Wer wird denn frühjahrsmüde sein? Nutzen Sie die Kraft der Heilpflanzen!
Frühjahrskur gegen Frühjahrsmüdigkeit
Frühjahrskur mit geeigneten Heilpflanzen: Mit Brennnessel, Löwenzahn und Co. starten Sie fit in den Frühling. Wir verraten Ihnen, wie Sie Ihren Stoffwechsel auf Trab bringen.
Von: Heidemarie Wolter
Macht Frühling müde?
Die Tage werden wieder merklich länger und auch die Sonne schickt schon öfter ihre bereits wärmenden Strahlen zu uns hinunter. „Das wird ja langsam auch Zeit,“ denken wir, denn die vergangenen dunklen, trüben und kalten Monate haben uns doch eher inaktiv werden lassen und zum „Ein-Igeln“ gebracht.
Nun sehnen wir uns danach, wieder aktiv zu werden.
Doch was ist das? Auf einmal fühlen wir uns, trotz Sonnenschein und freundlichen Tagen, müde und kraftlos. Wir kommen morgens schwer aus den Federn, schleppen uns durch den Tag und ganz häufig plagen uns auch noch Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten.
Vom Winter zum Frühling – Natur und Körper stellen sich um
Wer sich in dieser Beschreibung wiedererkennt, bei dem hat die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit zugeschlagen. Der Grund dafür ist ein während der Wintermonate verlangsamter Stoffwechsel. Im Winter fährt nämlich nicht nur die Natur herunter, auch unser Stoffwechsel läuft auf Sparflamme. Deswegen werden einige Abbauprodukte (oft als "Schlacken" bezeichnet), nicht mehr abtransportiert und sammeln sich im Körper an, vornehmlich in den Zellzwischenräumen. Dadurch wird der Transport von Sauerstoff und Nährstoffen eingeschränkt und Zellen und Organsysteme werden nicht mehr ausreichend mit der nötigen Energie versorgt. Als Folge fühlen wir uns schlapp und müde [2].
Das ist im Grunde jedoch nichts Schlimmes. Der Körper braucht lediglich eine gewisse Zeit, um sich von der „Ruhe- und Ein-Igelphase“ im Winter zur aktiven Phase umzustellen. Und unser Körper würde das auch alleine schaffen. Dennoch können wir ihm etwas Gutes tun und ihn bei der Umstellung unterstützen: Mit einer Art „Frühjahrsputz“.
Frühjahrsputz für den Körper
Unsere Großmütter haben es ganz häufig noch gemacht: Kaum wurden die Tage länger, wurde ausgiebig gelüftet, sämtliche Zimmer ordentlich geputzt, Regale und Schränke neu geordnet und Kleider zum Lüften nach draußen gehängt.
So eine Art Frühjahrsputz können wir auch unserem Körper gönnen. Damit helfen wir ihm und besonders den Ausscheidungsorganen Nieren, Leber, Darm und Haut, die während des Winters angesammelten Schlacken los zu werden. Dazu empfiehlt sich eine Frühjahrskur mit Heilpflanzen, die die Ausscheidungsorgane anregen. Diese Heilpflanzen zeichnen sich durch einen hohen Anteil an Bitterstoffen aus und sie sind harntreibend.
Alternativ können auch Produkte mit einer Kombination aus Antioxidantien, Vitaminen und Spurenelementen helfen, die speziell für eine Entgiftung (neudeutsch "Detox") auf Zellebene entwickelt worden sind.
Unterschätzen Sie dabei nicht die Kraft der Heilpflanzen!
Heilpflanzen wirken nicht immer nur „sanft“, sondern können auch Nebenwirkungen haben. Löwenzahn z. B. regt stark die Galle an, er ist daher nicht geeignet, wenn der Abfluss der Gallensäfte gestört ist.
Intensive Frühjahrskur ist nicht für Schwangere geeignet
Das ist auch der Grund, warum eine mehrwöchige Frühjahrskur nicht für Schwangere und Stillende geeignet ist. Es wird ja der ganze Stoffwechsel mobilisiert, auch gewünschter Weise Giftstoffe, die ausgeleitet werden. Vorher gehen sie aber noch durch den Blutkreislauf, bis sie dann in Leber und Niere landen – und können daher vorher durch das Nabelschnurblut auch zum Fötus gelangen.
Entwässernde Tees in Maßen können aber sehr wohltuend sein. Ebenso Wildkräuter, die in den Salat gegeben werden. Aber, wie gesagt, nur spärlich verwenden und bei Unsicherheit lieber Rücksprache bei der Hebamme oder dem Arzt/der Ärztin halten.
Tee für die Nieren
Die Nieren werden generell in ihrer Ausscheidung durch reichhaltiges Trinken unterstützt. „Reichhaltig“ bedeutet 2 Liter am Tag in Form von kohlensäurearmen Mineralwässern und Kräuter- oder Früchtetees [3].
Sollen die Nieren während der Frühjahrskur zusätzlich unterstützt werden, ist ein Tee aus speziell harntreibenden Pflanzen die ideale Möglichkeit. Dieser Tee ist auf die tägliche Trinkmenge von 2 Litern dazuzurechnen. Harntreibende Pflanzen sind z. B. Brennnessel, Birke, Ackerschachtelhalm und Löwenzahn. Die klassische Teemischung für eine Frühjahrskur besteht zu je einem Drittel aus Brennnessel-, Birken- und Löwenzahnblättern [2] und kann vom freundlichen Apotheker um die Ecke schnell zusammengemischt werden.
Gerade Anfänger auf dem Gebiet der Frühjahrskur können jedoch von dem sehr stark krautigen Geschmack dieses Tees abgeschreckt werden. Hier empfehlen sich dann die zwei folgenden Mischungen, die ebenfalls von jeder gut sortierten bzw. von jeder sich auf pflanzliche Arzneimittel spezialisierten Apotheke zusammengemischt werden können.
Für welche Teemischung man sich auch entscheidet, die Zubereitung ist immer dieselbe: 1 TL der Teemischung wird mit nicht mehr kochendem Wasser aufgegossen und 10 Minuten ziehen gelassen, danach abseihen. Während der Frühjahrskur mindestens 3 Tassen am Tag trinken.
Wir empfehlen für Einsteiger folgende Teemischungen
Teemischung 1:
je 30 g Löwenzahn- und Birkenblätter
je 30 g Gänseblümchen- und Schlüsselblumenblüten
15 g Artischockenblätter
Teemischung 2:
je 30 g Schafgarben- und Goldrutenkraut
30 g Brennnesselblätter
20 g Ackerstiefmütterchenblüten
10 g Fenchelsamen
Saft und Kraft aus Pflanzen
Intensiver als Tee wirken Pflanzenpresssäfte, welche anstelle oder zusätzlich zu der gewählten Teemischung eingenommen werden können. Es handelt sich dabei um wässrige Lösungen, die durch ein spezielles Auspressverfahren entstehen [1].
Besonders empfehlenswert sind die Presssäfte von Brennnessel, Birke oder Löwenzahn, welche z. B. in Reformhäusern oder Naturkostläden gekauft werden können. Da diese Pflanzensäfte sehr konzentriert sind, werden sie immer im Verhältnis 1:5 mit Wasser, Apfelsaft oder Buttermilch verdünnt. Für die Dauer der Kur sollte man am besten bei einer Sorte Pflanzenpresssaft bleiben und von diesem Saft 3-mal täglich je einen Esslöffel zu sich nehmen [2].
Die Autorin dieses Beitrages macht seit Jahren jedes Frühjahr eine Brennnesselkur mit dem entsprechenden Pflanzenpresssaft: Für diese spezielle Kur beginnt man mit einer Tagesmenge von 3 TL Pflanzensaft (möglichst morgens vor dem Frühstück eingenommen) und behält diese Menge drei Tage bei. Am 4. Tag wird um einen Teelöffel erhöht und diese Menge nun für weitere drei Tage beibehalten. An jedem 4. Tag wird die Dosierung um je einen weiteren Teelöffel erhöht, bis man bei 10 TL angekommen ist. Dann wird die Dosis wieder reduziert, und zwar ebenfalls jeden 4. Tag um einen Teelöffel bis man wieder bei der Menge von 3 TL angelangt ist [4].
Ein persönlicher Rat für diejenigen, die jetzt gleich begeistert diese Kur anwenden wollen: Bitte unbedingt die Verdünnung beachten! Und das nicht nur wegen der Konzentration des Brennnesselpresssaftes. Er schmeckt nämlich nicht gerade gut, sondern eher – auch in Verdünnung mit Wasser – wie eine Kombination aus verrostetem Scharnier und Erde (und quietscht auch gefühlt zwischen den Zähnen…).
- Eine schmackhaftere Alternative sind > Wildkräuter-Smoothies.
Leberwickel mit Schafgarbe
Unser Hauptentgiftungsorgan ist die Leber, welche während der Frühjahrskur ebenfalls gut unterstützt werden sollte. Am besten eignen sich hierfür sogenannte Bitterstoffpflanzen, wie Artischocke, Löwenzahn oder Schafgarbe, welche zusammen mit harntreibenden Pflanzen eine gut ausgewogene Teemischung ergeben [2]. Alle drei oben genannten Teemischungen enthalten daher sowohl harntreibende als auch Bitterstoffpflanzen.
Eine weitere Methode, die Leber in ihrer Funktion zu unterstützen, ist der Schafgarben-Leberwickel. Dieser braucht nicht nur auf den Zeitraum der Kur beschränkt zu bleiben, sondern kann generell eingesetzt werden, wenn man seiner Leber etwas Gutes tun möchte.
Für so einen Leberwickel nimmt man 4 EL Schafgarbenkraut (entweder frisch gesammelt oder getrocknet aus der Apotheke oder dem Reformhaus) und übergießt es mit 1 Liter heißem Wasser. Ca. 10 Minuten ziehen lassen und dann abseihen. In diesen Aufguss ein Tuch (am besten aus Leinen) tauchen, auswringen und auf die Lebergegend (rechte Oberbauchhälfte) legen. Darauf ein trockenes Handtuch legen (am besten aus Frottee) und beide Tücher mit einem Wollschal befestigen. Darauf noch eine Wärmflasche legen und für mindestens eine halbe Stunde ruhen. Anschließend alles abnehmen, mit dem Wollschal die Lebergegend weiter warmhalten und eine halbe Stunde nachruhen [2].
Diesen Vorgang möglichst am Abend machen, da man danach nicht nur eine angenehme Bettschwere erreicht, sondern auch eine erholsame Nachtruhe vorbereitet hat.
Salate – leicht bitter, aber lecker
Während einer Frühjahrskur können wir Bitterstoffpflanzen natürlich auch als Salat oder Gemüse zu uns nehmen. Das ist sehr lecker und bekömmlich und regt neben der Leber auch den Darm, das dritte Ausscheidungsorgan, an [2].
Gerade Chicorée, Radicchio und Rucola sind die typischen Salatsorten, die Bitterstoffe enthalten. Solo oder in Kombination – mit ein bisschen Fantasie und der Lust am Ausprobieren können wir immer wieder die verschiedensten Geschmackserlebnisse kreieren. Und wer die Möglichkeit hat, Wildkräuter selber zu sammeln kann auch die ersten zarten Blätter von Löwenzahn, Giersch, Birke, Vogelmiere oder Brunnenkresse unter den Salat mischen.
Hier zwei Salatvorschläge, die jedoch nach Lust und Laune abgeändert werden können:
Gartensalat
Die Zutaten:
- Chicorée, Radicchio oder Rucola (oder eine Mischung)- Wildkräuter (sofern vorhanden)
- 1 Tomate (in Achtel)
- ½ Gurke (in Scheiben)
- 1-2 Mohrrüben (geraspelt)
- 2-3 Radieschen (in Scheiben)
Salat „Fruchtig trifft Bitter“:
- Chicorée, Radicchio oder Rucola (oder eine Mischung)
- Wildkräuter (sofern vorhanden)
- Kerne eines ½ Granatapfels
- ca. 150 g mageres Hähnchenfleisch (in Stücke schneiden, mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver würzen und anbraten)
Als Dressing entweder Öl gemischt mit Essig und etwas Salz und Pfeffer verwenden, oder – wem der Salat zu bitter sein sollte – den Essig durch Joghurt oder Sauerrahm ersetzen.
Fit in den Frühling: Auch die Haut miteinbeziehen!
Auch das vierte Ausscheidungsorgan, die Haut, braucht etwas Zuwendung und wird uns dankbar sein für ein wenig Aufmerksamkeit: Trockenbürsten, Wechselduschen und Saunagänge bringen ihren natürlichen Farbton zurück.
Wer sich für eine Kur entscheidet, sollte neben diesen Tipps außerdem für ausreichend Bewegung sorgen, am besten an der frischen Luft. Genügend Schlaf und kleine Ruhepausen zwischendurch helfen dem Körper ebenfalls bei der Umstellung. Des Weiteren sollte während einer Kur auch auf zu viele Genussgifte wie Alkohol, Kaffee und Nikotin verzichtet werden.
Und wem das alles zu kompliziert erscheint, sollte eines bedenken: Jede Kur ist zeitlich begrenzt – so auch die Frühjahrskur. Diese sollte eine Dauer von 3 bis maximal 10 Wochen haben. Gerade Menschen, denen das gänzlich fremd ist, sollten sich nicht übernehmen und für eine Kur erst einmal drei Wochen einplanen. Wer dann Gefallen gefunden hat, kann in den kommenden Jahren die Dauer der Kur erhöhen.
Ist es außerdem nicht sowieso besser seinen Körper in dieser Zeit zu unterstützen und fit in den Frühling zu starten, als sich ständig müde und kraftlos durch den Tag zu schleppen? Die Autorin dieses Beitrags kann diese Frage nur bejahen und nimmt deswegen gerne täglich den Geschmack des rostigen Scharniers mit Erde in Kauf…