Kalzium: Tote Materie wird lebendig
Unsere Nahrung ist meist „organisch“, sie kommt also aus dem Tier und Pflanzen-Reich. Aber der eine oder andere Stoff bildet hier eine Ausnahme. Kalzium ist ein „anorganischer“ Mineralstoff. Es ist unser Strukturelement in Knochen und Zähnen. Mit etwa 99 % liegt hier das meiste Kalzium fest. Für das Leben an sich aber ist nicht das unlösliche Knochenkalzium, sondern das lösliche Kalzium-Ion Ca2+ viel wichtiger. In allen lebenden Systemen spielt es eine Signalrolle. Sollte es in der Diät einmal eine Weile fehlen, greift der Körper auf die festgebundenen Depots zu. Das ist sehr lange Zeit kein Problem. Über viele Jahre wird der Knochen jedoch immer schwächer. Darum muss man beständig auf eine ausreichende Kalziumversorgung achten.
Problem: geringe Kalziumaufnahme
Der Körper gibt pro Tag nur 300 mg Kalzium ab. Eigentlich müsste es reichen 300 mg aufzunehmen. Doch das reicht leider nicht, denn Kalzium wird nicht vollständig aufgenommen. Dieser Punkt hat viele Facetten:
Schwankende Kalziumaufnahme: Bedingungen entscheidend
Die Kalziumaufnahme im Körper ist ziemlich variabel. Je mehr im Darm angeboten wird, umso weniger effektiv wird die Ressource genutzt. Wenn zum Beispiel eine Tablette pro Tag geschluckt wird, ist die Aufnahme schlechter, als wenn kleine Mengen Kalzium den ganzen Tag über im Darm ankommen.
Die Magensäure ist ein effektives Lösungsmittel für viele Kalziumverbindungen. Darum kann es bei Magenerkrankungen und Säureblockern Probleme geben. Personen die länger als fünf Jahre mit Protonenpumpenhemmer (PPI) behandelt werden, haben ein höheres Osteoporoserisiko. Solche Mittel setzt man bei Sodbrennen, Gastritis und Magen- und Zwölffingerdarm-Geschwüren ein.
Was hat Licht mit den Knochen zu tun?
Kalzium braucht zur Aufnahme einen Kofaktor, das Vitamin D. Es sorgt erst für eine spezifische aktive Aufnahme von Kalzium aus dem Darm. Vitamin D wird in unseren Breitengraden hauptsächlich im Frühling/Sommer in der Haut produziert, denn dabei ist ein lichtabhängiger Schritt in der Produktion notwendig.
Andere Organe reden mit beim Kalzium-Einbau
Mit dem Schritt im Licht ist der Prozess noch nicht abgeschlossen. Auch in der Leber und der Niere findet jeweils ein Schritt statt, dann erst ist das Vitamin fertig zum Gebrauch. Also reicht eine gesunde Haut noch nicht aus, auch Leber und Nieren müssen mithelfen. Entscheidend auch ist die individuelle Nierenfunktion, wenn es um die Kalziumausscheidung im Harn geht. Menschen mit Nierensteinen scheiden offensichtlich mehr Kalzium über den Urin aus. Nicht zuletzt spielen auch die Schilddrüsen- und Sexualhormone bei der Aufnahme, dem Kalziumeinbau und dem Knochenabbau mit. Die Kalziumversorgung ist ein komplexer Vorgang, der den gesamten Stoffwechsel und mehrere Organe erfordert.
Das Alter verschwendet Kalzium
Während der kindliche Darm 60 % des über den Darm angebotenen Kalziums aufnimmt, ist es bei Erwachsenen deutlich weniger. Dann rechnet man mit 15-30 %. Nur bei Schwangeren und Stillenden sind die Werte höher. Die hohen Östrogenwerte sorgen für den entscheidenden Ausgleich. Aber auch hier kann das Kalzium zum Problem werden. Dann greift der Körper die eigenen Vorräte an, so werden die Zähne entkalkt und Karies oder Zahnverlust drohen.
Bei Frauen sinkt die Kalziumaufnahme außerdem nach den Wechseljahren, wenn die Östrogenwerte sinken. Ab 70 Jahren nehmen Männer und Frauen gleichermaßen zu wenig auf. Bei Männern sind Rauchen und Testosteronmangel die Hauptgründe für den Kalkverlust. Abgesehen davon, dass sich ältere Menschen weniger sonnen, sinkt bei ihnen außerdem die Syntheseleistung für Vitamin D in der Haut und die Aufnahmeleistung des Darms.
Kalzium ist nicht das einzige Mineral das der Knochen braucht. Zahlreiche andere Mineralien und Spurenelemente (Phosphor, Kalium, Kieselsäure, Magnesium, Zink, Kupfer, Mangan, Bor) und Vitamine (Vitamin D, Vitamin K, Vitamin C, Vitamin B6, B9 und B12) werden ebenfalls benötigt. Auch hier sind Sie mit abwechslungsreicher Pflanzenkost gut beraten. Eine Reihe von Studien legen nahe, dass eine pflanzenreiche Kost die Frakturrate durch Osteoporose reduziert.
Was nicht genutzt wird, verschwindet
Der Knochen ist ein lebendiges Gewebe. Es wird beständig auf- und abgebaut. Es reagiert empfindlich auf Inaktivität. Darum braucht man nicht nur die richtige Ernährung und Sonnenlicht; Bei Osteoporose darf auch die Bewegung nicht fehlen. Die Osteoporose und der Kalziumstoffwechsel sind also ein vielschichtiges Problem, das mit einer einzelnen Aktion nicht aus der Welt zu schaffen ist.
Aussehen und Herkunft
Kalzium ist überall
Kalzium gehört zu den 5 häufigsten Elementen, die in der Natur vorkommen. Neben Magnesium ist Kalzium der bekannteste Mineralstoff. Eigentlich ist ein silbrig glänzendes Metall, das sehr reaktiv ist. Daher kommt in der Natur nicht rein vor, sondern jeweils als mineralisches Salz in den typischen Farben von beiger bis gräulich. Die schwer löslichen Verbindungen des Kalziums sind die Carbonate (Bestandteil von Marmor, Kreide und Muschelkalk), Sulfate (Gips), Silicate (Silicatgesteine, Aluminium enthaltend), Phosphate (Apatit und Phosphorit) und Fluoride (Flussspat). Das Meerwasser enthält große Mengen an Kalzium in Form von Ca2+ -Ionen. Kalziumsalze im Wasser sind verantwortlich für die so genannte „Wasserhärte“. Bei der Evolution standen immer üppige Kalziummengen zur Verfügung. Daher ist es kein Wunder, dass es im Körper eine herausragende Rolle spielt. (Natürliche Kalziumquellen)