel, die niedrigste Hürde noch zu hoch. Menschen, die sich in diesem Risikozustand befinden, benötigen schnellstmöglich Hilfe.
Da diese komplexe Erkrankung sehr unterschiedlich abläuft und die Betroffenen unter sehr verschiedenen Symptomen leiden können, gibt es keine Behandlung nach Schema F. „Es gibt nicht den Burnout, sondern jeder hat seinen individuellen Burnout“, konstatiert der erfahrene Burnout-Experte Dr. Volker Schmiedel, Facharzt für Rehabilitative und Physikalische Therapie. Auch der Allgemeinmediziner Dr. med. Berthold Musselmann hält es für notwendig, dass eine Behandlung entsprechend der Burnout-Symptome, der Entstehungsgeschichte und den Auslösefaktoren erfolgt. Dabei müssten auch die individuellen, sozialen und familiären Ressourcen adäquat berücksichtigt werden, erklärt der ärztliche Leiter von Phytodoc.
„Das Behandlungskonzept für Burnout sollte eine Kombination aus Psychotherapie und medikamentöser Therapie sein, in erster Linie mit Phytotherapeutika, rät Dr. med. Musselmann, der in seiner naturheilkundlichen Praxis schon etliche Burnout-Patienten erfolgreich behandelt hat. Chemische Psychopharmaka verordnet er nur dann, wenn pflanzliche Medikamente nicht anschlagen oder in schweren Fällen. Rund 50 % der Patienten sprechen aber auf Johanniskraut-Präparate an. „Nahrungsergänzung (Vitamine, Spurenelemente), falls Mängel bestehen und verschiedene Entspannungsverfahren können eine gute Ergänzung sein“, so der Mediziner.
Wie wird Burnout schulmedizinisch behandelt?
Die Schulmedizin betrachtet das Burnout-Syndrom primär als psychisches Problem, das sekundär körperliche Symptome nach sich zieht. Im Falle einer ausgeprägten depressiven Symptomatik verordnen Ärzte im ersten Schritt oftmals Antidepressiva. Die jeweiligen Medikamente sollen die Konzentration an den freien Botenstoffen Serotonin oder Noradrenalin erhöhen und somit das Wohlgefühl verbessern.
Von der Wirksamkeit chemischer Präparate ist Dr. med. Musselmann nicht überzeugt: „Häufig helfen sie bei leichten bis mittelschweren Depressionen nur schwach und erreichen allenfalls die Wirkung von hochdosierten Johanniskrautpräparaten. Zudem haben sie Nebenwirkungen und das in deutlich höherem Maße als Phytotherapeutika. Nicht selten kommen Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und innere Unruhe vor. Bei schweren Depressionen sind aber starke Psychopharmaka wie Venlafaxin u.a. oft unumgänglich."
Dr. med. Musselmann verordnet statt chemischer Antidepressiva bei Burnout als erste Maßnahme apothekenpflichtige Johanniskrautpräparate in hoher Qualität wie u. a. Laif 900, Neuroplant, Jarsin oder Felis. Pflanzliche Präparate aus dem Drogeriemarkt oder aus dem Nahrungsergänzungshandel haben oft keinen ausreichenden Wirkstoffgehalt. Deshalb sind sie auch deutlich billiger.
Bei Schlafstörungen, Angstzuständen oder Panikattacken kann der Arzt auch andere Psychopharmaka oder Schlafmittel verschreiben. Diese Medikamente – häufig Benzodiazepine und die nahe verwandten Z-Substanzen – können jedoch zu einer erneuten Belastung des Körpers beitragen, da sie Nebenwirkungen mit sich bringen. Zu den hier oft verwendeten Medikamenten sind folgende Hinweise und Warnungen zu beachten:
Bei Benzodiazepinen (Bromazepam, Diazepam, Alprazolam, sehr viele Medikamente mit der Endung -am, aber nicht alle), sehr gefährlichen und viel zu häufig eingesetzten Angstlösern, besteht hochgradige Suchtgefahr, bis zu zwei Millionen Menschen in Deutschland sind abhängig davon, mit fatalen Folgen – dabei oft jahrelang unterstützt von Ärzten, ein Unding. Auch die „Z-Substanzen“ (Zopiclon, Zolpidem u.a.), nahe damit verwandte Substanzen sind genauso gefährlich. Häufig kommt es zur Verflachung der Persönlichkeit, zur Sucht, zu Stürzen, Unfällen, Leberschäden, nach längerem Missbrauch (eigentlich für höchstens zwei Wochen zugelassen!) zu Psychosen, später zu früher Demenz u.a.
Eine psychotherapeutische Behandlung ist meist unerlässlich
Gewöhnlich überweist der behandelnde Hausarzt seinen Patienten zum Psychotherapeuten. Sinn und Zweck der Psychotherapie ist es, dass der Patient seine Einstellungen, etwa seine geistige Haltung, hinterfragt und sein Verhalten verändert. Dabei geht es auch darum, überhöhte Selbsterwartungen zu erkennen und aufzugeben. Um künftig mit den Anforderungen und Belastungen besser umgehen zu können, muss ein Burnout-Betroffener vor allem eines lernen: das Neinsagen. Meist wird eine ambulante der stationären Behandlung vorgezogen.
Sofern das häusliche Umfeld jedoch sozial belastet ist und dem Erkrankten zu wenig Unterstützung bietet, empfiehlt sich meist ebenfalls ein Klinikaufenthalt. Der Patient sollte den Arzt in jedem Fall im Gespräch auf die schwierige häusliche Situation hinweisen. Auch nach längerer Krankschreibung, erfolgloser Behandlung oder bei Selbstmordabsichten wird ein pflichtbewusster Arzt den Patienten in eine Klinik überweisen.
Wichtig sei es, Aspekte einer Sucht bei der Störung zu identifizieren. „Nicht wenige Betroffene triebe eine Sucht nach Anerkennung an, immer mehr zu arbeiten, ist Dr. med. Musselmann überzeugt. Dieses „Sissy-Syndrom“, benannt nach der österreichischen Kaiserin, die zwanghaft dauerbeschäftigt war und sich so schwer erschöpft hat – alles, um ihrer tiefen Depression zu „entgehen“.
Natürlich sei es oft schwierig, herauszufinden, ob nun zuerst die Arbeitswut und Sucht nach narzisstischer Anerkennung da war oder erst die Depression“, ergänzt der Mediziner. Oft sei das nicht so entscheidend. Wichtiger sei es, Wege aus dem Teufelskreis aufzuzeigen, aus dem Suchtkreislauf von Anerkennung – Erschöpfung – Depression – Selbstwertproblemen – noch stärkerer Wunsch nach Anerkennung.
Welche Psychotherapien haben sich bei Burnout bewährt?
Positive Veränderungen bewirkt vor allem die kognitive Verhaltenstherapie. Sie setzt im Gegensatz zur tiefenpsychologisch fundierten Psychoanalyse nicht in der Vergangenheit, sondern im Hier und Jetzt an. Sie geht davon aus, dass das Denken die Gefühle beeinflusst und ist deshalb bemüht, die in der Kindheit erlernten Einstellungen zu verändern. Der Therapeut fungiert weniger als Analytiker, sondern als Coach und bietet neue Lösungsmöglichkeiten und Ansichten an.
Vor allem auf dem Land ist die psychotherapeutische Versorgung nicht ausreichend. Und auch in der Stadt können schnell drei bis sechs Monate vergehen, bevor der Patient einen passenden Therapieplatz gefunden hat.
Sinnvoll kann auch eine Gestalttherapie sein. Bei dieser erlebnisaktivierenden Therapieform der humanistischen Psychologie sollen eigene Stärken, Ressourcen und selbstunterstützende Kräfte mobilisiert werden. Deren Behandlungskosten werden jedoch mit wenigen Ausnahmen von den Gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.
Burnout ganzheitlich und naturheilkundlich behandeln
Körperliche Ursachen untersuchen und erkennen
Ärzte wie Dr. Volker Schmiedel, Facharzt für Rehabilitative und Physikalische Therapie und Dr. med. Angela Drees kritisieren, dass Patienten bei Burnout-Syndrom in Dauerpsychotherapie verbleiben, ohne dass die körperlichen Ursachen genau untersucht würden.
Es komme durchaus vor, dass Burnout sogar auf der körperlichen Ebene verursacht wird, weiß Dr. Schmiedel. Und die Privatärztin Dr. Drees erklärt: „Man weiß heute, dass ständiger Stress eine ähnlich hohe Belastung für die Kraftwerke der Zellen – die Mitochondrien – darstellt wie eine akute Infektion. Entsprechend elend fühlten sich die Betroffenen“.
Die Wirksamkeit der „mitochondrialen Medizin“ konnte bislang noch nicht wissenschaftlich belegt werden. Sie verfügt laut Dr. Musselmann durchaus über interessante Ansätze. Sofern ein Mangel an Vitaminen und Spurenelementen nachgewiesen wurde, kann aus seiner Sicht eine begleitende Nährstofftherapie aber durchaus sinnvoll sein.
Die orthomolekulare Medizin kann helfen
Sinnvoll sei es deshalb, durch eine Blutuntersuchung zu prüfen, ob dem Organismus bestimmte Nährstoffe, die er für den Energiestoffwechsel benötigt, fehlen.
- Vor allem Q10-Mangel bedingt Erschöpfung, erklärt Dr. Volker Schmiedel. Die fettlösliche Substanz wird gebraucht, um in jeder Körperzelle Nahrungsenergie in Körperenergie umzuwandeln und spielt somit eine zentrale Rolle bei der Energieerzeugung.
- Für eine der wichtigsten Nährstoffe hält Dr. Schmiedel Omega 3-Fettsäuren. Denn diese Stoffe entschieden darüber, ob der Organismus mehr im Parasympathikus oder Sympathikus Modus läuft. Im Falle eines Mangels wird der Sympathikus zu lange aktiv. Das brennt den Körper aus.
- Ein Vitamin B12 Mangel ruft beispielsweise nicht nur Blutarmut hervor, sondern verstärkt auch Depressionen. Um festzustellen, ob eine ausreichende Vitamin B12 Versorgung vorliegt, rät der Internist zu einer Bestimmung des Holotranscobalamin im Serum.
- Wer unter Schlafstörungen, innerer Unruhe oder unter Verstopfung leide, könne über zu wenig Magnesium verfügen, so der Arzt und erklärt die Bedeutung dieses Mineralstoffs: Immerhin seien 300 Enzyme in unserem Körper auf die Anwesenheit von genügend Magnesium angewiesen. „Im Mangel arbeiten diese nicht optimal und damit sind auch viele Körperfunktionen ungenügend“, erklärt der Internist.
- Last not but least sollte der Arzt den Eisengehalt, genau genommen den Wert des Speichereisens (Ferritin) messen lassen. Durch den Ferritin-Wert kann der Arzt feststellen, ob die Eisenvorräte im Körper bereits angebrochen oder gar verbraucht sind. Ist dieser Wert zu niedrig, so liegt ein Eisenmangel vor. Betroffene leiden unter starken Symptomen, wie Kurzatmigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Leistungsabfall, Konzentrationsstörungen, innerer Unruhe, Magen-Darm-Beschwerden, Schwächeanfällen, erhöhter Infektanfälligkeit, Schluckbeschwerden oder Sodbrennen.
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Mit Phytotherapeutika Burnout behandeln
Da Burnout eine ganzheitliche, komplexe Erkrankung ist, lässt sie sich besonders gut pflanzlich behandeln.
Im Gegensatz zu einem chemischen Medikament, das oft nur eine einzige Substanz enthält, besitzt eine Arzneipflanze ein weitaus größeres Spektrum an Substanzen, das nicht nur auf den Körper und seine Organfunktionen, sondern zugleich auf Geist und Seele wirkt. Es gibt ein kleines Bündel an Arzneipflanzen, die vor allem bei psychosomatischen Burnout-Symptomen und vegetativen Störungen besonders gut helfen.
Rosenwurz gibt körperliche Kraft und steigert die Konzentration
Die Heilpflanze Rosenwurz, in Fachkreisen Rhodiola genannt, zählt zu den am besten und meist untersuchten Heilpflanzen überhaupt. Sie gehört zu den so genannten Adaptogenen, was nichts weiter heißt, als dass sie sich besonders gut an ihre schwierige Umgebung anpassen kann.
Diese Eigenschaften kommen auch dem Menschen zugute. Ihre Substanzen versetzen den Organismus in die Lage, seelischen und körperlichen Stresssituationen besser standzuhalten. Sie verbessern das Denk- und Konzentrations- und auch das Erinnerungsvermögen. Man vermutet, dass der Extrakt verschiedene Signalsubstanzen der Nervenzellen stimulieren kann. Dadurch wird mehr Dopamin und Serotonin, ein bekanntes Wohlfühlhormon, ausgeschüttet.
Der Hauptwirkstoff Rosevin vermindert so stressbedingte Müdigkeit, verbessert das allgemeine Wohlbefinden und die körperliche Fitness. Das konnte in einer Studie an 128 Patienten nachgewiesen werden. Außerdem stärkt Rosenwurz die Nebenniere. Übrigens wird die stimulierende Wirkung von Rosenwurz durch die zusätzliche Einnahme von Magnesium und dem Vitamin B1 noch gesteigert.
Sich mit der Taigawurzel stärken
Die Taigawurzel wird auch „Sibirischer Ginseng“ genannt. Sie wächst aber nicht nur in Sibirien, sondern ist vor allem in China, Korea und Japan zuhause. Die Wurzel, die ebenfalls zu den besonders anpassungsfähigen und resistenten Pflanzen zählt, wird seit mehr als 2.000 Jahren in der Chinesischen Medizin eingesetzt.
Die Extrakte der Wurzel gelten als wirksames Stärkungsmittel bei Stress und Kraftlosigkeit. Das wurde mittlerweile wissenschaftlich untersucht und bestätigt. Olympische Teams nahmen Substanzen der Pflanze sogar als natürliches Dopingmittel ein. Ihre Inhaltsstoffe steigern nicht nur das Leistungsvermögen, sondern fördern die Konzentrationsfähigkeit und helfen deshalb vor allem mit Belastungen besser fertig zu werden.
Vitamine oder andere Stoffe können ihren kräftigenden Effekt unterstützen. Die Gewinnung der Extrakte ist recht aufwändig. Je nach Menge und Dosis können Präparate unterschiedlich teuer sein.
Die Passionsblume hilft bei Angst und Unruhe
Die aus Amerika stammende Passionsblume (Passiflora incarnata) ist nicht nur wunderschön, sondern besitzt auch Zauberkräfte. Die indianischen Ureinwohner wandten sie zur Linderung von Leberbeschwerden an.
Heute verordnen Ärzte und Heilpraktiker sie vor allem bei Angstzuständen und nervöser Unruhe. Die heilkräftige Wirkung der Passionsblume beruht nicht nur auf Erfahrung, sondern ihre Anwendungsgebiete wurden mittlerweile genau analysiert und belegt.
Bis heute konnten Forscher jedoch noch nicht herausfinden, welche Inhaltsstoffe welche Wirkung hervorrufen. Man vermutet jedoch, dass die Stoffe der Passionsblume eine Wechselwirkung mit den Botenstoffen im Gehirn haben. Das Paradoxe daran: Die Stoffe helfen einerseits bei Müdigkeit andererseits aber auch bei Schlafstörungen. Da Passionsblume allein eine eher schwach wirksame Heilpflanze ist, empfehlen Ärzte diese in Kombination mit anderen Heilpflanzen wie Johanniskraut, Melisse, Baldrian, Lavendel oder Hopfen einzusetzen.
Mit einem Mix aus naturheilkundlichen Methoden Burnout lindern
Sehr häufig kombiniert Dr. Schmiedel bei seinen Burnout-Patienten die Vitalstoff-Behandlung mit der Phytotherapie und verabreicht zusätzlich homöopathische Mittel.
Wenn ein Patient stark unter innerer Unruhe und anderen Stresssymptomen leidet, verordnet Dr. Schmiedel bei Burnout zusätzlich homöopathische Komplexmittel wie Calmvalera von Hevert oder Dysto Loges von Dr. Loges. Die verschiedenen Methoden und deren Arzneien verstärken ihre Wirkung wechselseitig.
Bereits nach wenigen Wochen zeige seine Behandlung meist ihre erste positive Wirkung. Innerhalb von drei Monaten ginge es den allermeisten Patienten schon sichtlich besser, macht er Patienten Mut. Der Mediziner weiß aus Erfahrung: „So unangenehm die Erkrankung ist, meist sind alle Symptome reversibel.“
Fertigpräparate mit medizinisch wirksamen Pflanzenkräutern gibt es in Apotheken.
Selbsttherapie: Entspannung & Hausmittel
Den Körper mit gesunder Ernährung stärken
Kaffee, Tee und vor allem Alkohol können auf Dauer unseren Organismus ermüden. Denn in all diesen Lebensmitteln steckt Koffein und das muss die Leber entgiften. Deshalb kann schon manches Mal ein Verzicht auf Genussmittel wie Kaffee, Grüner oder Schwarzer Tee die Leber entlasten.
Wer sich vitamin- und vitalstoffreich ernährt, kann seinen Körper zusätzlich stärken. Auch die Aufnahme guter essentieller Fette, speziell von Omega-3-Fettsäuren kann sich positiv auf unser Wohlbefinden und auf unsere Psyche auswirken. Sie sind vor allem in Meeresfischen, Algen und Nüssen enthalten.
Wieder lernen, sich zu entspannen
Wer sich nicht mehr beim Lesen, Hören von schöner Musik entspannen und sich selbst auf ausgedehnten Spaziergängen durch die Natur nicht mehr beruhigen kann, sollte Entspannung aktiv trainieren.
Ob nun Autogenes Training, die Progressive Muskelrelaxation nach Edmund Jacobsen oder das Mindful Based Stress Reduction, kurz MBSR genannt, es gibt ein breites Angebot an systematischen Entspannungsmethoden, die man erlernen kann. Deren Effekte sind wissenschaftlich gut erforscht und belegt.
Sie verringern bereits bestehende psychosomatische Beschwerden wie Spannungskopfschmerzen, Herz- oder Kreislaufstörungen aber auch Verdauungsbeschwerden. Man kann sie auch gezielt in Stresssituationen einsetzen. Auch Yoga, Meditation und Vorstellungsübungen wirken positiv und gezielt auf den Organismus. Viele gesetzliche Krankenkassen bezuschussen Kurse und Therapieangebote.
Alternativ dazu gibt es zahlreiche Audioratgeber, in denen Experten und erfahrene Coaches die Übungen professionell anleiten.
Hausmittel gegen Burnout
Vor allem in der Anfangsphase von Burnout können noch Hausmittel wie Arzneitees oder auch ätherische Essenzen Beschwerden wie Müdigkeit, Schlafprobleme und Magenbeschwerden lindern.
Bei innerer Unruhe kann besonders ein Tee mit Melisseblättern, bei Erschöpfung und Stress ein Tee mit Passionsblumenkraut helfen.
Aromen haben sich bei Stress bewährt
- Stresslindernd, schlaffördernd und beruhigend wirken vor allem Lavendel Fein.
- Eine nachweislich antidepressive und entstressende Wirkung hat Neroli-Öl. Es schützt auch bei seelischen Verletzungen und wirkt unterstützend bei seelischen Belastungen.
- Orangenessenz wirkt angstlösend, belebend und beruhigt die Nerven. Außerdem hellt sie die Stimmung auf.
- Ähnlich wie Orange wirkt Palmarosa. Die Zitrusfrucht schützt vor Überlastung, hilft bei Kummer, Ängsten und innerem Druck, Trauer und Stress.
- Das Konzentrationsvermögen fördert Pfefferminz-Öl. Außerdem entspannt es die Nerven.
Damit die Wirkung der Essenzen sich im Raum entfalten kann, gibt man am besten einige wenige Tropfen in eine Duftlampe oder auf einen Duftstein.
Vom Pfefferminz-Aroma kann man auch einen Tropfen auf ein Taschentuch oder Vlies geben und unter die Nase halten und einatmen. Oder sanft auf den Ohrmuscheln verteilen. Von der Essenz Lavendel Fein vor dem Einschlafen einen Tropfen auf das Kopfkissen geben.
Eine Aroma-Mischung als Schutz vor Stress
Für die Selbsttherapie kann man alternativ auch leicht eine Mischung für ein Braunglas-Fläschchen von 10 ml herstellen. Die Aromatherapeutin Maria M. Kettenring empfiehlt als Zutaten folgende Aromen:
3 ml Zeder, 2 Tropfen Palmarosa, 2 Tropfen Neroli in 10 ml Mandel- oder Jojobaöl geben. Vor Gebrauch kräftig schütteln und Puls, Nacken, Solarplexus und Handinnenflächen damit einreiben. Kühl und dunkel aufbewahren:
Tipp: Beim Kauf von Aroma-Ölen sollte man darauf achten, dass es sich um reine natürliche Essenzen, möglichst aus kontrolliert biologischem Anbau, handelt. (Tipp: Essenzen von Primavera oder Taoasis.)
Leckere Kekse für starke Nerven
Auch viele Gewürze haben eine heilkräftige Wirkung. Die Heilerin und Pflanzenheilkundlerin Hildegard von Bingen hat ein Rezept für Kekse entwickelt, das bei Stress die Nerven stärkt.
Die Gewürze Muskatnusspulver, Zimt und Nelken aromatisieren nicht nur, sondern haben auch eine große Wirkung: Der Muskatnuss beispielsweise wird nachgesagt, dass sie einerseits das Verdauungssystem stärkt und andererseits die Nerven beruhigt und so zur Entspannung beiträgt. Man darf es jedoch nur sparsam verwenden, da es sonst giftig ist.
Zimt hat offenbar einen positiven Einfluss auf die Verdauung und den Zuckerstoffwechsel. Und auch Nelken haben jede Menge gute Eigenschaften. Sie sind dafür bekannt, dass sie viele Antioxidantien, antibakterielle Substanzen und Entzündungshemmer enthalten, das Verdauungssystem desinfizieren, das Immunsystem beruhigen und stärken können.
Zusammen wirken ihre Stoffe auf das Zentralnervensystem und sorgen für eine ausgeglichene und bessere Stimmung. Als weitere Zutaten benötigt man Dinkelmehl, Kokosbutter, Rohrzucker, gemahlenen Mandeln und Eier sowie das fertige Gewürzplätzchenpulver. Am besten über einen längeren Zeitraum hinweg drei bis fünf Kekse täglich essen. Bei starker Nervosität und innerer Unruhe kann man auch alle zwei Stunden zwei Kekse verzehren.
Wie lange dauert eine Behandlung? Wann gilt man als geheilt?
„Bei manchen Menschen kehren depressive Phasen immer wieder. Und in einer Gesellschaft, die kontinuierliche Selbstausbeutung und -optimierung verlangt, besteht ständig die Gefahr, wieder in solche Phasen zu rutschen, ob nun fremd- oder selbstgesteuert“, meint Dr. Musselmann.
Der Mediziner kennt jedoch auch viele Patienten, die mittlerweile nach Behandlungen und einer Wandlung ihrer Sicht von Arbeit, Leistung und Leben wissen, wann es Zeit ist, einen Gang runterzuschalten, Projekte abzulehnen, nein zu sagen und: offline zu gehen. „Diese Menschen rutschen kaum mehr in eine neue Phase von Burnout und Depression.“