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Naturheilkunde und die Universität Heidelberg

Blick auf die Alte Aula der Universität Heidelberg.
© wikimedia commons

Naturheilkunde im Medizinstudium

Die Universität Heidelberg ist insbesondere für ihre Lehre und Forschung im Bereich der Medizin berühmt. Welchen Stellenwert hat dabei die Naturheilkunde? 

Von: Berthold Musselmann

"Dem lebendigen Geist"

Wie lebendig ist der Geist, der durch die Hallen der traditionsreichen, exzellenten Universität Heidelberg (manche meinen der „besten Universität Deutschlands“) weht?

Ich kann hier nur für meine Person, nicht für meinen Fachbereich sprechen und schaue auf viele Jahre Erfahrung mit dem Universitätsbetrieb und noch mehr Jahre in eigener Praxis zurück.

Universität Heidelberg steht für Medizin

Die wissenschaftliche Medizin, für die die Universität Heidelberg ganz besonders steht, hat viel geleistet für die Menschheit, insbesondere für einige schwer Kranke mit selteneren Erkrankungen, für die Erforschung von wenig bekannten Krankheiten, für neue, hochwirksame, auch teure Pharmaka, für die Gentechnologie und vieles Andere.

Wie sieht die Bilanz bei der großen Mehrheit der leichter Kranken, der chronisch Kranken, d.h. bei denen, die vorwiegend in unsere Praxen kommen, aus?

Was könnte die Universität hier für einen lebendigen Geist, besonders für die Einbeziehung der Geisteswissenschaft in eine einseitig rational-naturwissenschaftliche Medizin tun?

70-80 % der Bevölkerung, je nach Umfrage (z. B. Allensbach, 2002), wünscht sich bei der Behandlung ihrer Gesundheitsstörungen eine Berücksichtigung von Naturheilverfahren.

Auf Druck der Bevölkerung und durch lobenswerte Privatinitiativen, z. B. die der Familie Carstens in Essen, entstanden Lehrstühle für Naturheilverfahren an verschiedenen Universitäten in Deutschland.

Wie sieht die Situation in Heidelberg aus?

An dieser geistig konservativen Bildungseinrichtung, die dennoch die Speerspitze der aktuellen Wissenschaft darstellt, spielt die Komplementärmedizin nur eine marginale Rolle. In der Regel wird sie totgeschwiegen, was deutlich schlimmer ist als eine kritische Auseinandersetzung.
Interessanterweise wendet die Mehrheit der Ärzte, auch der Chefärzte, wenn sie selbst erkranken, Naturheilmethoden bei sich selbst an. Die naturwissenschaftliche Medizin in Heidelberg verfährt in weiten Teilen selbstbestätigend. Eine kritische Sicht auf die Schwachstellen des gegenwärtigen Medizinbetriebs findet kaum statt. Eine Einbeziehung der Naturheilverfahren in den ambulanten Klinikbetrieb findet, von wenigen lobenswerten Ausnahmen abgesehen (Gynäkologische Ambulanz, C. v. Hagens, Schmerzambulanz u.a.), nicht statt, noch weniger im stationären Bereich.

Im studentischen Unterricht ist das in der Folge natürlich nicht anders: Die Studentinnen und Studenten erfahren fast nichts über die vielfältigen Methoden der Komplementärmedizin, obwohl bei zwei Dritteln teilweise starkes Interesse daran vorhanden ist.

Radikales Sparen an menschlichen Ressourcen wie im Pflegebereich, beim ärztlichen Personal u. a. auf der einen Seite, großzügige Gelder für Großgeräte, industrienahe Forschung auf der anderen Seite. Der Faktor Menschlichkeit tritt zunehmend zurück. Dies kann auch eine blühende, zu sehr wissenschaftlich ausgerichtete Psychosomatik nicht wesentlich ändern, da es an einer Integration der Regeln menschlichen Umgangs mit individuellen Patienten und an einer Integration der ganzheitlichen Medizin in den Fächern fehlt und vor allem an der Zeit, die Ärzte und alle in Heilberufen Tätige bräuchten, eine tragfähige Beziehung zu entwickeln.

Sowohl in der Naturheilkunde als auch in der wissenschaftlichen Medizin bestehen erhebliche Lücken in den Belegen für den Nutzen der jeweiligen Methoden. Zweifelhafte Alternativmedizin expandiert auf einem kaum kontrollierten Markt. Wie auf einem anderen Stern boomt die fakten- und bilderfixierte, einem eindimensionalen Menschenbild anhängende „Wissenschaft“.

Wollen wir als Kranke eine Medizin der toten Materie nach dem Muster der spektakulären „Körperwelten“ oder eine Medizin für den lebendigen Menschen?

Dem lebendigen Geist? Das muss gegenwärtig in Heidelberg in Teilen der Medizin bezweifelt werden.

Was wir bräuchten:

  1. Mehr Annäherung an den individuellen Menschen, mehr Stärkung persönlicher Ressourcen, bessere Förderung der Eigenaktivität, Entschlackung eines völlig überladenen Medizinstudiums mit unmenschlichem Prüfungsdruck auf die Studenten, dafür mehr Einblick in die Komplementärmedizin.
  2. Konzentration auf die wesentlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Ärzte wirklich brauchen, nicht die Ausselektion von mitfühlenden, sensibleren Kollegen und Kolleginnen, nicht den Zwang zum inneren Rückzug als Selbstschutz vor einer Medizin der Härte, die allein der Objektivierung des Kranken huldigt und dabei neben dem kranken Menschen auch den Therapeuten als Mensch vergisst.
  3. Mehr Grundlagenforschung und weniger Forschung für einen Markt, der im Zweifel auch geschaffen wird, selbst wenn es für die Produkte kaum Bedarf gibt.
  4. Weniger Kernspintomografen mit einem äußerst umstrittenen Benefit für die Gesundheit der Menschen, wer hat z. B. ausreichend überprüft, inwieweit Bilder und Symptome übereinstimmen. Weniger umstrittene Eingriffe und Operationen. Weniger Pharmakotherapie und weniger Diagnosen/Schubladen.
  5. Keine Krankheitsindustrie, sondern ein auf Heilung konzentriertes Gesundheitswesen.

Finanzielle Mittel wären selbst in Zeiten der Krise einer unmäßigen Geldwirtschaft ausreichend vorhanden, wenn es in die richtigen Kanäle flösse und nicht in spektakuläre und für Industriekreise profitable Großprojekte. Fragen Sie Pflegekräfte, was an Menschlichkeit im Stationsbetrieb noch möglich ist bei einer Politik des radikalen Sparens am falschen Ende. Nicht ohne Grund schneiden die Universitätskliniken bei Umfragen unter Patienten zur Versorgungsqualität (Wartezeit, Zeit, gleichbleibende Ansprechpartner, Supervision von Assistenzärzten, patientenverständliche Aufklärung) deutlich schlechter ab als z. B. Hausärzte.

Getreu dem Motto „Semper apertus“ (immer offen für neue geistige Anregungen) der Universität Heidelberg hoffe ich, dass dieser Beitrag dazu beiträgt, mit den vorhandenen Mitteln mehr zu erreichen als bisher und die Medizin an dieser Universität zu erneuern.

Gemäß Paul Kirchhof sehe ich meinen Beitrag auch als Dank an eine Universität, die mich immer geistig angeregt hat.

Ihr

Berthold Musselmann

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