Heilwirkung von Holunder
Früher stand auf jedem Hof ganz selbstverständlich ein Holunderbusch, war er doch Apotheke und anspruchslose Nutzpflanze in einem.
Blüten
Es gibt Hinweise, dass die Blüteninhaltsstoffe harntreibende, abführende, schwach entzündungshemmende und antivirale Aktivität besitzen:
Holunderblüten verwendet man traditionell bei Erkältungen, Grippe, Husten, Kehlkopfentzündung und Katarrhen der oberen Luftwege, aber auch bei Heuschnupfen. Holunderblüten sind oft in Teemischungen und anderen Phytopharmaka enthalten. Man nimmt an, dass sie die Schleimsekretion fördern und damit das Abhusten erleichtern, außerdem auch das Abfließen von stockendem Sekret aus der Nase. Weiterhin nutzt die Volksmedizin den Holunder als Gurgelwasser und Mundspülflüssigkeit sowie in Form von Kräuterkissen bei Schwellungen und Entzündungen. Blüten werden traditionell Rheumatees zugesetzt. Zur antiinflamatorischen Wirkung liegen nur wenige Daten vor. Der Laborversuch hat immerhin eine antibakterielle und eine moderat antientzündliche Wirkung eines alkoholischen Blütenextrakts bestätigt.
Holunder soll die Erregbarkeit der Schweißdrüsen bei Hitze steigern. Für Schwitzbäder werden Holunderblüten mit Lindenblüten gemischt. anschließend gut zudecken und die Wärme aushalten.
Beeren
Die frischen insbesondere die unreifen Beeren sind wegen eines cyanogenen Glycosids (Sambunigrin) schwach giftig und weder für Kinder noch empfindliche Personen geeignet. Verträglicher sind die erhitzen Produkte. Getrocknete Früchte oder frischer Fruchtsaft sind ein traditionelles Mittel mit harntreibender und schweißtreibender Wirkung, oft eingesetzt auch bei fiebrigem Katarrh. Daneben sind die Beeren besonders wertvoll wegen ihres Reichtums an Mineralien und Vitaminen, wenn auch vom Geschmack her gewöhnungsbedürftig.
Virenkiller
In einer Laborstudie erwies sich der Extrakt aus den Beeren als antiviral wirksam gegen Influenzaviren H5N1/ H1N1 Typ A und B. Eine sehr kleine klinische Studie am Menschen bestätigte die Beobachtung. Mit dem Holunderpräparat gesundeten 13 der 15 Probanden innerhalb von drei Tagen, in der Kontrollgruppe waren es nur 4 von 12. Man erklärt dise damit, dass die enthaltenen Flavonoide an Influenzaviren binden und damit ihr infektiöses Potential reduzieren.
Übrigens soll der Extrakt auch im Schwein und Geflügel wirken, also in den Wirten, in denen sich die gefährlichen Grippeviren halten und immer neu entwickeln. Traditionell wird Holunder ebenfalls bei Herpes-Viren eingesetzt.
Bakterienschreck
Eine gefürchtete Komplikation bei Grippe ist eine bakterielle Superinfektion der geschädigten oberen Atemwege und der Lunge. Auch hier konnte der Extrakt punkten: Er hemmte das Wachstum verschiedener pathogener Bakterien (Streptococcus pyogenes, Streptococcus Gruppe G, Streptococcus aureus (MRSA), Branhamella catarrhalis, Bacillus cereus, Pseudomonas aeruginosa u.s.w.). Zu klären ist, ob diese Wirkung bei den üblichen Dosierungen auch in der Praxis eintritt.
Das „blaue“ Wunder
Aufgrund ihres Anthocyangehalts schreibt man den blau-roten Holunderfrüchten antioxidative Wirkung zu. Die Wirkstoffe werden tatsächlich ins Blut aufgenommen und erhöhen den antioxidativen Schutz im Blut von Probanden. Bei diesen Daten liegt es nahe, die Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem zu untersuchen: Im Tierversuch ist eine Reduktion des Infarktrisikos sowie eine schützende Wirkung auf das Koronarsystem gezeigt worden.
Neuere Studien weisen blau oder rot gefärbten Beerenfrüchten (Heidelbeeren, Brombeeren, Weintrauben, Erdbeeren, Cranberries, Maulbeeren) darüber hinaus einen positiven Effekt gegen neurodegenerative Prozesse im Gehirn zu. Auch Holunderbeeren sind durch ihre Inhaltstoffe viel versprechende Kandidaten für solche Wirkungen.
Stoffwechsel
Erste Untersuchungen lassen vermuten, dass ein Extrakt aus Holunderbeeren und -blüten einen Beitrag zur Behandlung von Diabetes Typ2 liefern könnte, in dem es ähnlich wie die Stoffgruppe der Glitazone den Glucosestoffwechsel sowie die Insulinsensitivität verbessert. Dabei dürften mehrere Inhaltsstoffe zusammenarbeiten. Die Polyphenole schützen insbesondere bei diabetischer Stoffwechsellage vor den oxidativen Vorgängen im Blut. Noch gibt es keine klinischen Studien für die Anwendung am Menschen.
Sonstiges
Als Umstimmungsmittel sollen sie bei Schuppenflechte nützlich sein. In großen Mengen ist der Saft als Abführmittel und im Tierversuch auch gegen Darmentzündung (Colitis) geeignet. Ein wässriger Beerenextrakt wirkt bei Ratten schmerzstillend
Blätter
Die getrockneten jungen Blätter kommen innerlich zur Anregung der Schweißbildung und des Harnflusses zum Einsatz, sowie gegen Verstopfung. Äußerlich sollen die gequetschten frischen Blätter als Umschläge helfen bei: Kopfschmerzen, Geschwüren, Verbrennungen, Sonnenbrand, Insektenstichen, Wunden und Entzündungen. Laborstudien haben allerdings bisher keine antibakterielle Wirkung im Blattsaft finden können.
Wurzel
Die Wurzel oder die Wurzelrinde sind ein traditionelles Mittel bei Verstopfung und bei verschiedenen Harnbeschwerden wie Harndrang mit geringem Harnabgang, bei Nieren- und Blasenleiden, bei Wassersucht, Muskel- und Gelenkrheumatismus sowie bei Ödemen. Die Wurzel des Holunders ist auch ein Zusatz von "Blutreinigungstees", hier fehlen allerdings noch Daten zur Wirksamkeit.
Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Holunder gesichert helfen kann
Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Holunder aus Erfahrung helfen kann
Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel
Die getrockneten Blüten werden im Filterbeutel angeboten (Tee), pulverisierte Holunderblüten in Form von Dragees. Extrakte aus Holunderblüten gibt es als Fertigarzneimittel in Form von Kautabletten, Tropfen und Saft auch in zahlreichen Kombinationen mit anderen Heilpflanzen.
Die Beeren verarbeitet man üblicherweise als Saft oder getrocknete Früchte. Extrakte und Tinkturen davon sind auch in Kombinationspräparaten enthalten.
Dosierung
Gut verschlossen aufbewahren und vor Hitze und Licht schützen.
Blüten
Tee: 3 g Blüten werden mit 150 ml kochendem Wasser aufgegossen, 5-10 Minuten ziehen lassen, mehrmals täglich trinken; durchschnittliche Tagesdosis 10–15 g.
Tinktur (1:5 in 25% Alkohol): 10-25 ml pro Tag
Früchte
Tee; 10 g Früchte werden mit 150 ml kochendem Wasser aufgegossen oder aufgekocht, 5-10 Minuten ziehen lassen, mehrmals täglich trinken; durchschnittliche Tagesdosis 10–15 g. Eventuell Geschmack mit Zitronensaft verbessern.
Blätter, Wurzel und Rinde
nicht mehr gebräuchlich, da schwer dosierbar. Dosierungen nicht verfügbar.