Botanik: Wie sehen Schlehen aus?
Die Schlehe (Prunus spinosa ) kann bis zu 40 Jahre alt werden und wächst als sommergrüner Strauch. Dabei erreichen die Sträucher eine Wuchshöhe von bis zu drei Metern. Vom Erscheinungsbild her zeigt sich Prunus spinosa verästelt mit sparrigem Wuchs, da sie viele Kurztriebe aufweist, die von den Langtrieben abstehen. Schlehdornhecken bilden undurchdringliche Dickichte, die früher auch zum Einfrieden gezielt gepflanzt wurden.
Charakteristisch für die Schlehe ist die sehr dunkle Rinde sowie die Kurztriebe, die Dornen bilden (daher auch der Name Schwarzdorn). Die Blätter sind elliptisch, fein gezähnt und junge Blätter sind auf der Unterseite zunächst flaumig behaart. Lange vor dem Laubaustrieb erscheinen im März und April die weißen Blüten der Schlehe, die einen leichten Mandelduft verströmen. In den Blättern und Blüten produzieren Schlehen Blausäureglukoside, die nach einer Verletzung zu Blausäure und Benzaldehyd gespalten werden. Der Benzaldehyd gibt den typischen Marzipangeruch.
Wie die Kirsche/Sauerkirsche , Pflaume und Aprikose gehört die Schlehe zu den Rosengewächsen (Rosaceae ). Typisch sind die fünfzähligen Blütenblätter und die zahlreichen Staubbeutel. Aus den Blüten entwickeln sich kugelige Früchte, wobei die Fruchtreife ab Oktober bis November erfolgt. Die blauschwarzen Steinfrüchte schmecken zunächst sehr sauer. Erst nach der Frosteinwirkung wird der Geschmack angenehmer.
Verbreitung, Standort und Ökologie
Der Schlehdorn ist weit verbreitet. So gibt es ihn nicht nur in Europa, sondern auch in Vorderasien, im Kaukasus und Nordafrika. Aber auch in Neuseeland und in Nordamerika ist die Pflanze zu finden.
Dabei bevorzugt der Schlehdorn sonnige Weg- und Waldränder. Dichte Schlehenhecken sind in der Feldflur ein idealer Brut- und Nahrungsplatz für Vögel, im Frühjahr eine wichtige Nektarquelle für Wildbienen und ein Rückzugsort für Rebhuhn, Wachtel und Feldhase in der oft ausgeräumten Ackerlandschaft. Die Raupe des Segelfalters ernährt sich vorzugsweise von Schlehenblättern, aber auch von Weißdorn- und Felsenkirschenblättern.
Namensherkunft
Den Namen hat die Schlehe ihrer bläulichen Frucht zu verdanken, denn das indogermanische Wort für bläulich ist (S)li. Beispielsweise findet sich die Silbe „li“ auch in dem Pflaumenschnaps Slivovitz. Des Weiteren ist die Schlehe im Althochdeutschen als Sleha und im Neuhochdeutschen als slehe bezeichnet worden.
Volkstümliche Namen sind weiterhin: Kietschkepflaumen, Saudorn, Schlaia, Schlechbeeri, Schliehen, Schlingenstrauch, Schlinken oder Haferpflaume. Wegen der starken Bedornung werden auch die Namen Deutsche Akazie oder Heckendorn verwendet.
Sammelkalender: Wann Schlehen ernten?
Die Früchte der Schlehen werden nach den ersten Nachtfrösten geerntet. Denn erst durch die Frosteinwirkung kommen Teile der bitteren Gerbstoffe mit Proteinen der Früchte in Verbindung und binden an diese. Das liegt daran, dass die Gerbstoffe in Vakuolen gespeichert werden und diese Zellstrukturen nach einem Frost zerfallen. Der Gerbstoff kommt dann in Kontakt mit Proteinen, bindet an diese und wird so "neutralisiert".
Für die Herstellung von Obstwein, Fruchtsaft oder Marmelade werden die reifen Früchte verwendet. Im unreifen Zustand können die Schlehenfrüchte wie Oliven eingelegt werden.
Gewinnung für medizinische Zwecke
Für medizinische Zwecke werden hingegen die reifen Früchte genutzt, die im späten Herbst geerntet und anschließend getrocknet werden. Dabei sind die Qualitätsanforderungen durch den Deutschen Arznei-Codex (DAC) geregelt.
Heilwirkung von Schlehdorn
Die entzündungshemmende Eigenschaft wird unter anderem auf die in der Schlehe enthaltenen Gerbstoffe zurückgeführt. Denn Gerbstoffe können dafür sorgen, dass Krankheitserregern und Bakterien der Nährboden entzogen wird. Außerdem binden Gerbstoffe direkt an Oberflächenproteinen von Mikroorganismen und können diese somit inaktivieren. Infolgedessen können Entzündungen besser abheilen.
Als besonders hilfreich hat sich Schlehenextrakt bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich gezeigt. Aber auch bei Harnwegsstörungen und begleitenden Entzündungen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann der Extrakt einen therapeutischen Nutzen entfalten. Dies haben Forscher der Medical University of Lodz in Polen festgestellt. [1]
Schlehdorn: Vitamin C gegen freie Radikale
Die Frucht des Schlehdorns enthält viel Vitamin C und Gerbstoffe und besitzt somit eine starke antioxidativ e Eigenschaft. Forscher haben im Jahr 2017 Schwarzdornfrüchte untersucht und konnten bestätigen, dass diese eine antioxidativ e Wirkung haben.
Bei Antioxidantien wie dem Vitamin C handelt es sich um natürlich vorkommende Substanzen bzw. Vitalstoffe, die bei der Gesundheit eine wichtige Rolle spielen. Hauptsächlich dienen Antioxidantien dazu, die Zellen im Körper gesund zu halten, indem sie die sogenannten freien Radikale (gefährliche Stoffwechselprodukte) abfangen. Freie Radikale können zelluläre Strukturen schädigen und bei der Entstehung von verschiedenen Erkrankungen, wie zum Beispiel Rheuma, Arterienverkalkung und Krebs mitwirken. [2, 3]
Schlehdorn gegen Magen-Darm-Probleme
Schon der Naturheilkundler Sebastian Kneipp wusste um die Wirkung des Schlehdorns und bezeichnete die Blüten als harmloses Abführmittel. So kann ein aus Schlehenblüten zubereiteter Tee gegen Bauchschmerzen , Blähungen und Verstopfung helfen. Selbst für Kinder ist der Schlehenblütentee ungefährlich und gut bekömmlich.
Wobei hilft die Schlehe noch?
Schlehenblütentee ist darüber hinaus schweißtreibend und kann dadurch fiebersenkend wirken. Außerdem kann sich der Schlehdorn auch positiv auf den Stoffwechsel auswirken und besitzt eine entwässernde Wirkung, sodass der Sirup aus der Pflanze gegen Rheuma und Grippe helfen kann.
Darüber hinaus lassen sich die Früchte zu einem Mus verarbeiten. Dieses kann dann äußerlich gegen Wundinfektionen angewendet werden, wobei die Wirksamkeit in diesem Bereich nicht belegt ist. Der deutsche Wundarzt Heinrich von Pfalzpaint († um 1464) beschrieb außerdem, dass Schlehenwurzeln bei Hautausschlägen hilfreich sein könnten. [4]
Nebenwirkungen, Wechselwirkungen & Gegenanzeigen von Schlehdorn
Nebenwirkungen: Nicht bekannt.
Wechselwirkungen: Nicht bekannt.
Auf den Verzehr von Schlehdorn-Samen sollte verzichtet werden. Diese und die Blätter enthalten Amygdalin. Es handelt sich hierbei um ein cyanogenes Glykosid bzw. einfach gesagt ein Pflanzengift. In Gegenwart von Emulsin (Enzyme) und Wasser spaltet sich dieses Pflanzengift in Blausäure und Benzaldehyd. Allerdings ist der Samen durch den Kern geschützt. Wird das Fruchtfleisch also samt intaktem Kern von uns Menschen verschluckt, geht keine Gefahr von dem Steinobst aus, da keine Blausäure freigesetzt wird. Die Kerne durchlaufen die Magen-Darmpassage unverändert.
Auf diese Weise sorgt die Schlehe auch dafür, dass Vögel lediglich das Fruchtfleisch fressen, nicht aber die Kerne mit dem giftigen Samen zerbeißen. Denn schließlich sind die Samen für das Überleben entscheidend.
Wie viele Samen kann man unbedenklich schlucken?
Ein paar wenige sind unbedenklich, 10 bis 20 dürften schon eine gewisse Toxizität entfalten. [7] Vorher müsste man die Kerne aber schon mit einem Hammer aufschlagen, um an den Samen zu gelangen, da der Kern viel zu hart zum Zerbeißen ist.
Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel
Produkte aus der Apotheke
In der Apotheke sowie in Reformhäusern wird meist das Schlehen Elixier angeboten, das ist ein Schlehensaft, der aus den Früchten hergestellt wird. Bezüglich der Dosierung wird empfohlen, ein- bis zweimal täglich einen Teelöffel des Elixiers in warmes Wasser, Tee oder Milch zu geben.
Hausmittel: Tee, getrocknete Früchte oder Schlehensaft
Schlehdorn-Tee aus getrockneten Blüten werden ebenfalls in vielen Apotheken, Reformhäusern und inzwischen auch in Supermärkten angeboten. Für die Teezubereitung werden zwei Teelöffel getrocknete Blüten empfohlen, die in ca. 250 Milliliter aufgekochtes Wasser gegeben werden. Dabei sollte das Wasser nicht heißer als 70 Grad Celsius sein.
Um Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut zu behandeln, ist ein Aufguss zum Gurgeln zu empfehlen. Dieser kann aus zwei bis vier getrockneten Schlehenfrüchten hergestellt werden.
Ebenso eignet sich frischer Fruchtsaft zum Gurgeln.
Alkoholische Auszüge werden gerne als wärmende „herzstärkende“ Vitaltonika für ältere Menschen empfohlen.
© Leonie Bräutigam