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Bittersüßer Nachtschatten

Die filigrane Blüte des Bittersüßen Nachtschattens. © HHelene/Getty Imagees on canva
© HHelene/Getty Images on canva

Bittersüßstängel: Schon in der Antike geschätzt

Die grünen, unreifen Beeren sind überaus giftig, die Stängel jedoch können besonders für Menschen mit Neurodermitis und anderen chronischen Hautentzündungen eine Wohltat sein.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Bittersüßer Nachtschatten: Das Wichtigste im Überblick

Der Bittersüße Nachtschatten (Solanum dulcamara) ist eine unserer heimischen Lianen und sie rankt sich gerne dort empor, wo es feucht ist. So findet man ihn kletternd in Auwäldern, aber auch Schilfhalme werden gerne umwickelt. Kaum zu glauben, dass er auch eine wirksame Heilpflanze bei Ekzemen und Juckreiz ist.

Was wird verwendet?

Zur Verwendung kommen Stängel des Bittersüßen Nachtschattens, Bittersüßstängel genannt, die aus 2- bis 3-jährigen Pflanzen gewonnen werden.

Wirkung und Anwendung

Die Stängel des Bittersüßen Nachtschattens wirken adstringierend, antimikrobiell, entzündungshemmend und juckreizlindernd. Aufgrund dieser Eigenschaften sind sie insbesondere gegen Hauterkrankungen von Nutzen, wie etwa bei chronischen Ekzemen, Neurodermitis und Juckreiz.

Gibt es Nebenwirkungen?

Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind keine Nebenwirkungen bekannt. Alle Pflanzenteile enthalten bioaktive Steroidalkaloide. Aufgrund der hohen Konzentration an enthaltenen giftigen (Steroid)Alkaloiden in den grünen, unreifen Beeren besteht Vergiftungsgefahr, vor allem für Kinder.

Produkte mit Bittersüß

Bittersüßstängel sind als Fertigarzneimittel in Form von Salben oder als homöopathische Tinkturen oder Globuli erhältlich.

Das war's in aller Kürze: Zu vertiefenden Informationen gelangen Sie über das Inhaltsverzeichnis

Bei welchen Krankheiten hilft Bittersüßer Nachtschatten?

Nachtschatten wird vorrangig bei Hauterkrankungen eingesetzt, die mit Stoffwechselerkrankungen einhergehen. In einer klinischen Studie wurde eindeutig eine symptomatische Erleichterung bei Ekzemen nachgewiesen [1], zu denen auch Neurodermitis oder andere juckende Hauterkrankungen gehören können.

Die Kommission E des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte befürwortet die therapeutische Verwendung „als Adjuvans bei chronischem Ekzem“. [2]

Auch das HMPC gelangte zu dem Schluss, dass Bittersüßstängel, wie seine langjährige medizinische Verwendung zeigt, zur Linderung der Symptome von wiederholt auftretenden Schüben leichter Ekzeme (juckender, roter Ausschlag) angewendet werden kann. [3]

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde

Botanik: Wie sieht Bittersüßer Nachtschatten aus?

Bei dem Bittersüßen Nachtschatten handelt es sich um eine verholzte, mehrjährige Kletterpflanze, deren Stängel bis zu 5 Metern lang werden können. Die Blätter sind variabel und können sich selbst am gleichen Spross unterscheiden, wobei die unteren Laubblätter meist eiförmig-lanzettlich sind und die oberen spießförmig aussehen bedingt durch ein bis zwei Fiederzipfel am Blattgrund (s. Zeichnung).

Wie blüht Bittersüß?

Die Blüte besteht aus fünf dunkelvioletten Kronblättern sowie goldgelben Staubbeuteln. Die Pflanze trägt kugel- bis eiförmige Beeren als Früchte, die mit der Reife rot werden.

Gewinnung

Bittersüßstängel werden von 2- bis 3-jährigen Pflanzen gewonnen. Sie werden entweder vor dem Austrieb der Blätter im Frühjahr oder nach dem Abfallen der Blätter im Herbst gesammelt. Der medizinische und pharmazeutische Fachbegriff für Bittersüßstängel lautet Dulcamarae stipes.

Heilwirkungen von Bittersüßem Nachtschatten

Bittersüß (Solanum dulcamara) wird seit Jahrhunderten in der Volksmedizin verwendet. Die Pflanze hat eine Reihe von potenziellen Heilwirkungen, die auf ihre Inhaltsstoffe wie Steroidalkaloide, Saponine und Gerbstoffe zurückgeführt werden. Im Folgenden die wichtigsten Heilwirkungen von Bittersüß, die in der Literatur dokumentiert sind:

  1. Entzündungshemmende Wirkung
    Bittersüß enthält Steroidalkaloide wie Solasodin, die entzündungshemmende Eigenschaften besitzen. Diese können bei der Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen wie Ekzemen und Schuppenflechte (Psoriasis) helfen. Da die Steroidalkaloide eine Strukturähnlichkeit mit Glucocorticoiden aufweisen, könnte eine kortikomimetische Wirkung vorliegen. Das bedeutet, die körpereigene Kortisonbildung wird angeregt.
  2. Antivirale und antimikrobielle Eigenschaften
    Bittersüß-Extrakte haben gezeigt, dass sie eine hemmende Wirkung auf verschiedene Viren, Bakterien und Pilze haben, was möglicherweise auf die Saponine und Gerbstoffe der Pflanze zurückzuführen ist. Saponine können Biomembranen auflösen und damit zerstören (lysieren). Dadurch kommt die antimikrobielle Wirkung zustande. Gerbstoffe können an Oberflächenproteine von Viren und Mikroorganismen binden und sie inaktivieren.
  3. Unterstützung des Immunsystems
    Die immunmodulierenden Effekte von Bittersüß können das Immunsystem stärken, indem sie die Aktivität der weißen Blutkörperchen fördern und so bei der Bekämpfung von Infektionen helfen.
  4. Förderung der Wundheilung
    Aufgrund der entzündungshemmenden und antimikrobiellen Eigenschaften kann Bittersüß auch die Heilung von Wunden und Hautläsionen beschleunigen.
  5. Unterstützung bei rheumatischen Beschwerden
    In der Volksmedizin wird Bittersüß traditionell zur Linderung von rheumatischen Schmerzen verwendet, vermutlich aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung.
  6. Atemwegserkrankungen
    In der Volksmedizin wurde Bittersüß bei Atemwegserkrankungen wie Asthma und Bronchitis angewendet, da es eine entspannende Wirkung auf die Atemwege hat. Dies ist auf die anticholinerge Wirkung der Steroidalkaloide zurückzuführen. [4] Zudem zeigen Saponine eine schleimlösende (sekretolytische) Wirkung.

Bittersüßer Nachtschatten bei chronischem Ekzem

Die Wirkstoffe im Bittersüßen Nachtschatten wirken adstringierend, antimikrobiell, juckreizlindernd, antiallergisch und kortisonähnlich [2]. Aufgrund dieser Eigenschaften ist er insbesondere gegen Hauterkrankungen von Nutzen, wie etwa bei chronischen Ekzemen, Neurodermitits und Juckreiz. 

Bei Ekzemen handelt es sich um eine Entzündung von oberflächlichen Hautschichten, bei der es neben Bläschenbildung und Juckreiz auch zur Schwellung und Sekretabsonderung an der entsprechenden Stelle kommen kann. Diese können trotz Abheilung immer wieder auftreten. Die damit verbundenen entzündlichen Prozesse können mithilfe der Wirkstoffe, die im Stängel des Bittersüßen Nachtschattens enthalten, sind innerlich und äußerlich bekämpft werden. Oral aufgenommen wirken diese entzündungshemmend und antimikrobiell, auf der Haut unter anderem juckreizlindernd und betäubend.

Fazit

Diese heilenden Eigenschaften machen Bittersüß zu einer wertvollen Heilpflanze in der traditionellen Medizin. Es ist jedoch wichtig, sie unter Anleitung eines Arztes oder erfahrenen Heilpraktikers zu verwenden, da die Wirkstoffe in höherer Konzentration toxisch sein können.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen des Bittersüßen Nachtschattens

Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch standardisierter Zubereitungen von Bittersüßstängeln sind keine Nebenwirkungen bekannt.

Ist Bittersüßer Nachtschatten giftig?

Aufgrund der enthaltenen (Steroid)Alkaloide ist Bittersüßer Nachtschatten giftig, insbesondere die grünen, unreifen Beeren und die Triebspitzen. Es gilt, dass 30 bis 40 unreife Beeren für Kinder tödlich sein können. Bei Erwachsenen ist die orale Aufnahme bei einer Dosis von 2 bis 5 mg Steroidalkaloiden pro Kilogramm Körpergewicht toxisch. Steroidalkaloide hemmen die Acetylcholin-Esterase, so dass der körpereigene Botenstoff Acetylcholin weniger abgebaut wird. Das wiederum führt zu Störungen im cholinergen System. Das cholinerge System ist ein die vegetativen Nervenfasern umfassendes Funktionssystem. Gibt es zu viel Acetylcholin im zentralen Nervensystem, treten neurologische Störungen auf, wie etwa Halluzinationen, Platzangst, Schwindel, Krämpfe oder Erbrechen.

Eine Dosis von 3 bis 6 mg Steroidalkaloiden pro Kilogramm Körpergewicht ist möglicherweise tödlich. Das entspräche 25 Gramm getrocknete Bittersüßstängel. [2]

Wechselwirkungen

Es sind keine Wechselwirkungen bekannt.

Bittersüßer Nachtschatten in der Schwangerschaft

Aufgrund einer mangelhaften Studienlage sollte von der Verwendung des Bittersüßen Nachtschattens während der Schwangerschaft und Stillzeit abgesehen werden.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Extrakte aus dem Bittersüßstängel sind als Fertigarzneimittel in Form von Salben, Tee oder als homöopathische Tinkturen oder Globuli erhältlich.

Optimal wären die äußere und zugleich die innere Anwendung. Letztere wurde leider die Nachzulassung versagt, so dass sich als Alternative die homöopathischen Potenzierungen Dulcamara D3 bis D5 (die noch Wirkstoffe enthalten) anbieten oder eine Abkochung als Tee. [2]

Bittersüßer Nachtschatten: Welche Dosis beim Teekochen?

Für einen Tee-Aufguss nehmen Sie: 1 g Bittersüßstängel (erhältlich in Apotheken) auf 1 Tasse kochendes Wasser, dreimal täglich (Tagesdosis bis 3 g).

Äußerlich: Aufguss oder Abkochung (Dekokt) mit 1 bis 2 g Droge auf 1 Tasse Wasser. [1]

Umschlag mit Bittersüßem Nachtschatten

Nach den Angaben zur äußerlichen Einnahme zubereiten. Legen Sie ein vom Sud feuchtes und ausgewrungenes Tuch auf die betroffene Körperstelle. Darüber ein trockenes Tuch legen und befestigen. Der Umschlag kann bis zu 3-mal täglich eingesetzt werden und sollte etwa 15 bis 30 Minuten einwirken.

Der Aufguss kann auch als Waschung z.B. mit einem Waschlappen angewendet werden.

Wirkstoffe von Bittersüßem Nachtschatten

  • Steroidalkaloide (Glykoside von Soladulcidin, Tomatidenol, Solasodin)
  • Steroidsaponine (Yamoginosid A & B oder Soladulcosid)
  • Gerbstoffe

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2015
  2. Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 4. Auflage, Nachdruck, Urban & Fischer Verlag, München-Jena, 2010
  3. EMA/HMPC: Bittersüßstängel, EMA/HMPC/261736/2012, aufgerufen am 23.09.2024
  4. Blaschek, W. et al. (2006). Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. Springer.
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