Botanik: Aussehen und Herkunft
Wie sieht Gelbwurz aus?
© H.A. Köhler
Gelbwurz (Curcuma longa) oder auch Kurkuma genannt, bekam den Namen aufgrund der tiefgelben Wurzelfarbe und stammt wahrscheinlich aus Indien. Heute wird die - im Aussehen dem Ingwer ähnelnde - Pflanze in fast allen tropischen Ländern der Erde angebaut.
Weitere Kurkuma-Arten
Es gibt noch weitere Kurkuma-Arten, die ähnliche medizinische Eigenschaften besitzen. Sie werden gegen Verdauungsstörungen, als Magenmittel und Mittel gegen Blähungen angewendet: Curcuma aromatica (Blockzitwer oder Wilder Gelbwurz), Curcuma xanthorrhiza (Javanische Kurkuma), Curcuma zeodaria (Zeodarie oder Zitwer) u.a.
Gewinnung
Der Wurzelstock wird nach der Ernte gereinigt und mit heißem Wasser überbrüht. Dies verhindert ein Austreiben während der Trocknung. Dabei verkleistert die Stärke und die Curcuminoide treten als intensiv gelb leuchtender Farbstoff aus den Zellen aus. Anschließend wird der Wurzelstock in der Sonne getrocknet. Curcumin kann auch chemisch synthetisiert werden.
Farbstoff, Gewürz und Heilmittel
Der Einsatz von Kurkuma ist vielfältig, sei es als Färbemittel für die Gewänder buddhistischer Mönche oder als Gewürz in der indischen und orientalischen Küche. Sowohl die gelbe Farbe als auch der leicht bittere Geschmack machen die Wurzel als Bestandteil des Currypulvers beliebt. Kurkuma wird aber auch als medizinisches Heilmittel eingesetzt: Ein Trockenextrakt des Wurzelstocks lindert Symptome verschiedener Haut- und Magen-Darmerkrankungen und kann zudem den Cholesterin- und den Blutzuckerspiegel senken.
Weiterhin gibt es Hinweise, dass der in Kurkuma enthaltene Wirkstoff Curcumin möglicherweise gegen Krebserkrankungen wirken könnte, allerdings fehlen noch weitere wissenschaftliche Daten. Bei Gallensteinen und in der Schwangerschaft ist es allerdings ratsam, die gelbe Knolle erst nach ärztlicher Rücksprache anzuwenden.
Heilwirkung von Gelbwurz
Stärkung der Verdauung
Die Einnahme von Kurkuma-Wurzelstock regt die Leberzellen zur verstärkten Ausschüttung von Gallensäuren an. Vermutlich wird durch den angenehmen Geschmack von Teezubereitungen oder Flüssigpräparaten vermehrt Speichel gebildet und dadurch auch die Funktion der Bauchspeicheldrüse angeregt.
Kurkuma und Entzündungen
In der Ayurvedischen Medizin ist seit langem die entzündungshemmende Eigenschaft von Kurkuma bekannt. Der Inhaltsstoff Curcumin hemmt im Laborexperiment mehrere Enzyme, die Entzündungsreaktionen auslösen, indem sie Botenstoffe produzieren. Als Folge davon sind Immunreaktionen reduziert, wie etwa die Zellteilung der T-Zellen oder die Produktion von Botenstoffen.
Eine doppelt-blinde-crossover Studie mit 18 Patienten verglich den Inhaltsstoff Curcumin (1200 mg/4 x proTag) mit einem Standardmedikament (Phenylbutazon, 300 mg/Tag) gegen rheumatoide Arthritis. Nach einer Behandlungszeit von 2 Wochen wurden die Medikamente getauscht. Curcumin schnitt gut ab und der Schmerz, die Schwellung und Steifheit der Gelenke wurden vermindert. Die Behandlung mit Phenylbutazon war jedoch effektiver.
Der Inhaltsstoff Curcumin in der Behandlung der Entzündung des vorderen Auges (Uveitis: Entzündung der Regenbogenhaut oder des Strahlenkörpers) brachte denselben Erfolg, wie erfahrungsgemäß die Standard-Behandlung mit Cortison: 32 Patienten wurden mit 375 mg Curcumin behandelt (3 x täglich über einen Zeitraum von 12 Wochen). Bei 30 Patienten verbesserte sich der Zustand und 13 Patienten waren dauerhaft geheilt. Die Studie wurde allerdings nicht mit einer Placebo-Gruppe kontrolliert.
Auch bei der Nachbehandlung von Operationsnarben können Kurkuma-Produkte eingesetzt werden.
Verdauungsorgane
In einer klinischen Studie erhielten 440 Patienten mit Verdauungsstörungen über 4 Wochen täglich 2 Kapseln des alkoholischen Trockenextrakts aus Kurkuma. Die Tagesdosis betrug 2,8 g Wirkstoff. Zu Beginn der Studie lauteten die Diagnosen der Patienten: Reizdarm, Verdauungsstörungen oder funktionelle Störungen des ableitenden Gallensystems. Innerhalb einer Behandlungswoche besserten sich bei 60 % der Patienten die Symptome.
In einer Pilotstudie erhielten 207 Personen mit Reizdarm für 8 Wochen Tabletten eines Gelbwurz-Extrakts. Bei etwa zwei Drittel der Studienteilnehmer besserten sich die Symptome durch die Behandlung. Zur Bestätigung dieses Befunds müssen noch kontrollierte Studien mit Scheinpräparaten durchgeführt werden.
Cholesterin und Gefäßerkrankungen
In einer Tierstudie erhielten Kaninchen cholesterinreiches Futter. Eine Gruppe wurde zusätzlich mit einem Extrakt der Gelbwurz gefüttert. Tiere der Kurkuma-Gruppe entwickelten signifikant weniger Fettstreifen in den Hauptschlagadern der Brust und des Unterleibs als die anderen Kaninchen. Offenbar wird durch die Aufnahme von Kurkuma oxidativer Stress vermindert. Dieser Kurkuma-Extrakt könnte auch vorbeugend bei Patienten mit peripheren Gefäßerkrankungen angewendet werden.
Diabetes (Zuckerkrankheit), Cholesterinspiegel
Bei Ratten, bei denen künstlich (mit Streptozotocin) Diabetes ausgelöst wurde, konnte durch curcumin-haltiges Futter der Cholesterinspiegel (nur LDL und VLDL) gesenkt werden. Auch bei zuckerkranken Ratten, die zusätzlich mit viel Cholesterin gefüttert wurden, senkte Curcumin die Cholesterin- und Phospholipidkonzentrationen im Blut. In Leber und Niere wurden Cholesterin- und Triglyceridkonzentrationen gesenkt. Die Aktivität eines Leberenzyms war bei den Tieren, die Curcumin erhielten, signifikant erhöht, was auf einen gesteigerten Cholesterinabbau schließen lässt. Bei den diabetischen Ratten verzögerte das Curcumin-haltige Futter auch Nierenschäden. Die Autoren führen dies auf die Fähigkeit von Curcumin zurück, den Blutcholesterinspiegel zu senken.
In einer 2005 veröffentlichten Studie verzögerte Curcumin oder Kurkumawurzel bei diabetischen Ratten die Entwicklung des Grauen Stars. Die Entwicklung des Grauen Stars ist eine Folge des überhöhten Blutzuckerspiegels.
Eine andere aktuelle Studie zeigte: Verschiedene Extrakte aus Curcuma longa - die entweder Curcuminoide, Sesquiterpenoide (s. Inhaltsstoffe) oder beide Stoffe in Kombination enthielten - unterdrückten den Anstieg des Blutzuckerspiegels bei Labormäusen mit Typ 2 Diabetes.
Krebs
Der Inhaltsstoff Curcumin zeigte bei Labormäusen eine schützende Wirkung vor Hautkrebs und Krebs im Magen-Darm-Bereich. Bei Untersuchungen mit Zellkulturen von menschlichen Tumorzellen und normalen Leberzellen der Ratte wurde festgestellt, dass Curcumin den Zelltod (Apoptose) nur in Tumorzellen, nicht aber bei den normalen Zellen auslöst.
Curcumin hat außerdem einen Einfluss auf die Wirkung von Chemotherapeutika (Substanzen, die Tumorzellen schädigen). Je nach Therapeutikum wird die Wirkung gesteigert oder gebremst, denn die Einnahme von Curcumin aktiviert auch entgiftende Leberenzyme von Labormäusen.
Eine klinische Studie mit 25 Patienten testete die Wirkung von 8g Curcumin (Diferuloylmethane) pro Tag auf noch nicht bösartige Krebsvorstufen (23 Patienten). Zwei weitere Patienten waren bereits an Krebs operiert worden und hatten daher ein hohes Risiko. Bei 2 Patienten schritt der Krankheitsverlauf trotz der Behandlung mit Curcumin fort, bei 7 weiteren Patienten war während der Behandlung von 3 Monaten eine deutliche Verbesserung des Gewebebefundes zu verzeichnen. Die Studie wurde nicht kontrolliert (Placebo oder Kontroll-Medikament).
Die ersten Schritte weisen also auf eine Wirkung von Curcumin gegen Krebsvorstufen hin, jedoch fehlen harte Beweise und große, kontrollierte klinische Studien.
Leber
Bei Ratten wurden künstlich (durch D-Galactosamin) Leberschäden ausgelöst. Sowohl der Extrakt, als auch dessen Einzelsubstanzen Curcuminoide oder Sesquiterpene unterdrückten den Anstieg der Leberenzyme, die auf Leberschäden hinweisen. Dabei sind höchst wahrscheinlich verschiedene Mechanismen beteiligt.
Gallensteine
Tierversuche haben gezeigt, dass der Bestandteil Curcumin die Bildung von Gallensteinen vermindern kann. Versuche am Menschen zeigen, dass Curcumin sowohl den Gallenfluss als auch die Kontraktion der Galleblase fördert.
Depression
In einem Tierexperiment wirkte Curcumin positiv auf das depressiv-ähnliche Verhalten von Mäusen.
Infektion
Nach traditionellen Angaben hat Kurkuma antibakterielle und antivirale Wirkungen. Bei Untersuchungen mit Curcumin und dem Bakterium Neisseria gonorrhoea im Reagenzglas zeigte sich, dass Curcumin das Anhaften des Bakteriums an das Gewebe und die folgenden körperlichen Reaktionen hemmt.
Alzheimer
Alzheimer entsteht durch ineinandergreifende Prozesse: Ablagerungen (amyloide Plaques), oxidativer Schaden und Entzündungsvorgänge. In Laborversuchen wurde gezeigt, dass Kurkuma diesen Prozessen entgegenwirken kann. Es verminderte Entzündungsprozesse und oxidativen Schaden. In Laborversuchen verminderte Curcumin auch die Bildung von Plaques und destabilisierte vorhandene Plaques. Alzheimer-Mäuse die mit Kurkuma gefüttert wurden, hatten weniger Ablagerungen in ihren Gehirnen. Klinische Versuche mit Gelbwurz am Menschen bleiben abzuwarten.
Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Gelbwurz gesichert helfen kann
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Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Als Gegenanzeigen werden Überempfindlichkeit gegen Kurkuma und die Verstopfung der Gallenwege genannt. Bei Gallensteinen darf Kurkuma nur nach ärztlicher Rücksprache angewendet werden, denn Curcumin stimuliert die Kontraktion der Gallenblase. In der Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kindern sollte Kurkuma, außer nach ärztlicher Verordnung, nicht angewendet werden, da dazu noch keine verlässlichen Daten vorliegen. Als unerwünschte Reaktion wurde von allergischen Hauterkrankungen (allergischer Dermatitis) berichtet. In hohen Dosen (0,5-3,5 g/Tag) und über längere Zeit kann Kurkuma selbst Magen-Darmstörungen (milden Durchfall) hervorrufen.
Wechselwirkungen
Gelbwurz-Präparate können den Metabolismus von Medikamenten verändern, wodurch sich der eingestellte Medikamentenspiegel im Körper verändern kann. Fragen Sie daher einen Arzt oder Pharmazeuten, wenn Sie zu Ihrer Medikation zusätzlich Kurkuma-Produkte einnehmen möchten.
Curcumin hemmt in Zellkulturen den durch Chemotherapeutika ausgelösten Zelltod von Krebszellen. Bei Nacktmäusen mit transplantiertem Brustkrebs wurde durch Curcumin-haltiges Futter die Wirkung des Chemotherapeutikums Cyclophosphamid abgestumpft. Die Befunde müssen noch weiter untersucht werden. Möglicherweise sollten Krebspatienten, die mit Chemotherapie behandelt werden, Curcumin-haltige Nahrung vermeiden.
In Laboruntersuchungen und Tierversuchen hat sich gezeigt, dass Curcumin die Blättchenaggregation vermindert und die Blutungsneigung steigern kann. Bei Patienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen (wie Warfarin oder Heparin) sollte ein Arzt befragt werden. Auch bei der Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten, wie Ibuprofen und Aspirin, ist Vorsicht geboten.
Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel
Kurkuma-Kapseln sind als Fertigarzneimittel (Trockenextrakt in Kapseln) im Handel. Im Augenblick fehlen noch Untersuchungen, welche den Zusammenhang von Dosis und Wirkung zum Gegenstand haben. So sind die Dosisangaben eher Empfehlungen als wissenschaftlich begründete Ergebnisse.
Als mittlere Tagesdosis werden im Bundesanzeiger 1,5 bis 3 g pulverisierter Wurzelstock (mit 3 % Curcumin und 3 % ätherischem Öl) empfohlen. Die WHO (WHO FOOD ADDITIVES SERIES 52) und JECFA haben kürzlich die Grenzwerte für den Inhaltsstoff Curcumin erhöht: die akzeptierte tägliche Aufnahme beträgt nun 0 bis 3 mg/kg Körpergewicht Curcumin (für einen Erwachsenen von 60 kg: 180 mg/Tag)
Nach sorgfältigen neueren Untersuchungen am Tier und am Menschen wurde festgestellt, dass Curcumin vom Darm schlecht aufgenommen und außerdem schnell verstoffwechselt wird. So werden die Konzentrationen, die im Reagenzglas wirksam waren, in menschlichen Geweben nicht erreicht.
Für pharmakologische Experimente wurden daher höhere Dosen eingesetzt. Der Curcumin-Gehalt in dem zerkleinerten Wurzelstock beträgt aber nur ca. 2 - 8 % und ist in Teezubereitungen noch weit geringer, da der Wirkstoff nur eine geringe Löslichkeit hat. Um pharmakologisch wirksame Konzentrationen zu erreichen, sind Präparationen notwendig, die auf Curcumin angereichert wurden (auf ca. 95 % Curcumin).
Verschiedene klinische Studien mit einer Tagesdosis von 0,5 g bis 8 g Curcumin pro Tag fanden keine Symptome, die auf eine Giftwirkung schließen lassen könnten. Bei einer systematischen Untersuchung mit Dosen von 0,5 bis 12 g/Tag traten bei 7 von 24 gesunden Probanden leichte Unverträglichkeitssymptome auf, die aber nicht mit der Dosis korrelierten.
Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass trotz einer geringen Konzentration von Curcumin im Blut, eine Wirkung zu messen ist. Es wird außerdem diskutiert, dass möglicher Weise auch die Produkte, in die Curcumin im Körper umgebaut wird, eine Wirkung haben.
Auch bei der pharmakologischen Aufarbeitung des Wirkstoffes gibt es noch Forschungsbedarf. So war bei einem Test mit Curcumin-Kapseln die verfügbare Konzentration von Curcumin („aktives Curcumin“) 66 % geringer als bei dem unbehandelten Puder.
Empfohlen werden:
- Für Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl und Appetitlosigkeit: Soweit nicht anders verordnet eine mittlere Tagesdosis: 1,5 bis 3,0 g des pulverisierten Wurzelstock mit mindestens 3 % Curcumin.
- Bei den andern Erkrankungen (Schwellungen, Schmerzen, Arthritis, Krebs, Alzheimer, Diabetes, Leberkrankheiten, Infektionen etc.), welche auf Curcumin ansprachen, sind die Forschungen noch nicht abgeschlossen und es sind bisher noch keine Verabreichungs-Protokolle verfügbar.