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Omega-3-Fettsäuren

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Omega-3-Fettsäuren sind vor allem in Fisch enthalten.
© seqoya - Fotolia.com

Omega-3 Fettsäuren sind lebenswichtig

Omega-3-Fettsäuren erfüllen im Körper viele wichtige Aufgaben. Wir beleuchten die aktuelle Studienlage und erklären, was es mit ALA, EPA und DHA auf sich hat.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Was ist Omega-3?

Omega-3-Fettsäuren sind lebenswichtig und müssen von uns über die Nahrung aufgenommen werden, da wir sie nicht selbst herstellen können. Sie zählen zu den wertvollsten unter den mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Fett in der Nahrung ist also nicht per se ungesund. Was zählt, ist die Menge und die Art des Fetts (gesättigte Fettsäuren und Transfettsäuren sind tatsächlich ungesund).

Warum sind Omega-3 Fettsäuren so wertvoll?

Omega-3-Fettsäuren erfüllen nahezu überall im Körper viele wichtige Aufgaben, so dass es anzustreben ist, gut mit diesen Fettsäuren versorgt zu sein. Ungesättigte Fettsäuren sind Bestandteil jeder Zell­membran. Dort sorgen sie dafür, dass die Membranen elastisch bleiben und spielen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel und bei der Energiegewinnung. 

Omega 3 ist wichtig für die Gesundheit

  • von Herz und Gefäßen
  • von Gehirn und Nervensystem
  • bei Schwangerschaft und für Säuglinge.

Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt, Krebserkrankungen oder auch Autoimmunerkrankungen treten bei einer omega-3-reichen Ernährung seltener auf. So sind bei den Eskimos, die viel fetten Fisch, Wal- und Robbenfleisch essen (alle drei reichhaltige Quellen dieser besonderen Fette), solche Erkrankungen ziemlich unbekannt.

Welche Omega-3-Fettsäuren gibt es?

Es gibt drei verschiedene Omega-3-Fettsäuren:

  • Alpha-Linolensäure (ALA): eine Omega-3-Fettsäure pflanzlichen Ursprungs
  • EPA (Eicosapentaensäure): eine Omega-3-Fettsäure in fettem Kaltwasserfisch oder Mikroalgen
  • DHA (Docosahexaensäure): ebenfalls eine Omega-3-Fettsäure in fettem Kaltwasserfisch oder Mikroalgen

Dieser Artikel behandelt überwiegend Forschungsergebnisse mit EPA und DHA, das von marinen Fischen stammt. ALA ist ebenfalls wichtig, aber geringer wirksam und auch weniger umfangreich untersucht. 
Übrigens: der letzte Buchstabe "A" in den Abkürzungen steht jeweils für das englische Wort "acid", was Säure bedeutet.

Fun Fact: fetter Seefisch enthält nur deshalb soviel von EPA und DHA, weil er Omega-3-haltige Algen frisst. Diese speziellen Mikroalgen (und Öl und Kapseln daraus) sind also ebenfalls sehr gute und dazu noch vegane Omega-3-Quellen.

Auf die Balance achten: Verhältnis von Omega 3 zu Omega 6 wichtig

Damit Omega-3-Fettsäuren überhaupt gut wirken können, dürfen wir nicht zu viele Omega-6-Fettsäuren konsumieren. Diese befinden sich zum Beispiel gehäuft in Distelöl oder Sonnenblumenöl (mehr dazu hier). Problem der modernen Ernährung ist, dass wir 10 bis 20-Mal mehr Omega-6 Fettsäuren zu uns nehmen als Omega-3. Offiziell vorgeschlagen ist ein Omega 3 zu Omega-6-Verhältnis von 1:5, manche Therapeuten sehen den Idealwert sogar bei 1:2. Mehr zu diesem Thema im Interview mit Dr. Volker Schmiedel. Häufig liegt der Wert bei 1:10 oder höher. Problem ist, dass beide Fettsäuren um ein Enzym konkurrieren und hier zur Verstoffwechselung andocken. Liegt immer viel zu viel Omega-6 vor, gelangt Omega-3 kaum in den Blutkreislauf, um seine gesunde Wirkung zu entfalten.

Wie viel Omega 3 am Tag?

Die einschlägigen Fachgesellschaften raten zu einer Aufnahme von EPA/DHA von bis zu 2 Gramm pro Tag. Dies bezieht sich allerdings auf Gesunde. Für Kranke können deutlich höhere Werte sinnvoll sein. Wovon wir allerdings dringend abraten, ist die Einnahme "auf Verdacht", also ohne den eigenen Omega-3-Status zu kennen und ohne therapeutische Empfehlung durch einen medizinischen Experten.

Wer sollte Nahrungsergänzungsmittel nehmen?

Was die Forschung seit Jahren beschäftigt, ist die Frage, ob "extra Gaben" auch präventiv bei Gesunden sinnvoll ist oder eher nur bei Vorerkrankten, die einen Mangel aufweisen.

Stand heute zeigt sich folgendes: Omega-3 ist sinnvoll bei Menschen, die einen Mangel aufweisen, also wenig Fisch essen, einen hohen Entzündungslevel und ein hohes Herz-Kreislauf-Risiko haben. Also für Risikogruppen wie Patienten nach Schlaganfall, nach Herzinfarkt, mit Arteriosklerose und koronarer Herzkrankheit ist die Einnahme von DHA und EPA sinnvoll.

Nebenwirkungen von Omega-3-Präparaten

Nebenwirkungen bei Überdosierung sind möglich. Insofern ist es wichtig, mäßig zu dosieren und ein paar Kontraindikationen zu beachten.

Studienlage: Wie gut helfen Omega-3-Fettsäuren?

Die Wirkung zur Senkung stark erhöhter Blut-Fett(Triglycerid)-Spiegel ist sehr gut klinisch belegt. Aber nur für hohe Dosen: 2 bis 3 Gramm täglich.

Auch die antientzündliche Wirkung und damit die Linderung bei rheumatischen Beschwerden ist gut belegt.

Die Studienlage zum Schutz vor Herz- und Gefäßerkrankungen ist nicht eindeutig. Zwar konnten zahlreiche Studien in den letzten Jahren folgendes zeigen:

  • Bei vorhandener Herzerkrankung oder einem überstandenen Herzinfarkt beugen EPA und DHA Komplikationen vor (Senkung der Rate weiterer Ereignisse um 20–36 %).
  • Auch plötzliche Herztode durch Rhythmusstörungen traten seltener auf.

Eine Metastudie aus dem Jahr 2021 zeigte aber bei Vorhofflimmern (eine Form der Herzrhythmusstörung) nun einen gegenteiligen Effekt, vor allem bei Dosierungen über 4 Gramm/Tag. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat daraufhin im November 2023 folgende Mitteilung herausgegeben: "Präparate mit Omega-3-Fettsäuren können bei Herzpatienten das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen [4]." Kritiker weisen allerdings daraufhin, dass etliche Patienten in den Studien die Diagnose Vorhofflimmern bereits vor dem Studienbeginn hatten, sodass es nicht als Erstmanifestation einer Herzrhythmusstörung innerhalb der Studie gewertet werden kann.

Es gilt also wie überall in der Medizin auch hier: Man muss den erwartbaren Nutzen dem individuellen Risiko gegenüberstellen.

Und: Menschen mit Mangel, die also wenig Fisch essen, einen hohen Entzündungslevel und ein hohes Herz-Kreislauf-Risiko haben, also Risikogruppen wie Patienten nach Schlaganfall, nach Herzinfarkt, mit Arteriosklerose und koronarer Herzkrankheit kann die Einnahme von DHA und EPA sinnvoll sein. 

Eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte dabei immer mit dem behandelnden Arzt oder der Apothekerin besprochen werden.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • Hypertriglyczeridämie (wirkt nur auf Triglyczeridspiegel nicht Cholesterin)
  • Sekundärprävention bei vorhandenen Herzkreislauferkrankungen, Herzinfarkt, Schlaganfall
  • rheumatoide Arthritis (Linderung der Entzündung)
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Alzheimer, Vorbeugung, Anfangsstadium
  • Asthma asthmabei Kindern, vorbeugend
  • Autoimmunkrankheiten (Multiple Sklerose), Linderung
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Diabetes, Folgekrankheiten von
  • Durchblutungsstörungen, Verbesserung der Gefäßfunktion und Durchblutung
  • Mukoviszidose (zystische Fibrose), lindernd
  • psychische Erkrankungen, Hyperaktivität bei Kindern, Depressionen
  • Schwangerschaft: Geburt, Depression, Entwicklung des Kindes
  • Thrombose, vorbeugend

Omega-3 Wirkung

Die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren auf den Organismus beruht auf unzähligen, sehr verschiedenen Einzelmechanismen und ist damit sehr vielfältig.

Omega-3-Fettsäuren erfüllen nahezu überall im Körper viele wichtige Aufgaben. Sie

  • wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd
  • gerinnungshemmend und damit antithrombotisch
  • gefäßerweiternd
  • antioxidativ
  • machen alle Zellmembranen elastisch (fluide)

Diese Punkte zusammen bewirken den Schutz vor Herz-/Kreislauf- und Gefäßerkrankungen. Fluide Zellmembranen hemmen die Gerinnung des Blutes, erhalten die Gefäßelastizität und damit die Windkesselfunktion der Gefäße (Schutz vor zu hohem Blutdruck, besonders in den großen Gefäßen und bessere Ernährung des Gewebes durch langsamen Fluss mit gutem Durchtritt der Nahrungsstoffe durch die Zellmembranen).


Bei welchen Krankheiten können Omega-3-Fettsäuren helfen?

  • Für Risikogruppen wie Patienten nach Schlaganfall, nach Herzinfarkt, mit Arteriosklerose und koronarer Herzkrankheit ist die Einnahme von den Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA sinnvoll (Sekundärprävention). Empfehlungen gibt es von diversen Fachgesellschaften (z.B. DGE und die American Heart Association) bei hohen Triglyceridwerten im Blut sowie bei bestehenden Herz-Kreislauferkrankungen.
  • Ob auch Gesunde bezüglich ihres Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen profitieren (Primärprävention), ist weniger sicher. Dies ist nur für häufige Fischmahlzeiten gezeigt. Bei Fischöl kann man derzeit diese Wirkung nicht nachweisen.
  • Auch eine Hemmung der Blutgerinnung ist im Bereich des Möglichen. Verzeichnet wurden außerdem eine leichte Senkung von Bluthochdruck sowie eine leichte Verbesserung bei rheumatischen Erkrankungen.
  • Möglich, dass Fischöl Arteriosklerose und Alzheimer vorbeugt, bei manifesten Schäden (Claudicatio intermittens, PAVK, Vollbild Alzheimer) ist ein Nutzen nicht nachgewiesen.
  • Es profitieren vermutlich auch schwangere Frauen und der sich entwickelnde Embryo.
  • Besonders intensiv wird ein Allergieschutz von Kindern durch Omega-3 Fettsäuren untersucht.
  • Unerwartet war der Befund, dass psychische Krankheiten wie Depressionen auf Fischöl ansprechen.
  • Schwermetalle und Umweltgifte in Fisch hin oder her: Nach Angaben der DGE überwiegt die positive Wirkung von Fisch mögliche Gefahren, die sich aus der Belastung mit Umweltgiften ergibt.

Herz-Kreislauf

Zu den günstigen Wirkungen von Omega-3-Fettsäuren auf Herz, Gefäßsystem und Stoff­wechsel sind in den vergangenen 15 Jahren mehr als 15.000 wissenschaftliche Veröffentli­chungen erschienen. In den 1970-iger Jahren wurde in epidemiologischen Studien festgestellt, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei den Inuit selten auftreten. Man hat das dem hohen (Kaltwasser-) Fischverzehr zugeschrieben. Das war auch der Anstoß für zahlreiche klinische Studien im Bereich Primärprävention von Herzinfarkt und Schlaganfall durch ergänzende Omega-3-Fettsäure-Gaben oder auch zur Vorbeugung von Komplikationen bei diesen Krankheiten (Sekundärprävention).

Zunächst nahm man einen positiven Effekt an, aber die neueren großen Auswertungen über alle Publikationen ergeben ein sehr heterogenes Bild. Grund sind nicht nur die sehr unterschiedlichen Dosierungen in den Studienprotokollen, sondern auch die heterogenen Präparate. Da die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA nur teilweise die gleiche Wirkung, sondern punktuell auch komplementäre Wirkungen zeigen, ist dieser Punkt relevant. Außerdem sind ALA und Fischöl offensichtlich in der Wirkung sehr verschieden. Die Erfolgsraten sind daneben sehr abhängig von der allgemeinen Grundversorgung mit Omega-3-Fettsäuren und der Medikamentenversorgung von Patienten.

  • In Bevölkerungen, die traditionell viel Fisch auf den Tisch bringen, fällt natürlich die Wirkung von zusätzlichen Omega-3-Fettsäuren kaum ins Gewicht.
  • Wenn die Patienten bereits wegen Risikofaktoren Statine einnehmen, ist keine zusätzliche Wirkung auf KHK-Ereignisse durch Omega-3-Fettsäuren sichtbar. Außerdem sind die beobachteten Effekte über Jahre hinweg dahin geschmolzen. Das könnte nicht nur an der besseren Studienführung liegen, sondern auch an der besseren medikamentösen Versorgung. Das bedeutet, dass der Effekt von Omega-3 ohne Zusatzmedikamente vermutlich größer ist.
  • Die Daten für ALA sind weniger überzeugend, vermutlich bringt es eine Senkung der Rate von KHK-Todesfällen um 10 %. (Die Daten wurden hier aber aus ungenauen Verzehrserhebungen oder auf Grund von Blutanalysen gewonnen. Direkte Effekte durch ALA-Supplemente wären aussagekräftiger).
Dennoch kann man festhalten:
  • Bei vorhandener Herzerkrankung oder einem überstandenen Herzinfarkt beugen EPA und DHA Komplikationen vor (Senkung der Rate weiterer Ereignisse um 20-36 %).
  • Auch plötzliche Herztode durch Rhythmusstörungen treten seltener auf.
  • Die vorbeugende Wirkung bei Gesunden durch Omega-3-Fettsäuren auf Herzerkrankungen kann derzeit nicht eindeutig belegt werden. Glaubt man den Verzehrsstudien, schützt offensichtlich häufiger Fischkonsum.
  • In den offiziellen deutschen Leitlinien zur Schlaganfallprophylaxe wird daher ein moderater Fischkonsum (und nicht Fischöl) empfohlen.

Nun beginnt das große Rätselraten, welche Bestandteile aus dem Fisch relevant sind. Fisch enthält nicht nur den Tran, sondern Vitamin D, B und Spurenelemente. Und zu bedenken gilt außerdem: Wer Fisch isst, konsumiert ihn statt fettem Fleisch oder Wurstwaren. Fragen kann man sich außerdem: Leben Menschen, die fünf Mal pro Woche zu Fisch greifen, eher in kleinen Orten an der Küste? Damit käme auch ein stressarmer Lebensstil in Betracht. So kann der Fischkonsum ein Indikator für ganz andere Faktoren sein, als angenommen.

Im folgenden erläutern wir, wie der aktuelle Forschungsstand der Omega-3-Wirkung bei verschiedenen Anwendungsgebieten ist.

Fettwerte: Omega-3-Fettsäuren lassen Triglyceridspiegel sinken

Die bislang am besten erforschte Wirkung betrifft die Senkung der Neutralfette im Blut („Triglyceridspiegel“). Ein hoher Triglyceridspiegel zusammen mit einem erhöhten Cholesterin gilt als wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen (koronare Herzkrankheit). Betroffen sind Personen mit Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes.

Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen e.V. (DGFF, Lipid-Liga) sieht daher in der Gabe von 2-3 Gramm EPA und DHA aus Fischöl als einen sinnvollen Therapiebaustein an. Beide senken die Entzündungs- und Triglyceridwerte. Der Effekt von ALA (alpha-Linolensäure) ist dagegen vergleichsweise gering.

Die FDA (US Food and Drug Administration) hat jetzt zwei Präparate mit den Omega-3-Fettsäuren DHA (Docosahexaensäure) und EPA (Eicosapentaensäure) zur Behandlung von hohem Triglyzeridspiegel zugelassen. Getestet sind Omega-3-Fettsäuren auch in Kombination mit der Standardtherapie, dem Cholesterinsenker Simvastatin. Angesprochen hatten die Triglyceride und VLDL-Cholesterin (Very Low Density Lipoprotein, Cholesterin mit sehr niedriger Dichte). Allerdings kann dabei das LDL-Cholesterin ansteigen.

Blutdruck

Vor allem die Omega-3-Fettsäure DHA senkt Blutdruck und Herzschlag, EPA erweitert die kleinen Blutgefäße und hemmt die Blutgerinnung. So verbessern die beiden zusammen die Fließeigenschaften des Blutes, zumindest in den theoretischen Ergebnissen aus Labor- und Tierversuchen. Einige Studien älteren Datums wiesen nach, dass auch am Menschen mit leichtem Bluthochdruck eine geringe Senkung bewirkt wird. Effektiv ist DHA, aber auch die Mischung DHA und EPA (4 g/Tag).

Eine große Auswertung über 50 Studien berichtet geringe Wirkgrößen. Wenn nur die Studien mit den höchsten Fischölgaben (3,7 g/Tag im Durchschnitt) über längere Zeiträume herangezogen wurden, ergab sich ein Effekt von einer Reduktion des systolischen Blutdrucks um 2,1 mmHg und des diastolischen Blutdrucks um 1,6 mmHg.

Gefäße und Arteriosklerose

Arteriosklerose wird neben genetischen Faktoren und falscher Lebensweise wesentlich durch Entzündung, hohe Fettwerte und oxidativen Stress unterhalten. Viele Einzelbelege weisen auf eine schützende Wirkung durch Omega-3-Fettsäuren. Eine Heterogenität gibt es allerdings auch hier bei den Studienergebnissen bezüglich der Entzündungswerte und Oxidationsprodukte unter EPA-DHA Behandlung (DHA/EPA ≥ 3-4 g/Tag). Dennoch geht man davon aus, dass es zu einer positiven Wirkung kommen „kann“.

Eine aktuelle Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration) zum Thema Arteriosklerose stellt fest, dass Omega-3-Fettsäuren keinen deutlichen Effekt auf die Symptome bei PAVK und Claudicatio intermittens haben. In die Analyse einbezogen wurden 9 Studien mit 425 Teilnehmern, die den angelegten Qualitätskriterien entsprachen.

Anders ausgefallen ist die Auswertung der Studien über die Steifheit der Gefäße (gesunde Gefäße weiten sich in Antwort auf die Steigerung des Blutdrucks). Hier reagierten die Gefäße in den 10 ausgewählten Studien mit einer besseren Elastizität auf die Omega-3-Fettsäuren-Gabe.

Thromboseneigung

Thrombosen verschlechtern nicht nur die Muskelversorgung, sondern bedrohen das Herz (Herzinfarkt) und auch das Gehirn (Schlaganfall). Omega-3-Fettsäuren beeinflussen gleich mehrere Prinzipien der Blutgerinnung, so die Laborversuche. Einige Studien haben einen deutlichen Effekt gezeigt, in der Summe sind die Ergebnisse aus der Praxis jedoch nicht eindeutig. Auf der Suche nach Gründen für diese Heterogenität werden derzeit genetische Ursachen vorgeschlagen. So profitiert eine Untergruppe von Patienten, bei denen auch im Blut der EPA/AA-Quotient auf die Intervention ansprach. Eine ähnliche Tendenz findet man übrigens auch bei der Wirkung auf die Herzerkrankungen. Damit muss man als nächstes klären, warum einige Personen ansprechen, andere nicht.

Mit Omega-3-Fettsäuren Entzündungen schneller beenden

Chronische Entzündungen über lange Zeiträume belasten den Körper. Viele Krankheiten gehen auf eine chronische Entzündung zurück, wie Rheuma und Arteriosklerose mit Folgen für Herz, Gefäße und Folgekrankheiten wie Alzheimer. Da Omega-3-Fettsäuren die Bildung von entzündungsfördernden Stoffen (Prostaglandine und Leukotriene) im Körper herabsetzen, kann beispielsweise bei Rheuma (rheu­matoide Arthritis) die Schmerzsymptomatik gelindert werden. Nach dem aktuellen Stand der Forschung diskutiert man sie als potenziell sehr wirksame entzündungshemmende Substanzen. Dabei werden aus EPA und DHA auch Botenstoffe produziert, die Entzündungen beenden und Schmerz lindern (Resolvine und Protektine). Die Auswertung von 23 Studien zeigt eine sehr verlässliche Wirksamkeit auf Schwellung und Schmerz sowie eine Verkürzung der morgendlichen Gelenkprobleme. Begleitend kann die Medikamenteneinnahme verringert werden.

Schwangerschaft

Man empfiehlt Frauen, während der Schwangerschaft Omega-3-Fettsäuren einzunehmen, denn es liegen Hinweise vor, dass dies möglicherweise eine natürliche Geburt und das Wachstum des Babys fördern könnte. Für die Entwicklung von Augen und Gehirn ist DHA absolut notwendig. Man vermutete ferner, dass sich dadurch auch die geistige Entwicklung des Kindes fördern lässt. Ferner untersucht man gerade, ob die Kinder vor Allergien und Asthma geschützt werden können. Womöglich profitiert auch die Mutter mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für eine postnatale Depression.

Die augenblickliche Studienlange kann einige Punkte bestätigen.

Entwicklung des Kindes

  • Der Einfluss auf die Entwicklung von Augen und Gehirn des Kindes ist noch nicht ganz klar geworden. Wenn eine Förderung der geistigen Entwicklung der Kinder mit Fischöl festgestellt wurde, war sie nur bei Vorschulkindern im Vergleich zur Kontrollgruppe nachzuweisen. Später im Leben kommen viele andere Faktoren zum Tragen, so die Erklärung. Kritisiert wurde die Studiendurchführung, so dass ein Zusammenhang als „nicht schlüssig erwiesen“ angesehen wird. Wegen ermutigender Teilergebnisse forscht man auf dem Gebiet aber weiter. Im Augenblick geht man davon aus, dass das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren stimmen muss und es werden Kombinationen aus beiden getestet.
  • Fischöl in der Schwangerschaft kann allerdings der Entwicklung von Übergewicht bei Kindern nicht vorbeugen.
  • Nach der Geburt wirkt sich eine Nahrung reich an Fisch, DHA und EPA (Fischöl, Algenöl) positiv aus, was die allgemeine Krankheitsneigung und speziell die des Atmungstrakts betrifft.
  • Ob aber kindliches Asthma darauf anspricht, ist umstritten.

Praeklampsie

Die kontrollierten Studien konnten keinen Nutzen von Omega-3-Fettsäuren gegen Schwangerschasftshypertonie nachweisen.

Postnatale Depression: nicht sicher

Eine entsprechende Studie mit EPA und DHA gegen die postnatale Depression ist von der Qualität mangelhaft und widersprüchlich. Der Cochrane-Report fasst zusammen, dass bei der augenblicklichen Datenlage eine Omega-3-Fettsäuren-Supplementation als sichere Prävention postnataler Depression nicht empfohlen werden kann.

Frühgeburt & Omega-3

Die vorbeugende Wirkung von Omega-3 Fettsäuren gegen Frühgeburten ist geringer als angenommen. Jedoch steigt der Effekt bei Frauen, die kaum Fisch essen. Die Debatte hält jedoch an.

Allergie: Omega-3 über die Mutter am besten

Allergische Erkrankungen lassen sich beim Nachwuchs reduzieren (Asthma, Heuschnupfen, atopisches Ekzem, Nahrungsmittelunverträglichkeiten), wenn die Mutter in der Schwangerschaft regelmäßig Fisch isst (mehr als einmal pro Woche) oder Fischöl schluckt. Ob Fischkonsum oder Fischöl in der Kindheit atopische Erkrankungen bremst oder nicht, ist weniger klar, wenn auch eine positive Tendenz vorliegt.

Multiple Sklerose

Die Fischöldiskussion bei der Behandlung von Multipe Sklerose verläuft kontrovers. Wenn man die Betroffenen befragte, ergab sich ein positiver Zusammenhang zwischen Fischverzehr, Fischöl und Leinöleinnahme und der Rückfallhäufigkeit und Lebensqualität. Eine der Interventionen mit Omega-3-Fettsäuren zeigte auch deutlich positive Effekte auf die Botenstoffe im Blut. In der objektiven Verfolgung des Beschwerdebildes in placebokontrollierten Studien ließ sich nicht immer ein Effekt feststellen. Es gibt aber noch beträchtliche Hoffnungen, denen man nachgehen wird. Da hier keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beschrieben sind, spricht nichts gegen einen Therapieversuch. Untersucht werden übrigens auch Kombinationen von Omega-3/Omega-6/PUFA.

Krebserkrankungen: Omega-3 auf dem Prüfstand

Eine Prüfung fand in Labor- und Tierversuchen statt, die für diverse Situationen belegen, dass Omega-3-Fettsäuren vorbeugend auf die Krebsentstehung wirken müssten und außerdem Krebswachstum und Metastasenbildung hemmen. Dieser Teil der Forschung ist eindeutig. So hatte man dies lange als richtig angenommen. Belegt hat man die Hypothese außerdem mit großen Untersuchungen zum Essverhalten bezüglich Fisch und Meeresfrüchten. Aber selbst hier ist das Gesamtergebnis nicht unumstritten:

  • Von 65 Studien über die Aufnahme von Fischöl schlossen nur 10 mit einem signifikanten Ergebnis. Bei Lungen-, Brust-, Prostata-, und Darmkrebs wurde sowohl eine positive, aber auch eine negative Wirkung (!) gefunden, die meisten Studien jedoch zeigen keine Wirkung.
  • Wenn nun die qualitativ hochwertigen und großen Studien herausgefiltert wurden, zeigt sich kein Krebsschutz. Studien, die über ein deutliches Ergebnis berichten, sind klein und weisen eine hohe Schwankungsbreite auf, so dass der Wert fragwürdig erscheint. Die These, dass Fischöl in der Ernährung Krebs vorbeugt, kann derzeit nicht „bewiesen“ werden.

Die bisher durchgeführten klinischen Interventionsstudien mit Omega-3-Fettsäuren am Menschen lieferten ebenfalls kein einheitliches Bild und die Fachpresse diskutiert immer noch über die Güte und die Interpretation der Daten. Die Frage, die sich außerdem stellt, ist, wie sicher Omega-3 Fettsäuren sind? Gibt es eine Gefährdung? Gänzlich ausschließen kann man das nicht, weil immer wieder neue Befunde gemacht werden, die nicht in das generelle Bild passen:

Prostatakrebs durch Omega-3-Fettsäuren?

Eine Studie vertraute nicht auf die von den Probanden berichtete Einnahme. Sie untersuchte direkt das Blut der Probanden auf Omega-3 Fettsäuren (DHA und EPA). Anders als bei den vorigen Studien war außerdem, dass man vorhandene Krebsvorstufen in der Prostata durch Untersuchung vor Studienbeginn ausgeschlossen hatte. Das Ergebnis hatte alle erstaunt:

  • Genau die Personen mit dem höchsten Omega-3-Anteil an den Gesamtfettsäuren waren am meisten gefährdet: Ihr Prostatakrebsrisiko (nur hochgradige Formen) war um den Faktor 2,5 höher als bei den Männern mit den niedrigsten Werten.

Dieser Befund bedeutet noch nicht automatisch, dass Omega-3-Fettsäuren Krebs begünstigen, es ist jedoch ein Hinweis, dass man noch nicht alle Faktoren kennt, die bei der Krebsentstehung eine Rolle spielen. Hier sind auch genetische Faktoren am Werk. Eine gewisse entzündliche Aktivität ist notwendig, um Krebsvorstufen abzuwehren, das ist bekannt. Eine permanente Entzündung jedoch fördert die Krebsentwicklung. Hier gibt es gegenläufige Prozesse, die bilanziert und insbesondere individualisiert werden müssen.

Bei Individuen mit hoher Entzündungsbereitschaft, bei erhöhten Entzündungsparametern und bei Tumorarten, bei denen Entzündungen eine wichtige Rolle spielen, ist dann eher ein positiver Effekt durch Omega-3 zu erwarten.

Schwerkranke

Im Tierexperiment an Ratten wurde festgestellt, dass die Fütterung mit Omega-3-Fett­säuren die Futteraufnahme fördert und Abmagerung entgegenwirkt. Auch in der Krebstherapie wird dieser Aspekt immer noch verfolgt, da der schnelle Gewichtsverlust häufig das Leben der Patienten bedroht (Tumor-Kachexie). Die anfänglichen kleinen Versuche mit EPA waren vielversprechend, die großen kontrollierten Studien dagegen nicht. Aber das Thema ist noch nicht vom Tisch. Vor allem ein sehr früher Einsatz von EPA und die Verwendung in der Palliativmedizin bei Krebskranken werden immer noch als verfolgenswerte Therapie diskutiert.

Untersucht wird mit Erfolg auch die Verwendung während einer Chemotherapie. Da aber nicht sicher ist, wie sich andere Komponenten im Fischöl auf die Therapie auswirken und ob jede Therapie kombiniert werden kann, muss man noch endgültige Empfehlungen abwarten.

Interessant in diesem Zusammenhang wäre auch ein Statement der Intensivmedizin zum Thema Omega-3-Fettsäuren (parenteral). Wegen der erheblichen Schwankungen lassen sich aus den bisherigen Studien keine Aussagen treffen, das Ergebnis reicht nämlich von 0,4-mal weniger Infektionen bis 1,4-mal mehr. Bei Sepsis sollte man bis zur Klärung keine höheren Mengen an Omega-3-Fettsäuren einsetzen. Mit diesem Thema werden sich daher neue Studien auseinandersetzen. Eine wesentliche Rolle für die Art des Effektes spielen auch die aktuelle und basale Entzündungsbereitschaft.

Diabetes

Fischmahlzeiten (mindestens einmal die Woche) könnten das Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 um 25 % reduzieren, schenkt man den Verzehrsstudien Glauben. Bei der Intervention mit Fischöl muss man die Wirkung genauer differenzieren:

Das sind die Wirkungen bei Diabetes:

  • Auf den Blutzucker und die Zuckerkontrolle haben Omega-3-Fettsäuren bei den meisten Probanden keinen Einfluss.
  • Omega-3-Fettsäuren senken die Triglycerid- und VLDL-Werte auch bei Diabetikern. Das Cholesterin könnte jedoch leicht ansteigen.
  • Auch ein Einfluss auf den arteriellen Blutfluss und die Gerinnung scheint möglich. Bei der Vorbeugung von Gefäßschäden bei Diabetikern durch EPA/DHA besteht Hoffnung und verdient weitere Untersuchung.

Die Leitlinien der Fachgesellschaften erachten 2-3 Portionen Fisch pro Woche und die Verwendung pflanzlicher Quellen (Rapsöl, Leinöl, Nüsse und grünes Gemüse) als sinnvolle begleitende Maßnahme bei Diabetes. Bei Nahrungsergänzung durch Omega-3-Fettsäuren besteht keine Einigkeit.

Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts

Einige Hinweise ließen ahnen, dass Omega-3-Fettsäuren die Beschwerden von entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa und Morbus Crohn) bessern könnten. Bei einer systematischen Aufarbeitung unter Bewertung der Datensicherheit ergaben sich aber keine „Beweise“ für einen Nutzen bei entzündlichen Darmerkrankungen (Remissionszeit, Rückfallraten). Jedoch zeigten immerhin 6 von 13 Studien ein Ansprechen von mindestens einem registrierten Symptom. Derzeit diskutiert man die Verwendung von speziell beschichteten Kapseln, die das Öl auch an den Herd der Entzündung bringen.

Mukoviszidose (zystische Fibrose)

In den Zellmembranen betroffener Organe (Lunge, Pankreas) von Mukoviszidose-Patienten ist der Anteil der Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure stark erhöht. Experimente zeigen, dass die Ver­abreichung einer Omega-3-Fettsäure (DHA: Docosahexaensäure) das Missverhältnis ausgleichen kann. Dies führte im weiteren Krankheitsverlauf zu einer deut­lichen Besserung der Gewebebefunde in Lunge, Bauchspeicheldrüse und Darm­schleimhaut. Die bereits durchgeführten Studien zeigen leicht positive Effekte. Die Daten reichen nicht aus, um Omega-3-Fettsäuren in der regulären Therapie einzusetzen, so das Fazit der Autoren.

Psychische Erkrankungen

Fette spielen im Gehirn eine eminente Rolle, sind sie doch Bestandteil aller Membranen, die Nervensignale leiten. Etwa 33 % der Fettsäuren im Gehirn sind mehrfach ungesättigt.

Es gibt bisher einige vorläufige Studienergebnisse, die darauf hinweisen, dass Omega-3-Fettsäuren gegen verschiedene psychische Erkrankungen wirken (z.B. Depression, postnatale Depression, Borderline-Persönlichkeitsstö­rung). Auch psychische Auffälligkeiten bei Kindern (wie Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, Hyperaktivität, Lese-Rechschreibschwäche, Aggressivität, Autismus und Bewegungs-Entwicklungsstörungen) werden mit einem Mangel an Omega-3-Fettsäuren in Verbindung gebracht. Bisher sind keine endgültigen Bewertungen vorhanden.

Das sind die aktuellen Hypothesen und Ergebnisse:

  • Vor allem Supplemente mit mehr als 60 % EPA könnten gegen schwere Depressionen (Major Depression) und depressive Störungen wirksam sein, insbesondere, wenn sie mit einer anderen Therapie kombiniert werden. Bei Schwangerschaftsdepression und bipolaren Störungen ist die Wirkung jedoch fraglich. Die Wirkung ist besser, wenn keine Angstsymptome oder anderen Symptome vorliegen.
  • Eine Mehrzahl der Studien zeigt bei AHDS (Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Defizit-Syndrom) auf mehrere Krankheitsaspekte einen vorteilhaften Effekt.
  • Ebenso auf dem Gebiet der Schizophrenie (Psychose) weisen die meisten Studien eine schützende Wirkung durch EPA nach (Schutz vor Progression der Krankheit, weniger Symptome, Nervenschutz, Medikamentenverträglichkeit). Eine Bewertung der Daten durch die Cochrane Collaboration weist die Therapie mit EPA/DHA immer noch als „experimentellen Behandlungsversuch“ aus.
  • Zu Borderline-Persönlichkeitsstö­rungen gibt es nur eine einzige Studie mit positivem Ergebnis.
  • Zwei Arbeiten beschreiben eine ausgleichende Wirkung von mehrfach ungesättigten Fettsäuren auf die psychischen Symptome beim Drogenentzug.
  • Nicht schlüsssig sind die Daten bisher bei Autismus, Magersucht und Zwangsstörungen.

Da Omega-3-Fettsäuren gut vertragen und akzeptiert werden und kaum Nebenwirkungen haben, spricht im Zweifelsfall nichts gegen einen Behandlungsversuch.

Alzheimer-Krankheit

Wenn das Gehirn altert und kognitive Einschränkungen oder gar Demenz auftreten, fällt parallel dazu die Konzentration an DHA und EPA. Auch entzündliche Prozesse tragen zum Nervenschaden bei. Zumindest im Tierversuch lässt sich der fatale Prozess der Alzheimerdegeneration aufhalten, teilweise auch umkehren.

Ein Blick auf die Klinik zeigt dasselbe Bild wie bei allen anderen Erkrankungen: Die Ernährungsstudien sind positiv, die klinischen Tests dagegen nicht volkommen einheitlich.

Folgende Tendenzen lassen sich ablesen:

  • Eine große Ernährungserhebung ergab, dass Personen, die 2-3 Fischmahlzeiten pro Woche zu sich nehmen, ein um 50 % vermindertes Risiko haben, eine Demenz zu entwickeln.
  • Bestätigende Interventionsstudien geben kein klares Bild. Möglicherweise lassen sich mit EPA und DHA frühe kognitive Funktionen verbessern, oder auch die mit der Krankheit verbundenen depressiven Symptome. Sehr wahrscheinlich gibt es hier ebenfalls einen Subgruppeneffekt mit profitierenden und nicht profitierenden genetischen Konstellationen.
  • Wirkungen der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA beim Vollbild Alzheimer sind nicht nachweisbar.

Sehvermögen/Augenerkrankung

Klinische Studien an Patienten mit Netzhautdegeneration (Retinitis pigmentosa) zeigten, dass die Zugabe von Vitamin A und der Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (1,2 g/Tag) den Krankheitsverlauf verzögern konnte. Allerdings variieren die Ergebnisse aus den verschiedenen Studien und ein endgültiges Votum steht auch hier noch aus. Auch bei der altersbedingten Makuladegeneration stellt eine neue Aufarbeitung der Literatur durch die Cochrane Collaboration fest, dass es keine qualitativ hochwertigen Studien gibt, die eine Wirkung belegen könnten.

Tagesbedarf: Wie viel Omega 3 pro Tag ist sinnvoll?

Die einschlägigen Fachgesellschaften raten zu einer Aufnahme von EPA/DHA von bis zu 2 Gramm pro Tag. Dies bezieht sich allerdings auf Gesunde. Für Kranke können deutlich höhere Werte sinnvoll sein. Wovon wir  dringend abraten, ist die Einnahme "auf Verdacht", also ohne den eigenen Omega-3-Status zu kennen und ohne therapeutische Empfehlung durch einen medizinischen Experten.

Praktische Anwendung: Produkte & Tagesbedarf

Omega-3-Fettsäuren sind schon seit längerem als Fischölkapseln oder als flüssiges Öl im Handel erhältlich. In einer Kapsel mit 1 g Fischöl guter Qualität sind um die 300 mg Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure enthalten. EPA (ca. 12 %) und DHA (ca. 14 %) liegen etwa in gleichen Mengen vor. Die Werte in Fischöl schwanken erheblich, je nach Präparat, Jahreszeit und Fütterung.

Neu hinzugekommen ist für Veganer ein Algenöl aus Mikroalgen, die aus eigener Kraft Eicosa­pentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) produzieren. Für Algenöl werden die Mikroalgen in speziellen Aquakulturen gezüchtet und daraus dann die Fettsäuren gewonnen.

Achten Sie beim Kauf auf den Anteil von EPA und DHA pro Kapsel bzw. pro 10 ml und vergleichen Sie dann den Preis.

Zunehmend findet man Kombipräparate Omega-3 plus Astaxanthin. Astaxanthin ist ein roter Pflanzenfarbstoff, der außergewöhnliche antioxidative Eigenschaften aufweist. Es liegt also nahe, dass Astaxanthin Omega-3 sinnvoll ergänzen kann und aufgrund seiner Wirkstärke die schützenden Effekte der Omega-3-Fettsäuren sogar verstärken kann.

Dosierungsempfehlungen für Omega 3 (EPA und DHA)

Hier variieren die Empfehlungen je nach Vorerkrankung

  • Prävention bei familiärer Häufung von plötzlichem Herztod: 1 bis 2 Gramm EPA und DHA pro Tag
  • Behandlung bei chronischer Koronarer Herzerkrankung (KHK): 1,0 g/Tag EPA/DHA und 2 g/Tag ALA (American Heart Foundation)
  • Behandlung hoher Triglyceridwerte: 1,2-4 g/Tag EPA und DHA (American Heart Foundation)

Bei Verwendung von Fischöl oder Algenöl muss man die Angaben des Herstellers beachten: 1 g Öl enthalten je nach Präparat geschätzte 300 mg (= 0,3 g) DHA und EPA.

Nach Absetzen sinken die Spiegel im Blut innerhalb von 10 Tagen auf den Ausgangswert zurück.

Dosierung von Alphalinolensäure

In Studien verwendet wurden für ALA 1,1 bis 2,2 Gramm/Tag.

Aufbewahrung

Omega-3-Fettsäuren sind sehr empfindlich. Sie sollten daher unter Luftabschluss und gekühlt aufbewahrt werden. Nach dem Öffnen sollte Leinöl innerhalb von etwa 6 Wochen aufgebraucht werden. Fischöl wird zur besseren Haltbarkeit mit Vitamin E versetzt.

Beachten Sie die Angaben des Herstellers und das Haltbarkeitsdatum.

Wer Omega-3-Fettsäuren gegen Krankheiten einnimmt, sollte wissen:

  • Die Wirkung von Fischöl ist stärker als die von ALA, denn der Körper muss diese Verbindungen weniger verändern.
  • Fischöl alleine ist nur beschränkt wirksam. Die Einnahme ersetzt nicht einen gesunden Lebensstil. Entstandene Schäden im Körper kann Fischöl nicht beheben.
  • Gute Fette – schlechte Fette: Relevant sind die Gesamtmenge und das Verhältnis der Omega-3- zu den Omega-6-Fettsäuren. Man verabschiedet sich in der Forschung also von der einseitigen Betrachtung einer Fettsäure alleine und betont das Zusammenspiel der Fette.
  • Ungesättigte Fettsäuren oxidieren leicht und fördern auch die Oxidation der Cholesterin-Transporteinheit LDL (schlechtes Cholesterin). Ein Prozess, der Arteriosklerose eben fördert und nicht bremst. Omega-3-Fettsäuren dürfen daher nicht zu lange erhitzt werden und die Öle sind an der Luft nicht lange haltbar. Das gilt auch für Fisch: Frittieren ist out.
  • Wahrscheinlich ist eine Einnahme mit Pausen am sinnvollsten. Sie kommt auch dem natürlichen Nahrungsangebot am nächsten, an das unserer Organismus und Stoffwechsel angepasst sind.

Alternative:

  • 2 Fischmahlzeiten mit öligem Fisch pro Woche für Gesunde
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