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Wie gesund ist Honig?

verschieden volle Honiggläser
© PollyDot auf Pixabay

Als reines Naturprodukt hat Honig ein vorbildliches Image

Aber macht das unseren geliebten Honig gleich gesund? Für die Gesundheit ist er als Brotaufstrich weniger interessant als in der Klinik. Seine medizinischen Anwendungen beschränken sich nicht nur auf Hausmittel wie Bienenhonig bei Erkältungen, sondern revolutionieren die Wundbehandlung. Alle wichtigen Antworten zum Honig als Heilmittel und Genussmittel, welcher Honig am gesündesten ist und was Manuka-Honig so besonders macht.

Von: Bienen.info

Warum sammeln Bienen Honig?

Honig sammeln die Bienen als Wintervorrat, mit dem sie die kalte Jahreszeit überstehen. Dafür nutzen sie zwei Quellen: Blütenhonig gewinnen sie aus dem Nektar blühender Pflanzen, Honigtauhonig aus Pflanzensäften und den Ausscheidungen saugender Insekten.

Beides mischt die Biene in ihrem Honigmagen mit Enzymen und bringt den Honig in spe zum Bienenstock. Dort nehmen ihn andere Tiere entgegen, reichern ihn weiter mit Fermenten an und lagern ihn in spezielle Waben ein. Während dieser ganzen Prozedur verdunstet eine Menge Wasser, sodass die Lösung zusehends eindickt. Das schützt vor Bakterien und macht den Honig haltbar. Erklären ihn die Arbeiterinnen mit fachkundigem Blick als fertig, verschließen sie die Zelle mit einem Wachsdeckel und der Winter kann kommen.

Für das Bienenvolk ist der Honig nicht nur gesund, sondern überlebenswichtig: Wird es draußen kalt, kuscheln sie sich im Inneren ihrer Behausung zusammen. In dieser Bienentraube entkoppeln sie ihre Flugmotoren, sodass die Muskulatur zittert und Wärme erzeugt. Mit der so gehaltenen Mindesttemperatur um die zehn Grad überleben die Bienen den Winter – vorausgesetzt der Treibstoff reicht.

Ist flüssiger oder fester Honig gesünder?

Blütennektar und Honigtau liefern jede Menge Zucker, allen voran Traubenzucker (Glukose) und Fruchtzucker (Fruktose). Ihr Verhältnis entscheidet, ob ein Honig von fester oder flüssiger Konsistenz ist. Sein Wasseranteil liegt unter 20 Prozent, sodass es sich chemisch um eine übersättigte Zuckerlösung mit hoher Viskosität handelt. Ein geringer Wassergehalt gilt als Qualitätskriterium.

Die Frage, ob flüssiger oder fester Honig gesund ist, lässt sich so nicht beantworten: Bleibt flüssiger Honig länger stehen, kristallisiert er vor allem bei niedrigen Temperaturen aus und wird fest. Erwärmt man ihn, wird er wieder flüssig. Wärmer als 40 Grad sollte er dabei nicht werden, denn hohe Temperaturen beeinträchtigen die Enzyme, welche die Bienen mit auf den Weg gegeben haben. Diese Temperaturschwelle muss bereits der Imker bei der Honiggewinnung beachten.

Warum ist Honig gesund?

Häufig liest man, dass Honig eben wegen dieser Enzyme gesund ist. Das stimmt allerdings nur begrenzt – wegen des hohen Zuckergehaltes stehen ihnen nur begrenzte Mengen Wasser zur Verfügung, was ihre Aktivität erheblich einschränkt. Aktiv werden sie erst wieder, wenn man den Honig verdünnt.

Weitere Inhaltsstoffe sind Antioxidantien, Mineralstoffe und Vitamine. Vitamin C, Carotinoide, Zink und Eisen sind in der Tat wichtig für den Stoffwechsel, aber Honig enthält nur wenig davon. Um seinen Vitamin- oder Eisenbedarf zu decken, müsste man erhebliche Mengen zu sich nehmen: Honig ist kein Nahrungsergänzungsmittel, sondern ein Nahrungsmittel – und vor allem eines: LECKER!

Das gesundheitliche Image bekommt unser Honig also nicht als Brotaufstrich, sondern wegen der vielen medizinischen Anwendungen.

Wie viel Honig ist gesund?

Ernährungsphysiologen interessieren sich vor allem für den Zuckeranteil des Honigs. Kalorientechnisch schlägt er sich etwas besser als der übliche Haushaltszucker: Hundert Gramm Saccharose haben 380 kcal, die gleiche Menge Honig nur 300 kcal. Immerhin fast ein Viertel weniger – zudem ist die Fruktose darin fast doppelt so süß wie Rohrzucker.

Wie mit allen anderen Arten von Zucker sollte man es auch mit Honig nicht übertreiben. Offizielle Stellen wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfehlen, maximal zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr mit Zuckern zu decken [1]. Bei 2.000 kcal am Tag sind das 200 kcal, entsprechend rund 50 Gramm Gesamtzucker. Im Zweifelsfalle ist Honig gesünder als Haushaltszucker, vor allem dem in Softgetränken und Fast Food.

Welche Sorte man bevorzugt, ist reine Geschmackssache – dass ein bestimmter Honig besonders gesund ist, lässt sich so nicht sagen. Der Gesundheit schadet es sicherlich nicht, wenn man das morgendliche Müsli oder Süßspeisen mit Honig statt mit Rohrzucker süßt. Möchte man allerdings mit Honig abnehmen, könnte sich das als ziemlich langfristiges Projekt entpuppen: Als Diätmittel ist Honig nicht wirklich geeignet!

Nahaufnahme einer Biene auf einem Stück Holz
© David Hablützel - Pixabay

Ist Bio-Honig gesünder als konventioneller Honig?

Käfighaltung, Freilandhaltung, Bodenhaltung? Bienen sind keine Hühner, aber viele Verbraucher fragen sich, was an Honig nicht bio sein soll.

Bio-Honig bedeutet vor allem, dass der Imker auf den Standort der Völker achten muss. Seine Mitarbeiterinnen kann er nicht umdirigieren, wenn der Bauer nebenan den Raps gespritzt hat.Den Bienen ist es völlig egal, ob sie ihren Nektar und Pollen aus einem Naturschutzgebiet bekommen oder vom glyphosatverseuchten Schmetterlingsflieder auf Bahngleisen.

Daher muss ein Bio-Imker einen Mindestabstand von drei Kilometern zu konventionell bestellten landwirtschaftlichen Flächen einhalten [2]. Zudem hat er für naturnahe Haltung zu sorgen, darf keine chemischen Abwehrmittel benutzen und muss Bienenstöcke aus natürlichen Materialien bereitstellen. Bio-Honig erkennen Sie am Hinweis „Gemäß EG-Öko-Verordnung“.

Die strengen deutschen Bio-Richtlinien [3] und die deutsche Honigverordnung [4] sorgen für die hohe Qualität unserer einheimischen Bio-Honigsorten. Bei konventionellem Honig sieht das teilweise schlechter aus: Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat in 13 von 22 industriellen Honigsorten aus dem Supermarkt Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden – auch bei den sechs Fabrikaten aus Deutschland [5].

Enthält Honig Pollen aus gentechnisch veränderten Pflanzen?

Ähnliche Miseren fand die Zeitschrift Öko-Test bei Importhonig: Fast die Hälfte enthielt Pollen gentechnisch veränderter Pflanzen. Seit dieser als natürlicher Bestandteil und nicht mehr als Zutat gilt, muss er nach EU-Recht erst ab einem Gehalt von 0,9 Prozent als gentechnisch verändert deklariert werden [9]. Das wird niemals der Fall sein, denn so viel Pollen ist in keinem Honig enthalten [10].

Möchten Sie keine GVOs am Frühstückstisch, müssen Sie beim Importhonig auf das Kleingedruckte achten: Bei Industriehonig findet sich häufig der Hinweis „Mischung aus EU- und Nicht-EU-Ländern“. Das kann bedeuten, dass Pollen von Genmais und genverändertem Raps mit von der Partie sind.

Legen Sie besonderen Wert auf gesunden Honig, sollten Sie ihn beim regionalen Bio-Imker kaufen. Davon abgesehen muss jeder konventionelle deutsche Imker wesentlich strengere Auflagen erfüllen als die meisten seiner Kollegen im Ausland.

Im Zweifelsfalle können Sie auf Fair Trade-Honig zurückgreifen. Hier ist sichergestellt, dass die Honigbauern eine angemessene Bezahlung für ihre Arbeit bekommen, und fair gehandelter Honig stammt aus Regionen, in denen Gentechnik und Pestizide selten eine Rolle spielen. So kommen sie dem Bio-Anspruch oft wesentlich näher als der Industriehonig aus USA oder vielen EU-Ländern. Öko-Test konnte in fair gehandeltem Sorten keinen GVO-Pollen feststellen [10].

Ist Honig vegan?

Die Frage, ob man Honig als vegan bezeichnen kann, wird in Internetforen heftig diskutiert. Dabei ist die Antwort ein klares Nein: Er enthält jede Menge Substanzen tierischen Ursprungs. Dazu zählen Enzyme, welche die Bienen bei der Weitergabe in ihrem Honigmagen immer weiter anreichern.

Ähnlich wie bei Schafswolle schadet die Entnahme den Tieren nicht nachhaltig. Trotzdem verzichten Veganer wegen des tierquälerischen Umgangs bei der Schur auf Wollpullover.

Der verantwortungsvoll arbeitende Imker zweigt sich so viel vom Wintervorrat ab, dass das Bienenvolk nicht in Bedrängnis gerät. Im Gegenzug werden sie vor Feinden wie der Varroa-Milbe geschützt oder in strengen Wintern gefüttert [6]. Zudem sollte man bei der Entscheidung Honig – Ja oder Nein? im Hinterkopf behalten, dass Honigbienen unsere wichtigsten Bestäuber sind.

Die häufig zitierten Wildbienen können diese Aufgabe nicht mehr alleine stemmen, wie das in Urzeiten, vor der industriellen Landwirtschaft der Fall war. Untersuchungen zeigen, dass für eine optimale Bestäubungsleistung die Zusammenarbeit der Honigbiene mit vielen anderen Insektenarten notwendig ist, darunter Wildbienen, Hummeln und Schmetterlingen [7].

In Anbetracht des Insektensterbens sichern Honigbienen mit ihrer Honigproduktion – und der damit verbundenen Bestäubung durch den Pollentransport– also auch unser Obst und Gemüse [8]. Leider. Langfristig wäre es ökologisch sinnvoller, könnten sich mehr Landwirte zu nachhaltigeren Anbaumethoden entschließen. Dadurch würden Wildbienen wieder stärkere Bedeutung erlangen, und der Artenschutz wäre deutlich besser gewährleistet.


Schadet Honig den Zähnen?

Zucker ist Zucker, denken sich die Bakterien in Zahnbelag und Zahnstein. Sie sind da wenig wählerisch und sorgen mit sauren Ausscheidungen für Karies, Zahnfleischentzündungen und Parodontose. Das eigentliche Problem ist aber nicht der Honig, sondern die Zahnhygiene. Wer sich nach dem Honiggenuss brav die Zähne putzt und auch die Zahnzwischenräume nicht auslässt, kann so viel davon futtern wie er möchte.

Ist Honig für Diabetiker geeignet?

Heutzutage regelt man erhöhte Blutzuckerwerte durch Medikamente und Insulin und ist nicht mehr auf strenge Ernährungsregeln angewiesen. Als Diabetiker darf man Honig essen, nur übertreiben sollte man es nicht. Der darin enthaltene Traubenzucker geht sofort ins Blut, der Fruchtzucker mit einiger Verzögerung [11]. Bei übermäßigem Genuss steigt der Blutzuckerspiegel schnell und gleich für ein paar Stunden an [12].

Wer zu unterzuckern droht, kann das mit einem Löffel Honig beheben. Für unterwegs sind Täfelchen mit Traubenzucker sicherlich praktischer.

Warum dürfen Babys keinen Honig essen?

Babys und Kleinkindern mit Honig auf den Brustwarzen das Trinken zu versüßen oder davon etwas naschen zu lassen ist keine gute Idee: Als Naturprodukt ist er nicht keimfrei!

Das Bakterium Clostridium botulinum ist weit verbreitet und für Menschen mit gesundem Immunsystem unbedenklich. Zur Gefahr wird es, sobald es sich in unsachgemäß gelagerten Nahrungsmitteln rasant vermehrt hat – Botulinum-Toxin ruft die gefürchtete Fleischvergiftung (Botulismus) hervor.

In weniger als einem Prozent aller Honigsorten findet man Clostridien. Auch hier sind sie für Jugendliche und Erwachsene mit normaler Immunabwehr ungefährlich. Babys hingegen müssen sich erst an die Welt außerhalb von Mamas Bauch gewöhnen und ihr Immunsystem langsam aufbauen. Daher reichen bei einem Kleinkind bereits kleine Mengen des Bakteriums, um Durchfall hervorzurufen [13].

Säuglingsbotulismus ist selten aber gefährlich: Botox lähmt Muskeln – was in winzigen Mengen injiziert gegen Falten hilft, führt in hohen Dosen gegessen zum Tod durch Ersticken. Daher ist Honig für Babys unter einem Jahr tabu! [14]

Honig in der Schwangerschaft: ja oder nein?

Als vorsichtige Mama könnte man auf die Idee kommen, dass man deswegen in der Schwangerschaft auf Honig verzichten sollte. Das ist aber nicht nötig – solange das Immunsystem normal funktioniert, stiften die paar Bakterien kein Unheil. Sie können ihr morgendliches Honigbrötchen oder ihren Honig im Tee ohne Bedenken genießen. Eine Übertragung der Keime würde dank der Plazentaschranke ohnehin nicht stattfinden.

Honig ist in der Schwangerschaft sogar zu empfehlen, wenn es nachts mit dem Schlafen hapert. Ein Löffel davon in einem Glas warmer Milch ist ein altbewährtes Hausmittel, das beruhigt und beim Einschlafen hilft. Am besten mit ein paar Fädchen Safran, denn der hebt zugleich die Stimmung.

Veganerin oder Vegetarierin? 

Hafermilch, Sojamilch, Mandelmilch, Lupinenmilch funktionieren mit Honig genauso gut und schmecken ebenso lecker.

Honig rinnt von einem Holzlöffel in ein Gefäß
© Three-shots - Pixabay

Medizinische Anwendungen von Honig

Honig spielt in der traditionellen Heilkunde aller Völker eine wichtige Rolle. Die frühesten Berichte stammen aus Ägypten und Mesopotamien [15].

Dioskurides beschreibt ihn im zweiten Buch seiner Materia medica, mit teils abenteuerlichen Zubereitungen wie mit Honig zerriebenen Kellerasseln gegen Schluckbeschwerden oder mit Ochsengalle gegen Krebsgeschwüre [16].

Im indischen Ayurveda nutzt man ihn bei AsthmaTuberkulose, Wurminfektionen, Wunden, RheumaDiabetes und vielen anderen Erkrankungen [17].

Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) verwendet ihn ebenfalls zur Wundheilung, bei Krankheiten der Verdauungsorgane sowie gegen Osteoporose, Arteriosklerose und Bluthochdruck.

Legendär ist die Darmsanierung und Entgiftung mit einer Bärwurz-Birnhonig-Kur nach Hildegard von Bingen. Das dreimal täglich einzunehmende Mus besteht aus gekochten Birnen mit Honig, Bärwurz, Bohnenkraut, Galgant und Süßholz [18].

Honig als Hausmittel gegen Erkältungen

Dass Honig gegen Erkältungen hilft, ist eine Binsenweisheit. Darum findet er sich in zahlreichen Erkältungspräparaten wie Bonbons oder Hustensaft. Dieser Aufwand ist aber gar nicht nötig, denn am allerbesten hilft ein altbewährtes Hausmittel mit Honig: Geben Sie einen Löffel Honig auf zerkleinerten Rettich oder Zwiebeln. Der hohe Zuckergehalt zieht die Flüssigkeit heraus und bildet über Nacht einen probaten Hustensirup [18].

Kindern mit akutem Husten hilft Honig ausgezeichnet [19]. Sie mögen meist die Rettich-Variante von Honigsirup lieber – er schmeckt nicht ganz so streng. Andererseits stecken in Zwiebeln ein paar zusätzliche antibakteriell wirksamen Substanzen.

Die ganz Harten versuchen sich an einem Hustenlöser mit Honig und gehacktem Knoblauch. Mit seiner bakteriziden Wirkung sorgt er dafür, dass auch die letzten Bakterien und Viren Reißaus nehmen. Nicht nur die: Die nächsten paar Tage kommt garantiert niemand in die Nähe, der sich anstecken könnte.

Bakterien, Viren und Pilze werden durch Honig abgetötet

Honig ist bakterizid, fungizid und antiviral [21]. Das liegt nicht allein an niedrigem pH und hohem Zuckergehalt, der den Krankheitserregern das für ihr Wachstum notwendige Wasser entzieht – eine gleich konzentrierte Zuckerlösung hat keinen vergleichbar hohen antibiotischen Effekt [22].

Hauptwirkstoff ist Wasserstoffperoxid (H2O2), das die Keime mit reaktivem Sauerstoff abtötet. Glukose-Oxidase aus dem Honigmagen der Biene bildet dieses ständig nach, und Katalase verwandelt Wasserstoffperoxid in Sauerstoff und Wasser. Beide Enzyme fungieren als Gegenspieler, und die im Honig resultierende Menge an Wasserstoffperoxid resultiert aus der Aktivität beider:

Glukose-Oxidase:
Glukose + Wasser → Wasserstoffperoxid + Glukonsäure

Katalase:
2 Wasserstoffperoxid → 2 Wasser + Sauerstoff

Eine Rolle spielen die Aktivitäten von Katalase und Glukose-Oxidase nur im jungen Honig, den sie vor Verderb schützen. Hier ist noch genügend Wasser vorhanden, um die Reaktion der Glukose-Oxidase anzutreiben.

Nur beim Verdünnen mit Wasser werden die beiden Enzyme wieder kurzfristig reaktiviert und machen sich mit Wasserstoffperoxid und reinem Sauerstoff an Keimen zu schaffen [23]. Auf dem Honigbrötchen können diese beiden nicht schaden, denn sie reagieren schnell mit der Magensäure und anderen Nahrungsbestandteilen.

Mindestens ebenso wichtig für die antibakterielle Wirkung ist der Gehalt an Inhibinen, die zusammen die „Nicht-Peroxidase-Aktivität“ (NPA) des Honigs ausmachen. Dazu gehören Phenole, Flavonoide, Lysozym und zahlreiche andere Wirkstoffe, die teils aus den pflanzlichen Anteilen, teils von den Bienen stammen. Diese Substanzen und die von ihnen hervorgerufenen Effekte wurden bisher nur unzureichend untersucht [24, 25].

Honig unterstützt die Wundheilung

Die keimtötende Wirkung von Honig macht man sich seit der Antike zunutze. Er gilt als bewährtes Mittel zur Wundheilung, denn er hält Infektionen fern und sorgt für ein schnelleres Verheilen [26]. Dazu kommt medizinischer Honig zum Einsatz. Diesen sterilisiert man mit Gammastrahlen, sodass keine lebenden Bakterien, Viren oder Pilze in die Wunde gelangen.

Eine große Rolle spielt Honig bei Verbrennungen und chronischen Wunden. Letztere werden im klinischen Alltag zusehends wichtiger [27,28]. Mit zunehmendem Altersdurchschnitt steigt die Zahl bettlägeriger Patienten, die an einem Druckgeschwür (Dekubitus) oder einem Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris) leiden. Bei Diabetikern tritt häufig infolge Gefäßschäden und mangelnder Durchblutung ein diabetisches Fußsyndrom auf.

Chronischen Wunden wie auch großflächigen Verbrennungswunden ist gemein, dass sie sich leicht infizieren, Eiter bilden und oft über Wochen und Monate nicht abheilen. Hier wirken Wundverbände mit Honig oftmals Wunder.

Multiresistente Keime haben bei Honig keine Chance!

Als natürliches Mittel gegen Infektionen hat Honig seine Bedeutung erst mit dem Aufkommen der Antibiotika verloren. Heute kommt man wieder darauf zurück – denn er tötet resistente Bakterien, sogar multiresistente Krankenhauskeime, bei denen diese versagen.

Resistenzen spielen in der Klinik eine wachsende Rolle. Der freizügige Umgang mit Penicillin & Co. in Krankenhäusern und Tiermast hat so viele Antibiotika in die Natur gebracht, dass Bakterien innerhalb weniger Jahrzehnte Resistenzen entwickelten.

Ist ein Bakterium resistent, liegt diese Eigenschaft auf einem Plasmid außerhalb seines Chromosoms. Dieses Plasmid verteilt sich über Artgrenzen hinweg in der Umgebung, sodass auch nicht verwandte Stämme gegen dieses Antibiotikum immun werden [29].

Einige weitverbreitete Keime wie Staphylokokken sind Meister im Sammeln von Resistenzen – der bekannteste davon ist der Methocillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA). Methocillin galt jahrelang als Reserveantibiotikum, das die meisten Resistenzträger abzutöten vermochte. Das ist inzwischen Makulatur, und die Gefahr durch Multiresistenzen wird weiter ansteigen.

Honig ist gesund für Haut und Haare

Honig findet sich in Lippenbalsam, Hautcreme und Shampoo, wo er für weiche und geschmeidige Haut, Lippen und Haare sorgt. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf positive Wirkungen bei Hauterkrankungen wie atopischer Dermatitis, AknePsoriasis und Rosacea [30].

Wer im Winter etwas gegen spröde Lippen unternehmen möchte, kann sich mit etwas Honig behelfen. Das alte Hausmittel ist gesünder als die üblichen Lippenbalsame, die oft Mineralölprodukte enthalten. Stiftung Warentest geht sogar so weit, jeden zweiten Lippenpflegestift als krebserregend einzustufen [31]. Da ist reiner Honig sicherlich die gesündere Alternative.

Dass Milch und Honig für schöne Haut sorgen, wussten bereits die alten Ägypter: Viele Wellness-Tempel bieten ein Kleopatra-Bad an. Daheim muss man nicht die Badewanne mit Vollmilch fluten – es reicht ein Milch-Honig-Bad, wie man es in Drogeriemärkten bekommt. Oder selber machen: Einige Löffel Milchpulver und einen großen Löffel Bienenhonig in das warme Wasser geben.

In ähnlicher Weise lässt sich eine Honig-Spülung für mehr Glanz und Festigkeit in den Haaren herstellen: Etwas Honig in lauwarmem Wasser lösen und im Haar einwirken lassen. Nach Belieben können Sie eine Mixtur aus Honig, Olivenöl und Eidotter herstellen. Sie verleiht dem Haar Glanz und Spannkraft und hilft gegen Haarausfall und Schuppen [32,17].

Manuka-Honig ist etwas ganz Besonderes!

Mit einer besonders starken keimtötenden Wirkung sticht Manuka-Honig hervor. Der von der in Neuseeland vorkommenden Südseemyrthe (Leptospermum scoparium) gesammelte Honig war Wissenschaftlern lange Zeit ein Rätsel, da er hundertmal stärker auf Bakterien Einfluss nahm als normaler Honig. Mehr Wasserstoffperoxid als im normalen Honig findet man darin nicht, sodass die erhebliche „Nicht-Peroxidase-Aktivität“ (NPA) andere Ursachen haben musste.

Es dauerte eine Weile, bis man Methylglyoxal (MGO) als Ursache identifizieren konnte [33]. Geringe Mengen MGO entstehen auch im menschlichen Stoffwechsel. Es ist ähnlich hochreaktiv wie Wasserstoffperoxid und tötet Mikroorganismen zuverlässig ab [34]. Diesen bakteriziden Effekt von Manuka-Honig unterstützen Glykoside wie Leptosperin und antioxidativ wirksame Phenole [35,36].

Wichtig für die medizinische Wirkung von Manuka-Honig ist die Konzentration des Methylglyoxals [37]. Daher findet man auf dem Etikett häufig den MGO-Gehalt. Eine ähnliche Kategorie ist der Unique Manuka Factor (UMF), der seine Nicht-Peroxidase-Aktivität mit einer Lösung von Wasserstoffperoxid vergleicht. Je höher UMF oder MGO, desto teurer ist Manuka-Honig [38].

Klinische Wirkungen von Manuka-Honig

Die größte Rolle spielt Manuka-Honig bei der Wundheilung [39]. Seine medizinische Wirkung bei Unterschenkelgeschwüren [40] oder diabetischem Fußsyndrom [41] sind durch klinische Studien bestätigt. Mit ihm verschwinden sogar resistente Keime aus Wunden, die zuvor nicht verheilten [42]. Selbst die empfindlichen Schleimhäute heilen damit besser ab als normal, beispielsweise nach einer Lidoperation [43].

Eine heilsame Wirkung hat Manuka auch auf Haut und Schleimhäuten: Er hilft bei Schuppenflechte (Psoriasis) [32] und chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen (Rhinosinusitis) [44].

Weitere medizinische Effekte von Manuka-Honig sind erst wenig untersucht, aber lassen hoffen. So hemmt er das Wachstum von Helicobacter pylori, einem Bakterium, das für die meisten Schleimhautentzündungen von Magen und Zwölffingerdarm verantwortlich ist [45]. Auf den Zähnen verhindert er die Ausbildung eines Biofilms, sodass Manuka-haltiger Kaugummi Plaque, Zahnstein und Parodontose verhindert [46]. Augentropfen mit Manuka helfen gegen trockene Augen (Sicca-Syndrom), die bei trockener Heizungsluft Probleme bereiten [47].

Hilft Manuka gegen Krebs?

Entsprechende Sensationsmeldungen geistern regelmäßig durch Presse und Internet. Leider konnte man das noch nicht in klinischen Studien belegen. Bisher hat man nur präklinische Untersuchungen durchgeführt, in denen sich ein antikanzerogener Effekt auf Zellkulturzellen und in Tiermodellen nachweisen ließ.

In diesen Experimenten hemmt Manuka-Honig das Wachstum von Dickdarmkrebs [48], Brustkrebs [49], Prostatakarzinomen [50], Lungenkrebs [51] und Melanomen [52]. Hier ist noch viel Forschungsarbeit notwendig. Wenn sich davon etwas am Menschen umsetzen ließe, wäre das natürlich sensationell. Bis dahin sollte man aber mit Heilversprechen vorsichtig umgehen.

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Der Text ist in Kooperation mit Bienen.info und Dr. rer. medic. Harald Stephan entstanden. Bienen.info berichtet über alle Themen aus der Welt der Bienen. Die Seite bietet wissenschaftlich korrekte Informationen, Grafiken und Videos rund um Bienenprodukte und Bienen selber. Dr. rer. medic. Harald Stephan ist Doktor der Medizinwissenschaft und Biologe, mit zahlreichen Veröffentlichungen in renommierten Fachzeitschriften wie Nature Genetics, JCB oder EMBO Journal.

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