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Engelwurz

Nahaufnahme einer Engelwurzblüte.
© wikipedia

Engelwurz - ein Segen für die Verdauung

Als gesichert gilt, dass Engelwurz den Fluss der Verdauungssäfte fördert. Sie wird daher bei Appetitmangel, Magenkrämpfen und Blähungen erfolgreich eingesetzt.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Engelwurz: Das Wichtigste im Überblick

Charakteristisch für die Engelwurz (Angelica archangelica, auch Angelikawurzel genannt) sind ihre doldenförmigen und halbkugeligen Blütenstände. Die Engelwurz fördert die Bildung der Verdauungssäfte und wird daher bei VerdauungsbeschwerdenBlähungen, Magenkrämpfen, Appetitlosigkeit und Malabsorption eingesetzt. 

Für die pharmazeutische Herstellung sind ausschließlich die Wurzeln der Engelwurz von Bedeutung. Die Tradition verwendet auch Kraut und Samen als schweiß- und harntreibendes Mittel, doch befürwortet die Kommission E diese Verwendung der Engelwurz nicht. Darüber hinaus wird die äußerlichen Anwendungen des ätherischen Öls bei Neuralgien oder rheumatischen Beschwerden wegen der Risiken abgelehnt. Die üblichen, akzeptierten Darreichungsformen sind Tees, Tinkturen oder Flüssigextrakte. Engelwurz ist sehr verträglich und hat kaum Nebenwirkungen.

Wobei hilft Engelwurz?

Bisher ist nur die Wurzel der Echten Engelwurz wissenschaftlich untersucht. Da der Nutzen der anderen Pflanzenteile nicht belegt ist, rät die Kommission E von einer Anwendung der Produkte aus Kraut und Samen wegen möglicher Risiken ab. Die Wurzeldroge der Echten Engelwurz ist für Appetitmangel, Verdauungsstörungen, leichte Krämpfe im Magen-Darmtrakt, Völligkeitsgefühl und Flatulenz zugelassen.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete (Indikationen) sind drei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Bauchschmerzen, krampflösend
  • Bauchspeicheldrüseninsuffizienz, Magensaftsekretion steigernd
  • Gallenblasenerkrankungen, Galleflussfördernd
Bisher keine Beweise zur Wirksamkeit, aber Potenzial

Botanik: Aussehen und Verbreitung

Die Echte Engelwurz (Angelica archangelica L.) ist eine kräftige zwei- bis mehrjährige, aromatisch duftende Pflanze aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Sie bildet ein umfangreiches, unterirdisches Speicherorgan (Rhizom) aus. Auffallend ist die aufgeblasene Blattscheide der mehrfach gefiederten Blätter mit eiförmigen Blattabschnitten. Die unteren Blätter der Echten Engelwurz sitzen auf hohlen Stängeln; die halbkugeligen bis kugeligen doldigen Blütenstände mit den kleinen, grünlichen Blüten erreichen einen Durchmesser von 8-15 cm. Nach der Fruchtreife im Spätsommer stirbt die Echte Engelwurz ab.

Vor Blühbeginn wird die Wurzel (Angelikawurzel – Angelicae radix) geerntet, gelegentlich auch die ganze Pflanze (Angelicae herba) oder die Früchte. Alle Teile der Echten Engelwurz enthalten ätherisches Öl. Früher verwendete man das Öl der Wurzel zur Abtreibung.

Vorsicht: Verwechslungen mit dem giftigen Wasserschierling sind möglich. Dieser bevorzugt jedoch nasse Standorte und besitzt lanzettliche Blattabschnitte.

Der Duft der Engel(wurz)

Die Pflanze kommt in ganz Eurasien vor. Die Echte Engelwurz ist häufig in Europa anzutreffen und wird in vielen Ländern Europas kultiviert (Frankreich, Deutschland, Polen, Belgien, Holland, Ungarn, Italien, Skandinavien und an der Ostseeküste).

Gewinnung

Die unterirdischen Pflanzenteile der Engelwurz inklusive der feinen Faserwurzeln werden gewaschen und getrocknet (Angelicae radix). Aus den frischen zerkleinerten Wurzeln (Rhizom) gewinnt man durch mehrstündige Wasserdampfdestillation das Wurzelöl (Oleum angelicae) oder durch Extraktion mit Alkohol/Wasser die Tinktur.

Ab Juli werden die reifen Fruchtstände der Pflanze abgeschnitten und entweder an der Luft oder in Trockenöfen getrocknet (Angelicae fructus). Aus den zerkleinerten Früchten erhält man durch Wasserdampfdestillation ein Öl (Oleum angelicae fructus).

Aus den getrockneten Blättern (Angelicae folium) wird Tee, Flüssigextrakt oder Tinktur hergestellt.

Heilwirkung von Engelwurz

Als gesichert gilt, dass die Pflanze den Fluss der Verdauungssäfte fördert. Wahrscheinlich verfügt sie auch über eine krampflösende und gallenflussfördernde Wirkung. Die Engelwurz wird daher bei Appetitmangel, Magenkrämpfen und Blähungen gegeben.

Nicht belegt ist dagegen die äußerliche Verwendung des Öls als Hautreizmittel bei Neuralgien, rheumatischen Beschwerden und als Zusatz zu Gurgelwassern.

Getrocknete Wurzeln und Wurzelextrakte sind kommerziell wichtig, da sie in alkoholischen Getränken (Likeuren z.B. Bénédictine und Gin) und in der Lebensmitteltechnologie eingesetzt werden. Das Öl der Früchte und der Wurzel findet außerdem als Duftstoff in der Kosmetik Verwendung.

Traditionelle Chinesische Medizin

Auch die Traditionelle Chinesische Medizin kennt die Engelwurz (Angelicapolymorpha var. sinensis/A.taiwaniana und A. dahurica). Neben Ginseng wird sie als wichtiges Stärkungsmittel angesehen. Man verwendet Engelwurz bei zahlreichen Beschwerden, wie beispielsweise bei bestimmten Formen von Blutarmut, Darmträgheit, unregelmäßiger Monatsblutung und Schmerzen. Die europäische Angelikawurzel (Angelica archangelica) enthält zum Teil andere Wirkstoffe als die chinesische (Angelica sinensis) und daher andere Wirkungen. Eine genauere Beschreibung findet sich in der WHO Monographie zu A. sinsensis.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Engelwurz

Das Öl der Wurzel ist als schwach giftig klassifiziert, im Endprodukt sollte daher nicht mehr als 3,9% Öl enthalten sein.

Größere Mengen Engelwurz sollten während der Schwangerschaft vermieden werden, da sie abtreibend wirken können.

Hautempfindliche Personen sollten bei der Pflanzenernte Schutzkleidung tragen.

Wechselwirkungen

Die Engelwurz enthält sogenannte Furanocumarine. Diese lösen im Tierversuch zusammen mit Licht schädliche Reaktionen aus (sie reagieren mit der DNA). Das kann Hautreizungen und allergische Reaktionen hervorrufen. Ausgedehnte Sonnenbäder sind daher bei Verwendung von Engelwurzprodukten zu meiden.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Die Wurzelextrakte sind Bestandteil verschiedener Handelspräparate (allein oder in Kombination) gegen Verdauungsbeschwerden.


Innerliche Anwendung:

  • Aufguss:
    • 1,5 g getrocknete Wurzel mit 150 ml siedendem Wasser übergießen und den Sud dreimal täglich vor dem Essen trinken oder
    • 2-5 g getrocknete Blätter, dreimal täglich vor dem Essen einnehmen
  • Tinktur (1:5):
    • die Tinktur aus den Blättern wird dreimal am Tag aufgetragen (2-5 ml)
    • bei der Wurzeltinktur werden 1,5 g pro Tag empfohlen
  • Flüssigextrakt (1:1):
    • vom Extrakt aus den Blättern dreimal täglich 2 bis 5 ml einnehmen
    • vom Extrakt aus der Wurzel: 1,5 bis 3 g/Tag
  • Ätherisches Öl:
    • vom Öl der Wurzel oder Blätter: 10–20 Tropfen am Tag verwenden

Äußere Anwendung:

  • Engelwurz-Bad: 100 g Engelwurz mit 1 L Wasser übergießen und zum Sieden bringen. Flüssigkeit 15 Minuten kochen und abseihen, dann dem Vollbad hinzugeben. Bei Bedarf 2 Bäder pro Woche.

Wirkstoffe des Eisenhuts

  • Furanocumarine: Xanthotoxin, Imperatorin, Angelicin, Archangelin
  • Cumarine: Umbelliferon, Osthol, Osthenol und andere
  • ätherisches Öl (Wurzel und Früchte): α-Phellandren, β-Phellandren, α-Pinen

Osthol ist der Hauptinhaltsstoff in Wurzeln, Imperatorin der wichtigste Stoff in Früchten.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Blaschek W. et al, (Hrsg.): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, Springer-Verlag Heidelberg, 2004
  2. Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2015
  3. Pahlow M.: Das große Buch der Heilpflanzen, Gräfe und Unzer Verlag München, 2013
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