8 Weihnachtsgewürze für Körper & Seele
Dr. Spekulatius: Die Wirkung von Gewürzen
Gewürze sind mehr als weihnachtliche Stimmungsmacher – in der richtigen Dosis eingesetzt tun sie nicht nur der Seele, sondern auch dem Körper eine Menge Gutes. 8 Weihnachtsgewürze auf einen Blick: Wie wirken sie, woher kommen sie?
Von: Eva Pantleon
Weit mehr als nur weihnachtliche Stimmungsmacher
Sie sind winzig. Oft reicht schon eine Prise. Doch ihre Wirkung ist gewaltig - für den Körper wie für die Seele: Gewürze. Was wäre etwa die Weihnachtszeit ohne sie? Ohne den Duft von Glühwein beim Bummel über den Weihnachtsmarkt? Ohne Spekulatius, Printen oder Lebkuchen? Ohne das Aroma von Zimt und Nelken, das durchs Haus zieht, während die Bratäpfel im Ofen schmoren? Unvorstellbar. Dennoch sind Gewürze mehr als weihnachtliche Stimmungsmacher – in der richtigen Dosis eingesetzt, tun sie nicht nur der Seele, sondern auch dem Körper eine Menge Gutes.
Wie weihnachtliche Gewürze unsere Gesundheit stärken
Zimt – stark gegen lästige Einzeller
Es ist sicher das erste Gewürz, das einem zu Weihnachten einfällt. Ob Zimtstern oder Glühwein – Weihnachten wäre schlicht undenkbar ohne die duftenden braunen Stangen. Diese kommen heute meist aus Sri Lanka (Ceylon-Zimt) oder aus China (Cassia-Zimt) nach Europa. Botanisch gesehen handelt es sich dabei um die Innenrinde des Zimtbaumes, der bis zu 15 Meter hoch werden kann. Diese Rinde gelangt dann als gerollte Stangen oder gemahlen in den Handel – und schließlich in unsere Körper, wo sie allerlei Gutes bewirkt.
Wirksam ist vor allem das in der Rinde enthaltene Zimtöl. Dieses hat antimikrobielle Eigenschaften und ist somit ein prima Helfer, um etwa lästige Schnupfenviren abzuwehren. Im Kampf gegen Pilze oder Bakterien hat Zimt einiges zu bieten – was sich unter anderem die aus Vietnam kommenden aber inzwischen auch hier beliebten „Zimtlatschen“ zunutze machen.
Was den Einsatz von Zimt bei Diabetes mellitus angeht, wird derzeit noch viel diskutiert. Diese Studien legen eine Blutzucker senkende Wirkung des Gewürzes doch sehr nahe. Schon wesentlich länger - seit 5000 Jahren - wissen die Chinesen um die heilende Wirkung des Zimtes. In der Traditionellen chinesischen Medizin wird er bis heute verwendet, um das Innere zu erwärmen und Kälte auszuleiten.
Leider aber sind im Zimt, insbesondere im billigeren Cassia-Zimt, nicht nur gesundheitsfördernde Stoffe enthalten, sondern auch ein Stoff namens Cumarin. Dieser kann zu Kopfschmerzen und bei empfindlichen Menschen auch zu Leberschäden führen. In Fertigprodukten wird fast ausschließlich Cassia-Zimt verarbeitet. Das ist aufgrund des günstigeren Preises zwar verständlich, aber für die Gesundheit sehr nachteilig: Während Cassia-Zimt ca. 2 g Cumarin pro kg enthält, weist die gleiche Menge Ceylon-Zimt nur ca. 0,02 g Cumarin auf. Ceylon-Zimt kann also unbesorgt konsumiert werden. Beim Cassia-Zimt jedoch gilt es aufzupassen – auch wenn manche Produzenten den Cumarin-Gehalt in ihren Backwerken mittlerweile gesenkt haben. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, dass kleine Kinder nicht mehr als 4 Zimtsterne, ältere Kinder nicht mehr als 6 und Erwachsene maximal 8 Zimtsterne pro Tag zu sich nehmen. Da die meisten rund um Weihnachten aber auch Lebkuchen und anderes zimthaltiges Backwerk knabbern, sind die angegebenen Mengen eher noch zu reduzieren – oder einfach selber backen: mit dem unbedenklichen Ceylon-Zimt. Hier ein Rezept für Zimtsterne.
Koriander – die „chinesische Petersilie“
Schon Kleopatra kannte seine Stärken. So wurde Koriander bereits im alten Ägypten als Heilmittel bei Magen- und Darmleiden eingesetzt. Noch heute sind die Samen der auch „Chinesische Petersilie“ genannten Pflanze Bestandteil vieler Magen-Darm-Medikamente. Denn ihre ätherischen Öle regen nicht nur den Appetit an. Sie fördern auch die Verdauung und wirken krampflösend. Kein Wunder also, dass das Essen nach einem Besuch beim „Inder“ selten schwer im Magen lässt – fast alle indischen Curry-Pasten enthalten Koriander. In der hiesigen Küche kommt das Gewürz vor allem beim Weihnachtsgebäck zum Zuge – aber auch bei den Alkoholika: Likör wird oft mit einer Prise Koriander abgerundet, und auch „Gose“, eine sächsische Bierspezialität bekommt dadurch ihren unverwechselbaren Geschmack.
Kardamom – gut für die Verdauung
In indischen Masalas dürfen sie nicht fehlen. Keine schwedische Kanelbulle (Zimtwecke) wäre echt ohne sie. Und auch für unsere Lebkuchen und Spekulatius sind sie unverzichtbar: die Samen der Kardamom-Frucht. In arabischen Ländern, wo Kardamom gern auch an den Kaffee getan wird, sagt man ihm (vor allem in dieser Kombination!) eine aphrodisierende Wirkung nach. Bei uns schätzt man das Gewürz neben seinem süßlich-scharfen Aroma auch als verdauungsfördernd. Es soll krampflösend und blähungstreibend wirken.
Piment – der karibische Pfeffer
Piment kommt in Deutschland eher selten, fast nur für Weihnachtsgebäck zum Einsatz. Ganz anders in seinem Hauptanbaugebiet: der Karibik. Dort ist das auch Nelkenpfeffer genannte Gewürz in der Küche unverzichtbar – ebenso wie in der arabischen, türkischen und französischen Küche, wo es Fleischgerichten eine intensive, scharf-würzige Note verleiht. Zur Heilung wird Piment nur selten eingesetzt, da seine ätherischen Öle wie Eugenol zu sehr die Schleimhäute reizen.
Piment ist der noch unreife Samen des Piment-Baumes (Pimenta dioica), der zu den Myrtengewächsen gehört. Seine Heimat ist Mittelamerika. Entdeckt und benannt wurde das Gewürz auf den Antillen durch Christoph Kolumbus (Piment von lateinisch pimentum/pigmentum, „Balsam, Gewürz, Arzneidroge“).
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Muskat - ein Fall für den Homöopathen
Muskat ist nicht nur das Tüpfelchen auf dem ü für jedes Kartoffelpü(ree). Mit seiner feinen Würze ist er auch unverzichtbar für Lebkuchen, Spekulatius & Co. Nomen ist beim Muskat allerdings nicht Omen, denn die Mukatnuss ist überhaupt keine Nuss, sondern der Kern einer Baumfrucht. Als Gewürz oder Heilmittel verwendet wird nicht nur dieser Kern, sondern auch der ihn umgebene Mantel. Dieser wird als Muskatblüte oder Macis bezeichnet. Angebaut wird der Muskatbaum in Westindien oder Brasilien, zu Hause ist er auf den Gewürzinseln (Molukken).
Medizinisch wird Muskat eher selten verwendet - nicht zuletzt wahrscheinlich aufgrund der Gefahr einer Überdosierung. Ab 4 Gramm Muskatnuss können bei einem Erwachsenen Vergiftungserscheinungen auftreten, bei Kindern reicht schon weniger: Daher Muskatnüsse immer gut verstecken - so dass kleine Patschhände sie nicht finden können…
Die Volksmedizin empfiehlt Muskatnuss bei Verdauungsbeschwerden. In der Homöopathie wird sie bei akuter Gastritis, Magenverstimmung, nervösen Beschwerden und Wahrnehmungsstörungen (D3, D4) eingesetzt.
Extra-Tipp: Unbedingt probieren – eine Prise Muskatnuss in heißer Schokolade. Lecker!
Anis – schon seit der Antike hochwirksam
Sein Name entstammt einer botanischen Verwechslung. Denn das Wort „Anis“ geht zurück auf das altgriechische „Anäthon“, was Dill bedeutet. Folglich muss der arme Anis, nur weil ein antiker Pflanzenkundler nicht richtig hingeschaut hat, bis heute als verkappter Dill durch die Botanik laufen. Das tut aber dem leckeren lakritzartigen Duft des Gewürzes, das in keinem Lebkuchen fehlen darf, natürlich keinen Abbruch. Zu schätzen wussten das Doldenblütlergewächs übrigens auch schon die alten Römer: Bei Ausgrabungen im römischen Kolosseum entdeckte man Anisfrüchte, die die Zuschauer der Gladiatorenkämpfe zwischen den Sitzreihen verloren hatten. Im Orient und in Indien werden die sichelförmigen Früchte noch heute gern nach dem Essen genossen - sie sollen die Galle anregen und den Atem reinigen. Verantwortlich dafür ist vor allem das aus den Früchten gewonnene Anisöl, das sowohl krampflösende als auch schleimlösende Eigenschaften hat. Daher wird die Pflanze in der Heilkunde vor allem als Mittel gegen Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Koliken oder Krämpfe verwendet, aber auch bei Infektionen der oberen Atemwege eingesetzt. In höheren Dosierungen wirkt sie zusätzlich desinfizierend (antiseptisch).
Anis wird oft mit den Früchten von Sternanis verwechselt, da sich die beiden Pflanzen im Geruch sehr ähneln. Im Geschmack gibt es jedoch Unterschiede. Sternanis schmeckt kräftiger und würziger als der fein-süßliche Anis.
Vanille – die Stimmungskanone
Schon Moctezuma war süchtig danach. Angeblich soll der Herrscher der Azteken täglich um die fünfzig Tassen eines mit Vanille gewürzten Kakaogetränks getrunken haben. Und der erste Europäer, dem das zarte Aroma der Vanille in die Nase stieg, dürfte sein „Gast“ Hernán Cortés gewesen sein. Trotzdem sollte es noch Jahrhunderte dauern, bis auch die Europäer ihre Kuchen und Puddings damit würzen konnten. Dann aber ging ein wahrer Vanillerausch durch Europa: Von Creme Brulee bis zur bayerischen Creme waren die schwarzen Schoten schon bald nicht mehr aus der europäischen Küche weg zu denken.
Selbst als 1874 im deutschen Holzminden die synthetische Herstellung von Vanillin (aus Coniferin) gelang, blieb die echte Vanille den Europäern lieb (und teuer): Denn verglichen mit Vanillin besitzt Naturvanille noch mindestens 50 weitere Aromastoffe und mehr als 130 chemische Verbindungen, die zusammen erst das Gesamtaroma - und auch ihre gesundheitliche Wirkung ausmachen. Der Vanille wird nachgesagt, dass sie beruhigend und stimmungsaufhellend wirkt. Es gibt Berichte aus dem 16. Jahrhundert, nach denen die Indianer Vanille gezielt zur Stärkung ihrer Gehirne eingesetzt haben sollen. Außerdem schätzten die alten Azteken die Früchte als Aphrodisiakum.
Fun Fact: wenn wir Vanilleschoten nutzen, dann essen wir die Fruchtstände einer Orchidee! Was wir als Vanilleschote bezeichnen, ist die Kapselfrucht der verblühten und ausgereiften Gewürzvanille Vanilla planifoli. Die vielen schwarzen Körner sind die Samen. Vanille ist eine Kletterorchidee, da sie sich um Palmen windet und deren Heimat Mittelamerika ist. Der Anbau erfolgt hauptsächlich in Madagaskar. Bevor die grünen Vanillekapseln aber zu dem beliebten hocharomatischen Gewürz werden, müssen viele zeit- und arbeitsintensive Schritte erfolgen (dazu gehört auch die Fermentation in Behältern).
Nelken – das Multi-Talent
2010 ist sie zur Heilpflanze des Jahres gekürt worden – und das mit gutem Grund: Die Gewürznelke wirke nicht nur schmerzstillend und entzündungshemmend. Sie habe auch antibakterielle, verdauungsfördernde und stark belebende Eigenschaften, begründete der Naturheilverein Theophrastus, dem Ärzte, Heilpraktiker und Biologen angehören, seine Wahl.
Ausschlaggebend für das Multitalent der Nelke ist der hohe Gehalt an ätherischen Ölen – dies ist vor allem Eugenol, aber auch Beta-Caryophyllen und Oleanolsäure. Eugenol hemmt das Wachstum von Bakterien, Pilzen und Viren und hat eine örtlich betäubende Wirkung, was bei Zahnschmerzen ein wohltuende Hilfe sein kann (Am besten kauen, damit die ätherischen Öle gelöst werden – oder, falls das zu schmerzhaft ist, einige Nelken in Wasser aufkochen und dann in den hohlen Zahn oder in eine Zahnlücke stecken!). Nelkenöl ist auch häufiger Bestandteil von Mundspülungen, da es Entzündungen im Zahnfleisch lindert.
Wichtig ist allerdings, auf die richtige Dosierung zu achten. Bei ein paar Nelken im Glühwein - sprich: haushaltsüblichen Mengen - sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Gewarnt werden muss allerdings vor dem Genuss größerer Mengen von Nelken oder Nelkenöl. Dies kann Schleimhautreizungen, im schlimmsten Fall sogar Vergiftungen hervorrufen. Deshalb Nelkenöl nur verdünnt anwenden – und in der Schwangerschaft ganz meiden!