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Soja

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Die Sojabohne kann zu Milch verarbeitet werden.
© chee siong teh - Fotolia.com

Mit Soja gegen Beschwerden in den Wechseljahren

Asiaten schwören auf Soja. Neue Studien haben die Wirksamkeit der Bohne nun überprüft.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Soja: Das Wichtigste im Überblick

Die Sojabohne (Glycine max) produziert hochwertiges Protein und speichert es in ihren Samen. Bei Weidetieren ist Soja daher sehr begehrt. Die Pflanze entwickelte deshalb Abwehrmaßnahmen, um sich vor Überweidung zu schützen: Die Sojabohnen sind bitter und unbehandelt unbekömmlich. Über viele Jahrhunderte haben sich in Asien verschiedene Rezepte entwickelt, um die wertvollen Proteine des Sojas trotzdem zu nutzen. In den letzten Jahrzehnten interessierte sich die Forschung gerade für die Soja-Isoflavone, die eine ganze Reihe von positiven gesundheitlichen Effekten ausüben sollen. Grundlage hierfür sind die internationalen Krebsstatistiken, die zeigen, dass hormonabhängige Krebserkrankungen wie Brust- und Prostatakrebs in asiatischen Ländern mit sojareicher Ernährung seltener sind. Auch leiden Frauen dort kaum unter Wechseljahres-Beschwerden, was man ebenfalls der Wirkung der Soja-Isoflavone zuschreibt. Aktuell werden Nahrungsmittel mit Sojaprotein oder Tabletten mit isolierten Isoflavonen bereits gegen eine ganze Liste von Krankheiten untersucht und man nimmt die Wirkung auf altersbedingte Degenerationserscheinungen von Herz und Gefäßen, Knochen und Haut, Bauchspeicheldrüse und Gehirn genau unter die Lupe. Einen günstigen Einfluss hat die Sojabohne vermutlich auch auf den Stoffwechsel wie Zucker- und Fettwerte. Dennoch sollte auf Nebenwirkungen geachtet werden. Letzten Endes sind weder die Wirkungen von Soja noch von Soja-Isoflavonen gesichert, dennoch ist es ein lohnenswertes Forschungsobjekt. 

Wie gut hilft Soja?

Soja-Isoflavone: das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

Über das Für und Wider von Soja-Isoflavonen gibt es unzählige Forschungsarbeiten, die Ergebnisse sind jedoch sehr heterogen. Eine im Reagenzglas gefundene Wirkung ist nicht identisch mit einer Wirksamkeit beim Menschen unter reellen Bedingungen. Zunehmend wird deutlich, dass es von zahlreichen Einflussfaktoren abhängt, ob und wie die Soja-Isoflavone wirken. Eine einfache Antwort kann es hier nicht geben.

Mit Soja durch die Wechseljahre

Die hormonartige Wirkung der Soja-Isoflavone wird insbesondere zum Ausgleich von Hormonmangelzuständen in den Wechseljahren zur Behebung von Wechseljahresbeschwerden, Osteoporose, Falten und altersbedingten Stoffwechselstörungen untersucht. Bei sehr unterschiedlicher Studienlage lässt sich bei Wechseljahrsbeschwerden ein leicht positiver Trend durch Soja-Isoflavone ableiten.

Soja und Krebs

Phytoöstrogene könnten vor Brust-, Prostata-, Magen-, Lungen- und Dickdarmkrebs schützen. Sojahaltige Nahrungsmittel sind in Untersuchungen überwiegend positiv bewertet worden, was Prostata- und Brustkrebsprävention betrifft. Grundlage ist häufig eine epidemiologische Untersuchung von Krankheitshäufigkeiten in Abhängigkeit von der Ernährung. Die Ergebnisse der Interventionsstudien mit Soja sind weniger klar. Die präventive Wirkung von Sojaprodukten gegen Krebs ist am Menschen also nur indirekt gezeigt worden. Bisher ist kein Medikament mit Soja-Isoflavonen gegen Krebs zugelassen.

Für alle Effekte von Soja könnte es laut Studien eine wesentliche Rolle spielen, ob Soja bereits von Kindheit an (wie in Japan bei traditioneller Ernährung) oder erst im Erwachsenenalter zufgeführt wird. Der schützende Effekt ist offensichtlich deutlich besser, wenn die Produkte bereits früh im Leben verzehrt werden.

Soja für Herz, Gefäße und Stoffwechsel

Soja-Isoflavone tragen zu einer Senkung der Blutfette bei. Mit geeigneten Diäten kann man signifikante Änderungen erreichen. Begleitend lassen Soja-Isoflavone vermutlich auch die Blutzucker- und Blutdruckwerte sinken. Allerdings ist die Studienlage auch hier nicht einheitlich.

In Zukunft wird man vermutlich Soja-Isoflavone nur für einzelne Untergruppen von Frauen/Männern und einzelne Situationen als sicher und wirksam einstufen können. Bis dahin muss man die entscheidenden Einflussfaktoren auf die Wirkung definieren, bevor gezielte Studien stattfinden können. Die Behörden tun sich wegen der vielen ungeklärten Punkte – auch in Bezug auf die Sicherheit – mit der Aussprache von Empfehlungen für Soja und Soja-Isoflavone sehr schwer.

Fazit: Es gibt also beträchtliche Hoffnungen für Sojaprodukte, für eine abschließende Bewertung muss man aber noch abwarten.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • leichte Fettstoffwechselstörungen, insbesondere Hypercholesterinämien, falls Diät nicht ausreicht (Sojalecithin)
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Altersbezogenen Beschwerden, Vorsorge, Antioxidans
  • leichte Fettstoffwechselstörungen, insbesondere Hypercholesterinämien (Sojaprotein plus Soja-Isoflavone)
  • Prävention von Haut- und Haarveränderungen nach den Wechseljahren (Falten, trockene Scheide) (Soja-Isoflavone)
  • Prävention von Herzkreislauferkrankungen (Soja)
  • Klimakterium (Wechseljahre) (Soja-Isoflavone, Soja)

Heilwirkung von Soja

Der Weg zum aktiven Wirkstoff

Entscheidend bei Soja sind die Wirkstoffe aus der Stoffgruppe der Isoflavone. Soja enthält drei verschiedene Isoflavone: Genistein, Daidzein und Glycitein. Diese Wirkstoffe sind an Zucker gebunden (Glycoside) und inaktiv. Erst durch die Tätigkeit der Mikroorganismen im Darm oder bei der Fermentation der Lebensmittel werden die Zucker abgespalten und die aktiven Stoffe freigesetzt, erst dann kann die Verbindung aus der Sojabohne ausreichend gut aufgenommen werden.

Daneben erfolgen aber noch weitere Umsetzungen. Bei einem gewissen Prozentsatz der Bevölkerung stellen die Bakterien im Darm die aktivste Variante der Soja-Isoflavone her, das Equol, her. Der Prozentsatz der Equolproduzierer steigt mit einer vegetarischen Ernährung und ist von der, Volkszugehörigkeit und dem Alter abhängig. Gemessen wurden Anteile von 10 bis 80%. Bei uns sind durchschnittlich 30% Equolproduzenten zu erwarten. In Zukunft muss man diese Spezialgruppe getrennt betrachten, um zu einer fairen Betrachtung der Wirkung der Soja-Isoflavone zu kommen.

Isoflavone Soja-Isoflavone wirken ähnlich wie Östrogene

Wie Östrogene binden diese Stoffe die Soja-Isoflavone an dieselben Östrogenrezeptoren, der Effekt ist aber schwächer. Bei künstlicher Zufuhr der Pflanzenpräparate können die Soja-Isoflavone im Körper zwar in hohen Konzentrationen vorliegen. Entscheidend für die Wirkung ist, wie viel konkurrierendes eigenes Östrogen vorhanden ist:

  • Ist der Östrogenspiegel im Körper hoch (wie bei Frauen vor den Wechseljahren) ist die Wirkung der Soja-Isoflavone „antiöstrogen“, weil das natürliche Hormon behindert wird.
  • Im anderen Fall, wenn der Östrogenspiegel niedrig ist (wie bei Frauen nach den Wechseljahren), schlägt die östrogenartige Wirkung der Soja-Isoflavone durch.

Dies legt eine gewisse ausgleichende Wirkung der Soja-Isoflavone nahe, sowohl auf hohe als auch auf niedrige Spiegel.

Achtung:

  • Soja enthält nicht automatisch Kalzium, wie es bei Milch der Fall ist. Man muss daher darauf achten, dass das Sojaprodukt mit Kalzium angereichert wurde.
  • Eine Studie vergleicht die Hormontherapie mit Soja mit einem Bisphosphonat. Obwohl ein messbarer Effekt durch Soja auftrat, fiel der Effekt deutlich geringer als die Standardtherapie aus.

Ob man nun auf Soja oder Östrogene vertraut, vergessen darf man nicht die Versorgung mit Vitamin D, Sonnenlicht, Bewegung und Krafttraining.

Lebensmittel mit Soja reduzieren Cholesterin

Die Wechseljahre ändern den Fettstoffwechsel drastisch. In der Folge beobachtet man häufig einen deutlichen Cholesterinanstieg im Blut (Hypercholesterinämie). Das wiederum bewirkt eine Gefährdung der Gefäße durch arteriosklerotische und entzündliche Veränderungen.

Soja ist praktisch cholesterinfrei und daher als fettarmes Lebensmittel empfehlenswert. Etwa 25-50 g Sojaprotein, auch ohne die Isoflavone, führen bereits zu leicht sinkenden Cholesterin- und Triglyceridwerten sowie steigenden HDL-Werten. Zwar ist auch für isolierte Soja-Isoflavone eine leicht fallende Tendenz der Fettwerte beschrieben, die Wirkung ist aber offensichtlich größer, wenn Sojaprotein und Isoflavone zusammen konsumiert werden.

Natürliche Therapie in den Wechseljahren gefragt

Die aktuelle schulmedizinische Therapie nutzt zur Behandlung von Beschwerden in den Wechseljahren üblicherweise Östrogene. Diese Hormonersatztherapie wird aber mit einer Steigerung der Brustkrebsrate, Eierstockkrebs, Thrombosen und Schlaganfall in Verbindung gebracht. In den letzten Jahren ist die Anwendung deutlich zurückgegangen. Da wäre eine Alternative gefragt, ob Phytoöstrogene wie Soja-Isoflavone hier besser abschneiden – gute Wirkung bei geringeren Nebenwirkungen – ist aber immer noch nicht abschließend geklärt.

Mit Soja-Isoflavonen gegen klimakterische Beschwerden

Zum Thema gibt es zahlreiche Untersuchungen, eine neuere Aufarbeitung hat aus 277 Artikeln 17 Arbeiten herausgefiltert, die nach strengen Kriterien durchgeführt wurden. Im Vergleich zu einer Placebo-Behandlung linderten Soja-Isoflavone oft die Beschwerden. Die Hitzewallungen waren um 20,6 % reduziert, die Stärke der Anfälle um 26,2 %. Dabei waren die Effekte mit steigender Isoflavonmenge (mehr als 18,8 mg Isoflavone pro Tag) deutlicher ausgeprägt. Auch die Varianten mit reinem Genistein schnitten besser ab. Andere Studien mit Soja-Isoflavonen verliefen bezüglich der Beschwerden negativ.

Soja in der Nahrung hat einen stark schwankenden Isoflavongehalt und liefert meist zu wenig Wirkstoff (unter 50 mg/Tag). Auf der anderen Seite enthalten gereinigte Isoflavone weitere positive Bestandteile des Sojas nicht. Im Idealfall sollte man daher Sojalebensmittel mit isolierten Isoflavonen kombinieren.

Knochendichte: eine Frage des Präparates?

Nachdem eine Östrogentherapie die Entkalkung der Knochen und die Entwicklung von Osteoporose aufhalten kann, hat man auch die Soja-Isoflavone in diesem Zusammenhang untersucht. Die Auswertung mehrerer Studien ergab ein heterogenes Bild. Man zog aus den Daten die Folgerung, dass eventuell erst eine Dosis über 90 mg/Tag Soja-Isoflavone für mindestens 6 Monate eine Wirkung zeigt. Eine neuere Studie konnte aber selbst mit 200 mg Isoflavonen/Tag keine Verbesserung feststellen, die Knochendichte hatte auch in der Sojagruppe abgenommen. Möglich wäre auch, dass die Art des Soja-Isoflavons für die Wirkung entscheidend ist. Eine italienische Studie erzielte nämlich mit dem gereinigten Isoflavon Genistein einen signifikanten Effekt. Ob diese Annahme ins Schwarze trifft, müssen aber weitere vergleichende Studien zeigen. Unklar ist, wie lange die Behandlung erfolgen muss und ob eventuell Subgruppen mehr profitieren als andere (wie Frauen mit geringem Körpergewicht oder Equolproduzentinnen). Für eine Empfehlung von Soja-Isoflavonen gegen Osteoporose reichen die Daten nicht aus.

Übrigens:

  • Der Effekt ist bei Personen mit überhöhten Fettwerten deutlicher als bei normalem Level.
  • Die gemessenen Werte fallen stärker, wenn man eine „normale“ fettreiche Ernährung als Maßstab nimmt. Ein Vergleich mit einer fett- und cholesterinreduzierten Kost ergibt wesentlich geringere Effekte durch Soja. Die Sojanahrung sollte daher sinnvollerweise Fleisch und Wurst ersetzen.
  • Wenn auch die relative Senkung im Vergleich mit Medikamenten (Statinen) gering erscheint, erreicht man vermutlich mit einer kombinierten Diät (Soja plus schleimige Ballaststoffe, plus Phytosterine und Mandeln) ähnliche Effekte wie mit einer Statintherapie (Lovastatin plus fettarme Diät). Die Werte lagen in einer entsprechenden Studie dann für beide Therapien im Bereich von 28-30% Senkung (LDL-Cholesterin).

Soja-Isoflavone reduzieren Blutdruck

Soja könnte über den Stoffwechsel positiv und präventiv auf Bluthochdruck und Herzkreislauferkrankungen wirken, daneben scheint es auch einen direkten Effekt auf die Gefäßwände zu geben:

Nicht nur Genistein ließ in Versuchen den Blutdruck fallen, auch ein Peptid, das aus schwarzen Sojabohnen isoliert wurde, reduzierte den Blutdruck bei Koreanern mit moderat hohen Werten (130-159 mm Hg). Des Weiteren dürfte Glyceollin ähnlich wirken, eine Isoflavonvariante, die nur in bestimmten Situationen von der Pflanze als Verteidigung gegen Bakterien und Pilze produziert wird („Phytoalexin“).

Auch andere Blutfluss- und Gefäßparameter zeigten unter Behandlung mit Soja-Isoflavonen in einigen Studien eine positive Entwicklung (Gefäßerweiterung, Entzündungsreduktion, antioxidative Tendenzen). Die American Heart Assoziation schlägt bereits vor, 25 bis 50 g Sojaprotein pro Tag zu verzehren, um das individuelle Risiko für Herzkreislauferkrankungen zu senken.

Leider konnten viele andere Studien keinen Effekt mit Sojapräparaten nachweisen. Man vermutet, dass auch hier die verschiedenen Untergruppen genauer untersucht werden müssten. Des Weiteren dürften die Effekte von Soja bei Vorerkrankungen der Gefäße deutlicher ausfallen als bei unauffälligen Befunden. Dies gilt in der konventionellen Medizin bei der Statin-Behandlung von Patienten mit Gefäßrisiko genauso.

Fallende Blutzuckerwerte?

Tier- und Laborversuche lassen vermuten, dass Genistein positive Effekte auf die β-Zellen ausübt, ihre Teilung fördert, die Insulinausschüttung auf einen Blutzuckerreiz unterstützt und die Zellen der Bauchspeicheldrüse außerdem vor Zelltod bewahrt. Das würde bedeuten, dass Soja vor der Zuckerkrankheit schützt.

Günstige Effekte lassen auch einzelne klinische Studien ahnen. Offensichtlich liegt ein positiver Effekt von Soja-Isoflavonen und Genistein auf die Insulinproduktion und die Insulinresistenz vor, vor allem in Kombination mit Lignanen aus Leinsamen. Eine Auswertung der Publikationen von 1990 bis 2009 mit 794 Frauen ergab aber, dass Soja-Isoflavone den Blutzucker der behandelten Frauen in der Praxis überwiegend nicht erniedrigte. Nur für das isolierte Isoflavon Genistein zeigten sich jedoch positive Tendenzen. Offensichtlich muss hier genauer zwischen den eingesetzten Isoflavon-Varianten unterschieden werden.

Geistige Leistung

Die starke Abnahme des Östrogenspiegels nach den Wechseljahren führt zu einer Beschleunigung des Alterungsprozesses, nebenbei auch zu einem Abbau der kognitiven Funktionen. Darüberhinaus bedingen arteriosklerotische Veränderungen eine schlechtere Versorgung des Gehirns. Mehrere kleine Studien beschrieben eine Besserung des verbalen oder visuellen Erinnerungsvermögens oder der Aufmerksamkeit durch Soja-Isoflavone. Andere Studien kamen zu einem negativen Ergebnis. Auch hier scheint die Betrachtung von Untergruppen wesentlich zu sein. Nahm man die Frauen am Anfang der Postmenopause heraus, waren die Effekte deutlicher. Wegen der offenen Fragen ist die Wirkung von Soja-Isoflavonen allgemein nicht anerkannt.

Schutz vor Krebs?

Ob Phytoöstrogene auf Krebs wie Brustkrebs einen positiven oder negativen Einfluss haben, ist pauschal nicht zu beantworten. In Laborversuchen wurde beides belegt: eine krebsfördernde und eine krebshemmende Aktivität. Entscheidend sind die begleitenden Umstände.

Gezeigt wurde in Labor- und Tierversuchen eine Hemmung der Blutgefäßversorgung von Tumoren, sowie ein vermindertes Wachstum und Zelltod der Krebszellen. Klar ist auch, dass es nicht ein Effekt, sondern zahlreiche Signale in der Zelle sind, die von Genistein moduliert werden, wie zum Beispiel eine Hemmung der Tyrosinkinasen. Wenn aber zum Beispiel schon ein hormonsensibler Tumor vorhanden ist, besteht die Gefahr, dass der Tumor unter Umständen stimuliert wird. Außerdem ist es ein wichtiger Unterschied, ob Isoflavone oder das gesamte Sojaprodukt zum Einsatz kamen, und insbesondere, ob Soja von Kindheit an auf dem Speiseplan stand.

Die sojareiche Ernährung

Die präventive Wirkung von soja- und phytoöstrogenhaltigen Lebensmitteln gegen Brustkrebs ist mit vielen Studien gezeigt worden.

Die meisten Studien beziffern den Effekt von Soja als Lebensmittel bei erwachsenen Frauen auf durchschnittlich 20 % weniger Brustkrebs (wenn pro Tag umgerechnet bis zu 10 oder 20 mg Soja-Isoflavone aufgenommen worden). Wenn man aber den Sojakonsum im gesamten Lebenslauf auswertet, kommt man auf höhere Werte. Wenn Sojaprodukte bereits vor der Pubertät gegessen wurden, dann sind es ca. 40 % weniger Fälle dieser Krebsart.

Die epidemiologischen Studienergebnisse über sojareiche Ernährung in der Vergangenheit und das Krebsrisiko von Darm (Enddarm), Lunge und Magen waren nicht eindeutig, dennoch stimmen die Untersuchungen zumindest bei Lungen- und Magenkrebs positiv. Aber: Studien, die eine sojareiche Nahrung gezielt nutzen (Interventionsstudien), sind bezüglich der Krebsstatistik nicht eindeutig. In Zukunft muss man auch vermehrt die Randbedingungen berücksichtigen – ob etwa der Sojakonsum schützt, oder auch und besonders andere asiatische Gewohnheiten, wie etwa der Genuss von Fisch, Meeresfrüchten und Algen. Vermutlich dürfte die Mischung gesunder Inhaltsstoffe zusammenwirken.

Diese Daten kann man außerdem nicht auf isolierte und konzentrierte Isoflavone übertragen.

Wirkung von Soja-Isoflavonen auf Prostatakrebs

Prostatatumore treten bei asiatischen Männern bei weitem seltener auf als bei Männern in westlichen Industrieländern. Asiatische Forscher mutmaßen, dass besonders equolproduzierende Männer geschützt sind, zwei Studien legen diese Annahme nahe. In einer anderen Statistik war bei hohen Phytoöstrogenwerten in der Prostataflüssigkeit das Erkrankungsrisiko deutlich geringer.

Die positive Schutzwirkung von Soja-Isoflavonen bei bereits vorhandenem Prostatakrebs konnte nur auf einzelne Parameter demonstriert werden. Daneben hat man in einigen Fällen auch eine tumorfördernde Wirkung gefunden. Offensichtlich ist auch hier das Zusammenwirken verschiedener Soja-Isoflavone entscheidend. Es fehlen verlässliche Daten, was das Langzeitüberleben und die Progression betrifft. Für den Effekt auf den Tumormarker PSA wurden auch sehr heterogene Werte publiziert, von fallend bis steigend. Scheinbar wird auch hier die Statistik durch erhebliche individuelle Unterschiede beeinträchtigt.

Konzentrierte Soja-Isoflavone kommen daher zur Therapie von Prostatakrebs zum augenblicklichen Zeitpunkt nicht in Frage.

Isoflavone sind antioxidative Polyphenole

Isoflavone besitzen zwei aromatische Ringe, die mehrere phenolische Hydroxylgruppen aufweisen. Solche Substanzen haben ausgeprägte antioxidative Eigenschaften, die reaktive Sauerstoffspecies (ROS) inaktivieren können. ROS sind an der Entstehung vieler Krankheiten (Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen, Arteriosklerose, Altern) beteiligt. Daher beeinflussen Soja-Isoflavone vermutlich nicht nur hormabhängige Krankheiten, sondern auch degenerative Alterserkrankungen und Gewebsalterung (wie etwa die Hautalterung).

Phytoöstrogene gegen Falten

Östrogene ändern das Hautbild deutlich: Sie führen zu mehr Hautfeuchte, weniger Falten und einer dickeren Haut. Auch das Festigungselement Kollagen wird dadurch besser erhalten.

Dass Soja-Isoflavone kollagenabbauende Proteasen hemmen, ist im Tierversuch belegt. Hautzellen in Zellkultur werden durch das Isoflavon Equol zusätzlich dazu angeregt, elastisches Kollagen und Elastin zu produzieren. Daneben wird der antioxidative Stoffwechsel angeregt. Damit entwickelt sich ein Schutzschirm gegen Angriffe von äußeren und inneren Schadstoffen und Radikalen.

Auch bei äußerer Anwendung von Soja-Isoflavonen ist ein stärkender Effekt auf die Haut älterer Frauen sichtbar, allerdings wirkt Östrogen wesentlich stärker: Im Vergleich mit 0.01% Östrogen (17β-Estradiol) schnitt das 4% Genistein-Gel schwächer ab.

Unilever hat in einer Pille Isoflavone mit antioxidativen Vitaminen, (Vitamin C, Vitamin E, Carotinoid Lycobin und Fischöl) getestet. Das Produkt führte durchaus zu einem vermehrten Kollageneinbau in der Haut. Andere Versuche bestätigen außerdem einen Einfluss der geschluckten Supplemente auf die vaginale Schleimhaut, was Dicke und Feuchtigkeit betraf.

Weitere unabhängige Studien zum Thema wären wünschenswert.

Warum die schwankenden Ergebnisse?

Man hat einen erheblichen Aufwand bei den Studien über Soja-Isoflavone betrieben. Mit jedem Widerspruch wird eine Fülle neuer Untersuchungen aufgesetzt. Warum kommt man zu so unterschiedlichen Aussagen? Einfache Antwort: Die Wirkung der Soja-Isoflavone wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst.

So müssen also erst diese Umstände bestimmt werden, in einem zweiten Schritt kann man dann kontrollierte Studien aufsetzen.

Die aktuelle Bewertung der Soja-Isoflavone ist daher etwas unbefriedigend: Es gibt zwar erhebliche Hoffnungen, zurzeit kann aber keine Wirkung garantiert werden.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Isoflavone werden im Handel (Apotheken, Reformhäuser, Supermärkte, Internet) als Kapseln und Tabletten angeboten. Die typische Zielgruppe sind Frauen nach der Menopause.

  • Bei den Studien an Frauen, die an Wechseljahres-Beschwerden leiden, wurden zwischen 50 und 120 mg Isoflavone pro Tag verabreicht. Die meisten Produkte enthalten 40-50 mg Isoflavone pro Tablette, in Ausnahmefällen 100-200 mg. Die meisten Hersteller weisen die Zusammensetzung der Isoflavone nur pauschal aus.
  • In asiatischen Ländern liegt die Aufnahme an Isoflavonen bei traditioneller Ernährung bei 15-40 mg täglich.
  • Die käuflichen Produkte enthalten ganz unterschiedliche und schwankende Wirkstoffmengen (abhängig von Wachstumsbedingungen und Zubereitung):
ProduktIsoflavongehalt
(mg/100 g)
Sojabohnenmehl131-198
Miso aus Japan (fermentiert)43-60
Tempeh aus Indonesien (fermentiert)29-53
Tofu13,5-67
Sojaproteinkonzentrat/
-isolate
12-102
Sojajoghurt (Yofu)ca. 10
Sojamilch5-10
Sojasauce aus China (fermentiert)0,1-1,6
Sojasprossen0,8-2
SojaölSpuren

Aufbewahrung

Stabilitätsuntersuchungen an flavonoid-haltigen Medikamenten ergaben, dass bei 25°C von einer mindestens zweijährigen Stabilität auszugehen ist.

Wirkstoffe

  • Proteine (34%)
  • Kohlenhydrate (Stachyose, Raffinose, Galactose Xylogalactomannan und Arabinogalactan)
  • Lipide: Fette (ca. 18%) mit den Fettsäuren Ölsäure, Linolsäure, Linolensäure, Palmitinsäure
  • Lecithin: Phospholipide Phosphatidylcholin, Phosphatidylethanolamin, Phosphatidylinositol
  • Sterole, hauptsächlich Stigmasterol und Sitosterol
  • Saponine: Sojasapogenole A, B, C,
  • Flavonoide und deren Glykoside und Malonate (0,1-0,3%): Isoflavone (Genistein, Daidzein, Glycitein)
  • Vitamine: Retinol, Riboflavin, Niacin, Vitamin B6, Folsäure
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