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Hausmittel: Wo Oma (nicht) Recht hatte

Eine Tasse Tee steht vor zwei Zitronen.
© Ursula Deja - Fotolia.com

Hühnersuppe, Vitamin C & heiße Zitrone

Als sanfte Medizin sind alte Hausmittel heute wieder sehr beliebt. Und das zu Recht, belegt die moderne Medizin – jedenfalls meistens … Was hilft und was nicht?

Von: Eva Pantleon

Omas Hausmittel unter die Lupe genommen

Es klingt nicht wirklich sympathisch. Knoblauch- und Zwiebelstücke sollen es sein. Auf eine Kette aufgezogen und über Nacht um den Hals gebunden. Was wie ein potentes Hausmittel gegen Vampire klingt, ist laut der Internetseite „medvergleich“ hochwirksam gegen Schnupfen. Ferner möge man sich Olivenöl oder eine selbst hergestellte Majoranbutter in die Nase schmieren. Alles Quatsch? Nicht unbedingt. Zwar hat die Verbreitung von zum Teil skurrilen „Gesundheitstipps“ durch das Internet schlagartig zugenommen und kann dabei zuweilen durchaus gemeingefährlich sein. Doch in den meisten Fällen gilt: Wenn's hilft - prima. Wenn nicht – kann es zumindest nicht schaden. Und nicht selten kann die moderne Medizin die positive Wirkung von Tipps aus Omas Hausapotheke sogar mit klinischen Studien belegen.

Die heiße Zitrone: Nur wirkungsvoll mit nicht zu heißem Wasser

Sie ist der Klassiker unter den Hausmitteln gegen Erkältung. Und schmeckt dazu wirklich gut. Ihre Befürworter berufen sich meist auf den hohen Gehalt an Vitamin C, der das Immunsystem stärke. Leider aber ist Vitamin C äußerst hitzeempfindlich und reagiert auf einen Schwall siedend heißes Wasser mit sofortigem Wirkungsverlust. Gleiches gilt für den oft noch hinzu gegebenen Honig: Auch dieser verliert seine Wirkkraft bei Erhitzung über 40 Grad. Damit die heiße Zitrone als Erkältungsmittel also überhaupt helfen kann, darf das Wasser beim Brühvorgang nicht heißer als 50 Grad sein. Das schont auch die positiven Stoffe im Honig. Man weiß mittlerweile, dass die Citrate im Zitronensaft vor der Ansteckung mit Noroviren schützen, da die Andockstelle des Virus besetzt wird. Eine ähnliche Wirkung bei Erkältungsviren ist anzunehmen. Um den Zahnschmelz zu schützen hat sich Folgendes bewährt: Vorher einen Esslöffel Olivenöl länger im Mund behalten oder Mandeln essen. Danach Mund mit Wasser spülen.

Was allerdings das viel gepriesene Vitamin C angeht, so handelt es sich um ein kollektives Missverständnis, und zwar ein äußerst hartnäckiges …

Vitamin C stärkt die Abwehr - ein hartnäckiger Mythos

Sicher ist es gesund, viele Zitrusfrüchte zu essen. Doch niemand muss Berge von Kiwis und Grapefruits in sich hinein stopfen in dem Glauben, dadurch besser vor einem Infekt gefeit zu sein. Ganz abgesehen davon, dass die Deutschen ihr Lieblingsvitamin ohnehin im Übermaß zu sich nehmen – allein durch die Nahrung deutlich mehr als die Deutsche Ernährungsgesellschaft als Tagesration empfiehlt. Zusätzlich greifen viele Verbraucher zu Nahrungsergänzungsmitteln (NEM), insbesondere wenn die Nase läuft und der Hals kratzt. Das aber könnten sie sich sparen. Denn offenbar hilft Vitamin C weder vorbeugend noch gegen Erkältungserscheinungen.

Das zumindest schließen der australische Mediziner Robert Douglas und sein finnischer Kollege Harri Hemilä aus ihrer aktuellen Analyse von 55 klinischen Studien aus den vergangenen 65 Jahren. Die beiden Wissenschaftler fanden keinerlei Hinweis dafür, dass eine erhöhte Vitamin-C-Zufuhr das Erkältungsrisiko verringere (es sei denn, es besteht eine Unterversorgung, was aber in Deutschland höchst selten ist). Und auch mit dem positiven Effekt hinsichtlich des Krankheitsverlaufes ist wenig Staat zu machen: Der verringert sich durch fleißige Vitamin-C-Einnahme gerade mal um 8 Prozent bei Erwachsenen und 14 Prozent bei Kindern. Siehe hierzu auch den Beitrag über Erkältungs-Irrtümer.

Holundersaft – der viel Gutes schafft

Wesentlich günstiger ist dafür die Datenlage für Sambus nigra L, zu deutsch: Holunderbeere. Diese wurde bereits von Hippokrates und Hildegard von Bingen empfohlen und gilt in der Volksmedizin schon lange als „Arzneischrank der Natur“. Offenbar zu recht: Die Wirkung der getrockneten Blüten als schweißtreibendes Mittel und zur Steigerung der Bronchialsekretion bei Erkältungskrankheiten ist bereits seit langem pharmakologisch anerkannt. Was nun die Beeren des schwarzen „Holders“ angeht, so hat die Forschung der letzten 20 Jahre bestätigt, was schon das Mittelalter wusste: Damals galt Holunderbeersaft vor dem Schlafengehen als Kur bei Erkältungen. Und das offenbar zu Recht.

So urteilt Prof. Dr. Wolfgang Kubelka vom Institut für Pharmakognosie der Universität Wien über einen Holunderextrakt, den die israelische Virologin Dr. Madeleine Mumcuoglu entwickelte: “Sambucus nigra L. enthält Anthocyane, Flavonoide, Fruchtsäuren und Vitamine. Vor allem der Anteil der Anthocyane, der violett-schwarzen Pflanzenfarbstoffe, ist höher als bei anderen Obstsorten. Sie schützen durch Freie Radikale die Zellmembranen vor Veränderungen, Grippeerreger können nicht in die Zellen eindringen. Holunder-Extrakte helfen nicht nur zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte, sie verkürzen bei einem akuten Infekt auch die Krankheitsdauer.“

Holunderbeerextrakt gibt es als Fertigpräparat in der Apotheke (Saft und Kautabletten). Der Saft lässt sich aber natürlich auch selbst herstellen. Unter diesem Link gibt es eine Anleitung:

  • Als Schwitzkur bei Erkältung - Holunderblütentee: 2 Teelöffel Holunderblüten je Tasse mit kochendem Wasser übergießen und 5 Minuten ziehen lassen. Mehrmals täglich, besonders abends, 1 bis 2 Tassen so heiß wie möglich trinken.
  • Gegen Husten - Holunderbeertee: Man benötigt dafür 10 g getrocknete Holunderbeeren. Zubereitung: Beeren in 150 ml kaltem Wasser 5 Minuten einweichen. Dann zum Kochen bringen und ca. 1 Minute sprudelnd kochen lassen. 10 Minuten ziehen lassen, dann abseihen.
  • Bei Nebenhöhlenentzündung: 3 EL Holundersaft und 10 Tropfen Pfefferminzöl in 1 l heißem Wasser verrühren. Dämpfe mehrmals am Tag je 10 Minuten einatmen. Zum Arzt: bei starkem Druckgefühl oder pochenden Schmerzen.

Achtung: Holunderbeeren sollten nie roh verzehrt werden, da sie schwach giftig sind. Beim Kochen wird das Blausäure abspaltende Sambunigrin jedoch komplett abgebaut.

Kamille bei Bindehautentzündung – besser nicht

Ein weit verbreitetes Hausrezept bei Bindehautentzündung ist, sich mit Kamillentee getränkte Wattebausche auf die Augen zu legen. Leider aber scheint das alte Hausmittel eher kontraproduktiv zu sein. Dazu der Schweizer Augenspezialist Dr. Dr. Gian-Carlo Daepp: „ Das Reinigen der Augen mit klarem Wasser ist bei einer Bindehautentzündung sinnvoll und meist sehr angenehm. Vom Auswaschen der Augen mit Kamillenwasser ist aber wegen der Gefahr einer Allergieentwicklung dringend abzuraten. Kamillentee ist für die Anwendung am Auge zu scharf und reizt das Auge zusätzlich.“

Hühnersuppe – das natürliche Penicillin

Sie ist der Klassiker unter den Hausmitteln und trägt in der jüdischen Küche den Namen "Jewish Penicillin". Dass es damit durchaus seine Richtigkeit hat, bewiesen Wissenschaftler vom Nebraska Medical Center in Omaha. In ihren Labortests mit traditionell gekochter Hühnersuppe (Kochzeit acht Stunden) fanden sie heraus, dass durch diese die Bewegungsfähigkeit bestimmter weißer Blutkörperchen deutlich gehemmt wird. Diese sogenannten Neutrophile werden bei grippalen Infekten in großen Mengen freigesetzt und in die Nasenschleimhäute transportiert. Hier rufen sie Erkältungssymptome wie gerötete oder geschwollene Schleimhäute und die damit verbundenen Schmerzen hervor.

Zudem, so die Forscher, könne die Hitze der Hühnersuppe die Vermehrung der temperaturempfindlichen Viren stoppen. Außerdem trage dass Schlürfen der heißen Flüssigkeit dazu bei, dass die Nase wieder frei werde.

Leider wissen die Forscher zwar bis heute nicht, welcher Bestandteil der Hühnersuppe genau es ist, der den entzündungshemmenden Effekt mit sich bringt - ob nun das Hühnerfleisch, die Knochen, ein spezielles Gemüse oder womöglich das Zusammenwirken aller Bestandteile. Auf jeden Fall empfehlen sie aber, das Huhn mindestens zwei Stunden kochen zu lassen.

Wer beim Thema Hühnersuppe eher an das Regal mit Tütensuppen im Supermarkt denkt, findet hier ein Rezept, wie dem Suppenhuhn ganz klassisch zu Leibe gerückt werden kann.

Wenn's was auf die Ohren gibt – Zwiebelsäckchen

Sie können durch Verletzungen von außen entstehen – etwa durch Wattestäbchen oder eindringendes Badewasser. Doch am häufigsten treten Ohrenschmerzen im Zusammenhang mit Erkältungen auf. Denn durch die Ohrtrompete - oder „eustachische Röhre“ – können Bakterien und Viren aus dem Rachenraum ins Innenohr wandern und dort ihr Unwesen treiben. Häufig sind Kinder davon betroffen, da ihre Ohrtrompete kürzer ist als die von Erwachsenen.

Bevor dann gleich zum Antibiotikum gegriffen wird, ist es durchaus sinnvoll, ein altes Hausmittel auszuprobieren, wie auch Phytodoc-Experte Dr. Berthold Musselmann empfiehlt: die Küchenzwiebel. Deren Saft enthalte nämlich, so Musselmann, sogenannte Alliine, die wie ein natürliches Antibiotikum gegen krankheitserregende Keime wirken. In Testanordnungen konnten für die Zwiebel antimikrobielle, antiasthmatische und antiallergische Eigenschaften nachgewiesen werden.

Zur Anwendung bereitet man ein Zwiebelsäckchen für die Ohren: dafür die Zwiebel kleinhacken und erwärmen, bis Saft austritt (dadurch entfalten sich die ätherischen Öle). Saft und Stücke auf einem Baumwolltuch verteilen, dieses zu einem Säckchen zusammen binden und auf das schmerzende Ohr legen. Wichtig ist, dass möglichst nur eine dünne Stoffschicht zwischen Zwiebel und Ohr ist und die Säckchen klein sind. Diese dann zur Fixierung am besten unter ein Stirnband oder eine Mütze klemmen. Das Säckchen kann warm und kalt aufgelegt werden. Je nachdem, wie es dem Kranken angenehmer ist. Zwiebelsäckchen (jeweils frisch zubereitet) dreimal täglich etwa eine Stunde auflegen. Sollten die Schmerzen am nächsten Tag noch nicht besser geworden sein, ist es ratsam einen Arzt aufsuchen.

Öl ins Ohr? – nicht zu empfehlen!

Ein weiteres altes Hausmittel gegen Ohrenschmerzen ist, warmes Sonnenblumen- oder Olivenöl ins Ohr zu tropfen. Ein bis zwei Löffel erwärmtes Öl ins Ohr gegossen, sollen die Schmerzen vertreiben. Heute wird diese Methode nicht mehr empfohlen. Denn einerseits kann dadurch das Trommelfell gereizt und so ein Durchbruch hervorgerufen werden. In diesem Fall – oder falls das Trommelfell ohnehin schon geschädigt ist - können dann mit dem Öl Erreger ins Ohr gelangen und erst recht Schaden anrichten.

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