Osterluzei
Osterluzei: Vorsicht giftig!
Die Gewöhnliche Osterluzei wird traditionell zur Weheneinleitung und zur Wundbehandlung genutzt. In Deutschland ist die medizinische Anwendung von Osterluzei-Arten außer in der Homöopathie wegen ihrer Giftigkeit seit 1981 verboten.
Von: PhytoDoc-Redaktion
Osterluzei: Das Wichtigste im Überblick
Es gibt zwar zahlreiche überlieferte Anwendungen der Gewöhnlichen Osterluzei, doch ist sie wegen der hohen Giftigkeit (insbesondere Karzinogenität) heute nicht mehr im Gebrauch. Die Zulassung "Aristolochiasäurehaltiges Human- und Tierarzneimittel" wurde 1981 durch das Bundesgesundheitsamt zurückgezogen. Homöopathische Zubereitungen können aber weiterhin verwendet werden.
Informieren Sie sich hier über ehemalige Anwendungen und botanische Besonderheiten der Osterluzei.
Osterluzei als Verdächtige im Fall „Balkan-Nephropathie“
Die Osterluzei steht im dringenden Verdacht eine im Balkan häufige Nierenerkrankung auszulösen („Balkan-Nephropathie“), die zusammen mit Karzinomen im Harntrakt auftritt (Urothelkarzinome). Man vermutet, dass die Osterluzei mit dem Getreide in die Nahrung kommt und die Krankheit nach einer Latenzzeit von vielen Jahren auslöst.
Inhaltsverzeichnis
Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit
Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete (Indikationen) sind drei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.
Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.
- keine
- Osterluzei wird heute wegen Risiken durch die enthaltenen Aristolochiasäuren nur noch in homöopathischen Konzentrationen eingesetzt!
- Abtreibungsmittel (früher)
- Frauenleiden (traditionell)
- Geburtshilfe (traditionell)
- Wundheilung, Druckstellen und Blasen (traditionell)
Botanik: Aussehen und Verbreitung
Die Gewöhnliche Osterluzei (Aristolochia clematitis L.) ist eine mehrjährige Pflanze aus der Familie der Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae). Sie besitzt einen kriechenden Wurzelstock, große herzförmige Blätter und einen aufrechten, bis zu 80 cm hohen Stängel, der leicht zickzackförmig wächst. Die gelben, trichterförmigen Blüten sind Fliegenkesselfallen. Fliegen werden von den Blüten angelockt, rutschen in den Trichter und bestäuben auf diese Weise die Pflanze.
Die Blütenform der Osterluzei erinnert mit etwas Phantasie an einen menschlichen Fötus. Von diesem Merkmal der Pflanze schloss man ehemals auf ihren therapeutischen Nutzen für Geburten, woran der wissenschaftliche Name heute noch erinnert (griechisch: aristos lochia, "sehr gute Geburt").
Die Osterluzei ist ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet und findet sich heute durch Verwilderungen in ganz Mitteleuropa an wärmeren Standorten, vor allem in Weinbergen.
Verschiedene Arten - verschiedene Anwendungen
Aristolochia-Arten werden in vielen Regionen der Welt als traditionelles Arzneimittel genutzt. Aristolochia fangchi Y.C. Wu ex L.D. Chow & S.M. Hwang (guang fang ji) und A. kaempferi Willd. werden z. B. in der Traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzt. Weitere Beispiele sind A. indica L. (in Indien: zur Empfängnisverhütung), A. rotunda L. (im Iran als Tonikum), A. cymbifera Mart. & Zucc. und A. ringens Vahl (in Südamerika bei Schlangenbissen, Geschwüren und Koliken verwendet) und A. serpentaria L. (Virginische Schlangenwurz; in Nordamerika traditionell bei Schlangenbissen und Verdauungsstörungen).
Die verwandte, einheimische Haselwurz (Asarum europaeum L.) verwendete man früher als Brechmittel.
Gewinnung
Von der Gewöhnlichen Osterluzei werden das Kraut (Aristolochia herba) und die Wurzel verwendet. Sie werden an der Luft getrocknet und dann weiterverarbeitet.
Heilwirkung von Osterluzei
Entzündungslindernde Wirkung
Seit dem Mittelalter weiß man von den wundheilenden Eigenschaften der Gewöhnlichen Osterluzei. Heute schreibt man diese den in der Drogeenthaltenen Aristolochiasäuren zu. Sie haben wundheilende und immunstimulierende Eigenschaften, denn sie steigern die Aktivität von Immunzellen und die Abwehrreaktion. Zudem hemmen sie Entzündungsvorgänge.
Osterluzei traditionell gegen Frauenleiden
In der Vergangenheit wurde Osterluzei zur Einleitung der Wehen – oder missbräuchlich – zur Abtreibung verwendet. Auch Monatsblutungen sollen sich davon auslösen lassen. Ferner fand die Pflanze Verwendung bei Frauenleiden (Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane, Menstruationsbeschwerden, klimakterischen Beschwerden) sowie bei Entzündungen der Harnwege und der Nieren.
Bild-Link zu Erkrankungen, bei denen Osterluzei aus Erfahrung helfen kann
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Osterluzei
Aristolochiasäuren können sehr schädlich sein: Nach einer Aktivierung im Stoffwechsel binden sie an die Erbsubstanz DNA. Das kann zu Mutationen, Krebs und Nierenschäden führen.
Daher ist heute eine medizinische Anwendung, außer in homöopathischen Dosierungen, verboten.
Zu den Wechselwirkungen liegen keine Informationen vor.
Praktische Anwendung: Produkte
Homöopathische Osterluzeiprodukte gibt es als Globuli, Tabletten oder Dilutionen ab der Potenz D12 zu kaufen. Für pflanzliche Arzneimittel gibt es keine Zulassungen mehr.
Wirkstoffe der Osterluzei
- Aristolochiasäuren: hochgiftige Verbindungen mit einer stark mutagenen und karzinogenen Aktivität
Quellen/Weitere Informationen
- Blaschek W. et al, (Hrsg.): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, Springer-Verlag Heidelberg, 2004
- Osterluzei: OnlinePortal Botanikus Stand August 2006
- Grollman A., et al.: Aristolochic acid and the etiology of endemic (Balkan) nephropathy 10.1073/pnas.0701248104 9. July 2007
- Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2015
- Gewöhnliche Osterluzei: Wikipedia Stand August 2006