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Sonnenhut

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Besonders auffällig ist die Knospe des Sonnenhuts.
© C. Heyer/PhytoDoc

Selbstmedikation mit Sonnenhut

In den letzten Jahren wurde Echinacea in Europa und den USA eines der bedeutendsten Arzneimittel in der Selbstmedikation. Die Extrakte werden wegen der entzündungshemmenden, immunstimulierenden Eigenschaften eingesetzt.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Sonnenhut: Das Wichtigste im Überblick

Der Sonnenhut (Echinacea spec.) stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde zur Behandlung von Schlangenbissen und schlecht heilenden Wunden eingesetzt. Inzwischen findet er, aufgrund seiner breiten Wirkungsweise vielerorts Verwendung. Sonnenhut, dessen lateinische Bezeichnung Echinacea ebenso geläufig ist, besitzt entzündungshemmende, antioxidative, antivirale und immunstimulierende Eigenschaften, die sich auf verschiedene Beschwerden anwenden lassen. Allgemein stärkt er bei grippalen Infekten das Immunsystem, kann aber auch gezielt bei Beschwerden der oberen Atemwege eingesetzt werden. Echinacea wird darüber hinaus bei Infekten des Harnweges empfohlen. Präparate gibt es zur inneren und äußeren Anwendung, jeweils in verschiedenen Formen (u. a. Presssaft, Wurzelextrakte, Tabletten, Salben und Injektionslösungen). Die Kommission E beurteilte lediglich die Wurzel (Echinacea pallida) und das Kraut (Echinacea purpurea) als wirksam, weshalb beim Kauf eines Präparats auf die verwendete Art des Sonnenhuts geachtet werden sollte. Vor der Einnahme gilt es, die möglichen Nebenwirkungen zu beachten.

Wie gut hilft Sonnenhut?

Viele Ärzte und Patienten geben positive Werturteile ab, bewiesen jedoch ist die Wirksamkeit des Sonnenhuts nicht, da sich die Studien widersprechen. Die Bewertungskommission für Phytotherapeutika in Deutschland (Kommission E) hat daher die Empfehlung auf bestimmte Präparate eingeschränkt. Bestätigt wurde nur die Wirkung von Präparaten aus der Wurzel von Echinacea pallida und aus dem Kraut von Echinacea purpurea. Negativ bewertet hat sie Präparate mit dem Kraut und der Wurzel von Echinacea angustifolia sowie dem Kraut von Echinacea pallida und der Wurzel von Echinacea purpurea. Achten Sie daher beim Kauf auf die genaue Zusammensetzung des Präparates.

Präparate aus Sonnenhut werden derzeit 4 Millionen mal pro Jahr verordnet. Hier besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen der Meinung von Ärzten und Patienten und der wissenschaflichen Studienlage. Durch die breite Palette an Wirkstoffen in Phytopharmaka sind unspezifische Symptom-lindernde Effekte denkbar, die sich dem Nachweis durch kontrollierte Studien entziehen, da sie in den Fragebogen der Studie nicht aufgenommen wurden. Negative Studienergebnisse bedeuten daher nicht unbedingt, dass die Substanz wirkungslos ist, man sollte jedoch kritisch bleiben und den Einsatz mit den Nebenwirkungen abwägen.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde

Heilwirkung von Sonnenhut

Wirkungen auf das Immunsystem (immunstimulierende Wirkung)

Ein aus Kraut und Wurzel hergestelltes Pulver steigerte die nicht-spezifische Immunreaktion: So bilden die Blutzellen mehr Signalstoffe (IL1, IL10, TNF-α, Interferon-β), die Leistung der Fresszellen wird gesteigert und die Teilung/Wanderung bestimmter Blutzellen. Einige Studien zeigten auch eine Steigerung der spezifischen Immunität, also der Bildung von Antikörpern (IgM, IgG). Selbst wenn das Immunsystem von Mäusen künstlich unterdrückt wurde (Hydrocortison), konnte ein Echinacea-Produkt diese Wirkung wieder aufheben.

Antivirale Eigenschaften

Laborversuche mit unterschiedlichen Echinacea-Zubereitungen zeigten eine direkte antivirale Aktivität gegen verschiedene Viren (HSV-1, HSV-2, Influenza A2, VSV, Herpes labialis, Herpes genitales und Herpes zoster). Außerdem zeigte sich eine indirekte Aktivität gegen Viren, die durch die Anregung des Immunsystems vermittelt werden. Diese Wirkung wurde jedoch nicht in allen Experimenten bestätigt.

Antifungale Eigenschaften

Einige Echinacea - Extrakte wirkten auch gegen Hefen: N-Hexanextrakte wirkte gegen Saccharomyces cerevisiae und Candida albicans. Isobutylamide und Polyacetylene wirkten in Verbindung mit UV-Licht fungizid gegen Saccharomyces cerevisiae, Candida albicans, C. shehata, C. kefyr, C. steatulytica und C. tropicalis. Auch die Rückfallrate bei Pilzbefall mit Candida (Candida-Mykosen) senkte sich um den Faktor 5-10.

Entzündungshemmende (antiinflammatorische) Eigenschaften

Der Wurzelextrakt von E. pallida und E. angustifolia oder daraus isolierte Inhaltsstoffe (Alkamide, Echinacosid) wirken schon in sehr niedrigen Konzentrationen entzündungshemmend. Im Tierversuch an Ratten und Mäusen konnte die Wundheilung dadurch verbessert werden. Möglicherweise geschieht dies durch die Hemmung gewebeauflösender Enzyme (Hyaluronidasen): Die Bakterien können dann nicht in das Gewebe eindringen und Entzündungsprozesse breiten sich nicht aus. Außerdem werden Entzündungssignale vermindert: Zunächst wird die Aktivität des Enzyms Cyclooxygenase gehemmt. Dieses wiederum reduziert die Bildung bestimmter Botenstoffe (proinflammatorische Prostaglandine), wodurch deren Effekte geringer ausfallen (Entzündungen, Müdigkeit, Appetitverlust und Schmerz).


Antioxidative Wirkung

Die Pflanze enthält eine Reihe antioxidativ wirkender Inhaltsstoffe (z. B. Cichoriensäure, Echinacosid, Kaffeesäure, Cynarin). Sie fangen Radikale ab und schützen so vor UV-Schäden und anderem oxidativem Stress. (Verursacher hierfür können beispielsweise Nikotin, Alkohol, Ozon, Smog, einseitige und vitaminarme Ernährung sein.)

Klinische Studien

Die Klinischen Untersuchungen der letzten Jahre konzentrierten sich auf die Veränderungen des Immunsystems bei Erkältung, Grippe und anderen Infektionen der oberen Atemwege.

Mehrere Studien zeigten, dass Echinacea-Zubereitungen Dauer und Schwere einer Erkältung deutlich mindern können. Viele dieser Studien weisen jedoch Mängel auf, die die Aussagekraft erheblich schmälern. Das Kriterium der Verblindung (d. h. die Versuchsperson weiß nicht, worin die Testsubstanz enthalten ist) wurde meist nicht eingehalten; so weisen der charakteristisch bittere Geschmack und die weißlichen Schlieren bei Tinkturen auf das Medikament hin. Außerdem kamen unterschiedlichen Präparate zum Einsatz (z. B. verschiedene verwendete Pflanzenteile, wässriger oder alkoholischer Extrakt), welche nicht auf die Inhaltsstoffe standardisiert worden waren.
Eine aktuelle Übersichtsarbeit bestätigt die Wirkung von Echinacea bislang nicht.

Nur bei chronisch wiederkehrenden Atemwegsinfekten scheint der Einsatz von Sonnenhut erfolgreich zu sein: Das Risiko einer Wiedererkrankung, die Dauer der dieser Wiedererkrankung und die Behandlungskosten können signifikant gesenkt werden. Unter Beachtung der Gegenanzeigen und Nebenwirkungen kann Echinacin mit Einschränkung hierbei empfohlen werden.

Eine Frage an Dr. Musselmann..

 Beugt Echinacea Erkältungen vor?

Dr. Musselmann: Echinacea ist ein sehr schwieriges Thema, es kommen laufend widersprüchliche Studien. Ganz aktuell gibt es wieder eine positive. Aus der ärztlichen Praxis bin ich aber wenig von Echinacea überzeugt. Und auch auf Grundlage des gegenwärtigen Stands der Studien kann keine klare Empfehlung gegeben werden, ob Echinacea hilft oder nicht. Einzig bei chronisch rezidivierenden (immer wieder auftretenden) Atemwegsinfekten scheint der Einsatz von Echinacin das Wiedererkrankungsrisiko, die Dauer der Rezidive und die Behandlungskosten signifikant zu senken und kann hier unter Beachtung der Kontraindikationen und Nebenwirkungen mit Einschränkung empfohlen werden. Bei nicht fieberhaften Infekten kann Echinacea unter Umständen nutzen, wenn es sofort gegeben wird. Es sollte nicht länger als zwei Wochen am Stück zum Einsatz kommen und im Anschluss ist mindestens eine Pause von zwei Wochen einzuhalten.Aus naturheilkundlicher Sicht gibt es viele nichtmedikamentöse Maßnahmen mit ähnlichen oder besseren Effekten, wie regelmäßige Kneipp-Therapie, Sauna (bereits erwähnt), vermehrte körperliche Aktivität und im Winter nicht zu hohe Raumtemperatur, damit die Schleimhäute nicht austrocknen und Viren sich nicht so leicht einnisten können.

Praktische Anwendung: Produkte & Hausmittel

Auf dem Markt sind verschiedenste Produkte erhältlich, z.B. Presssaft aus dem Kraut, alkoholisches Kraut und Wurzelextrakte, homöopathische niedrig-Potenzen oder Urtinkturen und verschiedene Kombinationspräparate. Es gibt Präparate zur innerlichen und äußerlichen Anwendung (Tabletten, Lutschbonbon, Tinktur, Salbe, Injektionslösung).
Die wirksame Tagesdosis beträgt beim Presssaft 6 bis 9 ml, bei Präparaten aus Trockenextrakten wird eine Tagesdosis von 900 mg Substanz empfohlen.

Die Konzentrationen der Inhaltsstoffe können je nach Zubereitungsart stark schwanken. Die Tagesdosis muss jeweils im Beipackzettel angegeben werden. Generell sollte man unter standardisierten Bedingungen hergestellte Produkte mit gesicherter Qualität verwenden (eingestellt auf phenolische Säuren/Echinacosid oder Alkamid/Cichoriensäure/Polysaccharide).

Bei Verwendung als immunstimulierendes Mittel ist darauf zu achten, dass die Einnahme bereits bei bestehendem Ansteckungsrisiko oder bei ersten Anzeichen einer Infektion erfolgt. Die Anwendungsdauer sollte maximal 2 Wochen betragen. Vor einer Weiterbehandlung ist mindestens eine 14-tägige Pause einzulegen.

Aufbewahrung:

Nicht über 25°C lagern. Tinkturen sind nach Anbruch der Flasche 4-8 Wochen haltbar.

Wirkstoffe

  • Alkamide: Etwa 20 verschiedene, meistens Isobutylamide geradkettiger Fettsäuren mit olefinischen oder acetylenischen Bindungen. E. purpurea enthält 0,01-0,04% Alkamide. Diese Wirkstoffe sind sehr reaktiv und können kovalente Bindungen mit Proteinen eingehen
  • Phenylpropanoide: Glycoside der Kaffeesäure (Cichoriensäure, Echinacosid, Verbascosid, Caffeoylechinacosid, Kaffeesäureester); Radikalfänger, Antioxidantien, unspezifische Wechselwirkung mit Proteinen
  • Polysaccharide: Methyl-glucuron-arabino-xylan, Rhamno-arabino-galaktan, Xyloglucan, Glykoproteine mit hoch verzweigten Zucker mit Galaktose, Arabinose und Glucuronsäure, heterogene Polysaccaride >10kD, Arabinogalactan (70kD), Inulin, Uronsäure
  • Ätherische Öle: Alkene und Alkine, Ketoalkene und Ketoalkine; Borneol, Caryophyllen, Caryophyllenepoxid, Bornylacetat, Germacren D. Gehalt 0,08 bis 0,32 %
  • Alkaloide: Tussilagin, Isotussilagin; diese Pyrrolizdinalkaloide können das Erbgut verändern und möglicherweise krebserregend; deshalb dürfen Drogendosierungen nicht mehr als 1 µg Pyrrolizdinalkaloide/Tag aufweisen
  • Flavonoide: Quercetin, Kämpferol, Isorhamnetin, Partuletin-3-rutinosid; Radikalfänger, Antioxidantien, unspezifische Wechselwirkung mit Proteinen

Der Gehalt der Inhaltsstoffe schwankt je nach verwendeten Pflanzenteilen, Pflanzenart und Aufbereitung.

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