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Rhapontik-Rhabarber

Die grün-weißen Blüten des Rhapontik Rhabarbers wachsen in einer hohen Rispe.
© wikimedia commons

Rhapontik Rhabarber bei Wechseljahresbeschwerden

Präparate gegen Wechseljahresbeschwerden wurden in klinischen Studien erfolgreich geprüft.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Rhapontik-Rhabarber: Das Wichtigste im Überblick

Der Rhapontik-Rhabarber (Rheum rhapontikum) ist bei uns nicht heimisch, sondern wächst in Bulgarien, im Süden Norwegens und im südlichen Sibirien. Daher wird er auch als Sibirischer Rhabarber bezeichnet. Er ist ein naher Verwandter des uns bekannten Gemüse-Rhabarbers, der ein beliebter Kuchenbelag ist oder für Konfitüren und Kompott verwendet wird.

Wobei hilft Rhapontik-Rhabarber?

Als Heilpflanze wird er bei Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Depressionen oder Ängstlichkeit eingesetzt. Genutzt wird die Wurzel, die Stilbene enthalten und zu den Phytoöstrogenen zählen. Rhapontik-Rhabarber ist daher eine pflanzliche Alternative zur Hormonersatztherapie.

Erhältlich ist ein Produkt aus den Wurzelextrakten, die einen therapeutisch wirksamen, hohen Wirkstoffgehalt garantieren und keine darmschädigenden Anthranoide enthalten. 

Bei der Einnahme sollte auf Nebenwirkungen geachtet werden.

Studienlage: Wie wirksam ist Sibirischer Rhabarber?

Wegen der häufig diskutierten negativen Auswirkungen einer Hormonersatztherapie – wie Brustkrebs und Thrombosen – werden natürliche Alternativen von vielen Frauen gewünscht.

Präparate mit Rhapontik-Rhabarber gegen Wechseljahresbeschwerden wurden in klinischen Studien erfolgreich geprüft. Gebessert hatte sich der Zustand bei Zweidritteln der Probandinnen, vor allem die somatovegetativen und psychischen Symptome wie Hitzewallungen und Ängstlichkeit, bei vergleichsweise guter Verträglichkeit. 

Aufgrund der klinischen Studien hat das Präparat eine Zulassung des BfArM erhalten, es liegt aber keine Monographe der Kommission E vor.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • klimakterische Beschwerden (Hitzewallungen, Ängstlichkeit, Depressionen, Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens)
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Verstopfung (bei Hämorrhoiden, Analverletzungen und operativen Eingriffen) (wenn laxierende Anthranoide vorhanden sind)
  • Kopfschmerzen (menstruations- oder menopausebedingten Kopfschmerzen und Migräne)

Botanik: Aussehen und Herkunft des Sibirischen Rhababer

Sibirischer Rhabarber(Rheum rhapontikum) ist ein ausdauerndes Gewächs mit fleischiger Wurzel aus der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae). Seine eiförmigen Blätter mit dem welligen Rand sind für Knöterichgewächse ungewöhnlich groß. Die Blattspreite erreicht etwa 50 cm im Durchmesser und sitzt auf einem langen, kantigen, fleischigen Stiel. Die Blattnerven verlaufen handförmig.

Wie sehen die Blüten aus?

Der Rhapontik-Rhabarber entwickelt hohe rispige Blütenstände mit zahlreichen, kleinen, grünlichen Blüten. Daraus bilden sich unzählige geflügelte Samen.

Rhabarber ist in den gemäßigten Zonen Asiens beheimatet. Man vermutet, dass der Sibirische Rhabarber ursprünglich in Bulgarien vorkam, eventuell ist er auch aus dem Anbau verwildert. Rhabarber wird als Gemüse- und Heilpflanze in vielen Erdteilen kultiviert (Europa, Russland, Assam, China, Japan, Indonesien und USA).

Der Speiserhabarber leitet sich von Rheum rhabarbarum L. und Rheum rhaponticum L. ab und ist eine Mischung zwischen beiden Arten. Es wurde daher vorgeschlagen, Kulturrhabarber unter der Bezeichnung Rheum × cultorum Thorsrud et Reisaeter oder R. x hybridum Murray zu führen.

Gewinnung für die Pharmazie

Die Wurzel wird ausgegraben, gewaschen und zerkleinert. Dann lässt man eine wässrige Löschkalklösung durch das Material sickern. Das enthaltene Oxalat wird in diesem Prozess in unlösliches und ungiftiges Calciumoxalat überführt. Anschließend löst man das Rhaponticin mit gereinigtem Wasser aus den Wurzelschnitzeln. Dieser Extrakt wird durch Essigsäure angesäuert. Dabei fällt das Rhaponticin als gelblicher Kristall aus. Man filtriert die Kristalle ab und trocknet sie.

Heilwirkung von Sibirischem Rhabarber

Östrogenartige Wirkung

Die Stilbene aus dem Rhapontik-Rhabarber haben eine nachweislich östrogenartige Wirkung. Der Effekt erwies sich im Tierversuch als eher schwach. Die Stoffe scheinen dabei nur ganz bestimmte Östrogenrezeptoren zu aktivieren, andere sogar zu blockieren. Damit gehören die Stilbene aus dem Rhapontik-Rhabarber zu den so genannten SERMs („selektive Östrogenrezeptormodulatoren“).

Für die Entstehung von Brustkrebs und Veränderungen an der Gebärmutterschleimhaut wird die Wirkung von Östrogen auf den Estrogenrezeptor-α verantwortlich gemacht. Da das Rhaponticin auf den Estrogenrezeptor-β wirkt, scheint diese Gefahr eher gering zu sein.

In Deutschland wird ein Präparat gegen Wechseljahresbeschwerden seit 1993 angewendet. Es zeigte bisher eine sehr gute Verträglichkeit.

Wechseljahre sind häufig mit Beschwerden wie Hitzewallungen, Schwitzen, Herzbeschwerden, Schlafstörungen, Depressionen, Ängstlichkeit, Erschöpfung, sexuelle Störungen und Inkontinenz verbunden.

Die Wirksamkeit eines Extrakts aus der Heilpflanze bei klimakterischen Beschwerden wurde bereits in kleinen klinischen Studien getestet. Die Ergebnisse wiesen bereits nach 4 Wochen eine Besserung auf, der maximale Effekt wurde nach 3 Monaten verzeichnet. Besonders bei Hitzewallungen/Schwitzen, Ängstlichkeit/Depression/Reizbarkeit sowie bei Schlafstörungen und Erschöpfung konnte das Präparat punkten. Bei den 263 Patientinnen, die nach einem halben Jahr zur Nachuntersuchung gekommen waren, hatten die Beschwerden etwa um die Hälfte abgenommen. Am meisten profitierten die Patientinnen mit den stärksten Beschwerden. Nach einer Befragung gaben 69,1 % der Probandinnen an, ihr Zustand habe sich gebessert oder sie seien beschwerdefrei.

Laxierende Wirkung

Die Volksmedizin kennt den Rhabarber wegen der abführenden Wirkung als Mittel gegen Verstopfung. Man verwendete ihn nebenbei auch als Schlankheitsmittel. Für die abführende Wirkung sind die darin enthaltenen Anthrachinon-Derivate verantwortlich. Für diese Anwendung setzt man aber für gewöhnlich Medizinalrhabarber (R. palmatum) oder Südchinesischen Rhabarber (R. officinale) ein. Rhapontik-Rhabarber ist vergleichsweise arm an Anthrachinonen.

Achtung: Anthrachinone sind nur für eine vorübergehende Einnahme geeignet. Auf die Dauer verstärken sie die Beschwerden und schädigen den Darm. Dabei werden sowohl der Wasser- als auch der Salzhaushalt gestört. Rhabarberhaltige Präparate zur Abführung sind weitgehend vom Markt verschwunden. Anthrachinone färben den Darm nach längerer Zufuhr schwarz (Melanosis coli). Diese Erscheinung verschwindet meist nach dem Absetzen wieder und gilt als harmlos. Es wurde mehrfach diskutiert, ob chronischer Missbrauch von Abführmitteln das Darmkrebsrisiko ansteigen lässt. Der Symptom-Komplex Verstopfung – Abführmittelgebrauch ist mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden. Welcher Anteil auf die ungesunde Lebensweise und welcher auf die Abführmittel zurückgeht, lässt sich letztlich schwer herausfinden.

Vergessene Tradition: Rhabarber gegen Verdauungsbeschwerden

Auch bei weiteren Verdauungsbeschwerden sagt man dem Rhabarber eine Wirkung nach. In der Tat finden sich verschiedene Stoffe darin mit einer antibakteriellen und adstringierenden Wirkung. Auch wegen der Bitterstoffe wurde die Heilpflanze in kleinen Mengen zur Stärkung des Magens eingesetzt. Heute gibt es zu dieser Indikation unbedenklichere Alternativen.

Rhapontik-Rhabarber wird nicht wegen der abführenden Eigenschaft kultiviert, sondern zur Nutzung der enthaltenen Phytoöstrogene. Die laxierenden Stoffe werden bei der Herstellung des Extrakts abgetrennt.

Diskutiert und nicht geprüft

Verschiedene Stoffe aus der Gruppe der SERM werden bereits am Menschen gegen Unfruchtbarkeit der Frau, Brustkrebs, Osteoporose und Endometriose eingesetzt. Ersten Versuchen zur Folge könnte auch das Rhaponticin aus dem Rhapontik-Rhabarber für diese Anwendungen geeignet sein. Erfahrungsberichte über die Behandlung von Amenorrhö, Dysmenorrhö und Endometritis mit einem Rhaponticin-Hopfenextrakt-Kombinationspräparat sollen positiv ausgefallen sein.

Es liegen bereits verschiedene Patente für die Anwendung eines Extrakts aus Rhapontik-Rhabarber für die Behandlung von Osteoporose, Kopfschmerzen und hormonabhängigen Tumoren vor.

Entsprechende Studien bleiben abzuwarten.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Sibirischem Rhababer

Die Verträglichkeit des Präparates Phyto-Strol® compact wurde in 60 % der Fälle als „sehr gut“ und in ca. 30 % als „gut“ bewertet. [1] Beschwerden, wie sie häufig für hormonhaltige Präparate bekannt sind, wie Brustspannungen, Ausfluss oder Ödeme traten nicht auf. Es kann zu Hautrötungen und -schwellungen kommen oder Juckreiz auftreten.

Hinweis: 2016 wurde femiloges® das Nachfolgepräparat von Phyto-Strol® compact. Es wird mit identischer Rezeptur und Darreichungsform angeboten. [2]

Gegenanzeigen:

Bei östrogenabhängigen Tumoren, Gewebsveränderungen in der Brust (Mastopathie), ungeklärten Blutungen und Wucherung der Gebärmutterschleimhaut (Endometriose) sollte das Präparat ohne ärztlichen Rat nicht eingesetzt werden.

In der Schwangerschaft und Stillzeit dürfen Präparate mit Rhapontik-Rhabarber nicht angewendet werden.

Wechselwirkungen

Da Rhapontik-Rhabarber nicht als Abführmittel gebraucht wird, werden auch die Warnhinweise zu dieser Indikation hier nicht aufgeführt.

Hormonwirksame Extrakte von Rhapontik-Rhabarber beeinflussen die Wirkung von Östrogenen sowie von SERM, wie sie zur Krebstherapie (z.B. Tamoxifen), Unfruchtbarkeit der Frau, bei Brustkrebs, Osteoporose und Endometriose eingesetzt werden. Es könnten unvorhergesehene Schwächungen oder Verstärkungen der Wirkung auftreten.

Achtung bei Gemüserhabarber:

Er enthält große Mengen der sauer schmeckenden Oxalsäure und ihrer Salze. Die Ausscheidung dieser Stoffe erfolgt über Niere und Harnwege. Da Oxalsäure mit Calcium aus dem Urin das unlösliche Salz Calciumoxalat bildet, kann es in den Nierentubuli abgelagert werden. Das führt zu Nierensteinbildung und Nierenentzündung. Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollten auf den Verzehr von Gemüserhabarber verzichten. In pharmazeutischen Präparaten ist Oxalsäure nicht enthalten.

Praktische Anwendung: Produkte aus der Apotheke

Für die Behandlung von Wechseljahresbeschwerden gibt es Wurzelextrakte ohne die darmschädigenden Anthranoide. Das Präparat aus 4 mg Rhapontik-Rhabarberwurzel-Trockenextrakt wird auf ein bestimmtes der hormonwirksamen Stilbene eingestellt. Die Tabletten haben einen magensaftresistenten Überzug und lösen sich erst im Darm auf.

Dosierung

Tagesdosis: 1 Tablette mit 4 mg Rhapontik-Rhabarberwurzel-Trockenextrakt am besten morgens mindestens 30 Minuten vor dem Frühstück oder ein bis zwei Stunden vor einer Mahlzeit mit ausreichend Wasser einnehmen.

Wie lange darf man das pflanzliche Medikament einnehmen?

Zur Sicherheit sollte das Präparat nicht länger als 4 Monate eingenommen werden. Es traten aber bei Frauen in den Wechseljahren nach einer fast zweijährigen Einnahme keine ungewöhnlichen Gewebsveränderungen in Gebärmutter und Brust auf, weder Blutungen noch Blutdruck oder Blutbild waren verändert.

Besprechen Sie die Einnahme mit Ihrem Arzt oder in der Apotheke.

Inhaltsstoffe des Sibirischen Rhababers

  • Anthranoide mit den Aglyka Chrysophanol, Emodin und Physcion sowie ihrer Mono- und Diglucoside
  • Stilbene: Aglyka: Desoxyrhapontigenin, Rhapontigenin; Glucoside: Desoxyrhaponticin (= Desoxyrhaponticosid), Dioxyrhaponticin (= 3,5,3',4'-Tetrahydroxystilben-3-O-β-D -glucosid), Rhaponticin (= Rhaponticosid)
  • Gerbstoffe und Gerbstoffbausteine: komplexe Gemische von partiell galloylierten Proanthocyanidinen und von Gallotanninen
  • Organische Säuren: Oxalsäure, im Gemüserhabarber auch Äpfelsäure, viel Oxalsäure, Zitronensäure
  • Vitamine und Mineralien

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Beer, A.M. et al.: Wirksamkeit von Phytoestrol® N (Extrakt Rheum rhaponticum ERr 731®) bei klimakterischen Beschwerden. auf Universimed Publishing GmbH, Homepage, Reports & News, 18 Oktober, 2007
  2. Deutsche Apothekerzeitung: femiloges® folgt Phyto-Strol® compact, vom 21.01.2016

  3. Deutsches Krebsforschungszentrum, Homepage, Kebsinformationsdienst, Risiken - Medikamente und Krebsrisiko (2), Stand April 20-04-2011

  4. Hasper, I. et al.: Long-term efficacy and safety of the special extract ERr 731 of Rheum rhaponticum in perimenopausal women with menopausal symptoms. Menopause. Abstract, 16(1):117-31, 2009
  5. Kaszkin-Bettag M. et al.: Efficacy of the special extract ERr 731 from rhapontic rhubarb for menopausal complaints: a 6-month open observational study. Altern Ther Health Med. Abstract, 14(6):32-8. 2008
  6. Kaszkin-Bettag M. et al.: Rhapontikrhabarberwurzel zur Behandlung von menopausalen Beschwerden: Spezialextrakt ERr 731 schließt Lücke zwischen Hormonersatztherapie und bisher verwendeten pflanzlichen Präparaten; EHK 58(2): 70-77, 2009
  7. Müller Göppingen, Phyto-Strol® compact, Beipackzettel, Homepage, Stand April 2011
  8. Müller-Lissner, S.: Obstipation – Pathophysiologie, Diagnose und Therapie, Dtsch Arztebl Int. 106(25): 424-31, 2009National Toxicology Program: Diethylstilbestrol, CAS No. 56-53-1, Substance Profiles, Homepage, Stand April 2011
  9. Sonnenberg, A. and Müller, A.D.: Constipation and cathartics as risk factors of colorectal cancer: a meta-analysis. Pharnacology Oct;47 Suppl 1:224-33. 1993
  10. Vollmer G. et al.: Treatment of menopausal symptoms by an extract from the roots of rhapontic rhubarb: the role of estrogen receptors. Chin Med. 19;5: 7. 2010
  11. Wagner, H., Wiesenauer, M.: Phytotherapie, 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2003
  12. Wagner, H., Wiesenauer, M.: Phytotherapie, 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2003
  13. Wichtl, M. (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka, 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2002
  14. Wink M. van Wyk.B.-E.: Handbuch der giftigen und psychoaktiven Pflanzen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2015
  15. Wober J. et al.: Activation of estrogen receptor-beta by a special extract of Rheum rhaponticum (ERr 731), its aglycones and structurally related compounds. J Steroid Biochem Mol Biol. Abstract, 107(3-5):191-201. 2007
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