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Schöllkraut

Gelbe Blüte des Schöllkrauts mit Samenständen.
© C. Heyer/Phytodoc

Schöllkraut: Gallemittel und Warzenschreck

Traditionelles Heilkraut für die Galle mit neu erkannter Nebenwirkung auf die Leber. Altbewährtes Hausmittel bei Warzen. Informieren Sie sich jetzt ausführlich!

Von: Corinna Heyer

Von: Corinna Heyer

Dieser Artikel wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt und wurde vom Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink fachlich geprüft.

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Schöllkraut: Das Wichtigste im Überblick

Schöllkraut (Chelidonium majus) ist eine einheimische Heilpflanze, die am besten an ihrem orangen Milchsaft zu erkennen ist. Dieser quillt hervor, sobald man etwas von der Pflanze abreißt.

Anwendungen von Schöllkraut

Der Saft ist alkaloidreich und gilt schon lange als Geheimtipp bei Warzen. Außerdem war die Pflanze ein allseits beliebtes Therapeutikum bei krampfartigen Gallebeschwerden, dann geriet sie in Verdacht, leberschädigend zu sein. Mehr dazu: Schädigt Schöllkraut die Leber?

Sammelzeit

Von April bis Oktober kann der Milchsaft genutzt werden. Frühjahr ist die beste Zeit.

Produkte mit Schöllkraut

Es gibt homöopathische Mittel und auch weiterhin pflanzliche Medikamente, deren Alkaloidgehalt nicht überschritten werden darf.

Verwendung

  • Volksmedizin: Hausmittel bei Warzen
  • Phytotherapie: Medikamente bei Magen-Darm-Beschwerden, vor allem bei Problemen mit der Galle
  • Küchengewürz: Nein, da giftig
Das war's in aller Kürze: Zu vertiefenden Informationen gelangen Sie über das Inhaltsverzeichnis.

Wobei hilft Schöllkraut?

Aufgrund der Gallenfluss-fördernden und krampflösenden Wirkung ist Schöllkraut eine beliebte Heilpflanze in Medikamenten bei Magen-Darm-Erkrankungen. Diese Indikation ist in der Medizin anerkannt. Ab 2002 mehrten sich allerdings Berichte zu lebertoxischen Nebenwirkungen, so dass der Gesetzgeber eingriff und den Maximalgehalt der Tagesdosis an Gesamtalkaloiden beschränkte.

Eine jahrhundertealte Anwendungstradition hat das Schöllkraut bei der Warzenbehandlung. Traditionell bedeutet, dass es zu dieser Indikation keine klinischen Studien gibt. Es gibt auch keine Warzen-Medikamente mit Schöllkraut, sondern der Milchsaft wird als Hausmittel frisch vor Ort verwendet. 

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete (Indikationen) sind drei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit

Kommission E: bei krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darm-Trakts

Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde

Erfahrungsheilkunde und Zellversuche:
Warzen

Botanik: Aussehen und Vorkommen

Schöllkraut (Chelidonium majus) gehört bei uns zu den häufigen Pflanzen und wächst auf nährstoffreichem Boden, so dass es an Wegrändern, Zäunen, Hecken und Schuttplätzen zu finden ist. Es bevorzugt einen halbschattigen Standort und findet sich auch in wilden Ecken im Garten oder in Mauern ein. Da die schwarzen Samen von Ameisen verbreitet werden, bleiben diese auch mal in Mauerritzen hängen und können dort keimen.

Die Pflanze ist mehrjährig (Botaniker nennen diese Lebensform Stauden), sie blüht von Mai bis in den Oktober und wird bis zu 60 Zentimeter hoch.

Wie sieht Schöllkraut aus?

Das typische Erkennungsmerkmal ist der gelbe Saft, der aus verletzten Pflanzenteilen und der Wurzel austritt. 

Weitere Merkmale sind die vier gelben Blütenblätter und die typisch gefiederten graugrünen Blätter. Die Knospen sind behaart und die Kapselfrüchte lang (erinnern an Schoten). Auf den ersten Blick könnte man vermuten, dass das Schöllkraut zu den Kreuzblütlern zählt, aber aufgrund der vielen Staubblätter und dem Milchsaft gehört es zur Familie der Mohngewächse.

Ist Schöllkraut giftig?

Die stark färbende Flüssigkeit in allen Teilen der Pflanzen ist leicht giftig. Die Farbe wird durch Carotinoide und einige Alkaloide im Milchsaft verursacht.

Lesen Sie hier weiter, zur Diskussion einer möglichen Leberschädigung.

Schöllkraut erkennen: Blüte, Blätter, gelber Milchsaft

Verbreitung des Schöllkrauts

Schöllkraut zählt in Europa, Asien und Nordafrika zu den häufigen Wildpflanzen; in Nordamerika ist es mittlerweile eingebürgert.

Der Name des Schöllkrauts

Der Name der Pflanze Chelidonium majus leitet sich vom lateinischen Wort chelidonius ab, welches wiederrum seine Wurzeln im Griechischen khelidon hat und übersetzt "Schwalbe" heißt. Bei Plinius und Dioskurides wird geschrieben, dass die Schwalben ihre Jungen, wenn sie kranke Augen hatten oder blind waren, mithilfe des Safts des Schöllkrauts heilten.

Im Mittelhochdeutschen wurde es schëlkrūt oder schëlwurz genannt, was sich aufs althochdeutsche "scala" beziehen könnte und "Hülse" oder "Schale" heißt.

Andere Namen sind Schwalbenkraut, Hexenkraut, Hexenmilch, Großes Schöllkraut, Giftblume, Milchkraut und viel mehr!

Arzneilich verwendete Pflanzenteile

Pharmazeutisch verwendet wird das zur Blütezeit gesammelte Kraut bestehend aus Blüten, Blättern und Stängeln (Droge Chelidonii herba). Es wird hauptsächlich in Osteuropa gesammelt.

Wie wirkt Schöllkraut?

Die Heilwirkung von Schöllkraut beruht auf folgenden Eigenschaften:

  • gallenflussfördernd
  • antimikrobiell
  • krampflösend
  • schmerzstillend
  • entzündungshemmend
Folgende Beschwerden werden oder wurden daher mit Schöllkraut behandelt:

Schöllkraut gegen Krämpfe der Gallengänge

Extrakte werden gegen Krämpfe des Magendarmtrakts und der Gallengänge eingesetzt. Sie reinigen die Gallenblase und regen den Gallenfluss bei Hepatitis, Gelbsucht und Gallensteinen an. Schöllkraut stimuliert anscheinend direkt die Gallebildung und nicht nur den Gallenfluss, dies ergaben Tierversuche.

Ab 2002 mehrten sich Hinweise, dass Arzneimittel mit Schöllkraut lebertoxische Nebenwirkungen verursachen könnten. Ein direkter Zusammenhang bei lebergesunden Patienten konnte nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Es gilt aber: Wenn Sie an Lebererkrankungen leiden oder wenn Sie gleichzeitig Arzneimittel mit leberschädigenden Eigenschaften anwenden, ist Schöllkraut kontraindiziert. Mehr dazu hier >

Dennoch ist hier übertriebene Angst und Panikmache seitens der Medien fehl am Platze, denn das Medikament wird von lebergesunden Patienten gut vertragen und wurde seit der Zulassung 1960 millionenfach verkauft. Aufgrund des breiten Wirkungsspektrums und der sehr guten Erfahrungen in der ärztlichen Praxis ist Iberogast weiterhin eines der besten Mittel bei Reizdarm und anderen Verdauungsbeschwerden, wenn man die oben genannten Nebenwirkungen beachtet [1]. Es gibt auch keine guten chemisch-synthetischen Alternativen, da Mittel wie Domperidon oder Metoclopramid keine gesicherte klinische Wirksamkeit besitzen oder Cisaprid gar wegen Nebenwirkungen zurückgerufen wurde.

Schöllkraut Warzen

Der gelbe Saft wurde traditionell auf Warzen aufgetragen (die Alkaloide sind viruzid). Und da Warzen durch Viren verursacht werden, werden sie durch den Saft des Schöllkrauts an der Vermehrung gehemmt und so können sie schließlich ganz verschwinden.

Und auch heute noch gilt Schöllkraut unter Kräuterkundigen als Geheim-Tipp bei Warzen. Mittlerweile konnte die Wirkung gegen verschiedene Viren auch in Zellversuchen gezeigt werden, wie mir unser Heilpflanzen-Experte Prof. Wink mitteilte.

Schöllkraut wie lange anwenden?

Brechen Sie einfach einen Blattstiel ab und lassen den austretenden Milchsaft zwei- bis dreimal täglich auf die betroffene Hautstelle auftropfen (ein paar Tage bis Wochen, je nachdem, wie hartnäckig die Warze ist). Wenden Sie den Saft nur genau auf der Warze an und waschen Sie sich anschließend gut die Hände, da der Saft hautreizend wirkt. Auf keinen Fall sollte dieser in die Augen gelangen. Nach ein paar Wochen sollte die Warze Geschichte sein.

Wie Schöllkraut aussieht und wie die Sache mit dem Milchsaft genau funktioniert, sehen Sie in diesem Video.

Grenzen der Warzen-Behandlung mit Schöllkraut

Warzen unter der Fußsohle sind sehr hartnäckig, so dass Schöllkraut hier an die Grenzen stoßen kann. Wir haben aber auch schon positive Berichte gehört, dass selbst große Warzen unter dem Fußballen mit Schöllkraut-Milchsaft verschwanden.

Schöllkraut als Warzenkiller

Schöllkraut bei anderen Hautkrankheiten

Der gelbe Milchsaft wird ferner bei Tinea, einer Infektion von Haut, Haaren und Nägeln mit Fadenpilzen (Dermatophyten) und Ekzemen eingesetzt.

Schöllkraut bei Augenleiden

In der Klosterheilkunde wurde das Schöllkraut wie schon von dem römischen Arzt Dioskurides (1. Jahrhundert) als Augenheilmittel eingesetzt. In einem Lehrgedicht der Medizinschule von Salerno hieß es:

Schöllkraut ist den Augen gesund, das wird uns von den Schwalben kund.

Dies bezieht sich auf die beschriebene Ableitung der Herkunft des botanischen Namens und die frühere und traditionelle Verwendung des Schöllkrauts – die Anwendung sollte man jedoch keinesfalls auf die heutige Zeit übertragen!

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Schöllkraut

Überdosierung kann zu Magenkrämpfen, Koliken und Benommenheit führen. 

Schädigt Schöllkraut die Leber?

Relativ hoch war die Zahl der ärztlich verordneten Schöllkrautpräparate bis im Jahr 2002 der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft 60 (!) unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW-Meldungen) nach Einnahme von Schöllkrautpräparaten mitgeteilt worden sind. Die UAWs äußerten sich in Leberzellschädigungen, erhöhten Leberenzymwerten (Transaminasen) und einer Bilirubinämie (erhöhter Bilirubinwert, wie bei einer Gelbsucht).

Prof Schilcher [1] hatte sich mit der Thematik intensiv beschäftigt und kam zu folgendem Schluss: "Aus den Einzelfallberichten wurde deutlich, dass Patienten wegen unspezifischer Magen-Darm- bzw. Verdauungsstörungen schöllkrauthaltige Arzneimittel eingenommen haben. Die dann im Verlauf der Einnahme auftretenden leberassoziierten Beschwerden und Leberfunktionsstörungen ähnelten denen wegen derer die Produkte angewendet wurden. In den über 50 Fallmeldungen wurde der Kausalzusammenhang in keinem Fall als gesichert und in 17 Fällen nur als wahrscheinlich bewertet."

Fazit: Man geht davon aus, dass Schöllkrautmedikamente fälschlicherweise während einer akuten Leberentzündung eingenommen wurden. Bei Beachtung der Kontraindikationen und einer Gesamtalkaloid-Tagesdosis von höchstens 2,5 mg ist nicht mit Nebenwirkungen auf die Lebergesundheit zu rechnen.

Iberogast in der Kritik wegen leberschädigendem Schöllkraut

Seit Jahren steht der Topseller von Bayer (gehörte bis 2013 Steigerwald) in der Kritik wegen des leberschädigenden Schöllkrauts.

Bereits 2008 hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) allen pflanzlichen Arzneimitteln mit einer Tagesdosis von mehr als 2,5 mg Gesamtalkaloiden die Zulassung entzogen. Iberogast enthält eine verhältnismäßig geringe Menge Schöllkraut-Extrakt von 0,3 Milligramm Gesamtalkaloide pro Tagesdosis und war daher von der Rücknahme nicht betroffen.

Bayer hätte aber entsprechende Warnhinweise zur Lebertoxizität in die Patienteninformation aufnehmen müssen, wogegen sich der Konzern bis September 2018 weigerte. Wegen dieser Verweigerungspolitik stand und steht Bayer zurecht in der Kritik. Mittlerweile wurde folgender Passus in die Patienteninfo aufgenommen:

„Iberogast® darf nicht eingenommen werden: Wenn Sie an Lebererkrankungen leiden oder in der Vorgeschichte litten oder wenn Sie gleichzeitig Arzneimittel mit leberschädigenden Eigenschaften anwenden."

Da aber im Juli 2018 ein Patient nach der mutmaßlichen Einnahme von Iberogast an Leberversagen gestorben sein soll, ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft gegen Bayer. [3]

Nebenwirkung des Milchsaftes

Die Inhaltsstoffe Berberin und Sanguinarin sind starke DNA-interkalierende Substanzen und wirken deshalb zelltötend (zytotoxisch), antimikrobiell und antiviral. Die meisten Alkaloide können mit Neurorezeptoren und anderen Proteinen in Wechselwirkung treten; dies erklärt ihre krampflösenden, schmerzstillenden und entzündungshemmenden Eigenschaften.

DNA-interkalierend bedeutet, dass sich bestimmte Moleküle in die Doppelhelix der Desoxyribonukleinsäure (DNA) zwischen benachbarte Basenpaare einschieben und damit die Replikation und Transkription der DNA stören. Damit kann auch eine kanzerogene Wirkung verbunden sein.

Daher ist bei langfristiger Anwendung des Milchsaftes auf der Haut eine kanzerogene Wirkung möglich.

Kontraindikationen von Schöllkraut

Schöllkrautpräparate sollten nicht eingenommen werden, bei

  • bestehenden Lebererkrankungen oder solchen in der Vorgeschichte
  • gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln mit bekannten leberschädigenden Eigenschaften
  • Schwangerschaft, Stillzeit und Kindern unter 12 Jahren (wegen zurzeit noch nicht ausreichender toxikologischer Untersuchungen)
  • Gallensteinleiden bzw. einem Verschluss der Gallenwege nur unter ärztlicher Kontrolle.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Das bekannteste pflanzliche Medikament ist das Magenmittel Iberogast, das ein Kombinationspräparat aus Schöllkraut und 8 weiteren Heilpflanzen ist und bei funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen hilft. Weiterhin gibt es auch homöopathische Mittel.

Beachten Sie die Dosierungsanleitungen und Hinweise auf dem Beipackzettel und halten Sie bei bestehenden Leberproblemen unbedingt Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt oder dem Apotheker Ihres Vertrauens.

Hausmittel Schöllkraut-Milchsaft bei Warzen

Alle Infos dazu hier >

Tee aus Schöllkraut

Da Schöllkrautzubereitungen wegen der möglichen Leberschädigung phytochemisch exakt definiert sein sollten (Gesamtalkaloidgehalt), sind selbst hergestellte Tees aus Schöllkraut nicht zu vertreten.

Inhaltsstoffe von Schöllkraut

Mehr als 20 Protopin-, Protoberberin- und Benzophenanthridin-Alkaloide (bis zu 1% TG) mit den Hauptinhaltsstoffen:

  • Protopin
  • Berberin
  • Coptisin
  • Chelidonin
  • Sanguinarin
  • Chelerythrin

Die Alkaloide liegen als Komplexe mit der Chelidonsäure vor.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 4. Auflage, Urban & Fischer Verlag München-Jena, 2010
  2. Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2015
  3. Ärzteblatt: Staatsanwaltschaft ermittelt in einem Todesfall mit Iberogast (Stand 07.22)
  4. Pahlow, M.:Das große Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Nikol Verlag, 2008
  5. Bäumler S. : Heilpflanzen Praxis heute, Elsevier / Urban & Fischer, München, 2007
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