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Pappel

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Im Frühjahr fliegen die Pappelsamen durch die Lüfte.
© C. Heyer/PhytoDoc

Pappel: Natürliches Schmerzmittel

Pappel wirkt entzündungshemmend und schmerzstillend – das wussten schon die meisten Naturvölker, die alten Griechen und Hildegard von Bingen.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Pappel: Das Wichtigste im Überblick

Präparate aus der Pappel (Populus spec.) gelten traditionell und auf Grund der Inhaltsstoffe als entzündungshemmend, schmerzstillend, antibakteriell und wundheilungsfördernd. Die Heilpflanze wird daher bei Hautverletzungen und Rheumaschmerzen sehr geschätzt. Die Pappel enthält wie auch die verwandte Weide Salicin - den Vorläufer des Aspirins. Salicin und ähnliche Verbindungen werden von der Pappel eigentlich als Fraßschutz gegen Insekten produziert - im Menschen wirken sie antientzündlich. Das wussten die meisten Naturvölker, die alten Griechen und Hildegard von Bingen – alle kannten und nutzten die natürlichen Quellen von Salicin gegen entzündliche Beschwerden aller Art. Auch die Bienen verwenden übrigens den Schutzüberzug von Pappelknospen und stellen ihr antibiotisch wirksames Kittharz (Propolis) daraus her.

In der alten Heilkunde kochte man aus der Pappelrinde einen Sud. Auch der Saft der Blätter, Blattpulver und gequetschte Knospen fanden Anwendung. Pharmazeutisch eingesetzt werden heute nur noch Auszüge aus Pappelrinde und Blättern (in Form von Tropfen) oder Knospen als Creme. Pappel wird meist nur noch in Kombination mit anderen Heilpflanzen verwendet. Pappel gilt als gut verträglich und besitzt keine Nebenwirkungen.

Wobei hilft Pappel?

Pappel, das „grüne“ Aspirin

Studien zur Pappel gibt es nur punktuell. Die Kommission E kam nur für Präparate mit Pappelknospen zur Behandlung von Hautentzündungen zu einem positiven Ergebnis. Bei der Pappelrinde und den Indikationen Prostatabeschwerden oder Schmerzen (Rheuma, Nerven) war das Votum negativ, da bis zum Zeitpunkt der Bearbeitung das wissenschaftliche Erkenntnismaterial noch unzureichend war. Doch mittlerweile gibt es einige klinische Studien, die auf eine Wirkung bei Rheuma hinweisen. Bei der Gesamtwirkung schnitt die Pappel besser ab als herkömmliche „Nicht-Steroidale Antirheumatika“.

Nach traditionellen Überlieferungen soll sie auch bei Blaseninfektion und Reizblase helfen. Klassisch war die Anwendung bei Hautentzündung, Erkältung und Fieber. Darüber hinaus ist die Pappel recht vielseitig. Es liegen neure Untersuchungen vor, die auf einen Effekt auf den Stoffwechsel hinweisen. So könnte die Pappel bei Gicht wirken und das Abnehmen unterstützen. Das klappt allerdings bisher nur im Tierversuch, systematische Untersuchungen am Menschen gibt es nicht.

Die Pappel hat als Aspirinersatz noch lange nicht ausgedient, Pappelprodukte sind nämlich wesentlich Magen verträglicher. Allerdings ist der Wirkstoff im Naturprodukt geringer konzentriert.

Die Homöopathie verwendet verdünnte Extrakte aus Rinde und Blättern zur Behandlung der ableitenden Harnwege und der Prostata.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • oberflächlichen Hautverletzungen (Knospen, äußerlich)
  • äußerliche Hämorrhoiden (Knospen, äußerlich)
  • Erfrierungen und Sonnenbrand (Knospen, äußerlich)
  • rheumatische Beschwerden wie rheumatoide Arthritis, aktivierte Arthrose und andere rheumatische Erkrankungen (Muskelrheuma, Fibromyalgie) (Rinde)
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde

Botanik: Aussehen und Verbreitung

Die Pappel (Populus spec.) zählt, wie die Weide, zu der Familie der Weidengewächse (Salicaceae). Beide sind Spezialisten für feuchte Standorte und trotzen Überschwemmungen unbeschadet. Mit ihrem etwas schwermütigen Reiz begleiten sie Fluss- und Bachläufe. Nur im Herbst leuchten sie - weithin sichtbar - im goldgelben Blattkleid.

Pappelblätter sind relativ hart und haben lange Stiele. Daher lässt der Wind die Bäume rauschen und die Blätter tanzen. Besonders die Espenblätter zittern bei jedem Hauch – daher auch der Beiname „Zitterpappel“. Eigenartiges entdeckt man übrigens auch bei der Blattform: die Sommerblätter vieler Arten sehen anders aus als der Frühlingstrieb.

Der oder die Pappel?

Die Pappel ist zweihäusig, es gibt also männliche und weibliche Bäume. Die jeweiligen Blüten bilden kätzchenförmige hängende Blütenstände, die der Wind bestäubt. Er bläst die winzigen, flauschigen Samen wie Schneeflocken über die Landschaft, immerhin mehrere Millionen pro Baum.

Pappelholz ist allgegenwärtig

Das Holz des Baumes ist im Alltag kaum wegzudenken, man nutzt es unter anderem für die Herstellung von Zündhölzern, Musikinstrumenten und Verpackungen. Große Bedeutung erfährt es weiter bei der Fertigung von Spanplatten und Furnier, Holzwolle oder Papier. Als schnell wachsendes Pioniergehölz ist es, gerade als nachwachsender CO2 neutraler Rohstoff, interessant.

Gewinnung

Pappelknospen werden vor dem Aufbrechen - etwa Februar bis März - gesammelt und getrocknet. Pappelknospen erntet man meistens von der Balsampappel (P. balsamifera) oder der kultivierten Ontariopappel (P. candicans, alternativ als P. gileadensis oder P. x jackii ‘Gileadensis’ bezeichnet).

Rinde oder Blätter werden entweder frisch oder getrocknet verarbeitet.

Meist werden aus den zerkleinerten Pflanzenteilen Extrakte hergestellt. 

Heilwirkung von Pappel

Salicin und verwandte Verbindungen werden von der Pappel eigentlich als Fraßschutz gegen Insekten produziert - im Menschen wirken sie antientzündlich. 

Bis zum Wirkstoff ist es aber ein langer Weg: Im Darm wird Salicin zunächst in Salicylalkohol gespalten, über das Blut erreicht es die Leber, die daraus Salicylsäure bildet. Dies ist ein ähnlicher Wirkstoff wie in Aspirin (=Acetylsalicylsäure oder ASS), der zwar die bekannten entzündungshemmenden und schmerzstillenden Eigenschaften besitzt, jedoch nicht gerinnungshemmend wie ASS wirkt.

Großer Vorteil: Salicin ist magenfreundlich

Während ASS die Magenschleimhaut häufig reizt, ist Salicin magenfreundlich, da es nur in geringer Dosis im Pflanzenmaterial enthalten ist und als Vorstufe keine Reizwirkung auf Schleimhäute ausübt. Während bis zu 0,5 Gramm ASS pro Tag eingesetzt werden, ist mit Weidenprodukten nicht mal ein Zehntel der Dosierung erreichbar. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass Polyphenole und Flavonoide mit zur Wirkung beitragen.

Rheuma

Rheumatoider Arthritis und anderen rheumatischen Erkrankungen liegt eine heftige Entzündungsreaktion zu Grunde, die wesentlich für die Schmerzen verantwortlich ist. In solchen Fällen bekämpfen Präparate aus der Pappelrinde und Knospen die Entzündung und Schwellung. Daneben kann eine Salbe bei Muskelschmerzen gezielt angewendet werden.

Ebenso zogen zahlreiche – nicht alle – klinische Studien, die eine Behandlung mit einer Tinktur aus Pappelrinde/-blättern, Eschenrinde und Goldrute (Phytodolor) verfolgten, ein positives Resümee. Die Präparate werden gegen Schmerzzustände bei akuten und subakuten rheumatischen Erkrankungen (z.B. Lumbago, Ischialgien) sowie bei Neuralgien eingesetzt. Eine Übersichtsarbeit der Firma Steigerwald stellt fest, dass das Wirkspektrum sowie das Nutzen-Risikoverhältnis besser abschneiden, als die von herkömmlichen NSAR´s (Nicht-Steroidale Antirheumatika). Das Präparat lindert Entzündung, Schwellung, Schmerzen sowie den oxidativen Schaden durch den Krankheitsprozess.

Blase und Prostata

Blätter und Rinde wirken gegen verschiedene Blasenprobleme: Bei Harnwegsproblemen durch eine vergrößerte Prostata, Blasenentleerungsstörungen, Restharnbildungen und Stauungserscheinungen. Pappel soll aber auch bei weiblicher Reizblase und Schließmuskelschwäche helfen.

Plausibel ist die Behandlung von Blasen- und Prostataentzündung mit den salicinhaltigen Zubereitungen, wenngleich aber zu wenig wissenschaftliche Daten zum Beleg einer Wirkungsweise vorliegen. Die Wirkung dürft sich dabei im Wesentlichen gegen die Entzündung und nicht gegen die Vergrößerung der Prostata richten. Genutzt wird daher die Pappel in Kombination mit anderen Heilpflanzen, die diesen Mangel ausgleichen - wie Sägepalme und Brennnessel, Goldrute oder Kürbis.

Äußere Anwendung: Wunden, Haut und Ohren

Schon Hildegard von Bingen wusste es: Oberflächliche Wunden, Hautentzündungen und äußerliche Symptome von Hämorrhoiden kann man mit Pappelknospen behandeln. Heute verwendet man meist Salben. Sie sollen die Wundheilung beschleunigen, die Entzündung besänftigen und daneben antibakteriell wirken. Häufig wurden die Knospen mit zerstoßenem Bilsenkraut gemischt, um die schmerzlindernde Wirkung zu verbessern. Doch heute bieten sich uns bessere Möglichkeiten und man verzichtet auf das giftige und halluzinogene Bilsenkraut.

Der antike Arzt Dioskurides empfahl außerdem bei Ohrenschmerzen, den lauwarmen Saft aus Pappelblättern ins Ohr zu tropfen. Auch bei Erfrierungen und Sonnenbrand werden traditionell Pappelknospen eingesetzt.

Eine iranische Studie nutzt den Rauch verbrannter Blätter der Euphrat-Pappel (Populus euphratica) gegen Warzen. Die Behandlung schlug besser an, als die Kryotherapie in der Kontrolle.

Übrigens: die Bienen sammeln den harzigen Überzug von Baumknospen, wie der Pappel, und verarbeiten es zu Propolis, das antibiotisch wirksame Kittharz.

Erkältung

Bei chronischer Bronchitis sowie Verschleimung soll die Pappel helfen und das Abhusten erleichtern. Dazu stellte man aus gequetschten Pappelknospen und Alkohol eine Essenz her. 

Lange Zeit nutzte man den fiebersenkenden Effekt von Rindenabkochung wie Aspirin/ASS bei Erkältung. Experimentell gibt es auch Hinweise auf antivirale Effekte.

Durchfall

Wesentlich für die Durchfallbehandlung dürfte, neben der antientzündlichen, eine krampflösende sowie adstringierende Wirkung sein. Eine chinesische Untersuchung zeigte die Wirksamkeit eines Extrakts aus Pappelknospen (Populus tomentosa) im Tierversuch: Die Versuchstiere in der Pappelgruppe hatten kürzeren und schwächerer Durchfall und verloren daher weniger Wasser. 

Auch eine antibiotische Eigenschaft gegen drei Bakterienarten ist belegt. Ob sie stark genug ausfällt, ist fraglich; klinische Studien hierzu gibt es nämlich keine.

Stoffwechsel

Bei Gicht entstehen Harnsäurekristalle in den Gelenken, was empfindliche Schmerzen auslöst. Die moderne vorbeugende Therapie richtet sich gegen das Enzym, welches Harnsäure produziert.

Pappelextrakt zeigt bei Gicht vorbeugend eine signifikante Wirksamkeit, übrigens in Übereinstimmung mit traditionellen Überlieferungen.

Pappel macht schlank?

Eine kanadische Studie brachte Erstaunliches ans Tageslicht: Wenn eine fetthaltige Diät an Mäuse verfüttert wurde, reduzierten die Knospen der Balsam-Pappel die Stoffwechselentgleisung im Vergleich zu den Tieren ohne den Zusatz. Die Tiere nahmen weniger zu, hatten weniger Fettleberanzeichen und einen niedrigeren Zuckerspiegel. Darüber hinaus fraßen die Tiere weniger und verbrauchten mehr Energie für die Wärmeproduktion. Vielleicht kann aus dieser Erkenntnis in Zukunft eine sinnvolle Therapie für den Menschen entstehen.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Pappel

Nebenwirkungen sind nicht registriert. Wenn Sie Nebenwirkungen an sich wahrnehmen, melden Sie diese bitte Ihrem Arzt oder Apotheker.

Bei Asthma und genereller Blutungsneigung ist Vorsicht geboten, auch bei einer bestehenden Überempfindlichkeit gegen Salicylate. Da in pflanzlichen Präparaten wenig Wirkstoff enthalten ist, fallen die für Salicylate typischen Nebenwirkungen vergleichsweise gering aus.

Bei Behandlung von Prostatabeschwerden mit Pappelpräparaten ist eine regelmäßige Untersuchung beim Arzt nötig, da trotz Dämpfung der Symptome die Prostata weiter wachsen kann und weitere Komplikationen auftreten können, wie Harnverhalt.

Die Anwendung an Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren, Schwangeren und Stillenden ist nicht untersucht und wird nicht empfohlen.

Praktische Anwendung: Produkte & Dosierung

Pappelrinde ist derzeit nur in Kombinationspräparaten mit Sägepalme und Brennnesselwurzeln, Kürbiskernen, Goldrutenblätter oder Eschenrinde als Tinktur erhältlich. Pappelknospen werden meist in Salben und Cremes eingearbeitet.

Dosierung

Rinde

Abkochung mit 1–4 g Rinde, dreimal täglichin Kombinationspräparaten: 2-4 x täglich 60 mg oder 3-4 x täglich 130 m.

Knospen

Halbfeste Zubereitungen: Salben und Cremes, z. B. Populi unguentum mit 20–30% Knospen.

Wirkstoffe der Pappel

Pappelrinde:

  • Phenolglykoside: Salicin (etwa 2,4%), Salicortin und verschiedene Benzoylester des Salicins – vorwiegend Populin (Salicin-5-benzoat), Tremulacin und Tremuloidin
  • Gerbstoffe: Tannin
  • Triterpene

Knospen:

  • Phenolglykoside: Salicin und verwandte Verbindungen
  • ätherisches Öl: Caryophyllen, Cardinen

Harz und Wachs:

  • Triterpene
  • Flavonoide: Chrysin, Apigenin
  • Gerbstoffe: Tannin

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

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  2. Bubenzer, R.H. und Kaden, M.: Pappelrinde: BGA Kommission-E-Monographien, Heftnummer: 162., ATC-Code: M09AF., Heilpflanzen Welt, multi MED vision GbR, Homepage, Stand 1992
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