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Hirtentäschelkraut

Foto Hirtentäschelkraut

Hirtentäschel: Unscheinbare Heilpflanze am Wegesrand

Für manch einen mag das Hirtentäschelkraut nur "Unkraut" sein. Für die Kräuterheilkundigen wächst hier aber ein ganz tolles Heilkraut, das als Mittel gegen Blutungen beliebt ist. Die Verwendung des Hirtentäschelkrauts geht bis auf das Altertum zurück, das Wissen um die blutstillende Wirkung ist seit dem Mittelalter schriftlich belegt. Außerdem schmecken die nussigen Samen vorzüglich im Wildkräutersalat.

Von: Corinna Heyer

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Was kann Hirtentäschelkraut: Ein schneller Überblick

Das häufige Hirtentäschelkraut (Capsella bursa-pastoris) aus der Familie der Kreuzblütengewächse genießt ein hohes Ansehen in der Volksmedizin und schon Hippokrates lobte seine blutstillende Wirkung.

Und auch heute ist der Einsatz als Hausmittel gegen Blutungen (Hämostyptikum) immer noch gebräuchlich. In der Volksheilkunde trägt das Hirtentäschel daher auch den Namen „Blutkraut“. In der Arztpraxis spielt die Heilpflanze dagegen keine Rolle.

Verwendung in der Medizin:

  • Verlängerte und starke Monatsblutung (Menorrhagie)
  • Nasenbluten
  • Oberflächliche, blutende Hautverletzungen

Vor allem Frauen mit (sehr) starker Regelblutung schwören auf das Hirtentäschelkraut.


Hinweis bei Selbstmedikation

Stellen Sie durch eine Abklärung beim Frauenarzt sicher, dass keine schwerwiegenden organischen Ursachen vorliegen, die zu den starken Monatsblutungen führen.

Hirtentäschelkraut: Diese Anwendungen wurden durch Kommissionen anerkannt

Im "Leitfaden Phytotherapie" [4] steht wortwörtlich zu lesen, dass "eine gesicherte Erklärung der klinisch beobachteten Wirksamkeit noch nicht existiert". Nichtsdestotrotz hat die Kommission E für folgende Indikationen eine gesicherte Wirksamkeit festgestellt.

Das europäische Pendant HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) sieht dagegen für diese Indikationen keinen "well established use", sondern spricht von Erfahrungsheilkunde, also "Traditional use". [6]

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete (Indikationen) sind drei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • Nasenbluten
  • Verlängerter Monatsblutung (Menorrhagie)
  • Zwischenblutungen (Metrorrhagie)
  • oberflächliche, blutende Hautverletzungen
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Blutdruckregulation
Bisher keine Beweise zur Wirksamkeit, aber Potenzial
  • Rheuma
  • Gicht
  • Ekzeme
  • Verdauungsfördernd
  • Durchfall
  • Harnblasenentzündung

Botanik: Aussehen und Herkunft

Wie schaut das Hirtentäschel aus?

Illustration des Hirtentäschelkrauts
© wikicommons

Die Einzelblüte des Hirtentäschelkrauts besteht aus vier kleinen, weißen Blütenblättern, die kreuzförmig angeordnet sind. Das ist typisch für die Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Die einjährige Pflanze wird 10 bis zu 40 cm hoch (je nach Standort und Klima) und hat zur Blütezeit im unteren Teil des Stängels schon die typisch herzförmigen Früchte, mittig die Blüten und oben noch die zarten Knospen. In einem Jahr blüht sie also, fruchtet und wirft Tauende von Samen ab – dadurch sind mehrere Generationen gleichzeitig möglich. 

Blätter
Die Grundblätter bilden eine Rosette, die Blätter sehen fiederschnittig aus. Die Stängelblätter sind ganzrandig bis leicht gezähnt und sitzen pfeilförmig direkt am Stängel.


Wo wächst das Hirtentäschelkraut?

Das Hirtentäschelkraut mag einen nährstoffreichen Boden und gedeiht an Wegrändern, Ruderalflächen, an Ackerrändern und sogar zwischen Pflastersteinen.

Verbreitung

Ursprünglich kommt es in Europa vor und wächst dort sehr häufig. Mittlerweile hat das Hirtentäschel aber viele Kontinente erobert und ist als Kosmopolit zu bezeichnen.

Woher kommt der Name Hirtentäschel?

Der deutsche Name der Pflanze als auch der wissenschaftliche Name bursa-pastoris leitet sich von lateinisch bursa = Tasche und pastor = Hirte ab, da die Schötchen der Pflanze an die Form früherer Hirtentaschen erinnert. Im Volksmund ist es allerdings auch als Bauernsenf, Herzkraut, Löffeli, Schneiderbeutel oder Schinkenkraut bekannt.

Kann man Hirtentäschelkraut verwechseln?

Es gibt sehr viele weiß blühende Kreuzblütler, so dass auf den schnellen Blick Verwechslungen möglich sind. Zum Beispiel mit dem Acker-Hellerkraut, der Acker-Schmalwand oder einigen Kresse-Arten aus der Gattung Lepidium. Wenn man sich aber die Zeichnung oben genau anschaut und vor allem, wenn schon erste Früchte, also die herzförmig-dreieckigen Samen da sind, gibt es keine Verwechslung. 

Giftige Doppelgänger gibt es keine!

Wann ist die beste Sammelzeit?

Während der Sommermonate wird das blühende und fruchtende Kraut gesammelt mitsamt der grundständigen Rosette, aber ohne die Wurzeln. Gut trocknen und trocken lagern.

Achtung: Das Gewöhnliche Hirtentäschelkraut wird sehr oft von einem weißen Pilz befallen (Weißer Rost, Albugo candida) und ist dann weißlich überzogen. Diese Pflanzen auf keinen Fall sammeln.

Gewinnung für Produkte: Was wird verwendet?

Zur Blütezeit werden die oberirdischen Pflanzenteile (Bursae pastoris herba) gesammelt und dann getrocknet.

Heilwirkung von Hirtentäschelkraut

Für die blutstillende Wirkung ist vermutlich ein Peptid mit Ähnlichkeit zum Oxytocin verantwortlich. Es verengt und verdichtet die Venen, deren Gefäßmuskulatur sich zusammenzieht und dadurch die Blutstillung hervorruft.

Auch wenn die Wirkung schwach ist, so hat sich der Einsatz in der Erfahrungsheilkunde bewährt – vor allem bei Frauen. Bei diesen Beschwerden kommt Hirtentäschel zum Einsatz:

Hirtentäschelkraut bei starker Regelblutung

Sowohl bei verstärkter als auch verlängerter Regelblutung (Menorrhagie) kann ein Tee oder Tinktur mit Hirtentäschel empfohlen werden. 

Hirtentäschelkraut bei Nasenbluten

Bei Nasenbluten wird eine Tamponade mit Hirtentäschel-Tee getränkt und vorsichtig eine Stunde in der Nase belassen. Alternativ ein Stofftaschentuch damit tränken oder Flüssigkeit "hochschnupfen" [3]

Hirtentäschel bei Hautverletzung

Hirtentäschelkraut kann bei oberflächlichen, blutenden Hautverletzungen zur Wundbehandlung eingesetzt werden. Dazu wendet man feuchtkalte Umschläge an. Kleinere Wunden sollen zunächst ausbluten, das säubert die Wunde. Bei der Möglichkeit einer Verschmutzung der Wunde ist eine Spülung mit möglichst wenig gewebsreizenden Desinfektionsmitteln wie Octenisept zu empfehlen. Tiefe Wunden oder sehr starke Blutungen sollten immer von einem Arzt begutachtet werden.

Hirtentäschelkraut und Blutdruck

Hirtentäschelkraut wirkt blutdruckregulierend, ein hoher Blutdruck senkt sich, ein niedriger wird gesteigert [4]. Dies ist aber nur bei parenteraler Anwendung gegeben und hat im praktischen Ärztealltag keine Bedeutung. 

Nebenwirkungen des Hirtentäschelkrauts

Es sind keine Nebenwirkungen bekannt.

Gegenanzeigen
Schwangerschaft, da Hirtentäschelkraut rhythmische Kontraktionen der Gebärmutter auslöst und diese verstärkt. 

Bitte beachten Sie: Eine Selbstbehandlung von Menstruationsbeschwerden sollte nur dann erfolgen, wenn diese keine organische Ursache haben. Myome oder Hormonstörungen sollten erstmal vom Arzt ausgeschlossen werden.

Praktische Anwendung und Hausmittel

Das Hirtentäschelkraut wird vor allem als Tee getrunken. Er kann aber auch in verschiedenen Stärken als Umschlag äußerlich genutzt werden, insbesondere zur Blutstillung. Im Handel sind auch Tinkturen erhältlich. Tee aus der Apotheke hat den Vorteil, dass Sie ein schadstoffgeprüftes und damit kontrolliertes Produkt kaufen. 

Zubereitung eines Hirtentäschelkraut-Tees

  • 1–2 Teelöffel (3–5 Gramm) Hirtentäschelkraut
  • 150 ml kochendes Wasser

Das Kraut wird mit dem heißem Wasser übergossen und 10 Minuten lang bedeckt ziehen gelassen. Nun wird es abgeseiht und der Tee kann getrunken werden.

Bei starker Monatsblutung 1 bis 2 Wochen lang zwei- bis dreimal täglich 1 Tasse zwischen den Mahlzeiten trinken.⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀

Hirtentäschelkraut-Umschlag bei Wunden

  • Hierfür den Tee doppelt stark ansetzen, also 6 bis 10 Gramm loses Kraut auf 150 ml Wasser ansetzen.

Die Droge mit dem kochenden Wasser übergießen und bis zu einer Viertel Stunde ziehen lassen. Eine Kompresse darin tränken, diese abkühlen lassen und dann als feucht-kalten Umschlag auf die betroffene Wunde auflegen. Die Abkochung kann auch für Nasentamponaden bei Nasenbluten verwendet werden, indem ein Stück Stoff-Taschentuch darin getränkt und vorsichtig in die Nase gestopft wird.⠀

Hirtentäschelkraut-Tinktur selber machen

Frisches, blühendes Kraut klein schneiden und in ein Apothekerglas locker einfüllen. Mit Korn (38 %) bis zum Rand aufgießen, 2 Wochen stehen lassen und regelmäßig schütteln. Anschließend zur besseren Dosierung in kleine Tropffläschchen abfüllen. [3]

Verwendung

1:1 mit Wasser verdünnen und als blutstillende Auflage für oberflächliche Verletzungen anwenden.

Achtung: Tinktur immer wieder frisch zubereiten, da sich die wirksamen Amine nach circa 3 Monaten nach Zubereitung der Tinktur in unwirksame Substanzen umwandeln. 

Dosierung: was ist die Höchstmenge?

Schilcher gibt als mittlere Tagesdosis 10 bis 15 Gramm Droge an. Dieser Wert sollte nicht überschritten werden!

Was kann man beim Hirtentäschel essen?

Im Frühjahr können die nussig schmeckenden Blätter einem Wildkräutersalat beigemengt werden.

Die kleinen Früchte, die herzförmig aussehen und botanisch Schötchen genannt werden, haben eine leicht pfeffrige Note und können daher ebenfalls jeden Salat aufpeppen oder zum Beispiel beim Wandern als leckerer Snack direkt gegessen werden.

Wirkstoffe im Hirtentäschelkraut

  • Zahlreiche Flavonoide (Rutin, Diosmin, Hesperidin)
  • Aminosäuren (Prolin)
  • Monoterpene (Campher)
  • Glucosinolate (Sinigrin)
  • biogene Amine (Acetylcholin, Tyramin)
  • Peptide

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Apotheker M. Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Hamburg: Nikolai Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2018
  2. Bäumler S. Heilpflanzen Praxis heute, Elsevier / Urban & Fischer, München 2012
  3. Bühring, U.: Alles über Heilpflanzen: Erkennen, anwenden und gesund bleiben. 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, 2020
  4. Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 4. Auflage, Urban & Fischer Verlag München, 2010
  5. van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2015
  6. HMPC Monographie von Hirtentäschelkraut: EMA vom 12. Juli 2011
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