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Gundermann

Gundermannblüte mit großen lila Blüten.
© Foto C. Heyer/Phytodoc

Gundermann: Alte Heil- und Zauberpflanze

Wie andere heimische Heilpflanzen wird der Gundermann oftmals für Unkraut gehalten. Er weist jedoch diverse, jahrhundertelang angewandte Heilwirkungen auf und kann zudem vielfältig in der Küche eingesetzt werden. Darüber hinaus wurde er von germanischen Kulturen für Schutzzauber gegen Krankheiten und böse Geister eingesetzt.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Gundermann: Das Wichtigste im Überblick

Gundermann (Glechoma hederacea) gehört zu den einheimischen Pflanzen, die häufig an Wegrändern und feuchten Wiesen wächst. Die lila Blüten sind essbar und schmecken leicht süßlich, die Blätter finden in der Wildkräuter-Küche oder als Tee Verwendung. Er ist so sehr in den Köpfen vieler Gärtner als Unkraut eingebrannt, dass er gar nicht als Heilkraut wahrgenommen wird. Doch hat man ihn früher viel und häufig verwendet.

Anwendungen von Gundermann

Im Mittelalter war er sehr geschätzt als Wundkraut, speziell bei eitrigen Wunden. Darauf nimmt auch das althochdeutsche "gund" im Namen Bezug, was "Eiter" oder "Geschwür" bedeutet und auf das alte Anwendungsgebiet der Pflanze schließen lässt. Gundermann hatte aber fast schon den Nimbus eines Allheilmittels.

Produkte mit Gundermann

Heute ist er fast in Vergessenheit geraten, hat daher als Heilpflanze in der Pharmazie nur eine geringe Bedeutung. Am ehesten noch in der Homöopathie und als Heil-Tee.

Wildkräuter-Küche

Als Wildkraut in der Küche wird er aber gerade wiederentdeckt. Verwendet werden die jungen Blätter der Triebspitzen zum Beispiel für Kräuterbutter oder einen Frühlingssalat. Auf die große Bedeutung in früheren Zeiten als Kraut zum Würzen weisen alte Namen wie „Soldatenpetersilie“ oder „Suppenkraut“ hin. 

Sammelzeit von Gundermann

Die Blätter werden von März bis April gesammelt und für Tee als Ganzes schonend getrocknet. Später schmecken die Blätter bitter. Die Blüten sind mild im Geschmack und eignen sich hervorragend zur Deko.

Verwendung

  • Volksmedizin: Hausmittel bei schlecht heilenden Wunden und Husten
  • Phytotherapie: Selten, Homöopathie: Tinkturen
  • Küchengewürz: Ja

Fazit: Als Heilpflanze in der Pharmazie kaum Bedeutung, als Hausmittel und Wildkraut aber hoch geschätzt.

Gundermann: Medizinische Anwendungsgebiete

Gundelrebenkraut hat kein anerkanntes medizinisches Einsatzgebiet – es existiert daher auch kein Pflanzenprofil, eine so genannte Monographie, von den einschlägigen Kommissionen wie HMPC, ESCOP oder der Kommission E. Die folgenden Anwendungen haben daher nur volksmedizinischen Charakter und sind nicht durch Studien belegt.

Die Inhaltsstoffe wie ätherische Öle oder Flavonoide machen eine Wirkung aber durchaus plausibel.

Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Durchfall
  • Diurese fördernd, also vermehrte Ausschwemmung von Urin
  • Erkältung, vor allem Husten da auswurffördernd (expektorierende Wirkung)
  • Entzündungen im Mund und Rachen
  • schlecht heilende Wunden, Geschwüre und andere Hautkrankheiten  [1, 2, 3]
  • Anti-Wurmmittel, auch in der Tiermedizin

Wie sieht Gundermann aus?

Der Gundermann gehört zur Familie der Lippenblütler und besitzt wie alle Lippenblütler einen vierkantigen Stängel. Dieser liegt dem Erdboden an, wurzelt oft an den Knoten und kann sehr lange Ausläufer bilden. Die nieren- bis herzförmigen Blätter sind am Rand gekerbt und stehen kreuz-gegenständig vom Stängel ab.

Die blühenden Teile richten sich auf und dann sind die hellvioletten Blüten schön zu sehen, die einen dunklen Fleck auf der Unterlippe tragen. Die Blüten stehen in den Blattwinkeln zu mehreren beieinander und sind meist nur zu einer Seite ausgerichtet. Die Blätter verströmen beim Zerreiben einen herb-aromatischen Duft, manche beschreiben ihn als unangenehm. [2, 3]

Wo wächst Gundermann?

Illustration des GUndermanns von Otto Wilhelm Thomé, 1885.
©Otto Wilhelm Thomé, 1885 - wikimedia

Beheimatet ist die Gundelrebe in Mittel-, Nord- und Osteuropa und wurde in Amerika und Asien eingeführt. Am liebsten wächst sie auf feuchten Böden, am Wegesrand, Hecken, aber auch im Garten (Beet oder Rasen) oder Balkon findet sie ihr Plätzchen, wo sie häufig als Unkraut angesehen wird. Dabei ist sie ein guter, aber zierlicher Bodendecker, wichtig für Insekten und hält auch den Boden länger feucht.

Was bedeutet der Name?

Der Name Glechoma hederaceae leitet sich vermutlich vom griechischen Fremdwort „glechon“ ab, die antike Bezeichnung für Poleiminze. „Hederaceae“ heißt „efeublättrig“, eine Anspielung auf die Blattform des Gundermanns.

Doppelgänger von Gundermann?

Der Günsel hat einen kompakten Wuchs.

Man kann den Gundermann mit dem Kriechendem Günsel (Ajuga repens) verwechseln. Dieser hat aber einen sehr kompakten Wuchs und die Blätter und Blüten stehen ganz dicht gedrängt am Stängel, wie auf dem Bild gut zu erkennen ist. Die Blätter sind auch nicht gekerbt, sondern ganzrandig. Außerdem ist die Blüten-Farbe kräftig blau und der Günsel hat keine Oberlippe, sondern nur eine Unterlippe. 

Gundermann als Schutzpflanze

Es gibt zahlreiche mythologische Vorstellungen und Verwendungen von Gundermann als Schutz- und Heilpflanze, die bereits bei den Germanen kultiviert wurden. Zum Beispiel wurde ihm zugeschrieben, dass böswillige Hexen und Geister sich offenbaren und für die Tragende oder den Tragenden erkennbar werden, wenn zur Walpurgisnacht ein aus Gundermann geflochtener Kranz auf dem Kopf getragen wurde. Seit der Antike gibt es Aufzeichnungen, die seine Heilwirkung belegen. Im ausgehenden europäischen Mittelalter findet er Erwähnung bei Hildegard von Bingen, Hieronymus Bock und Otto Brunsfeld. [1]

Gundermann: Was wird verwendet?

Der oberirdische Teil, also das Gundelrebenkraut. (Hederae terrestris herba).

Die Blätter werden von März bis April gesammelt.

Wie wirkt Gundermann?

Die Heilwirkung von Gundermann beruht auf folgenden Eigenschaften:

  • entzündungshemmend
  • Auswurf fördernd (expektorierend) durch die Saponine
  • harntreibend (diuretisch)
  • zusammenziehend durch die Gerbstoffe
  • antiviral

Dem Gundermann werden in der Volksmedizin daher folgende Einsatzgebiete zugesprochen, (eitrige) Wunden, Husten mit zähem Schleim und Magen-Darm-Beschwerden mit Durchfällen. Studien am Menschen, die die nachgesagten Wirkungen belegen, existieren bisher nicht. Dafür aber eine Reihe an Tierversuchen oder an Zelllinien von Menschen, die verschiedene Wirkungen zeigen konnten [5, 6 , 7].

Gundermann bei diversen Hautproblemen

Durch die im Gundermann enthaltenen Flavonoide und Triterpenoide ist eine entzündungshemmende Wirkung plausibel. Äußerlich wird der Gundermann in der Volksmedizin daher gegen schlecht heilende Wunden, Geschwüre und Hautkrankheiten eingesetzt (in Form von Umschlägen). Innerlich können Entzündungen im Mund- und Rachenraum durch das Gurgeln mit einem Gundermann-Aufguss behandelt werden. [2,4]

Gundermann bei Magenproblemen und Durchfall

Gundermann soll aufgrund enthaltener Gerbstoffe adstringierend wirken, also zusammenziehend. Deshalb wird er als Hausmittel, oral eingenommen, gegen leichte Magen-Darm-Beschwerden und Durchfall eingesetzt.

Gundermann bei verschleimtem Husten

Husten mit zähem Schleim wurde durch die Saponine und ätherischen Öle gelindert, da der Schleim verflüssigt wurde und so besser abgehustet werden konnte. [1] Schon im Mittelalter war diese Heilwirkung bekannt: Der Arzt und Apotheker Tabernaemontanus (1522–1590) pries Glechoma als  Kraut gegen Husten und empfahl ihn als Gurgelmittel bei einem wunden Hals.

Hildegard von Bingen beschreibt die Gundelrebe in ihrer Physica (Cap 1-105)

„Die Gundelrebe ist mehr warm als kalt, sie ist trocken und hat gewisse Kräfte der Farbstoffe in sich. Ihr Grün ist nützlich, so dass ein Mensch, der matt ist und dem die Vernunft entschwindet, mit erwärmtem Wasser baden und die Gundelrebe in Mus oder in Suppen kochen soll. Er esse sie entweder mit Fleisch oder mit „cucheln“ und sie wird ihm helfen.“

Gundermann stand auch im Ruf, Gifte aus dem Körper zu spülen. Alle Berufsgruppe im Mittelalter, die mit Blei zu tun hatten (wie Maler, Büchsenmacher oder Bleiglaser), machten regelmäßig eine Teekur, um das giftige Blei auszuleiten.

Nebenwirkungen des Gundermanns

Bei Einhaltung der Dosierungsvorschrift sind keine Nebenwirkungen zu befürchten. 

Ist Gundermann giftig?

Beim Menschen sind keine Vergiftungen bekannt. Bei Überdosierung können Gastroenteritis, Darmkoliken und Durchfall auftreten.

Ist Gundermann giftig für Pferde?

Gundermann wird immer wieder auf Websiten und in der Fachliteratur als giftig für Tiere, insbesondere für Pferde, dargestellt. Ein sehr interessanter Artikel bei Thieme zeigt auf, dass bei den dokumentierten Vergiftungsfällen aus Ungarn und Rumänien Pflanzen im Übermaß verfüttert wurden. Luzernenfutter war mit mehr als 30 % Gundelrebe verunreinigt und führte so tatsächlich zu Todesfällen. Vergiftungsfälle in Deutschland wurden laut der Autoren bei Pferden seither nicht dokumentiert. [8]

Gundermann in der Schwangerschaft?

Aufgrund von bisher nicht detaillierter Erforschung des Gundermanns wird von der Einnahme während der Schwangerschaft und für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren grundsätzlich abgeraten.

Da es aber eine lange Anwendungstradition gibt, kann man davon ausgehen, dass negative Auswirkungen wohl aufgefallen wären. Letztendlich muss dies jede Schwangere aber für sich selbst entscheiden.

Als Faustregel gilt: Minimale Dosen in der Küche als Gewürz sind eher unbedenklich, größere Dosen in Form von Tees dagegen nicht. 

Wechselwirkungen

Keine bekannt.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Welche Produkte mit Gundermann gibt es?

Als Medikamente spielen Gundermann-Produkte kaum eine Rolle. Es gibt Tees, homöopathische Tinkturen und ein Produkt gegen "cholesterinhaltige Gallensteine".

Hausmittel: Tee, Umschlag, Gundermann-Bad

Gundermann Blätter und Blüten in Schüssel und Holzlöffel.
© Foto: coramueller - Getty Images/canva

Vom Gundermann werden die Blätter oder das blühende Kraut verwendet. Für den Hausgebrauch kann man daraus einen Tee kochen oder einen Sud für Umschläge. Die Blätter werden immer erst kurz vor der Verwendung zerkleinert. 

So wird Gundelreben-Tee zubereitet

1 bis 2 Teelöffel Gundermann mit ¼ Liter kochendem Wasser übergießen und 5 Minuten ziehen lassen. Nach dem Abseihen eine oder zwei (als Kur) Tassen pro Tag trinken, bis die Beschwerden wie Husten oder Magen-Darm-Probleme abklingen.

Umschlag

Der Gundermann wird ca. 10 Minuten in Wasser abgekocht. Den Sud etwas abkühlen lassen und einen Wickel darin einweichen, der dann auf die betroffene Stelle aufgelegt wird. Der Umschlag soll schmerz- und entzündungshemmend wirken – vor allem bei schlecht heilenden Wunden und Geschwüren.

Gundermann für die Badewanne

Für ein Gundermann-Bad nimmt man 5 Handvoll Gundermannkraut und kocht es in 5 Liter Wasser auf. Dann seiht man ab und fügt den Absud dem Badewasser bei. Laut Hildegard von Bingen kräftigt es die Muskeln und die Gelenke und kann auch bei Erschöpfungszuständen versucht werden.

Gundermann als Wildkraut in der Küche

Durch seine würzig-pikante Note lässt sich Gundermann auch gut in die Küche integrieren. Insbesondere in Suppen, Salaten und im Frühlingsquark macht er sich gut. Hier sollte man aber sparsam dosieren, da sein Aroma sonst zu dominant ist. Er kann auch Smoothies oder Limonaden verfeinern. Weitere Ideen wären zum Beispiel Gundermann in Kräuterbutter, Pfannkuchenteig, Pesto oder einer Salzmischung beizumengen.

Gründonnerstagssuppe mit Gundermann

Welche 9 Kräuter Bestandteil sind, ist nicht überliefert und wahrscheinlich regional unterschiedlich gewesen. Eben die ersten Wildpflanzen, die zu Ostern gesammelt werden konnten. Ziemlich sicher immer enthalten waren:

Gundermann (wenig zum Würzen), Brennnesseln, Giersch, Gänseblümchen, Spitzwegerich, Sauerampfer, Bärlauch, Löwenzahn. Außerdem je nach Angebot: Brunnenkresse, Taubnessel, Knoblauchsrauke.

Zutaten für zwei Personen:

  • Zwei große Handvoll der genannten Wildkräuter, gewaschen und erst kurz vorher kleinschneiden
  • Für die Deko ein paar Gänseblümchenköpfe und Gundermannblüten beiseite legen
  • 1 Liter Gemüsebrühe
  • 1 Zwiebel
  • 2 EL Öl
  • 1 EL Mehl
  • 2 EL Sahne
  • Salz, Pfeffer, Muskat zum Abschmecken

Zubereitung:

  • Zwiebel klein schneiden
  • Öl im Topf erhitzen und Zwiebeln kurz andünsten
  • Mehl dazugeben, mit Gemüsebrühe angießen und durchrühren
  • Kräuter hinzugeben und unter Rühren aufkochen und 3 bis 4 Minuten köcheln lassen
  • Mit einem Zauberstab fein pürieren
  • Mit Salz, Pfeffer, etwas Muskat und Sahne abschmecken
  • Mit den Blüten dekorieren

Guten Appetit!!

Rezept für Kräuterlimonade

Diese Kräuterlimonade geht zurück auf die Universalgelehrte Äbtissin Hildegard von Bingen. Dazu braucht man:

  • je einige Zweige von Brennnessel, Dost oder Quendel, Schafgarbe und Gundelrebe
  • 1 Liter Apfelsaft
  • 1 bis 2 L Mineralwasser (je nach gewünschtem Geschmack)
  • 1 Zitrone

Die genaue Zubereitung lesen Sie hier: Kräuterlimonade mit Gundermann >

Inhaltsstoffe des Gundermanns

  • Ätherisches Öl (mit Sesquiterpenen), [3]
  • Gerbstoffe
  • Saponine
Weitere Inhaltsstoffe sind:
  • Flavonoide
  • Vitamin C
  • Mineralstoffe (besonders Kalium)

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Bäumler S. Heilpflanzen Praxis heute, Elsevier / Urban & Fischer, München 2012

  2. Apotheker M. Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Hamburg: Nikolai Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2018

  3. Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2015
  4. utopia.de: 3 Gründe warum du Gundermann nicht bekämpfen solltest
  5. Kim J. et al.: New sesquiterpene lactones from Glechoma hederacea L. and their cytotoxic effects on human cancer cell lines, Planta Med., 2011
  6. Kumarasamy Y. et al.: Biological activity of Glechoma hederacea, Fitoterapia, 2002;
  7. An H-J et al.: Glechoma hederacea inhibits inflammatory mediator release in IFN-gamma and LPS-stimulated mouse peritoneal macrophages, Journal of Ethnopharmacology,

    Volume 106, Issue 3, 19 July 2006, Pages 418-424

  8. Vanselow, R., Brendieck-Worm, C.: Gundelrebe (Glechoma hederacea) – Verursacher tödlicher Vergiftungen beim Pferd? Zeitschrift für Ganzheitliche Tiermedizin 2012; 26(3): 88-93 DOI: 10.1055/s-0032-1315014

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