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Huflattich

Die gelbe Blüte des Huflattichs ähnelt der des Löwenzahns.
© Corinna Heyer/PhytoDoc

Mit Huflattich dem Husten was husten

Der Huflattich (Tussilago farfara) verkündet bereits im lateinischen Gattungsnamen seine Heilwirkung: tussis ago – ich vertreibe den Husten, behauptet er. Und er hat Recht.

Von: Heidemarie Wolter

Von: Heidemarie Wolter, Diplom-Biologin

Dieser Artikel basiert auf der phytotherapeutischen Fachliteratur und wurde vom Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink fachlich geprüft.

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Huflattich: Das Wichtigste im Überblick

Der Huflattich (Tussilago farfara) gilt als eine der ältesten Heilpflanzen bei Atemwegserkrankungen. Bereits Plinius, Dioskurides und Galen berichteten über die Anwendung dieser Pflanze bei Husten und Heiserkeit. Im Altertum wurden Huflattichblätter dazu vielfach geraucht: Auf Kohle gelegt und durch einen Trichter eingesogen sollten Husten und Schweratmigkeit gelindert werden. Diese Behandlungsmethode geriet zwar in den folgenden Jahrhunderten in Vergessenheit, wurde jedoch in Europa nach Einführung des Tabaks als Genussdroge im 18. Jahrhundert wieder populär – jedoch weniger aufgrund medizinischer Zwecke: Vor allem die ärmlicheren Bevölkerungsschichten mischten Huflattichblätter unter den Tabak, um diesen zu strecken [1, 2].

Auch die Heilkunde des Mittelalters wusste um die vielfältigen Wirkungen des Huflattichs. Neben den traditionellen Teezubereitungen zur Behandlung von Atemwegsleiden wurden im Mittelalter Huflattichblätter vielfach als Umschläge bei Entzündungen und Wunden verwendet [1].

Heutzutage findet die Heilwirkung des Huflattichs weiterhin bei Husten und Atemwegserkrankungen Anwendung. Allerdings wird von der Nutzung selbst gesammelter Huflattichblüten und -blätter abgeraten [1, 2, 6], auch wenn es zu verlockend ist, diese strahlend gelben Blüten zu pflücken und sich daraus einen Tee zu bereiten. Die enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide können mutagen und kanzerogen wirken. In Fertigarzneimitteln sind diese Alkaloide dagegen nicht enthalten. Informieren Sie sich auch über die Nebenwirkungen von Huflattich.

Wobei hilft Huflattich?

Huflattich wird heutzutage vor allem bei akuten Katarrhen der Luftwege mit Husten und Heiserkeit eingesetzt, außerdem bei akuten und leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Beide Indikationen sind durch eine positive Monografie der Kommission E bestätigt worden [1, 2, 6, 7, 8, 9].

Eine Behandlung mit Huflattich wird außerdem bei chronischer Emphysembronchitis und Silikose empfohlen. In der Volksheilkunde wird Huflattich noch in Form einer Abkochung von Blättern und Blüten bei Atemwegserkrankungen, u.a. auch Asthma und Lungenemphysem, eingesetzt. Auch Wunden und Hautausschläge werden mit so einer Abkochung behandelt, hierbei allerdings nur rein äußerlich an den betroffenen Stellen. Keine dieser Indikationen konnte jedoch in Studien bislang ausreichend überzeugen [1].

In der traditionell chinesischen Medizin werden zudem die Blütenknospen bei bronchitischen und asthmatischen Erkrankungen benutzt und zudem die getrockneten Blüten bei chronischem Husten eingesetzt [1].

Achtung: Die Pflanze enthält hepatotoxische Pyrrolizidinalkaloide. Deswegen wird von einer Nutzung selbst gesammelter Blüten und Blätter gänzlich abgeraten. Huflattichblätter sind aufgrund ihrer guten Heilwirkung noch in Gebrauch, jedoch in der Anwendung hinsichtlich Menge und Dauer begrenzt. Blüten und Wurzeln, welche einen höheren Pyrrolizidinalkaloidgehalt als Blätter aufweisen, werden nicht mehr angewendet [1, 2, 6, 7, 8].

Seit einigen Jahren gibt es eine gezüchtete Huflattichsorte (Tussilago farfara „Wien“), die frei ist von jeglichen Pyrrolizidinalkaloiden. Diese wird heutzutage in den meisten Apotheken als Droge gehandelt. Außerdem wird diese Huflattichsorte vor allem zur Herstellung eines Frischpflanzenpresssaftes benutzt [1, 5, 6].

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete (Indikationen) sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • akute Katarrhe der Luftwege mit Husten und Heiserkeit
  • akute, leichte Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde

Botanik: Aussehen und Verbreitung

Der Huflattich ist sowohl in Europa und Asien als auch in einigen Gegenden von Nord-Afrika verbreitet. Die Pflanze wächst vor allem auf tonig-mergeligen Böden und gedeiht auch reichlich in Steinbrüchen, auf Geröll- und Erdhalden und Trümmerflächen [5]. 

Huflattich ist einer der ersten Frühjahrsblüher, welcher mit dem leuchtenden Gelb seiner Blüten die Vorfreude auf Sonne und warme Tage in uns weckt. Aufgrund seines weit verzweigten Wurzelsystems leuchtet uns an einem Standort ein ganzer Teppich dieser strahlenden und nach Honig duftenden Blüten entgegen und kündigt den nahenden Frühling an.

Die namensgebenden Blätter erscheinen erst nach der Blüte

Die Blätter erscheinen erst, nachdem die Blüten verblüht und sich die Samenstände herausgebildet haben. Daher nannte man den Huflattich im Mittelalter auch „Filius ante patrem“, „der Sohn vor dem Vater“. Den deutschen Namen „Huflattich“ erhielt die Pflanze aufgrund der Form ihrer Blätter, die an einen Huf erinnern. Im lateinischen Gattungsnamen Tussilago findet sich bereits ein Hinweis auf seine Heilwirkung: „tussis ago“ bedeutet „Ich vertreibe den Husten“. Der Artname farfara bezieht sich dagegen auf die Blätter, die mit ihrer filzig weißen Behaarung wie mit Mehl („far“) bestäubt scheinen [5].

Gewinnung

In den Monaten Mai bis Juni werden ca. handtellergroße Blätter des Huflattichs geerntet. Für die Zubereitung des Drogenmaterials werden die Blätter gereinigt, schonend getrocknet und anschließend grob zerkleinert. Zur Herstellung des Frischpflanzenpresssaftes werden die frisch geernteten, gereinigten und zerkleinerten Blätter einem speziellen Auspressverfahren unterzogen [1].

Heilwirkung von Huflattich

Pflanzenschleim schützt Schleimhäute

Durch den hohen Anteil an Schleimstoffen wirken Huflattichblätter reizlindernd auf entzündete Schleimhäute des Mund- und Rachenraumes. Aber auch prophylaktisch hat die Pflanze es in sich: Die Schleimhäute von Pharynx, Larynx und Trachea besitzen sehr viele empfindliche Hustenrezeptoren, die z.B. stark auf kalten Luftzug reagieren. Hier kann der Schleim dieser Pflanze eine schützende Schicht auf den Schleimhäuten dieser Hohlorgane bilden und so die Reizwirkung fernhalten [1, 6].

Geringe Menge – große Wirkung

Auch wenn nur in geringen Mengen in der Pflanze enthalten: Durch die Bitterstoffe wirkt der Huflattich tonisierend und aufgrund der enthaltenen Flavonoide soll er auch eine antiphlogistische Wirkung haben [1, 6]. Für den Wirkstoff Tussilagon konnte außerdem experimentell eine Wirkung als Atemstimulanz nachgewiesen werden [1, 6].

Gerbstoffe für innen und außen

Durch die zusammenziehende, austrocknende und entzündungshemmende Wirkung der in der Pflanze enthaltenen Gerbstoffe, die zudem auch die Wundheilung fördern, finden die Blätter in Form einer Abkochung auch bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut Anwendung. Außerdem werden in der Volksheilkunde die Blätter als Umschläge oder auch in Form einer Abkochung bei Wunden und Hautausschlägen benutzt, wobei hier jedoch die Wirksamkeit nicht erwiesen ist [2, 6].

Nebenwirkungen & Gegenanzeigen von Huflattich

Es sind keine Nebenwirkungen bekannt.

Während Schwangerschaft und Stillzeit sollte auf eine Einnahme gänzlich verzichtet werden. Diese Empfehlung wurde jedoch nur aufgrund genereller Vorsichtsmaßnahmen ausgesprochen, nicht wegen konkreter Verdachtsfälle [1, 2, 6].

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Getrocknete Blätter des Huflattichs (Farfarae folium) können in Apotheken erworben werden, fertige Teemischungen gibt es jedoch nicht. 

Ebenso in Apotheken erhältlich ist ein Frischpflanzenpresssaft von der Firma Schoenenberger, welcher ausschließlich aus der Pyrrolizidinalkaloid-freien Sorte Tussilago farfara „Wien“ gewonnen worden ist [1, 5, 6, 8]. Des Weiteren gibt es noch einige homöopathische Komplexmittel mit Tussilago.

Dosierung

Als Tagesdosierung für Tee aus Huflattichblättern sollte 4,5 bis maximal 6 g Droge nicht überschritten werden. Nur dann ist gewährleistet, dass nicht mehr als 10 µg Pyrrolizidinalkaloide täglich zu sich genommen werden [1, 5, 6, 9]. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte empfiehlt sogar, die Tagesmenge auf 1 µg/Tag zu reduzieren [3]. Bei einem Tee aus der Pyrrolizidinalkaloid-freien Sorte Tussilago farfara „Wien“ ist die Drogenmenge für den Tee unerheblich [1, 5, 6].

Vom Frischpflanzenpresssaft soll 3 mal täglich je ein Esslöffel zu sich genommen werden. Sofern das Präparat von der Firma Schoenenberger stammt, welche ausschließlich die Pyrrolizidinalkaloid-freie Huflattichsorte zur Herstellung dieses Pflanzensaftes verwendet, kann der Saft unbedenklich über einen längeren Zeitraum angewendet werden [1, 6].

Hausmittel

Bei akuten Katarrhen der Luftwege wird von vielen Heilpraktikern gerne folgende Mischung (oder eine Variante davon) verschrieben, die man sich in einer Apotheke zusammenstellen lassen kann:

Für die Teezubereitung, sei es aus der beschriebenen Teemischung oder ausschließlich aus den getrockneten Blättern der Pflanze, werden 1 bis 2 Teelöffel Droge mit einer Tasse heißem, nicht mehr kochendem Wasser aufgegossen. 5 bis 10 Minuten ziehen lassen, danach abseihen und 3 mal täglich je eine Tasse trinken. Wer mag, kann den Tee noch mit Honig süßen [1], was gereizten Schleimhäuten eine zusätzliche Linderung verschafft.

Achtung: Tee mit Huflattichblättern, bei denen nicht gewährleistet ist, dass es sich um die Pyrrolizidinalkaloid-freien Sorte handelt, sollte nicht länger als 2 bis 3 Wochen am Stück bzw. 4 bis 6 Wochen im Jahr getrunken werden [1, 2, 5, 6, 9].

Wirkstoffe des Huflattichs

  • Schleimstoffe, v.a. Polysaccharide: 6 – 10 %
  • Gerbstoffe: 5 %
  • Bitterstoffe: 0,05 %
  • Pyrrolizidinalkaloide inklusive deren N-Oxide, z.B. Senkirkin und Tussilagin: bis zu 0,015 %
  • Flavonoide: in geringen Mengen
  • Tussilagon (ein Sesquiterpenester): in geringen Mengen

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

[1] Bäumler S. (2012): Heilpflanzen Praxis heute, Elsevier / Urban & Fischer, München

[2] Bühring U. (2005): Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, Sonntag-Verlag, Stuttgart

[3] Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (2016): Jahresbericht 2014/2015, BfArM, Bonn

[4] Dingermann T., Hiller K., Schneider G., Zündorf I. (2004): Schneider Arzneidrogen, Elsevier / Spektrum Akademischer Verlag, München

[5] Dörfler F. und Roselt G. (1962): Unsere Heilpflanzen. Karl F. Haug Verlag, Ulm/Donau

[6] Schilcher H., Kammerer S., Wegener T. (2010): Leitfaden Phytotherapie, Elsevier / Urban & Fischer, München

[7] van Wyk B.-E., Wink C., Wink M. (2015): Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart

[8] Wichtl M. (2009): Teedrogenbuch und Phytopharmaka, MVG mbH, Stuttgart

[9] http://buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/ (Abruf am 11.03.2016)

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