Aussehen und Herkunft
Alles ist verwertbar
Die Blätter haben einen erstaunlich hohen Nährwert, enthalten sie doch sehr viel Protein. Aus ihnen lässt sich ein Gemüse zubereiten. Als getrocknetes Pulver wird es in Saucen und Suppen verarbeitet. Traditionell wird die Moringa Pflanze bei Unterernährung und gegen Hunger verwendet und man empfiehlt sie Schwangeren, Stillenden und bei der Kinderernährung, Moringa ist aber daneben ein begehrtes Tierfutter für die Landwirtschaft. Bei uns werden die getrockneten Blätter als Tee verkauft. Auch ein Pulver aus Moringa Blättern ist erhältlich. Im Geschmack erinnert der Tee an Brennnesseltee, die frischen Blätter sind mit Spinat vergleichbar.
Blüten
Bei idealen Bedingungen blüht der Baum das ganze Jahr hindurch. Die kleinen, gelblichen Blütentrauben werden gerne von Bienen besucht und ergeben eine guten Honig. So kann man auch Duftstoffe für Parfums daraus isolieren. Auch die Blüten sind als Salat essbar. Sie werden auch zur Aufhellung der Stimmung oder zur Kräftigung als Tee zubereitet, ihr Saft soll gegen parasitische Würmer wirken.
Früchte
Die Schotenfrüchte der Moringa ähneln einer dünnen Gurke von 25-50 cm Länge. Das brachte dem Bauch den Namen „drumstick tree“ ein. Noch jung geerntet sind sie als Gemüse beliebt, das am ehesten mit Spargel vergleichbar ist. Vom Nährwert entspricht es durchaus der Bohne, sie sind also sehr eiweißhaltig.
Samen
Die reifen dreikantigen, geflügelten Samen sind zwar bitter und scharf, haben aber durchaus einen Wert: Ihr Öl war ehemals sehr begehrt, denn es ist gegen Verderbnis resistent und wurde daher als Schmiermittel zum Beispiel in Uhrwerken verwendet. In Öllampen erhellt es die Nacht. Heute hat es zu gesundheitlichen Zwecken Bedeutung erlangt: Moringa-Samen und Moringa-Öl („Behen-Öl“) werden bei Gelenkbeschwerden und Hautproblemen eingesetzt. Daneben gewinnt man daraus Seife, das geruchlose Öl wird jedoch auch zur Körperpflege oder als Haaröl verwendet. Und natürlich kann es wie Olivenöl zum Kochen eingesetzt werden.
Das Samenmehl oder der Presskuchen nach der Ölgewinnung wird im Sudan zum Klären von trübem Wasser verwendet, dabei reichen 2,5 Gramm für 100 Liter Wasser. Nutzbar ist das Samenmehl außerdem zum Waschen und für die Hautpflege.
Wurzel, ganz schön reizend
Wie der Meerrettich enthält die Wurzel reizende Glucosinolate. Der Saft oder die gestampfte Wurzel ist als Reizmittel gezielt verwendbar: Als Breiumschlag aufgelegt, regt Moringawurzel die Durchblutung an und führt zu Hautreizungen und Blasen. Gekaut soll die Wurzel gegen Zahnfleischprobleme wirken. Auch eine kontrazeptive Wirkung der Wurzel ist der Tradition bekannt und ist im Tierversuch mit Wurzelextrakt bestätigt. Regelmäßige Gaben von Wurzelextrakt haben bei jungen weiblichen Ratten einen östrogenartigen Effekt, bei erwachsenen Weibchen hebt er die Wirkung von Progesteron auf. Er stört also erheblich die hormonelle Regulation. Wahr scheint außerdem zu sein, dass Moringawurzel gegen Impotenz hilft, Versuchstiere werden mit dem Extrakt rasch brünstig.
Achtung: Die Wurzel ist in größeren Mengen giftig und löst Vergiftungserscheinungen wie Schwindel, Übelkeit und Erbrechen aus.
Moringa: Lösung auch für problematische Standorte
Die Pflanze kommt ursprünglich aus Nordindien (Pakistan und Bangladesch), ist aber heute wegen der Nützlichkeit in vielen tropischen Regionen der Welt verbreitet wie im Pazifik, in Westafrika, Zentralamerika und der Karibik. Dabei stellt die Pflanze kaum Ansprüche an den Boden, wächst sogar bei einer 6-monatigen Trockenzeit, verträgt aber keine Staunässe. Am besten gedeiht sie aber bei Wärme zwischen 25-35°C. Ab 15°C und darunter stellt sie das Wachstum ein. In unseren Breitengraden braucht Moringa Winterschutz (minimal 10°C), sie kann aber durchaus kultiviert werden. Wer zu wenig Platz für einen Baum in der Wohnung hat, schneidet die Pflanze regelmäßig. So bleibt sie handhabbar, bildet viel Blattwerk und wird schön buschig. Die Samen werden im Internet gehandelt.
Moringa in der Landwirtschaft
Da die Pflanze Stickstoff aus der Luft binden kann, ist sie von der Bodenfruchtbarkeit unabhängig, sie kann auch den Boden für andere Kulturen fruchtbarer machen. Daneben enthält der Blattextrakt aus Moringa das Wachstumshormon Zeatin, das auch andere Pflanzen zum Wachstum anregt. Mehr noch bilden die Blätter Biopestizide, die auf die Pflanze gesprüht Krankheiten und Schädlingen fern halten. Als stickstoffhaltiges Futter förderte Moringa den Ertrag bei Milchkühen und Federvieh bei gleichzeitiger Parasitenabwehr.
Biomasseproduzent: Biodiesel vom Feld
Für Bewohner ärmerer Länder zählt auch die Verwendbarkeit von Moringa als nachwachsendes Nutzholz für Zäune, als Bauholz ist der Baum jedoch nur schlecht verwendbar. In Zeiten nachwachsender Rohstoffe gewinnt der Meerrettichbaum dennoch an Bedeutung: Unter optimalen tropischen Bedingungen hat er einen erheblichen Längenzuwachs von 30cm pro Monat aufzuweisen. Aber auch bei mehrmonatiger Trockenzeit in Nicaragua lassen sich noch bei entsprechender Düngung 50-100 Tonnen pro Hektar erwirtschaften. Im Gegensatz zu Mais in unseren Breitengraden (mit 40 - 65 Tonnen/ha) könnte bei entsprechender Bewässerung das ganze Jahr, etwa alle 1-2 Monate, geerntet werden.
Moringa: staatlich verordnet?
Wegen der zahlreichen Vorteile verfolgen verschiedene Regierungen wie Cuba, Malawi oder Haiti die Kultivierung des Baums, um Hunger, Austrocknung, Erosion und Auswirkungen der Klimaerwärmung zu bekämpfen. Verschiedene Entwicklungshilfe-Organisationen bemühen sich, das Wissen über die zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten von Moringa an die Bevölkerung zu übermitteln. Obwohl die objektiven wissenschaftlichen Daten noch abzuwarten sind, scheint Moringa eine außerordentlich vielseitige Pflanze mit großem Potential zu sein.
Gewinnung
Die Blätter werden geerntet und frisch als Spinat zubereitet. Alternativ werden sie getrocknet und zu Pulver zerstampft.
Die ölreichen Samen enthalten 35 bis 50 % Speicheröle. Man isoliert es durch Kochen des Samenmehls in Wasser. Das hellgelbe Öl steigt auf und schwimmt auf dem Wasser. Alternativ gewinnt man Öl durch Pressen der Samen.