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Kiefer

Aus Kiefernzapfen, Nadeln und Ästen wird das Kiefernöl gewonnen.
© Thomas Wöhrle - Fotolia.com

Kiefer bei Erkältung

Die Kiefer gehört zu den altbekannten Heilpflanzen. Das ätherische Öl aus den Nadeln reinigt die Atemwege und ist bei verschleimtem Husten ein gutes Heilmittel. Auch steigert es die Durchblutung und wird bei Rheuma und Schmerzen eingesetzt.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Kiefer: Das Wichtigste im Überblick

Auf den ersten Blick überraschend, aber ja, unsere Kiefer ist eine Heilpflanze, denn das ätherische Öl des einheimischen Nadelbaums ist heilkräftig. Über das Einatmen oder über die Haut gelangen die hilfreichen Wirkstoffe in den Körper und entfalten dort ihre Heilwirkung.

Was wird verwendet?

Für die Herstellung der Präparate werden frische Nadeln, Zweige und Äste oder auch das Harz der Kiefer verarbeitet. Durch Wasserdampfdestillation wird ätherisches Kiefernnadelöl (Pini aetheroleum) gewonnen.

Wirkung und Anwendung

Kiefernnadelöl wirkt innerlich schleimlösend und durchblutungsfördernd auf der Haut.

Folglich hilft es bei verschleimten Atemwegen durch Erkältungsviren, aber auch bei Muskel- bzw. Sportverletzungen sowie bei Rückenschmerzen und Rheuma.

Gibt es Nebenwirkungen?

Kiefer ist sehr verträglich und hat kaum Nebenwirkungen (empfindliche Personen müssen allerdings wegen der ätherischen Öle aufpassen). Auch für Kleinkinder sind diese nicht geeignet.

Produkte mit Kiefer

Es gibt viele pflanzliche Medikamente zur Anwendung als Tee, Inhalation, Einreibung oder Erkältungsbad.

Das war's in aller Kürze: Zu vertiefenden Informationen gelangen Sie über das Inhaltsverzeichnis.

Wobei und wie gut hilft Kiefer?

Wie sieht die Studienlage aus? Die Kommission E hat eine positive Monographie erstellt, was bedeutet, dass klinische Studien zur Wirksamkeit vorliegen. Kiefernsprosse und Kiefernnadelöl wurden aber bisher weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet.

Bei Erkältungen mit Husten oder Schnupfen oder chronischer Bronchitis unterstützt die Kiefer den Sekretabtransport. Gegen Hauterkrankungen bieten sich Bäder an, denn die ätherischen Öle dämmen Juckreiz und Entzündung ein. Kiefernnadelöl steigert die Durchblutung und ist beliebt bei Muskel- bzw. Sportverletzungen sowie bei Rückenschmerzen und Rheuma.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete (Indikationen) sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • Entzündete Schleimhäute der unteren und oberen Atemwege durch Erkältung (äußerlich, innerlich)
  • rheumatische Beschwerden (lokale Anwendung)
  • Nervenschmerzen, neuralgische Beschwerden (leichte lokale Anwendung)
  • Muskelschmerzen (leichte, lokale Anwendung)
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde

Botanik: Aussehen und Herkunft der Kiefer

Die Kiefer (Pinus sylvestris) ist ein bis zu 30 m hoher Nadelbaum mit rotbrauner, schuppenförmiger Rinde. Sie ist im oberen Teil des Baumes sehr dünn und hat dann eine fuchsrote Farbe. Jährlich wächst ein Langtrieb, der paarige Nadeln trägt. Die Zapfen der Kiefer sind klein und eher rundlich. Zur Reife braucht es zwei Jahre und erst im dritten Jahr werden die Samen frei. Das Holz der Kiefer ist in der Regel sehr harzreich.

Als artenreiche Gattung sind sie auf der ganzen Nordhalbkugel heimisch. Das Vorkommen der Wald-Kiefer reicht von Europa bis Sibirien, von Lappland im Norden bis Spanien und die Türkei im Süden.

Verwendung finden die jungen Zweige der Kiefer und das durch Destillation gewonnene ätherische Öl aus Nadeln, Zweigen oder Harz (Terpentin), sowie das Holz (Holzkohleteer). Viele andere Nadelbäume werden auch ähnlich verwendet (Tanne, Fichte, Lärche).

Illustration Kiefer
© floranet - wikimedia

Stärke, Langlebigkeit und Geduld

Kiefern sind sehr zähe Bäume und kommen mit Trockenheit und nährstoffarmen Böden zurecht. Ganz passend dazu steht die Kiefer in China, Korea und Japan für Stärke, Langlebigkeit und beständige Geduld. Das Holz der Kiefer ist wegen seiner günstigen Beschaffenheit und dem relativ schnellen Wachstum besonders in der Möbelindustrie beliebt.

Außermedizinische Anwendung

Der Harzbalsam aus Kiefern, Fichten und Tannen war früher ein wichtiges Rohprodukt für die Papier-, Lack-, Seifen- und Schuhcremeindustrie.

Harzbalsam (Terpentin) war der Rohstoff zur Herstellung von Terpentinöl und Kolophonium.

Als Binde- und Verdünnungsmittel findet Terpentin von Künstlern in der Ölmalerei Anwendung.

Kolophonium wird beim Erhitzen flüssig und erhärtet beim Abkühlen. Es ist und war daher ein außerordentlich vielseitiger Stoff. Farben und Lacke, Hilfsstoff beim Löten, Siegellack, Klebstoffe, Räucherwerk. Kolophonium wird von Geigenspielern verwendet, um die Haftreibung des Bogens auf den Seiten zu erhöhen.

Gewinnung

Kiefernnadelöl
Aus den frischen Nadeln, Zweigspitzen oder frischen Ästen mit Nadeln und Zweigspitzen kann man durch Wasserdampfdestillation ätherisches Kiefernadelöl (Pini aetheroleum) gewinnen.

Kiefernsprosse (Pini turiones):
Die frischen Triebe werden im Frühjahr gesammelt und getrocknet.

Terpentinöl wird aus dem frischen Harzbalsam (Terpentin) verschiedener Pinus-Arten gewonnen. Dazu werden die Bäume angeschnitten und das Harz in Töpfen aufgefangen. Durch Wasserdampfdestillation kann man ätherisches Öl vom Harz (Kolophonium) trennen. Durch weiter fraktionierte Destillation isoliert man daraus das gereinigte Terpentinöl.

Holzteer, Nadelholzteer (Pinaceae pix):
Er ist ein Nebenprodukt, das bei der Gewinnung von Holzkohle anfällt: Beim Erhitzen von Hartholz in bestimmten Öfen kommt es durch die Hitze zu Zersetzungsprozessen und dampfförmigen Produkten. Bei Abkühlung setzen sich Teere und leicht flüchtige Verbindungen ab.

Heilwirkung von Kiefer

Das ätherische Öl wird entweder inhaliert, als Tee getrunken oder in Form eines Erkältungsbades eingesetzt. Beim Baden nimmt die Haut den überwiegenden Teil des ätherischen Öls auf. Trinkt man den Tee aus Kiefernnadeln, so stimulieren die Öle durch die Nerven im Mundraum die Bronchialsekretion. Auch die Flimmerepithelien der Bronchien und des Nasenraumes werden angeregt. Dadurch erfolgt ein beschleunigter Abtransport des Schleims.

Atemwege

Terpentinöl und Nadelöle wirken nicht nur sekretomotorisch sondern auch sekretolytisch: Auf der Schleimhaut wird bei Inhalation der Dämpfe ein dünnflüssiger Schleim produziert. Er kann leicht abtransportiert werden und mit ihm auch andere dickflüssige Sekrete. Durch den Auswurf werden die Luftwege befreit und Bakterien entfernt. Die Öle kann man daher bei Katarrh der Atemwege nutzen. Terpentinöl ist auch bei chronischer Bronchitis mit starker Sekretbildung sinnvoll.

Haut

Der Teer aus verschiedenen Pinusarten wird in Form von Bädern bei Hautkrankheiten (z.B. atopisches Ekzem, Psoriasis vulgaris) und Juckreiz verwendet. Antibakteriell wirkt auch das Öl (Latschenkiefernöl). Die Homöopathie setzt Zubereitungen aus den jungen Trieben gegen Ekzeme und Nesselsucht ein.

In Laborversuchen wurde gezeigt, dass Latschenkiefernöl auf Entzündungen moderat lindernd wirkt.

Muskeln und Nerven

Das Öl oder entsprechende Produkte zum Einreiben werden in die Haut einmassiert, um Rheuma oder leichte Muskel- und Nervenschmerzen zu behandeln. Bei äußerlicher Anwendung fördert das Terpentinöl oder Kiefernnadelöl die Durchblutung der Haut.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Kiefer

Bei empfindlichen Personen können durch Kiefernnadelöl auf Haut und Schleimhäuten Reizerscheinungen auftreten. Da das ätherische Öl Krampfanfälle in den Bronchien verstärken kann, ist es bei Asthma bronchiale und Keuchhusten nicht geeignet. Insbesondere, können bei Säuglingen und Kleinkindern Glottis- und Bronchialkrämpfe auftreten, wenn ätherische Öle im Gesichtsbereich aufgetragen werden.

Beim Menschen können nach der Badanwendung mit Holzkohleteeren Hautrötungen und Akne (Teerakne) auftreten.

Keine Badeanwendungen bei akuten, offenen Hautschäden, schweren fieberhaften und infektiösen Erkrankungen, Herzinsuffizienz und Hypertonie und schweren Nierenfunktionsstörungen.

Achtung: Der Teer aus der Kiefer sollte nicht zu häufig angewendet werden, denn er kann erbgutverändernd (mutagen) wirken.

Schwangerschaft: Sicherheitshalber sollte man während der Schwangerschaft und Stillzeit auf Teeranwendungen verzichten. Konzentrierte ätherische Öle sollte man nicht bei Säuglingen einsetzen.

Wechselwirkungen

Keine bekannt.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Das Öl ist Bestandteil von Hustenmitteln oder kann direkt zum Inhalieren verwendet werden. Die jungen Sprosse werden auch zu Tee, Tinktur oder Sirup verarbeitet.

Daneben gibt es alkoholische Lösungen, Salben, Gele, Emulsionen oder Öle zum Einreiben.

Dosierung

Inhalation
Einige Tropfen des Öls werden in heißes Wasser gegeben. Die heißen Dämpfe werden eingeatmet.

Tee
mehrmals täglich 2-3 g der Kiefernsprosse als Tee trinken

Äußere Anwendung
Salben Cremes und Gele, flüssige Lösungen (10-15%): Die entsprechenden Bezirke einreiben.

Teere: für ein Bad nimmt man mindestens 0,05 g Teer pro Liter Badewasser (etwa 7g auf 140 Liter Wasser). Die Badedauer sollte nicht länger als 20 min sein, die Temperatur nicht höher als 35°C. Teilbäder: täglich, Vollbäder 2- bis 3mal wöchentlich.

Ätherisches Öl als Badezusätze mit Lösungsvermittlern: Dosierung mindestens 0,025 g Koniferenöl pro Liter Wasser (etwa 3,5g auf 140 Liter Wasser). Badedauer 10 bis 20 min bei Badetemperaturen von 35 bis 38 °C.

Wirkstoffe der Kiefer

  • Harz (Terpentin): Abietin- und Laevopimarsäure, Neoabietinsäure, Dextropimar- und Isodextropimarsäure, Palustrinsäure, Dehydroabietinsäure und Harzsäuren
  • Kolophonium: Diterpenkohlenwasserstoffe
  • Terpentinöl: α-Pinen, β-Pinen, Camphen, β-Phyllandren, geringe Mengen an Δ3 -Caren, Limonen und α-Terpineol, Harzsäuren
  • Gerbstoffe: oligomere Proanthocyanidine
  • fettes Öl der Samenkerne: ungesättigte Fettsäuren, u. a. Linolsäure, Linolensäure und Ölsäure
  • Flavonole: Kämpferol und Quercetin

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Blaschek W. et al. (Hrsg.): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, Springer-Verlag Heidelberg, 2004
  2. Bühring, U.: Praxis Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, Sonntag Verlag Stuttgart, 2005
  3. Kracher, R. (Redaktion): Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, 2. Auflage, Area-Verlag GmbH, Erfstadt, 2006
  4. Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 4. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München-Jena, 2010
  5. Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2015
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