Aussehen und Herkunft
Spirulina gehört zu den Blaualgen, aber dieser Name ist etwas irreführend, denn Blaualgen gehören genau genommen zu den Bakterien und zwar den Cyanobakterien. Diese ursprünglichen Lebewesen zählen zu den ältesten Organismen der Welt und waren vermutlich vor mehr als drei Milliarden Jahren schon vorhanden. Man vermutet, dass sich die Chloroplasten der höheren Pflanzen aus diesen urtümlichen Blaualgen entwickelten. Und aus einem weiteren Grund sind die Cyanobakterien so erstaunlich: sie haben vor zwei Milliarden Jahren mit ihrer Photosynthese bewirkt, dass die Erde eine Sauerstoffatmosphäre hat. Ihre einfache Lebensweise hat die Blaualge aber beibehalten: Spirulina pflanzt sich über einfache Zellteilung fort und bildet so mehr oder weniger lange spiralförmige Algenfäden. Der hohe Chlorophyll-Gehalt befähigt das dunkelgrüne Bakterium zur Photosynthese und damit zur Produktion von organischer Substanz und Sauerstoff.
Verwendete Teile
Genutzt wird die ganze Alge in getrockneter Form.
Die spiralförmigen Bakterien Spirulina (Arthrospira platensis, Arthrospira maxima, Arthrospira fusiformis und andere) gehören zu den proteinreichsten Organismen. Neben dem hohen Nährwert zeichnet sich Spirulina durch einen hohen Vitamin- und Mineralgehalt aus.
Herkunft
In der Natur kommt Spirulina in salzigem, stark alkalischem Wasser vor. Die Blaualge gedeiht in verschiedenen Sodaseen vor allem in Zentral- und Ostafrika, aber auch in Asien und Zentralamerika. In Afrika und Mexiko wird die Spirulina traditionell zum Verzehr genutzt (Kanembu in Nigeria und Azteken in Mexiko). Die spanischen Eroberer haben berichtet, dass die Azteken daraus Chips oder gewürzte Laibchen herstellten. So war Spirulina haltbar und als Vorrat über lange Strecken transportierbar.
Spirulina in der Raumfahrt
So könnte Spirulina auf längeren Weltraumreisen die Astronauten mit Proteinen und Vitaminen versorgen, das Abwasser reinigen und den Sauerstoff regenerieren. Aber auch bei der Bekämpfung von Hunger auf der Welt kann Spirulina die Grundernährung mit Soja, Hirse und Erdnüssen effektiv unterstützen und den Vitamin-/Mineraliendefizit ausgleichen, das zeigen einige Versuche im Kampf gegen Unterernährung.
Nanoteilchen aus Mikroalgen
Im Zeitalter der Nanomaterialien hat auch die Werkstoffkunde Spirulina entdeckt: Mit Metallen beschichtet, können Nanopartikel mit besonderen Eigenschaften erzeugt werden. Nanopartikel finden in vielen Feldern Einsatz (z.B. Katalyse, Markierungen, Medikamentenabgabe, antivirale und antibakterielle Eigenschaften). Um die Nanomaterialien biokompatibel zu machen, ist Spirulina besonders interessant, denn sie verhindert die Bildung von Blutklumpen ähnlich effektiv wie der Gerinnungshemmer Heparin. So ist der „Werkstoff“ Spirulina an sich schon interessant.
Spirulina macht sauber
Aber auch in der Abwasserproblematik hat die Alte einiges zu bieten, denn sie kann nicht nur Sonnenlicht verwenden, sondern auch auf energiehaltigen Verbindungen wachsen („heterotroph“). Spirulina bindet innerhalb von Minuten Schwermetalle und könnte in Zukunft zur Reinigung von Abwässern zum Einsatz kommen. Das Potential von Spirulina war vergleichbar mit dem von chemischen Sorptionsstoffen. Getestet wurde die Blaualge (Arthrospira fusiformis) bereits zur Bindung von Chrom aus Gerbereiabwässern. Auch Nickel, Kupfer, Blei, Uran, Silber und Gold kann Spirulina aus dem Verkehr ziehen, des Weiteren Farbstoffe aus salzigen Abwässern von Färbereien. Noch ungeklärt ist jedoch, wie man mit dem kontaminierten Material verfährt.
Pack Spirulina in den Tank
Auch die Biogas-Biodieselerzeugung aus Abwasser in Kombination mit bakteriellem Abbau ist eine mögliche moderne Anwendung von Spirulina. Zudem kann Spirulina in tierischen Abwässern Stickstoff und Phosphate verwerten und anschließend als Nahrung für die Tierzucht (Fisch, Huhn bis Schwein) eingesetzt werden. Dabei muss allerdings gewährleistet sein, dass keine zu großen Mengen von Schwermetallen und anderer Toxine in den Kreislauf kommen.
Alles in allem ist Spirulina ein zukunftsträchtiges Bakterium, man wird wohl noch von ihm hören.
Gewinnung
Spirulina wird heute gezielt in tropischen und subtropischen Gebieten (Hawaii, Kalifornien, Thailand, Taiwan, Indien, China) geerntet. Dabei greift man entweder auf natürliche Seen zurück oder legt eigens seichte Wasserbecken an. Um die Belichtung und die Versorgung mit dem Gas CO
2 zu optimieren, wird gelegentlich sogar das Wasser umgewälzt oder das Gas ins Wasser gesprudelt.
Bei der Verarbeitung der Blaualgen zu einer haltbaren Transportform wie Pulver und Tabletten sollten die wichtigen Inhaltsstoffe möglichst erhalten bleiben. Diese „Mikroalgen“ werden bei niedrigen Temperaturen abfiltriert und sprühgetrocknet, schonend in Tablettenform gepresst und sofort luftdicht verpackt.